Kritische Situationen gibt es beim Tauchen immer wieder. Dr. Sno* berichtet aktuell von einem Wracktauchgang in der Bucht vor Coron um die Calamian Inseln bei dem er kurzfristig seinen Guide verloren hatte. Aber auch bei vermeintlich sicheren Tauchgängen mit guter Vorausplanung kann es schnell gefährlich werden. In den 80ern war ich mit einer Gruppe von Tauchern bei den Liparischen Inseln auf einem alten Segelschiff, auf der SV Florette,
unterwegs. Wir hatten uns vorgenommen einen Tauchgang vom fahrenden Schiff aus zu unternehmen. Wegen der großen Tiefe, konnten wir nicht ankern.
Zwei Schlauchboote wurden ins Wasser gelassen um die Taucher nach dem Tauchgang wieder einzusammeln. Gemeinsam mit einem Freund bereitete ich mich auf den Tauchgang vor. Unter uns befand sich in ca. 40 Meter Tiefe ein Felsplateau, welches riesige Muränen und stattliche Zackenbarsche beherbergen sollte.
Wie gewohnt trafen wir uns an der Wasseroberfläche, unser Tauchlehrer gab das Zeichen zum Abtauchen (das Abtauchzeichen sieht natürlich etwas anders aus)
und schön stürzten wir uns kopfüber ins Ungewisse. Denn zu sehen gab es beim Abtauchen unter uns tatsächlich nur Wasser.
Der Tauchlehrer übernahm die Führung, mein Freund und ich folgten ihm. Langsam tauchten wir ab. Mein Freund befand sich schräg über mir. Plötzlich sah ich, dass sein Inflator frei über seinem Kopf schwebte und nicht an die Weste angeschlossen war. Der Inflator ist ein Teil der Tauchausrüstung, durch den die Tarierweste mit Druckluft aus der Druckluftflasche aufgeblasen werden kann. In den 80ern gab es noch nicht die heute üblichen Tauchjackets, d.h. Flaschen und Westen wurden separat angezogen, der Inflator wurde an die Weste angeschlossen.
Mein Freund war also beim Abtauchen damit beschäftigt diesen frei schwebenden „Schlauch“ zu erwischen. Zwischenzeitlich war er natürlich gezwungen immer wieder den Druckausgleich zu machen. Unser Tauchlehrer, der sich ja unterhalb von uns befand, hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht bemerkt, dass sich hier eine gefährliche Situation anbahnte. Ich übrigens auch nicht. Aber als wir uns in ungefähr 10 Metern Tiefe befanden und mein Freund es immer noch geschafft hatte den Inflator zu erwischen und an die Weste anzuschließen, sauste er unversehens an mir vorbei und überholte ebenfalls den Tauchlehrer. Da er keine Luft in seine Weste bekam um den Druck auszugleichen, sackte er wie ein Stein in die Tiefe. Verzweifelt versuchten wir ihn aufzuhalten, hatten aber keine Chance ihn zu erwischen. Ein Felsvorsprung in 55 Metern Tiefe bremste glücklich seinen Fall, denn zwei Meter weiter rechts ging es 80 Meter runter. Der Tauchlehrer und ich holten ihn dort ab, schlossen seinen Inflator an und versuchten ihn zu beruhigen. Die Panik in seinen Augen werde ich wohl nie vergessen. Der Tauchlehrer brach den Tauchgang daraufhin sofort ab, und somit ist es bis heute mein kürzester Tauchgang gewesen, obwohl in meinem Logbuch steht, dass wir an dem Tag Dekompressionsstops von 2 Minuten in 9 Metern, 7 Minuten in 6 Metern und 23 Minuten in 3 Metern eingelegt haben.
Der Bordhündin „Windy“ wartete immer voller Ungeduld auf die Rückkehr der Taucher.
Wow, das ist mal ein schönes Tauchschiff…
Ich hab mich gerade gefragt, was man in so einem Fall am besten macht. Blei abwerfen? Tief einatmen und versuchen mit dem Lungenvolumen zu tarieren?
Und das Tauchzeichen könnte meiner Meinung nach „Vorsicht, kreuzende Hirschkorallen“ bedeuten (;
hi Doc
😆 kreuzende Hirschkorallen, genau!
Das Schiff war Anfang der 80er noch nicht so gut in Form wie es heute zu sein scheint. Ich habe jetzt erst gesehen, dass es nach wie vor unterwegs ist und mittlerweile vom damals 4- oder 5-jährigen Sohn Ron geführt wird. Inzwischen gibt es 7 Besatzungsmitglieder und damals waren es gerade mal 4. Die Jungs haben gemeinsam an Deck geduscht, nur wir Frauen hatten das Privileg unter Deck eine Süßwasser-Dusche zu benutzen. Aber wenn du mal Lust aufs Mittelmeer hast und vor allem auf eine schweißtreibende 3-stündige Wanderung auf den Stromboli mit fantastischer Aussicht und viel Schwefel in der Nase, dann kann ich dir so einen Törn wirklich wärmstens empfehlen.
Ich glaube mit dem Lungenvolumen hätte er vielleicht noch bei den 10 Metern eine Chance gehabt zu tarieren, aber letztendlich ging es wahnsinnig schnell und er war eigentlich nur noch damit beschäftigt zu atmen und den Druckausgleich zu bewerkstelligen. Blei hätte er vielleicht noch abwerfen können, anfangs zumindest, aber einfacher wäre es gewesen, wenn er, wie wir es gelernt hatten, die Weste mit dem Mundstück aufgeblasen hätte. Aber wir waren halt nicht sehr erfahren, hatten beide so um die 30 TG. Wenn er auf die 80 Meter gefallen wäre, weiß ich auch nicht, wie es ausgegangen wäre. Vor allem wegen der Panik. Na ja, ist ja alles gut gegangen 😉
Liebe Grüße und schönen Tag