Nachricht an alle von Michael Kumpfmüller

Nachricht an alle Kurzbeschreibung
„Wir stürzen ab, betet für mich“ – diese SMS erhält ein Vater von seiner Tochter mitten in der Nacht, in einem Hotelzimmer in Nordamerika. Was wie ein grausamer Scherz klingt, erweist sich als der modernste aller Albträume: Selbst aus todgeweihten Flugzeugen können wir noch Nachrichten empfangen, Nachrichten an alle. Mit diesem Donnerschlag beginnt Michael Kumpfmüllers Roman, der die Politik zurück in die deutsche Literatur bringt. Denn der Vater, der diese Nachricht bekommt, ist Innenminister eines westeuropäischen Landes, das gerade in eine schwere Krise stürzt. Streiks, soziale Unruhen und diffuse terroristische Bedrohungen lassen Minister Selden keine Zeit für Trauer. In „Nachricht an alle“ treibt Michael Kumpfmüller eine Sonde durch die Schichten unserer westlichen Demokratien. Nicht nur Seldens privates und politisches Schicksal interessieren ihn, sondern die monströsen Mechanismen innerer Sicherheit, die gegenseitige Durchdringung von privater und öffentlicher Sphäre. Dazu gehört auch das dröhnende Räsonnement von Medien, Experten und vermeintlicher Volkes Stimme, das als Hintergrundrauschen den politischen Diskurs begleitet und aushöhlt. Kumpfmüller gelingt ein flirrendes Porträt der Gleichzeitigkeiten: Während in den klimatisierten Büros der Eliten Entscheidungen getroffen werden, beginnt sich unten in den Großstadtschluchten, an den heißen Rändern der Gesellschaft, eine Gruppe von Menschen zu regen, die auf den großen Schlag wartet. So kenntnisreich, packend und klug ist in der deutschen Literatur noch nicht über Politik und Gesellschaft geschrieben worden.

Über den Autor
Michael Kumpfmüller, geb. 1961 in München, lebt mit seiner Frau Eva Menasse als freier Autor in Berlin. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte in Tübingen, Wien und Berlin, das er mit der Promotion abschloss, arbeitete er in den neunziger Jahren als freier Journalist für diverse Tages- und Wochenzeitungen und ist seit 1999 freier Schriftsteller.

Sein erster Roman Hampels Fluchten wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorabgedruckt und in den deutschen Medien zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Übersetzungen erschienen in den Niederlanden, Frankreich, Finnland, Großbritannien und den USA. 2003 folgte sein Roman Durst.

Im Wahlkampf 2005 zur Bundestagswahl in Deutschland schloss er sich der von Günter Grass initiierten Wahlinitiative zugunsten der damaligen rot-grünen Regierung an. Von April bis November 2006 nahm er für sechs niedersächsische Literaturbüros unter www.netznotizen.de zu aktuellen Geschehnissen aus Politik und Gesellschaft Stellung.

2007 wurde Kumpfmüller für das Romanmanuskript von Nachricht an alle mit dem Alfred-Döblin-Preis.

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