Marcel Reich-Ranickis Autobiographie wird unter der Regie von Dror Zahavi durch den WDR verfilmt. Der 27-jährige Schauspieler Matthias Schweighöfer übernimmt die Rolle Reich-Ranickis und verwandelt sich in einen jungen, vorerst in Berlin lebenden Polen mit Lese- und Theatersucht.
„Diese Rolle ist die bislang größte Herausforderung für mich.†œ Die Verkörperung des Schillers, meint Schweighöfer, fiel ihm vor drei Jahren leichter. Schiller sei „irgendwie fiktiver†œ gewesen.
5,2 Millionen Euro soll der Film kosten und in dreißig Drehtagen im Kasten sein. Viele Szenen wird das Team im Kölner Umland drehen, schon der Filmförderung NRW wegen; sie allein trägt mit rund einer Million Euro zu dem Projekt bei. Gedreht aber wird auch in Polen, Ende Juli. Die Verfilmung der Reich-Ranicki-Autobiographie „Mein Leben“ sei ein europäisches Projekt, sagen die Produzenten.
Reich-Ranicki sagt, er blicke der Verfilmung voller Hoffnung entgegen. Und voller Furcht. Die Zuschauer sollen verstehen, „was damals geschehen ist“, auch „was Menschen Menschen antun können“. Erst recht die Ratlosigkeit der Juden in Deutschland und Polen. Die Eltern – den Vater spielt im Film Joachim Król, die Mutter Maja Maranow – wurden in Treblinka ermordet, der Bruder in Poniatowa. Er selbst und seine Frau Tosia (Katharina Schüttler) überlebten.
„Ich will einen guten Film, keine solide Verfilmung.“ Was für ihn zählt, wenn der Film am 19. April 2009 gesendet wird, dem Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto, ist nur das Ergebnis. Ein Film, der „nur aus dem Medium heraus geboren“ werden könne, erklärt Marcel Reich-Ranicki.
Kurzbeschreibung
Marcel Reich-Ranicki, viel bewundert und viel gescholten, ist so bekannt und populär, so einflußreich und schließlich auch so umstritten wie wohl kein deutscher Kritiker zuvor. Mit seinem „Literarischen Quartett“ beweist er seit 1988, daß die Vermittlung von anspruchsvoller Literatur im Fernsehen höchst unterhaltsam sein kann. Was steckt hinter Reich-Ranickis unvergleichlichem Aufstieg, hinter diesem unglaublichen Erfolg? Als er, kaum neun Jahre alt, aus seiner polnischen Geburtsstadt Wloclawek nach Berlin übersiedelt, verabschiedet ihn seine Lehrerin mit den Worten: „Du fährst, mein Sohn, in das Land der Kultur.“ Doch das Land der Kultur stellt sich schon dem Kind nicht ohne düstere Seiten dar. Wie ein roter Faden zieht sich diese widerspruchsvolle Erfahrung durch sein weiteres Leben: Das Glück, das er der deutschen Literatur verdankt, der Musik und dem deutschen Theater, ist untrennbar verknüpft
mit der Angst vor der deutschen Barbarei. Im Jahre 1938 wird Reich-Ranicki nach Polen deportiert. Als Jude erfährt er im Warschauer Getto die schrecklichsten Demütigungen, die Menschen Menschen bereiten können. Zusammen mit seiner Frau Tosia überlebt er das Inferno. Im Polen der Nachkriegsjahre wird er Kommunist und Zeuge des größten Verrats an der Idee einer gerechten Gesellschaft. 1958 kehrt er nach Deutschland zurück und wird beinahe sofort als Kritiker anerkannt.