Europäische Literatur 2010: Würth-Preis für Ilija Trojanow

Der mit 25 000 Euro dotierte Würth-Preis für Europäische Literatur wird seit 1998 alle zwei Jahre vergeben. Gewürdigt werden mit der Auszeichnung literarische Bemühungen um die kulturelle Vielfalt Europas. Der Würth-Preis für Europäische Literatur 2010 geht an den deutsch-bulgarischen Schriftsteller Ilija Trojanow.

Mit der Auszeichnung werden Trojanows Leistungen als „poetischer Chronist der großen Exil- und Migrationsphänomene der Moderne“ gewürdigt. Der 43- Jährige vermittle den Lesern in Dokumentationen, Reiseberichten, Reportagen und Erzählungen „ein neues Gefühl für die Komplexität inter- und transkultureller Wirklichkeitserfahrungen“, teilte die Jury mit. Die Verleihung findet Anfang 2010 in Stuttgart statt.

Weitere Preisträger sind Hermann Lenz (1198), Claudio Magris (2000), Claude Vigée (2002), Harald Hartung (2004), Herta Müller (2006), Peter Turrini (2008).

Leben und Wirken von Ilija Trojanow

Ilija Trojanow entstammt einer bulgarischen Familie, die 1971 über Jugoslawien und Italien in die Bundesrepublik Deutschland floh, wo sie Politisches Asyl erhielt. 1972 zog die Familie weiter nach Kenia, wo der Vater eine Anstellung als Ingenieur erhalten hatte. Unterbrochen von einem Deutschlandaufenthalt in den Jahren 1977 bis 1981, in denen er von 1979 bis 1981 das Staatliche Landschulheim Marquartstein besuchte, lebte Ilija Trojanow bis 1984 in Nairobi. Er besuchte die Deutsche Schule Nairobi, die er mit der Reifeprüfung abschloss. Danach folgte ein Aufenthalt in Paris, und von 1985 bis 1989 studierte er an der Universität München Rechtswissenschaften und Ethnologie. Nachdem er dieses Studium abgebrochen hatte, gründete er 1989 in München den Kyrill-und-Method-Verlag, 1992 den Marino-Verlag, die beide auf Afrikanische Literatur spezialisiert waren. 1999 übersiedelte Trojanow nach Mumbai; in den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Indien. Von 2003 bis 2007 lebte Trojanow in Kapstadt; 2007 war er Mainzer Stadtschreiber. Er lebt in Wien.

Trojanow verfasste in den 1990er Jahren einige Sachbücher und Reiseführer über Afrika, er gab eine Anthologie mit afrikanischer Gegenwartsliteratur heraus und übersetzte afrikanische Autoren. 1996 erschien sein erster eigener Roman Die Welt ist groß und Rettung lauert überall, in dem er die Erfahrungen seiner Familie als politische Flüchtlinge und Asylanten verarbeitete. Es folgten der Science-Fiction-Roman Autopol, der als „novel in progress†œ im Internet entstanden war, mit Hundezeiten ein Reisebericht über ein Wiedersehen mit der bulgarischen Heimat sowie Bücher über Trojanows indische Erfahrungen. In der Reportage Zu den heiligen Quellen des Islam beschrieb Trojanow seine Pilgerreise nach Mekka.

Ilija Trojanow ist seit 2002 Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Im November 2007 war Trojanow im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur Dozent an der Universität Tübingen.

2007 drehte Trojanow den Film „Vorwärts und nie vergessen – Ballade über bulgarische Helden†œ, der noch im gleichen Jahr in 3sat und im ZDF zu sehen war. Diese Dokumentation basiert auf Gesprächen mit politischen Gefangenen und Zeitzeugen, die auf Jahre und Jahrzehnte in den Gefängnissen und Lagern Bulgariens verschwunden waren. Er handelt von den Verbrechen und Grausamkeiten der bulgarischen Kommunisten und den Lügen in der heutigen bulgarischen Gesellschaft.

Im April 2008 kuratierte Trojanow das Literaturfestival „RE ASIA – Avatar. Asiens Erzähler†œ im Berliner Haus der Kulturen der Welt.

Für die taz verfasst Trojanow im Wechsel mit mehreren anderen Autoren seit 2006 die wöchentliche Kolumne „Das Schlagloch†œ.

Seit 2008 ist Ilija Trojanow Herausgeber der Buchreihe „Weltlese. Lesereisen ins Unbekannte†œ, in der Trojanow unentdeckte Autorinnen und Autoren und ungewöhnliche oder vergessene Texte veröffentlicht.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia

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