Roberto Saviano wird mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2009 geehrt

Der Geschwister-Scholl-Preis 2009 wird dem italienischen Schriftsteller Roberto Saviano verliehen. Er erhält den Preis für sein aktuelles Buch, „Das Gegenteil von Tod“ (Hanser)†“ aber darüber hinaus für sein engagiertes Schreiben insgesamt.

Savianos Werk zeuge im Sinne des Preises von geistiger Unabhängigkeit und sei geeignet, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben, so die Preisbegründung.

Weiter heißt es in der Begründung der Jury, dass der gerade 30-jährige Saviano den Mut hat, die Wahrheit zu sagen: „Er spricht Dinge aus, die in Italien fast niemand zu sagen wagt und hat damit auch unseren Blick auf Italien verändert. Schon mit seinem literarischen Debüt „Gomorrha†œ (Hanser, 2006) hat er einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie die Mafia, speziell die Camorra, immer noch das Leben der Menschen systematisch zerstört.“

Ausdrücklich verweist die Jury auf die Klarheit und Intensität der Sprache Savianos, die seine Essays, Reportagen und Erzählungen so erschütternd macht: sie ist nüchtern, gleichzeitig empathisch, zart und in höchstem Maße poetisch. Seine literarische Wucht ist gespeist aus dem Zorn über die weltweite Macht der organisierten Kriminalität †“ trotzdem ist Roberto Saviano fähig wie kein anderer, die komplexen Sachverhalte eindringlich und allgemeinverständlich darzustellen. Damit leistet er ungeachtet seiner eigenen Situation einen einzigartigen Beitrag zum Verständnis des Leidens seiner Mitmenschen in seiner Heimat. Der Geschwister Scholl-Preis ehrt somit einen Autor, der unter Einsatz seines Lebens dagegen anschreibt, eine ausweglos erscheinende Situation als gegeben hinzunehmen.

Am 14.06.2009 hat Denis Scheck in seiner Sendung Druckfrisch Roberto Saviano interviewt und darüber berichtet wie es ist im Untergrund zu leben und zu schreiben: Es gibt, wenigstens in Italien, eine beträchtliche Menge Leute, die ihn lieber heute als morgen tot in seinem Blut liegen sehen will: Seit der enormen Aufmerksamkeit, die sein Mafia-Bestseller „Gomorrha“ bekam, steht Roberto Saviano auf der Todesliste der ‚ehrenwerten Gesellschaft‘ und kann sich in seiner Heimatstadt Neapel nicht mehr blicken lassen.

Das Gegenteil von Tod

Das Gegenteil von TodKurzbeschreibung
Nach dem sensationellen Erfolg seines Mafia-Bestsellers „Gomorrha“ zeigt Roberto Saviano in erschütternden Reportagen die andere Seite der Medaille: die Welt jener jungen Italiener, die auf der Seite des Gesetzes stehen und doch auch an vorderster Front. Im armen Süden von Italien, wo jungen Männern keine große Wahl bleibt, wenn sie einer legalen Arbeit nachgehen wollen, ist der Dienst bei der Polizei oder beim Militär oft die einzige Chance, der Kriminalität zu entgehen. Savianos namenloser Erzähler berichtet von gleichaltrigen Freunden, die sich zu Kampfeinsätzen gemeldet haben, im Kosovo, in Afghanistan oder in Somalia, und von denen viele nur als Tote zurückgekommen sind.

Über den Autor
Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Studium der Philosophie als Journalist für „Il Manifesto“, den „Corriere del Mezzogiorno“ und „L’Espresso“. Für „Gomorrha“, sein erstes Buch, erhielt er 2006 den Premio Viareggio.Friederike Hausmann, geboren 1945, Studium der Geschichte und Altphilologie in Berlin. Nach Promotion tätig als Lehrerin. Nach langjährigem Aufenthalt in Italien lebt sie heute als Autorin und Übersetzerin in München. Als Italien-Expertin schreibt sie für den Rundfunk sowie überregionale Tages- und Wochenzeitungen.

Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels †“ Landesverband Bayern und der Landeshauptstadt München verliehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen David Grossmann, Anna Politkovskaja, Saul Friedländer, Necla Kelek und Arno Gruen.

Die Verleihung des Preises findet im Rahmen einer geschlossenen Festveranstaltung am Montag, dem 16. November 2009 um 19.00 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München statt.

Quelle: BuchMarkt

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