Marie NDiaye u. Claudia Kalscheuer erhalten Internationalen Literaturpreis

Marie NDiaye und Claudia Kalscheuer erhalten den Internationalen Literaturpreis 2010

Die französische Schriftstellerin Marie NDiaye und die Übersetzerin Claudia Kalscheuer erhalten in diesem Jahr den Internationalen Literaturpreis. Der Internationale Literaturpreis †“ Haus der Kulturen der Welt ist ein Literaturpreis für zeitgenössische Erzählliteratur in deutscher Übersetzung.

Er wird seit 2009 vom Haus der Kulturen der Welt und der Stiftung Elementarteilchen jährlich vergeben und ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert, 25.000 Euro davon erhält der Autor und 10.000 Euro der Übersetzer. Ziel des Preises ist, die Aufmerksamkeit für aktuelle literarische Stimmen aus aller Welt zu erhöhen und die Vermittlungsleistung von literarischen Übersetzern zu würdigen. Der Preis soll in der Fülle an Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt auf qualitativ hervorragende und außergewöhnliche Werke der internationalen Literaturen aufmerksam machen.

Marie NDiaye, 1967 in Pithiviers bei Orléans geboren, nahm den Preis für ihren Roman „Drei starke Frauen“ am 28.09.2010 im Berliner Haus der Kulturen der Welt entgegen. Claudia Kalscheuer, die den Roman aus dem Französischen übersetzte, erhielt 10.000 Euro.

Die Jury lobte den Roman als „ein subtiles, dicht geschriebenes, ins seiner sprachlichen Ausgestaltung einen starken Sog entfaltendes Buch über gestörte Beziehungen, emotionale Abhängigkeiten, unerhörte Abgründe innerhalb familiärer Beziehungen†œ.

In ihrer kurzen, auf Deutsch formulierten Dankesrede betonte NDiaye, die seit 2007 mit ihrer Familie in Berlin lebt, wie wichtig es sei, dass die Auszeichnung auch die Arbeit des Übersetzers würdige. Die Bücher von NDiaye verlangten ihr alles ab, formulierte im Anschluss Claudia Kalscheuer, es seien „die schönsten und zugleich schwierigsten Werke„, die sie bislang habe übersetzen dürfen.

Kurzbeschreibung
Den neuen Roman der »ungewöhnlichsten Schriftstellerin Frankreichs« beschrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in den knappen und präzisen Worten: Er handle »von drei vollkommen unterschiedlichen Frauen, die sich von den Schwierigkeiten des Lebens nicht unterkriegen und von ihren Mitmenschen nicht demütigen lassen«. Die vierzigjährige Norah gibt dem Drängen ihres Vaters nach und besucht ihn in Dakar: Die Juristin soll ihren Bruder aus dem Gefängnis holen. Das schwierige Treffen mit dem Vater führt die Frau an den Rand des Wahnsinns. Fanta hat im Unterschied zu Norah Dakar verlassen, um ihrem Ehemann Rudy in die französische Provinz zu folgen. Sie gibt sich dort vor Langeweile auf, so meint Rudy, durch dessen Perspektive wir von Fanta erfahren †“ doch ihm entgeht Entscheidendes. Von Afrika aus betrachtet erscheint ihre Existenz geradezu luxuriös und begehrenswert, weshalb Khady, die junge Afrikanerin, illegal nach Frankreich einzuwandern sich bemüht †“ doch sie endet, tot, an Grenzen. Drei Lebensläufe, drei starke Frauen, die ihre Würde verteidigen, indem sie sich im entscheidenden Moment weigern, so zu handeln, wie es die Umgebung verlangt: drei Frauen, die selbst in extremster Situation ihre Würde verteidigen.

„Das ganz Besondere an diesem Roman“, so die Literaturkritikerin Iris Radisch, „ist der unvergleichbare literarische Stil.“ Sie sieht in der deutschen Gegenwartsliteratur nichts, was sie diesem Stil an die Seite stellen könnte; in seiner Raffinesse, in seiner Leichtigkeit, aber auch in seiner Akkuratesse. Mehr Informationen zu Marie NDiayes Roman „Drei starke Frauen“ finden sich hier.

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