Tod in Belval: Fashion-Fotograf Lou Schleck – Shoot One von Hughes Schlueter
„Hutt Dir déi Doudeg kannt?“, kläffte ein Kleiner mit Kappe nach ihm. „Et war dach keen Accident, oder?“, wollte ein anderer aufdringlich wissen.
„Sind Ihre Shootings immer so gefährlich?“, fragte jemand in schneidendem Deutsch.
Der Modefotograf Lou Schleck ist genervt von den Reportern, die, wie immer wenn ein Unfall mit Personenschaden gemeldet wird, sofort zur Stelle sind. Er kennt das Opfer nicht, das eher zufällig von einem Model, das Lou für die Aufnahmen für ein französisches Toplable engagiert und gut ausgeleuchtet auf einer Plattform platziert hat, entdeckt wird. Auf einem Absatz vor dem Hochofen liegt eine junge Frau mit zerschlagenem Hinterkopf und verdrehten Körperteilen, die leblosen Augen apathisch und ungläubig in den Sonnenuntergang starrend.
Die Tote ist offensichtlich aus großer Höhe abgestürzt. War es Mord oder Selbstmord? Während Lous geschulter Blick sofort erkennt, dass an der Haltung der Leiche etwas nicht stimmt, gehen Commissaire en Chef Jean-Marie Grandcharles und Inspecteur adjoint Rudy Decker von Selbstmord aus. „Mischen Sie sich nicht in meine polizeilichen Ermittlungen ein“, lautet die eindeutige Botschaft des bärbeißigen Commissaires, als Lou Schleck versucht, ihm seine Beobachtungen mitzuteilen. Also macht sich der Fotograf mit Hilfe seiner hinreißenden Assistentin Florélie eigenständig auf die Suche nach dem Mörder. Denn für ihn steht fest: Belval hat jetzt seinen ersten Mord und ist endlich zu einer richtigen Stadt geworden.
Hughes Schlueters erster Kriminalroman spielt in Belval – Luxemburgs stillgelegter Hochofenanlage, 20 Auto-Minuten südwestlich von Luxemburg-Stadt gelegen und etwa dreimal so groß wie der Vatikanstaat. Schon bevor 1997 der letzte Hofofen abgeschaltet wurde, wurde unter dem Motto „From Metal to Mental Work“ ein städtebauliches Großprojekt als Lebensraum für etwa 30.000 Menschen angelegt. Banken, Finanzdienstleister und Forschungsinstitute wurden dort angesiedelt, Hotels, Wohnviertel, Apartmenthäuser und Einkaufszentren errichtet.
Hier residiert auch Lou Schleck mit seinem kompletten Fotostudio. Und von hier aus unternimmt er viele Wege durch Belval, die ihn letztendlich in die obersten Etagen der Finanzwelt führen. Der Mief der Standesdünkel ist allgegenwärtig und die gesellschaftliche Stellung ist gerade in der überschaubaren Luxemburger Oberschicht wichtig – lebenswichtig.
Hughes Schlueter hat mit „Tod in Belval“ einen spannenden und amüsanten Debütroman geschrieben. Seine Charaktere sind originell und agieren an einem interessanten Schauplatz, von dem ich zumindest zuvor noch nie etwas gehört habe. Lesenswert!
Kurzbeschreibung
Lou Schleck, rothaariger und gefragter Szenefotograf mit Hang zu drastischen Bildern, hat einen gut bezahlten Auftrag eines Top-Modemagazins. Set ist die stillgelegte Hochofenanlage von Belval im rostglühenden Abendlicht. Das Shooting beginnt mit fröhlichem und schrillem Stress, findet aber unerwartete Dramatik mit dem Auffinden einer weiblichen Leiche, die von einer der hohen Plattformen herabgestürzt zu sein scheint. Für einige der anwesenden Models ein willkommener Anlass, sich zu übergeben, für Lou und seine abgebrühte Assistentin Florélie aber der Auftakt zu einer spannenden Spurensuche. Auf der Suche nach dem stimmigen Bild helfen ihm und behindern ihn: Gaston, der Mann, der im Web 2.0 wohnt; Hugo, die hübsche Cafébesitzerin; ein brummiger Commissaire; ein dubioser Unternehmer; Orkhgard, ein Rollenspiel-Schamane; eine der ersten Damen der Luxemburger Gesellschaft; Investment-Banker aus Belval; Carlo, das Gespenst der Rockhal, und natürlich Florélie, der Lou vollkommen verfallen ist… und die leider nur auf Frauen steht. Aber, wer weiß? Sicher ist nur: Spannung, Spaß und Sprachvergnügen auf 160 Seiten mit Bonustrack: Fotografien aus Belval.
Über den Autor
Hughes Schlueter ist geboren und aufgewachsen im Rhein-Main-Gebiet, Deutschland.
Nach dem Abitur Studium der Wirtschaftswissenschaften, Architektur, Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe. Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur Informatik/ Operations Research.
Berufsstart bei Agentur für Kommunikation, Marketing, Public Relations und Werbung in Deutschland. Internationale Konzerne und Markenartikelunternehmen als Klienten.
Drei Jahre stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Beratungsdienstleistungen der Deutschen Auslandshandelskammer in London. Danach Stationen als Pressesprecher, Kommunikationsverantwortlicher, Berater und Partner bei Unternehmensberatungen für Strategie, Prozessoptimierung und hauptsächlich für Branding, Marketing und Kommunikation. Ein Jahr globales Projektmanagement. Fallweise Durchführung von pro bono Projekten im Bereich Kultur.
Verfasser zahlreicher Marketing- und Werbetexte, unternehmensinterner Publikationen und von Fachtexten. Da dort exzentrische Figuren, Satire und Todesfälle eher selten eingesetzt werden, war ein anderes Format notwendig – aber mit gesicherter Branchenkenntnis.
„Tod in Belval“ (éditions saint-paul, Luxemburg) ist der erste Kriminalroman, der davon profitiert.
Der Lesekreis bedankt sich beim Verlag éditions saint-paul für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.