Wolfgang Herles moderiert neue Literatursendung im ZDF

Nach dem Ende für „Die Vorleser Amelie Fried und Ijoma Mangold, soll Wolfgang Herles die neue Literatursendung im ZDF moderieren.  Es sind jährlich sechs Ausgaben am späten Freitagabend geplant.

Der 60-jährige Journalist und Autor Wolfgang Herles wechselt am 1. Juli 2011 an die Spitze einer neuen „Redaktion Literatur“ im Mainzer Sender. Peter Arens, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Kultur und Wissenschaft, sagte der Süddeutschen Zeitung, Herles sei „ein profunder Literaturkenner“ und habe das auch als Chef von Aspekte „eindrucksvoll bewiesen„.

Im neuen Format sollen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt besprochen werden; aber es dürfte näher am Literaturbetrieb sein als der Vorgänger, bei dem prominente Schauspieler zu Gast waren. Das Konzept wird noch entwickelt. Möglicherweise spielt dabei eine Rolle, dass Herles bislang schon zur Buchmessenzeit mit Schriftstellern in der Aspekte-Sonderausgabe „Das blaue Sofa“ plauderte. Vielleicht gefällt dem ZDF der Titel ja so gut, dass man ihn für das neue Format übernimmt. Von den Buchmessen jedenfalls soll Herles auch zukünftig senden. Er soll in der Literaturstunde des ZDF aber vor allem wieder etwas von der Debattenkultur und Bedeutung liefern, die man seit dem Literarischen Quartett sucht und bei den Vorlesern besonders vermisste.

Nach Informationen des SPIEGEL will Herles keine allzu leichte Kost präsentieren  und mit einem der großen Irrtümer des Fernsehens, Unterhaltung dürfe nicht anstrengen, aufräumen. Er möchte, dass Literatur im Fernsehen „wieder ernst genommen wird. Ich werde Gäste haben. Sie sollen aber aus der literarischen Szene sein und nicht irgendwelche Prominente, nur um damit Zuschauer zu fangen„, sagte er dem SPIEGEL. Herles weiter: „Es ist nicht mein Interesse, den Umsatz des Buchhandels zu steigern. Ich will Anregungen geben, in welche Bücher sich das Versinken lohnt. Das will ich allerdings gut begründen. Nur zu sagen, das müsst ihr lesen, weil ich es gern lese, wäre mir zu wenig.“

Dass Herles ursprünglich aus dem politischen Journalismus kommt, merkte man Aspekte stets an. Und er scheut kaum eine Bühne. Seit einer Weile trägt er im Videoblog vor einer pittoresk vollgestopften Bücherwand seine „Notizen aus Berlin“ vor. Er hat mehrere Bücher (Neurose D: Eine andere Geschichte Deutschlands (2008), Bücher, die Geschichte machten: Von der Bibel bis zu Harry Potter (2007) verfasst. Und dass 1991 Kanzler Kohl dafür sorgte, dass Herles als Leiter des Bonner ZDF-Studios wegen „kesser Interview-Fragen und Kommentare“ abgelöst wurde, daran hat der frühere ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser anlässlich des Falls Brender erinnert. Aspekte hatte Herles mehr als zehn Jahre geleitet und im Wechsel mit Luzia Braun auch moderiert. Beim Kulturmagazin wird ihm sein Stellvertreter Christhard Läpple als Leiter folgen. Läpple wird aber nicht vor die Kamera treten; ein Nachfolger für die Moderation wird gesucht.

Gerhart Baum und Ilja Trojanow sprechen mit Wolfgang Herles über ihre Bücher „Rettet die Grundrechte!“ und „Angriff auf die Freiheit„.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online

Preis der Leipziger Buchmesse 2011: Nominierungen Belletristik

Am 10.02.2011 wurden die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2011 bekanntgegeben. Fünf Romane wurden in die Kategorie Belletristik gewählt. In diesem Jahr wird zum ersten Mal zusätzlich der „Publikumsliebling“ mit einem Gewinnspiel im Rahmen der Leipziger Buchmesse (17.-20. März) ermittelt. Die Abstimmung findet im Internet statt.

Zur Jury gehören: Johanna Adorján (FAZ), Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung), Martin Ebel (Tages-Anzeiger), Eberhard Falcke, Ingeborg Harms (FAZ), Adam Soboczynski (Die Zeit)

Der Preis der Leipziger Buchmesse wird am 17. März 2011 um 16.00 Uhr in der Glashalle der Leipziger Messe verliehen.

Die nominierten Romane in der Kategorie Belletristik in alphabetischer Reihenfolge:

Kream Korner von Anna Katharina Fröhlich

Kurzbeschreibung
„Welcher Mann aber könnte mich am Abend noch unterhalten, wenn ich den Nachmittag mit Herodot zugebracht habe?“, fragt sich die junge Frau bei der Durchsicht von Heiratsannoncen, nur um sich dann nach dem Vorbild ihrer kühnen Tante noch hingebungsvoller in die Lektüre der Weltliteratur und die tägliche Gartenarbeit zu stürzen. Kein Prinz erlöst sie von dem abgeschiedenen Leben auf dem Gut in Südfrankreich, wohl aber die Einladung nach Indien zu Freunden der Tante, einem märchenhaft reichen Sikh-Clan, dessen träge herrschaftliches Dasein einem prunkvollen Höhepunkt zustrebt, der Heirat des ältesten Sohnes. Dass dieser ein Jahr zuvor einem großartig inszenierten Verführungsversuch widerstanden hat, darüber sieht die Nichte hinweg und begeistert sich stattdessen für das göttliche Lachen eines Rikschafahrers, der sie und die Tante einer aufregend ungewissen Zukunft entgegenfährt. In einer herzerfrischend uncoolen Sprache erzählt Anna Katharina Fröhlich von der Suche nach dem Glück. Der beharrliche Enthusiasmus, mit dem die beiden Hauptfiguren sich über die Banalität des Realen hinaus schwingen, ist schlichtweg hinreißend und lässt uns die Welt nach dieser Lektüre ein wenig glanzvoller erscheinen.
Über die Autorin
Anna Katharina Fröhlich, 1971 in Bad Hersfeld geboren und aufgewachsen in Frank – furt sowie München, lebt am Gardasee. 2004 erschien ihr Debütroman Wilde Orangen.

Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger

Kurzbeschreibung
Wenn einer nicht mehr denken kann wie früher, was ist das für ein Leben? Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.
Über den Autor
Arno Geiger, geb. 1968 in Bregenz, Vorarlberg, wuchs in Wolfurt/Österreich auf. Er studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien. Seit 1993 lebt er als freier Schriftsteller. 1986-2002 war er im Sommer auch als Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen tätig. 1996 und 2004 nahm Arno Geiger am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. 2008 wurde Arno Geiger mit dem ‚Johann-Peter-Hebel-Preis‘ geehrt.

Tschick von Wolfgang Herrndorf

Kurzbeschreibung
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.
Über den Autor
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg gebo­ren, hat Malerei studiert und unter anderem für die «Titanic» gezeichnet. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüsch­­gewittern». Im Jahr 2008 wurde er für «Diesseits des Van-Allen-Gürtels» mit dem Deutschen Erzähler­preis ausgezeichnet. «Es geht also doch: Man kann auf Deutsch intelligente und zugleich extrem lustige Geschichten schreiben», schrieb dazu Ijoma Mangold in der Süddeutschen Zeitung.

Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes: Erzählungen von Clemens J. Setz

Kurzbeschreibung
Eines Tages ist es da. Steht am Ende einer Sackgasse mitten in der Stadt. Es ist ein großes Kind. Den Blick hält es demütig zu Boden gesenkt, seine Haut ist rissig. Tagsüber versammeln sich die Bewohner der Stadt um dieses Kind, veranstalten Kundgebungen und Konzerte. Nachts schlagen sie auf es ein, mit Fäusten, Stöcken und Ketten †“ auf die Skulptur aus weichem, niemals trocknendem Lehm, auf das „Mahlstädter Kind“. Der Künstler hat es ihnen zur Vollendung überlassen, hat ihnen die Aufgabe übertragen, es »in die allgemein als vollkommen empfundene Form eines Kindes zu bringen«. Zuerst treibt die Kunstbegeisterung die Bewohner der Stadt, dann kommen sie als Pilger ihrer Wut, verlieren prügelnd die Kontrolle über sich und beinahe auch ihren Verstand. Nach den beiden von der Kritik bejubelten und mit Preisen ausgezeichneten Romanen „Söhne und Planeten“ und „Die Frequenzen“ legt der österreichische Autor Clemens J. Setz nun einen Band mit Erzählungen vor. Es sind Geschichten gespickt mit grotesken Ideen und subtilem Horror, voller gewalttätiger Momente und zärtlicher Gesten. Wie in den Romanen präsentiert sich Setz auch in der kurzen Form als scharfer Beobachter der menschlichen Natur und einfühlsamer, geradezu liebevoller Porträtist ihrer Eigenarten.
Über den Autor
Clemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren. Studium der Mathematik und Germanistik in Graz; Obertonsänger und Gelegenheitszauberer. Er lebt als freier Schriftsteller in Graz. Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes ist sein erstes Buch im Suhrkamp Verlag.

Seerücken: Erzählungen von Peter Stamm

Kurzbeschreibung
Peter Stamm erzählt ungeheuer kunstvoll und scheinbar so einfach von Leben, die nicht gelebt, die aufgeschoben, erinnert und schließlich verpasst werden. In lakonischen Sätzen und unauffällig stimmungsvollen Szenen findet er leicht lesbar, aber schwer verdaulich die kaum spürbaren Eruptionen, die sich im Rückblick als Erdbeben erweisen. Die Einsamkeit im gemeinsamen Urlaub. Ein verlassenes Hotel in den Bergen. Ein Mädchen im Wald. Ein Pfarrer, der die Vögel füttert. Die erste Liebe mit Gewicht.
„Was das Scheitern anbelangt, das leise Scheitern im Alltag, dem kein dramatisches Leiden folgt, darin ist der 1963 geborene Schweizer Peter Stamm ein literarischer Meister. (…) Auf geradezu prekäre Weise sind die Erzählungen auch darin stimmig, dass sie die Verzagtheit zum natürlichen Lebenszustand der Menschen erklären.“ Karl-Markus Gauss, Die Zeit
Über den Autor
Peter Stamm, geboren 1963, studierte nach einer kaufmännischen Lehre einige Semester Anglistik, Psychologie, Psychopathologie und Wirtschaftsinformatik. Längere Aufenthalte in Paris, New York und Skandinavien. Er lebt mit seiner Familie in Winterthur. Er arbeitete in verschiedenen Berufen, unter anderem in Paris und New York. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor und Journalist. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele.

Die Auswahl – Cassia & Ky von Ally Condie [Rezension]

Die Auswahl – Cassia & Ky von Ally Condie

Es ist Frühling und ihr 17. Geburtstag als Cassia Maria Reyes in Begleitung ihrer Eltern die blitzsauberen Mamorstufen zur Stadthalle hinaufsteigt. Ihr Leben lang hat sie auf diesen Tag gewartet. Das grüne Kleid, die Nummer dreiundsiebzig in ihrem Terminal, für das sie sich entschieden hat, betont ihre schlanke Figur, ihre grünen Augen und das kupferfarben schimmernde braune Haar. Sie weiß, dass sie die Einzige an diesem Abend in dem grünen Kleid sein wird, das hat ihr eine Funktionärin verraten.

In wenigen Minuten soll sie ihren Lebenspartner kennenlernen. Es ist Cassias freie Entscheidung an dem Paarungsbankett teilzunehmen. Denn sowohl alleinlebende als auch verheiratete Bürger führen ein erfülltes Leben. Jedoch ist es nur denjenigen erlaubt, Kinder zu bekommen, die sich für die Paarung entscheiden. Das Paarungssystem ist sehr kompliziert. In den Stadthallen im ganzen Land werden die Paare in alphabetischer Reihenfolge verkündet. Abwechselnd tauchen die Gesichter von Jungen und Mädchen, die das System füreinander bestimmt hat, auf Monitoren in den verschiedenen Hallen auf. Das System garantiert körperlich und seelisch gesunden Nachwuchs, deshalb leben die Menschen länger und besser als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte.

Doch bei Cassia bleibt der Bildschirm dunkel, die Gäste fangen an zu tuscheln, bis der Moderator verkündet, dass ihr Partner ebenfalls in der Halle anwesend ist. Das Land ist riesig und die Städte so zahlreich, dass die Wahrscheinlichkeit den perfekten Partner am eigenen Wohnort zu finden, verschwindet gering ist. Dennoch, nach einer gefühlten Ewigkeit wird Cassia ihr langjähriger Freund Xander Thomas Carrow, mit dem sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hat, als Partner verkündet. Cassia ist überrascht und glücklich, denn Xander sieht blendend aus, ist beliebt und ihr absolut vertraut. Das silberne Kästchen mit dem Mikrochip, auf dem die Hintergrundinformationen und Kontaktdaten ihres neuen Partners verzeichnet sind, und das ihr beim Paarungsbankett feierlich überreicht wird, braucht sie im Prinzip gar nicht.

Während ihre Freundinnen die nächsten Tage damit verbringen, die Bilder ihrer Partner anzuhimmeln und dem ersten Treffen entgegenfiebern, warten auf Cassia keine großen Überraschungen. Deshalb hat sie es auch nicht eilig, sich die Daten auf ihren Terminal zu laden. Doch dann traut sie ihren Augen kaum. Auf dem Monitor erscheinen zwei Gesichter. Nach Xander taucht das Bild von Ky Markham, ebenfalls ein Junge aus der Nachbarschaft, auf. Ky Markham ist eine „Aberration„, weil sein Vater einen Regelverstoß begangen hat. Aberrationen sind nicht gefährlich und werden im Gegensatz zu den „Anomalien“ nicht aus der Gesellschaft ausgesondert. Ky wurde im Alter von zehn Jahren von seinen Eltern getrennt und von den Markhams, die wie die Reyes´ in der idyllischen Ahorn-Siedlung leben, adoptiert. Ky stammt aus den Äußeren Provinzen. Dass er eine Aborration ist, ist nicht allgemein bekannt. Eine Funktionärin besucht Cassia noch am selben Abend, klärt sie über Ky auf, nimmt ihr den fehlerhaften Mikrochip ab und rät ihr, den Vorfall zu vergessen. Außer mit ihrem Großvater, der am nächsten Tag achtzig wird und stirbt, darf sie mit niemandem darüber sprechen…

Ally Condies Roman spielt in nicht allzu ferner Zukunft. In chronologischer Reihenfolge schildert die Autorin in ihrem Debütroman, der gleichzeitig der 1. Teil einer als Trilogie angelegten Reihe ist, die Ereignisse in der fiktiven Stadt Oria von Mai bis Oktober. Die 17-jährige Protagonistin Cassia ist Teil eines perfekt funktionierenden Systems. Ihre Eltern führen eine glückliche Ehe, beide sind anerkannte Funktionäre. Ihr Vater beaufsichtigt die Vernichtung der letzten Bücher aus den zerstörten Bibliotheken, die Mutter ist Botanikerin und befolgt die Anweisungen der Gesellschaft. Das Leben in dieser Gesellschaft ist unkompliziert. Das Essen wird in Einweggeschirr direkt ins Haus geliefert, Schüler tragen braune Ziviluniformen, Arbeiter blaue Arbeitsanzüge und Funktionäre sind immer weiß gekleidet. Alle Besitztümer eines jeden Menschen passen in einen einzigen Koffer. Jeweils hundert Lieder, Gedichte und Gemälde, die eine Kommission ausgewählt hat, stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Der Rest wurde zum Wohl der Gesellschaft vernichtet, da die Kultur zu überladen und ungeordnet war. Der Lebensweg eines jeden Menschen ist vorherbestimmt. Anhand des Systems werden den Schülern die passenden Jobs zugeteilt, ebenso wie die zukünftigen Partner. Krankheiten sind ausgerottet, alte Menschen sterben immer an ihrem 80. Geburtstag.

Allie Condie nimmt sich viel Zeit die Struktur dieses totalitären Systems zu erklären. Ganz allmählich lernt Cassia ihre eigenen Gedanken und Gefühle zuzulassen, das System anzweifeln und sich über Verbote hinwegsetzen. Die Deutung eines verbotenen Gedichts von Dylan Thomas (1914-1953), das ihr der Großvater versteckt in der goldenen Puderdose ihrer Urgroßmutter hinterlässt, bringt ihr Weltbild ins Wanken. Denn es sind Verse, die zum Widerstand aufrufen.

Geh nicht gelassen in die Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.

Weil keinen Funken je ihr Wort erbracht,
Weise †“ gewiss das Dunkel rechtens dauert,

Geh nicht gelassen in die Nacht.

Es sind die Worte, über die Cassia und Ky sich näher kommen. Anders als Xander kann Ky schreiben und interessiert sich wie Cassia für Gedichte. Die beiden gehen ein enormes Risiko ein, wenn sie sich auf ihren Wanderungen, eine Freizeitaktivität für die sich beide unabhängig voneinander anmelden, austauschen.
Cassia kommt zu der Erkenntnis, dass Ky eine Aberration sein mag, aber nichts Fehlerhaftes an ihm ist. Fehlerhaft ist die Regierung mit ihren Klassifikationssytemen, einschließlich des Paarungssytems.

Kys Lippen auf Cassias Wange sind wie die Pappelsamen, die sie gestreift haben, weich, hell, verheißungsvoll. Sie will mehr: sich eine eigene Arbeitsstelle suchen, heiraten, wen sie will, Kuchen zum Frühstück essen und auf einer echten Straße statt auf einem Laufband trainieren. Gedichte lesen und Wörter schreiben und am meisten will sie Ky. Das sind gefährliche Wünsche, die das System auf keinen Fall zulassen kann.

Die Auswahl – Cassia & Ky von Ally Condie umfasst 452 Seiten und ist am 28.01.2011 im Fischer Fjb Verlag erschienen. Der Verlag empfiehlt diesen Roman Jugendlichen ab 14 Jahren. Die englischsprachige Fortsetzung der Trilogie soll im November 2011 auf den Markt kommen. Wann die deutschsprachige Fortsetzung erscheint, ist noch nicht bekannt.

Der Lesekreis bedankt sich beim Fischer Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Der erste Band der neuen internationalen Erfolgsserie „Cassia & Ky“
Das System sagt, wen du lieben sollst – aber was sagt dein Herz?
Stell dir vor, du lebst in einer Welt, die ein absolut sicheres Leben garantiert. Doch dafür musst du dich den Gesetzen des Systems beugen: den Menschen lieben, der für dich bestimmt wird. Was würdest du tun? Für die wahre Liebe dein Leben riskieren? Für die 17-jährige Cassia ist heute der wichtigste Tag ihres Leben: Sie erfährt, wen sie mit 21 heiraten wird. Doch das Ergebnis überrascht alle: Xander, Cassias bester Freund, ist als ihr Partner vom System ausgewählt worden. Als jedoch, offenbar wegen eines technischen Defekts, das Bild eines anderen Jungen auf dem feierlich überreichten Microchip auftaucht, wird Cassia misstrauisch. Kann das System wirklich entscheiden, wen sie lieben soll?
Als ich Cassia & Ky gelesen habe, spürte ich dieselbe Begeisterung wie bei den Biss-Romanen.“ Jodi Reamer, die Entdeckerin von Stephenie Meyer

Über die Autorin
Ally Condie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Salt Lake City, USA. Nach ihrem Studium unterrichtete sie mehrere Jahre lang Englische Literatur in New York, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Romane um „Cassia & Ky“ werden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und sind große internationale Bestseller.

Universität Quebec stellt Werke von Albert Camus ins Internet

Die unterschiedlichen nationalen Regelschutzfristen im Urheberrecht verursachen in Frankreich und Kanada Ärger. Nachdem eine kanadische Universität alle Werke von Albert Camus digitalisiert und 51 Jahre nach dem Unfalltod des Autors, am 04. Januar 1960, ins Netz gestellt hat, wo sie nun kostenlos abgerufen werden können.

Der französische Verlag Gallimard, der die Rechte an Camus Publikationen besitzt, ist nicht gerade erfreut darüber. Laut FAZ beruft sich die Universität von Chicoutimi  in Quebec auf das kanadische Urheberrecht, demzufolge Werke fünfzig Jahre nach dem Tod eines Schriftstellers in den Besitz der Öffentlichkeit übergehen.

In Frankreich beträgt diese Frist dagegen siebzig Jahre, weswegen Gallimard noch zwanzig Jahre lang mit einem seiner auflagenstärksten Autoren Geld verdienen kann. Bislang sei des dem Verlag nur gelungen, die Verbreitung des erstmals in den 1990er Jahren erschienenen autobiographischen Werks „Der erste Mensch“ zu stoppen. Bei allen anderen 24 Titeln von Camus beruft sich die Universität auf das kanadische Recht.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Lesung mit Arno Geiger am 17.02.2011 im Literaturhaus München

Am 17.02.2011 stellt Arno Geiger um 20 Uhr im Literaturhaus München seinen soeben im Hanser Verlag erschienenen neuen Roman „Der alte König in seinem Exil“ vor.

Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er seinen Vater begleitet und noch einmal Freundschaft mit ihm schließt. In den nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen seines Vaters entdeckt er, dass es in dieser Person auch im Alter noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geiger erzählt in seinem neuen, berührenden, aber auch komischen Buch von einem Leben, das immer noch wert ist, gelebt zu werden.

Das Gespräch mit dem Autor führt die Journalistin und Autorin Beate Lakotta, die sich in der Wissenschaftsredaktion des Magazins Der Spiegel oft mit diesem Thema beschäftigt hat. Zusammen mit dem Fotografen Walter Schels veröffentlichte sie das Buch „Noch einmal Leben vor dem Tod„, aus dem auch die gleichnamige Ausstellung hervorging.

Arno Geiger hat das wertvollste Buch des Frühjahrs über seinen dementen Vater geschrieben“, schreibt Felicitas von Lovenberg am 05.02.2011 in ihrer Rezension auf FAZ.net über Geigers neuen Roman. Mehr dazu findet sich hier.

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