Der 43-jährige deutsche Autor Gregor Sander erhält den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.
Der Literaturpreis wird zum Abschluss der Lesereise LiteraTour Nord am 19. April 2012 verliehen. Die Lesereise führt Gregor Sander durch verschiedene öffentliche Kultureinrichtungen, Buchhandlungen sowie die Universitäten in Bremen, Hannover, Lübeck, Lüneburg, Oldenburg und Rostock. Der Preis der LiteraTour Nord wird seit 1992 von der VGH Stiftung ausgelobt.
Die Jury würdigte Gregor Sanders bisheriges Werk, insbesondere seinen 2011 im Wallstein Verlag erschienenen Erzählungsband „Winterfisch„. Darin zeichne Sander mit großer Sensibilität und Präzision Charaktere, deren Biographien durch die jüngere Geschichte Deutschlands beeinflusst und beschädigt worden seien. Neben der charakteristischen Zeichnung der Landschaften und spezifischen Ausleuchtung der Handlungsräume, trage besonders der lakonische, kühle Tonfall Sanders zur atmosphärischen Dichte und zum Eindruck der Geschlossenheit bei, den die Erzählungen als Ganzes vermittelten.
Kurzbeschreibung „Winterfisch“
Der Ostseeraum bildet die Kulisse für Gregor Sanders neue Erzählungen. Große Geschichte(n) in kleiner Form. Meisterhaft. Diese Erzählungen spielen in Rerik, am Nord-Ostsee-Kanal, auf Gotland, in Helsinki, Klaipeda … Sie handeln von Menschen, die unterwegs sind und zugleich in ihren Schicksalen gefangen: wortkarge Seebären, des illusionierte Künstler, angebetete Frauen. So unterschiedlich die Geschichten auch sind, sie haben doch alle etwas gemeinsam. Sie erzählen von Sehnsüchten – nach geliebten Menschen, nach einem freien Leben oder nach dem einfachen Gefühl, verstanden zu werden. Und sie ziehen den Leser immer wieder in ihren Sog: Zwei Männer, Freunde seit einem halben Leben, gehen zusammen auf einen Segeltörn, den sie zum vierzigsten Geburtstag geschenkt bekommen haben. St. Petersburg ist das Ziel. Ihre Frauen versprechen zum Abschied Abenteuer und Weiße Nächte. Der Alltag dann auf See ist nicht eben aufregend. Wie viel Welt Gregor Sander jedoch in die beengte Situation an und unter Deck holt, das ist außerordentlich. Ins Bild geraten die Lebenswege der beiden, die Möglichkeit, nach dem Ende der DDR 1990 endlich Medizin studieren zu können, das Scheitern, ein neues Leben in Berlin, Saufen, Versuche, eine Familie zu gründen, Kinder; und die kleinen und großen Geheimnisse.
Sanders Erzählen wirkt karg, fast verschwiegen; wie die Leute, wie die nördliche Landschaft. Mit wenigen Strichen, so diskret wie präzis, zeichnet der Autor Schicksale, die unter die Haut gehen.
Die Titelerzählung „Winterfisch“ wurde 2009 in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.
Gregor Sander, geboren 1968 in Schwerin, lebt in Berlin. Er absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Schlosserlehre und eine Ausbildung zum Krankenpfleger, studierte dann in Rostock einige Semester Medizin, schließlich in Berlin Germanistik und Geschichte, besuchte die Berliner Journalistenschule und debütierte 2002 mit dem Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren†œ. 2007 wurde er mit seinem Roman „Abwesend†œ für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Die Preisverleihung findet am 19. April 2012 in Hannover im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung in den Räumen der VGH Versicherungen, Schiffgraben 4, statt. Die Laudatio hält Elmar Krekeler, Literaturkritiker und Redakteur der „Welt“.
Quelle: LiteraTour Nord
DAS klingt nun richtig gut, eher mein Geschmack! Geh mia fott mit Deinem T.C. Boyle!! 🙂
ja, ich sehe dich mit den Männern in einer Weißen Nacht – in der Hand eine Angelrute – an Bord eines Segelsschiffs zwischen Kattegat und Skagerrak. 😉 Aber ich gebe dir auf jeden Fall Recht, die Kurzbeschreibung klingt wirklich gut.
Mit Boyle würde ich übrigens niemals fottgehen…
Ich werd‘ das lesen und dann kriegst du eine schöne Rezi 🙂 mit eingebauten Seitenhieben auf Mr. B.!!