Unser Zug erreichte Frankfurt am 11. Oktober 2012 mit fünfzehn Minuten Verspätung. Ursula Krechel, die frisch gekürte und überglückliche Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2012, haben wir im Paschen Literatursalon im Gespräch mit Denis Scheck dennoch gerade rechtzeitig erreicht.
Danach war eine kurze Pause und eine kleine Stärkung draußen auf dem Messegelände angesagt. Vor dem Lesezelt, das wieder zentral zwischen den Hallen und dem Forum platziert war, herrschte reger Andrang.
Die begehrten Sitzsäcke von Bibliotels.com waren auch aufgrund des schönes Wetters den ganzen Tag besetzt.
Ein gigantisches Buch vom Klett-Cotta Verlag überragte mit der Werbung für den Kinostart von „Der Hobbit“ am 13.12.2012 fast alles.
Vor dem Forum tanzten einige neuseeländische MÄori zu bekannten Hip-Hop-Klängen. Da Neuseeland in diesem Jahr das Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, waren wir nicht überrascht, die tätowierten Männer zu sehen, aber irgendwie hatten wir mit fremdländischen Rhythmen gerechnet.
Also wieder zurück zum Programm…
… denn im Paschen Literatursalon stellte Jenny Erpenbeck ihren neuen Roman „Aller Tage Abend“ im Gespräch mit Hadwiga Fertsch-Röver vor.
Elke Heidenreich hat ein neues „Katzenbuch“ unter dem Titel „Katzenmusik und Katerstimmung“ herausgegeben. Gut gelaunt berichtete sie über die Entstehung des Buches, ihre Liebe zur Literatur und zur Musik. Immer wieder applaudierten die Zuschauer, wenn die Moderatorin sie auf eine mögliche Rückkehr ins Fernsehen ansprach.
Jetzt sollten eigentlich Bilder der Ehrengastpräsentation Neuseeland folgen, da sich ein Besuch in dem Areal, das direkt über dem ARD-Forum liegt, anbot. Doch letztendlich gab es dort nichts zu fotografieren, denn bis auf einige neuseeländische Bücher, die man zentral gebündelt aufgehängt hatte, war die Fläche in zwei riesige schwarze Seen verwandelt worden.
Rechts war ein Bereich für Veranstaltungen abgeteilt. Hier sprachen Linda Olsen, Helen Brown und Dulcie Smart über Liebe und Verlust in der neuseeländischen Literatur.
Rainald Goetz diskutierte dann intensiv mit Ijoma Mangold über „Johann Holtrop“ am Stand der ZEIT in Halle 3.1.
Der niederländischer Autor Cees Nooteboom signierte leider schon seine Bücher, als wir den Stand von ARTE im Foyer West endlich gefunden hatten.
Wäre Jussi Adler-Olsen nicht so ein erfolgreicher Bestseller-Autor, könnte er zweifelsfrei ein ebenso erfolgreicher Entertainer sein.
Dass ich den sympathischen Schweizer Autor Martin Suter dann auf dem „blauen Sofa“ entdeckt habe, war eher Zufall, denn in „meinem“ Programm war er nicht vorgesehen. „Die Zeit, die Zeit“ heißt sein neuer Roman, der Ende August bei Diogenes erschienen ist.
Richard Ford lauschte andächtig den Fragen von Denis Scheck. Natürlich ging es hier in erster Linie um „Kanada“.
Auf dem Rückweg vom ARD Forum zu den Hallen habe ich einen kleinen Abstecher zur Außenpräsentation des Gastlandes Neuseeland gemacht. Auf einer relativ kleinen überdachten Fläche wurden hier einige typisch neuseeländische Arbeiten gezeigt. Die Jade-Figuren waren übrigens sehr hübsch, allerdings mit Preisen ab 200 Euro auch ziemlich teuer.
Dann bin ich quasi über mein Highlight der Buchmesse gestolpert, indem ich völlig unerwartet meine derzeitige Lieblingsautorin entdeckte. Vielleicht nahm Sofi Oksanen einen Termin wegen der angekündigten niederländischen Übersetzung ihres Romans „Fegefeuer“ auf der Buchmesse wahr.
Herta Müller diskutierte mit ihrem früheren Lektor Klaus Hensel im ARD Forum über Literatur in Form von Gedichten, denn sie hat eine neue Form im Umgang mit Wörtern gefunden. Aus Zeitungen und Zeitschriften schneidet sie Wörter, Buchstaben und Bilder heraus und stellt diese zusammen, bis sie sich reimen. „Vater telefoniert mit den Fliegen“ heißt das Buch, in dem diese „Wunderwerke der Phantasie“ zusammengefasst erschienen sind.
Michail Schischkin diskutierte beim ZDF auf dem blauen Sofa über seinen neuen Roman „Der Briefsteller“…
… gegenüber zeigte sich ein Mainzelmännchen ganz begeistert von seiner Lektüre.
Olga Grjasnowa las im „AZUBISTRO mediacampus frankfurt“ in Halle 4.1 aus ihrem vielfach beachteten Debüt „Der Russe ist einer, der Birken liebt“.
Antje Flemming hielt die Stellung an dem ersten eigenen Stand der „edition fünf“ und präsentierte die schönen Bücher in einem farbenfrohen Ambiente. Glücklich konnte ich zwei der begehrten „Leseglück zum Weitertragen-Taschen ergattern – vielen Dank nochmals!
Karen Nölle, eine der Herausgeberinnen der edition fünf, diskutierte währenddessen im Weltempfang-Salon in Halle 5.0 mit pazifischen BücherFrauen über die Buchbranche in Neuseeland und gab einen Einblick in die dortige Arbeitssituation.
„Vielen Dank für das Leben“ heißt das neue Buch von Sibylle Berg. Mit Frauke Schlieckau sprach die sichtlich gut gelaunte Autorin darüber auf dem blauen Sofa.
Im Anschluss stellte der deutschsprachige Schriftsteller und habilitierte Orientalist Navid Kermani im Gespräch mit René Aguigah sein Buch „Über Bord – Vergesst Deutschland!“ vor.
Und last but not least zeichnete Christhard Läpple die junge österreichische Autorin Teresa Präauer mit dem ZDF-„aspekte“-Literaturpreis 2012 für ihren Debütroman „Für den Herrscher aus Übersee“ aus.
Die HAPPY HOUR im neuseeländischen Pavillon haben wir uns dann erspart. Aber wer weiß, vielleicht hätte das viele Wasser uns auch ein angenehmes Fußbad beschert… 😉
Wow! Die Bilder sind ja einfach nur super!!! Der Bericht natürlich auch. 😉 Und das Wetter scheint ja auch gepasst zu haben, oder?!
oh, vielen Dank, liebe Angie – ich hätte da noch so ein paar Fotos mit Kuriositäten, wie Tattoo-Büchern, Lese-Fixxe zum Buchspreizen, Buchstützen in Form von Karikaturen, etc., aber irgendwie nahm dieser Artikel auch ohne schon enorm viel Platz in Anspruch. 😉 Ja, es war super, wirklich und wir haben eine ganze Menge von unserem Programm geschafft. Im nächsten Jahr musst du unbedingt mal mitkommen…
Vielen lieben Dank für diesen Einblick, besonders für uns Daheimgebliebene! Die Fotos sind wahnsinnig toll geworden. Und mei, kann man als Autor nicht mal die Seele (den Schuh) baumeln lassen ohne erkannt zu werden 😉
hi Soleil, schön, dass dir mein Einblick gefällt! Du bist aber sonst schon zur Messe gefahren, oder? Und nein, eine derartig auffällige Autorin wie Sofi Oksanen kann natürlich auf einer Buchmesse nicht unerkannt die Seele (Schuhe) baumeln lassen. Aber ich glaube, sie hat sich gefreut, dass sie erkannt wurde. 😉
Ich bin tatsächlich noch nie auf der Frankfurter Buchmesse gewesen, nur im nicht weit entfernten BuCon. Ich fahre aber regelmäßig zur Leipziger, die ist einfach näher dran an Berlin. 🙂
Die Leipziger Buchmesse ist einfach etwas gemütlicher, obwohl dort an allen Tagen nicht nur Fachbesucher zugelassen werden und es entsprechend voll ist. In Frankfurt sind die Wege weiter und hektisch geht´s da auch zu. Veilleicht ist es dort ein wenig spannender, weil eben doch alles internationaler ist. Die Präsentantion der Gastländer ist auch super, obwohl mir in diesem Jahr Neuseeland lange nicht so gut wie Island im letzten Jahr gefallen hat. Aber das ist bestimmt ganz unterschiedlich wahrgenommen worden. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt wieder auf Leipzig – vielleicht treffen wir uns ja mal… 😉
Würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal über den Weg laufen würden! 🙂
Einen Vergleich kann ich zwischen den Buchmessen leider nicht ziehen, der BuCon ist aber auf jeden Fall sehr viel familiärer, man ist sozusagen näher dran an den Autoren und Verlagen. Auf so einer Messe ist das wesentlich schwerer.