Plötzlich Mensch von Mary Anne Raven [Rezension]

Wie fühlt man sich, wenn einem plötzlich die übernatürlichen Kräfte und die Unsterblichkeit genommen werden und man wieder vom Geschöpf der Nacht zum schnöden, verletzlichen Menschen degradiert wird? Nicht so gut, musste Dean Billius Grimes, ein sehr selbstbewusster Vampir, der sich nie um Gesetzte und Moral scherte, plötzlich am eigenen Leib erfahren. Für ihn waren bis dato die Menschen nur Beute und Nahrung. Bis zu jener schicksalhaften Begegnung in einem Park mit Clara, die ihm leider zum Verhängnis wird.

Clara lebt seit vielen Jahren gefangen in einem goldenen Käfig bei einer fragwürdigen Sekte, den Kindern des Lichts. Als ihr die Flucht gelingt, wird sie fast für den Vampir Dean zu einer schmackhaften Mahlzeit. Doch es kommt anders und was dann geschieht, hat für beide einschneidende Konsequenzen.

Das erste, zufällige Zusammentreffen von Dean und Clara nimmt ein unverhofftes, recht blutiges Ende. Besonders für Dean, der sich nach einem plötzlichen Blackout in einer für ihn dramatischen Situation wiederfindet. Zudem bekommt er auch noch eine ordentliche Tracht Prügel von der menschlichen, ach so zarten Clara. In Clara schlummert nämlich eine Kraft, die von skrupellosen Sektenanhängern schamlos ausgenutzt wird.

Obwohl Dean nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten die Annehmlichkeiten des Menschseins genießt, bleibt sein vorrangiges Ziel wieder ein Vampir zu werden und nur Clara kann ihm dabei helfen. Doch je länger er mit ihr zusammen ist und sie vor ihren Verfolgern beschützt, umso tiefer werden seine Gefühle für sie. Aus anfänglicher gegenseitiger Abneigung wird im Lauf der Geschichte eine tiefe Zuneigung und in Dean wachsen Zweifel, ob es wirklich so erstrebenswert ist, wieder zu einem unberechenbaren Geschöpf der Nacht zu werden.

Sehr eindrucksvoll und bildhaft hat Mary Anne Raven eine ganze Palette mystischer Geschöpfe, die sich in dieser Geschichte tummeln, beschrieben. Schmunzelnd überlegte ich so manches Mal beim Lesen, welches außergewöhnliche Wesen mich auf der nächsten Seite wohl erwarten würde. Interessant sind die Rückblenden, die die Autorin gut platziert immer wieder einstreut, um Deans vergessene Vergangenheit zu beschreiben und Einblicke in seinen Charakter als Mensch dem Leser nahe zu bringen. Luminis, ein sehr mächtiges und tödliches Geschöpf, gefangen im Körper einer jungen Frau, ein Siegel, das unter keinen Umständen gebrochen werden darf, verblendete Mitglieder einer nur auf Profit ausgerichteten obskuren Sekte, eine gute Priese Humor und eine sehr schöne Liebesgeschichte mit einem sympathischen Paar sind die feinen Zutaten, die die Autorin Mary Anne Raven geschickt in eine spannende Geschichte verwebt.

Plötzlich Mensch†œ hat mich sehr gut unterhalten, nur mit dem abrupten Ende der Geschichte kann ich mich persönlich nicht so recht anfreunden. Es erscheint mir doch ein bisschen übereilt und unvollendet. Aber vielleicht hat sich die Autorin nur eine Option für einen 2. Band offengelassen, was mich ein bisschen versöhnen würde, denn die Geschichte hat noch viel Potenzial.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für diese gelungene Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplars.

Kurzbeschreibung
Taschenbuch: 220 Seiten, Sieben-Verlag (März 2014)
Unbeschwertheit, Abgeklärtheit und Arroganz sind Grundeigenschaften eines Vampirs. Dean Billius Grimes genießt seine sorgenfreie Existenz als Untoter ohne Reue. Er kümmert sich herzlich wenig um Gesetze oder Moralvorstellungen, sind ihm doch Kraft, Stärke und Überlegenheit gegenüber allen Menschen und Kreaturen zu eigen. Clara ist verzweifelt und entflieht den Klauen ihrer Gefangenschaft, nur, um ausgerechnet Dean zu begegnen. Ihr Zusammentreffen ist schicksalhaft und löst eine Kette von Ereignissen aus, die Clara und Dean nicht nur in das gefährlichste Abenteuer ihres Lebens, sondern auch in einen Strudel aus Leidenschaft, Vertrauen und Liebe zieht, in dessen Sog sie zu zerbrechen drohen.

Über die Autorin
Mary Anne Raven wurde 1982 in einem kleinen beschaulichen Ort am äußersten Zipfel Ostwestfalens geboren, der obwohl er im Zentrum Deutschlands liegt, gut 1 Stunde von jeder Autobahn entfernt ist.
Bei so viel Landschaft und so wenig Leuten bleibt viel Raum zum Träumen und für spannende Geschichten. Daher sind Bücher jeglicher Art schon seit Kindesbeinen an ihre treuesten Begleiter. Ebenso wie die Musik und das Theater, denen sie genauso gern lauscht und zusieht, wie es sie immer wieder selbst auf „die Bretter, die die Welt bedeuten“ treibt, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Ideen.
Im Konflikt zwischen dem Herz und ihrem Beruf als Gestalterin findet ihr Leben momentan im ständigen Wechsel zwischen der Ostsee und dem Lipperland statt, was viele Stunden „on the road“ bedeutet und damit viel Zeit zum Brainstormen und Kreieren neuer phantasievoller Geschichten lässt.
Quelle: Sieben Verlag

2 Gedanken zu „Plötzlich Mensch von Mary Anne Raven [Rezension]

  1. Meiner Meinung nach hebt sich das Buch wohlwollend von der Flut der Vampirromane ab – ehrlicherweise hatte ich das nicht erwartet 🙂

    LG Matze

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