ASHES †“ Brennendes Herz von Ilsa J. Bick [Rezension]

Die siebzehnjährige Alex wandert allein durch das Gebirge im Waucamaw-Naturschutzpark. Sie hat sich eine Auszeit genommen, um wichtige Entscheidungen über ihr künftiges Leben zu treffen. Als sie morgens beim Kaffee sitzt, tauchen plötzlich Jack und seine schlecht gelaunte achtjährige Enkelin Ellie nebst Hund Mina an ihrem Lagerplatz auf. Eigentlich hat Alex keine Lust auf Gesellschaft, doch dann erschüttert eine Art Blitz die Welt.

Jack stirbt und auch Alex kämpft um das Bewusstsein. Kurz darauf stellt sie fest, dass alle technischen Geräte ausgefallen sind und die Tiere völlig verrückt spielen. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, macht sie sich mit der trotzigen Ellie und dem Hund Mina, die beide den Vorfall unbeschadet überstanden haben, auf den Weg zu einer 40 Kilometer entfernten Ranger-Hütte, um dort Schutz und Unterschlupf zu finden.

Die Welt hat sich verändert. Obwohl sie von der Gesellschaft abgeschnitten ist, bemerkt Alex seltsame Auffälligkeiten. So zeigt sich der Mond in einem leuchtenden Blau am Himmel und auf einer Lichtung muss sie entsetzt zusehen, wie zwei Jugendliche eine tote Frau wie Raubtiere ausweiden. Auf ihrem beschwerlichen Weg zur Ranger-Hütte, den sie ohne Ausrüstung bewältigen muss, treffen Alex und Ellie auf Tom. Tom rettet die beiden vor einer Meute Hunde und beschützt sie vor seinem zu einem Kannibalen mutierten Freund Jim.

Tom schließt sich Alex und Ellie an und zu dritt setzen sie ihre Wanderung fort. Als sie den verwaisten Stützpunkt erreichen, verweilen sie dort eine Zeitlang und erfahren, dass die Welt völlig außer Kontrolle geraten ist und die Zivilisation so wie sie kennen, nicht mehr existiert.
Alex verliebt sich allmählich in den aufmerksamen und fürsorglichen Tom. Doch als sie sich gemeinsam auf den Weg zurück in die Stadt machen, werden sie getrennt und Tom schwer verletzt.

Alex versucht Hilfe zu holen. Als zu ihm zurückkehrt, ist Tom verschwunden. Völlig hilflos ergibt sich Alex in ihr Schicksal und lebt eine Weile in der Gemeinde Rule. Rule ist eine seltsame Gemeinschaft, die nach eigenen Regeln lebt und Züge einer Sekte aufweist. Alex fällt es schwer, sich anzupassen und außerdem kann sie Tom nicht vergessen.

Die Autorin Ilsa J. Bick hat eine atmosphärisch dichte Dystopie erschaffen, die ungeheuer authentisch wirkt. Man spürt förmlich die Trostlosigkeit und Verzweiflung, die durch die zum Teil recht grausamen Szenen verstärkt wird. Die Menschen kämpfen ums Überleben und legen jedes zivilisierte Verhalten ab. Hilfsbereitschaft, Barmherzigkeit oder Mitgefühl dem Nächsten gegenüber kann sich niemand leisten.
Alex ist eine geheimnisvolle, starke Protagonistin, die sich dem Leser erst nach und nach offenbart. Die 8-jährige Ellie erscheint zunächst als bockiger, renitenter Quälgeist. Auch ihre Stärken entwickeln sich im Lauf der Geschichte. Dem introvertierten Beschützer Tom ist wohl eher in der Fortsetzung ein größerer Part zugedacht.

Der Klappentext des Buches lässt auf eine Liebesgeschichte schließen, die in dem Buch zwar enthalten ist, aber nur einen sehr kleinen Teil des Hauptgeschehens einnimmt. Wegen der blutrünstigen und barbarischen Szenen würde ich das Buch Jugendlichen ab 16 Jahre oder auch Erwachsenen empfehlen. Nach meinem Empfinden ist es nichts für 14-Jährige, für die der Verlag eine Empfehlung ausspricht. Der Roman ist von der ersten Seite an außergewöhnlich spannend, zähe Längen findet man hier nicht. Der Cliffhanger am Ende macht das Warten auf die Fortsetzung zur Geduldsprobe. Man hängt buchstäblich in der Luft…

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Doc Jane für die ausführliche Buchbesprechung und beim INK Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

ASHES – Brennendes Herz von Ilsa J. Bick, 502 Seiten, erschienen im August 2011 im INK Verlag.

Kurzbeschreibung
Die siebzehnjährige Alex befindet sich auf einer Wanderung in den Bergen, als plötzlich die Natur um sie herum verrücktspielt und eine Druckwelle sie zu Boden wirft. Was war das? Alex hat keine Ahnung, aber sehr schnell wird klar, dass die Welt, die sie kannte, nicht mehr existiert. Die meisten Städte sind zerstört und die Überlebenden werden zur lauernden Gefahr. Das Einzige, worauf Alex noch zählen kann, ist ihre Liebe zu Tom. Gemeinsam versuchen die beiden, sich durchzuschlagen. Doch dann wird Tom verwundet, und Alex muss ihn schweren Herzens zurücklassen, um sein Leben zu retten. Als sie mit Hilfe zurückkehrt, ist er verschwunden. Eine packende Suche beginnt. Eine Suche nach Antworten, sich selbst und nach der einen ganz großen Liebe. Denn Alex weiß: Tom lebt, und sie wird ihn finden, komme, was wolle

Über die Autorin
Ilsa J. Bick ist Kinder- und Jugendpsychiaterin, Möchtegernchirurgin und ehemalige Air Force Majorin, widmet sich mittlerweile aber ganz ihrem Autorinnendasein. Am liebsten schreibt sie Jugendbücher und Kurzgeschichten, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Ilsa J. Bick lebt derzeit mit ihrer Familie und einigen pelzigen Haustieren in den USA im ländlichen Wisconsin, in der Nähe eines hebräischen Friedhofs. Sie liebt es dort zu leben, über ihre Nachbarn sagt sie: Sie sind sehr ruhig und kommen nur alle Jubeljahre einmal vorbei. Mehr Informationen über die Autorin finden sich auf ihrer Homepage unter www.ilsajbick.com.

Söhne der Luna 03 – Der Fürst der Wölfe von Lara Wegner [Rezension]

Der Lamia Berenike wurden durch die Larvae ein Teil ihrer Kräfte und das Gift ihrer Fänge, der einzige Schutz gegen Übergriffe männlicher Vampire, geraubt. Um nicht aus der Gemeinschaft verstoßen zu werden, will sie sich und ihrer Familie ihren Mut und ihre Unabhängigkeit beweisen und beschließt, sich an den Larvae zu rächen, indem sie den Werwolf Gillian de Garou tötet. Unverzüglich macht sie sich von Rom auf den Weg nach London, obwohl sie weiß, dass sie damit die Friedenspläne ihres Bruders Mica, Oberhaupt der Vampire, und den Waffenstillstand mit den Werwölfen gefährdet.

In London angekommen, muss Berenike feststellen, dass ihr jemand zuvorgekommen ist. Gillian ist bereits tot und sein Vater Juvenal de Garou, der Fürst der Wölfe, ist aus Spanien angereist, um den Mörder zu finden. Der Verdacht fällt auf Branwyn, ein sehr alter Vampir, der Gilllian die Gefährtin geraubt hat. Juvenal und Berenikes Wege kreuzen sich auf seiner Jagd und die Umstände machen die beiden zu Verbündeten. Nicht nur Branwyn stellt eine Gefahr für Berenike dar, sondern ein weiterer Feind, der zunächst unerkannt bleibt, scheint es auf die Geschöpfe der Nacht abgesehen zu haben.

Auch Mica trifft wenig später in London ein. Er verfolgt seine Schwester, um sie von ihren Mordplänen abzuhalten. Als die beiden sich wiedersehen, wird das familiäre Band durch die Aufklärung einiger Missverständnisse langsam wieder stärker. Mica macht Jagd auf Branwyn, der den Frieden zerstören und seinen Platz in der Vampirwelt einnehmen will. Trotz all dieser Verstrickungen kommen Juvenal und Berenike sich näher. Eine ernsthafte Beziehung zwischen den beiden ist jedoch undenkbar, da die Lamia seit Anbeginn der Zeit von den Werwölfen gefürchtet werden. Doch lange können sie nicht gegen ihre aufkeimenden Gefühle ankämpfen…

In diesem dritten Teil der Reihe „Der Söhne der Luna†œ hat Lara Wegner sich selbst übertroffen. Völlig unvorhersehbare Ereignisse haben mich gespannt weiter- und weiterlesen lassen. Berenike, die die Autorin schon im vorherigen Teil eingeführt ein, macht eine unglaubliche Wandlung durch. Sie entwickelt sich von der arroganten und rachsüchtigen Einzelkämpferin in eine loyale sympathische Protagonistin. Juvenal, dessen Name ebenfalls schon in den vorherigen Bänden auftaucht, macht seinem Ruf alle Ehre. Trotz der schweren Schicksalsschläge, die er erlitten hat, verliert er nie die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Mica erscheint wieder so überirdisch und mysteriös, dass ich mir wünsche, die Autorin räumt ihm in einer Fortsetzung mehr Platz ein. Die Wortgefechte zwischen ihm und Juvenal sind sehr amüsant und einfallsreich, auch seine spätere Loyalität Berenikes gegenüber haben ihn für mich noch interessanter gemacht.
Neu ins Spiel kommt Grishan, der Ziehsohn von Gillian, ein Heißsporn und Hitzkopf, den ich aufgrund seiner jugendlichen unbeschwerten Art gleich ins Herz geschlossen habe. Über ihn hoffe ich in den nächsten Bänden auch mehr zu erfahren.

Der Schreibstil ist ungeheuer dynamisch und so bildhaft, dass ich mich ab und zu im grauen London wähnte. Wer die vorherigen Bände gelesen hat, wird diesen dritten Teil lieben. Doch auch wer mit diesem Teil die Reihe beginnt, kann sich auf eine spannende Geschichte mit packender Action, prickelnden Liebesszenen und faszinierenden Wesen freuen. Dieses Buch lässt keinerlei Langeweile aufkommen und ist eine absolute Empfehlung für alle Fans von Urban-Fantasie-Romanen.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Doc Jane für diese anschauliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Söhne der Luna 03 – Der Fürst der Wölfe von Lara Wegner. Taschenbuchausgabe, 240 Seiten, erschienen im November 2011 im Sieben Verlag.
Söhne der Luna 02 – Die Braut des Wolfes von Lara Wegner. Taschenbuchausgabe, 273 Seiten, erschienen im März 2011 im Sieben Verlag. (Rezension von Doc Jane)
Söhne der Luna 01 – Im Bann des Wolfes von Lara Wegner. Taschenbuchausgabe, 360 Seiten, erschienen im April 2010 im Sieben Verlag.

Über die Autorin
Unter dem Pseudonym Lara Wegner schreibt Antonia Munoz, Jahrgang 1967, im Bereich Dark Romance. Antonia Munoz ist seit vielen Jahren in der Personalberatung tätig und lebt in der Nähe von Frankfurt. Ihr Interesse für Literatur und Geschichte, insbesondere für die Geschichte Frankreichs, entwickelte sich bereits in ihrer Jugend und führte sie vom Lesen zum Schreiben. †œIm Bann des Wolfes† ist der erste Teil der Serie †œSöhne der Luna†œ.

Hapu: Teufel im Leib von Michael Zandt [Rezension]

Bade nicht in Selbstmitleid! Du bist jung! Du hast zwei Hände, zwei Beine, einen Kopf! Nimm dein Leben in die Hand!

Hapu ist eine junge Frau, die mitten im Leben steht. Sie hat einen Job, Hobbys und teilt sich mit ihrer Freundin Hari eine Wohnung. Doch sie unterscheidet sich nicht nur äußerlich von ihren weiblichen Artgenossen, sondern auch durch ihre Lebensgewohnheiten. Sie ist eine Asartu, eine Dämonin, die menschliche Enzyme zum Überleben braucht †“ und zwar von lebenden Spendern.

Menschen und Asartu leben scheinbar in einer friedlichen Koexistenz miteinander in einer Welt, wie wir sie kennen, doch nicht nur unter dieser Oberfläche beginnt es zu brodelt, sondern auch bei den Dämonen scheint sich ein Umbruch anzubahnen. In einer Tempelruine tief im Regenwald, von der Hapu sich magisch angezogen fühlt, erhofft sie endlich Antworten über ihre zweite Seele Lilith zu finden. Lilith, eine Sepuku, ist in ihrem Körper erwacht und hat viele Fragen aufgeworfen. Dort kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung.…

Entwurzelt und mittellos landet Hapu nach einigen blutigen Auseinandersetzungen, die eine Ausbürgerung aus ihrer Heimat in Deutschland zur Folge hat, auf Kemet und muss sich dort ein neues Leben aufbauen. Um nicht in die Obdachlosigkeit abzurutschen, beherzigt sie den Rat Ahweres:

[…] „Kemet ist der einzige Ort auf der Welt, der wirklich dir gehört! Nur hier bist du weder auf die Gnade, noch das Mitleid der Menschen angewiesen. Nur hier musst du dich nicht dafür entschuldigen, wer du bist! Tausende und Abertausende haben dir diese Heimat mit ihrem Leben erkauft. Zeige dich diesem Opfer würdig! Bade nicht in Selbstmitleid! Du bist jung! Du hast zwei Hände, zwei Beine, einen Kopf! Nimm dein Leben in die Hand! Geh´ hinaus und spüre, dass du frei bist!†œ[…]

Hapu beschließt ihren Militärdienst zu leisten, um danach studieren zu können. Doch etwas oder jemand in ihr hat ganz andere Pläne, die mit ihren eigenen so gar nicht konform gehen.

Knallhart und ohne Schnörkel erzählt uns Hapu ihre Geschichte. Brutal ehrlich, blutrünstig und hin und wieder scheinbar emotionslos, gerade so, als wolle sie um Luzifers Willen bloß keine Gefühle für ihre Mitmenschen oder Mitdämonen zulassen.

Verzeihung, ich meine natürlich, dass der Autor Michael Zandt uns ihre Geschichte erzählt, aber zuweilen hatte ich schlichtweg vergessen, dass hier ein Autor seine Feder schwang. Er hat es meisterlich verstanden, gerade so, als hätte Hapu manchmal leibhaftig vor mir gesessen und mit mir bei Kaffee und Zigaretten über ihr Leben geplaudert. Zuerst war ich ob ihrer Brutalität etwas irritiert, doch nach wenigen Seiten dachte ich spontan… das passt! Genau so muss ein Dämon sein, genau so muss er handeln, um glaubwürdig als Luzifers Nachkömmling zu erscheinen.

Auch Hapus Kampf mit den Behörden der Asartu auf Kemet, ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte und ihre Lernbereitschaft, ihre Wut, die sie selbst als rote Woge bezeichnet, unter Kontrolle zu bekommen und in die richtigen Bahnen zu lenken, wird sehr anschaulich von Michael Zandt geschildert.

Hapu schließt nicht schnell Freundschaften, nur wen sie in ihr dämonisches Herz geschlossen hat, kann sich glücklich schätzen. Da ist ihre Menschenfreundin Hari oder auf Kemet Selkis und nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch Ashayt. Für sie würde Hapu sogar die Hölle zufrieren lassen.

Der Leser erfährt viel über das Leben und die Historie der Asartu und anderer Dämonenarten. Dann und wann sind die Informationen vielleicht ein wenig zu geballt, wodurch der aufgebaute Spannungsbogen etwas abflacht, doch so manches Mal katapultiert er sich schlagartig in die Höhe, wenn am Ende eines Absatzes plötzlich etwas vollkommen Unerwartetes passiert und man überrascht nach Luft schnappt.

Mir persönlich haben auch die Illustrationen von Grit Richter in dem Buch und ihre Covergestaltung sehr gut gefallen.
Angenehm ist es ebenfalls, einmal nicht von überdurchschnittlichen gutaussehenden Superhelden und ach so tapferen Gutmenschen zu lesen. Der wohldurchdachte Erzählstil passt wunderbar zu der Figur Hapu und den verschiedenen Spezies in dieser Geschichte. Alles andere wäre in meinen Augen zu „weichgespült†œ und unglaubwürdig. Man sollte sich einfach darauf einlassen †“ dann steht einem ungewöhnlichen Lesegenuss nichts mehr im Weg.

Hapu: Teufel im Leib von Michael Zandt. Taschenbuchausgabe, 273 Seiten. Candela Verlag, Korb 2011

Der Lesekreis bedankt sich bei Angie für die schöne ausführliche Buchbesprechung und bei Candela Verlag für die freundliche Überlassung einen Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Die attraktive Hapu ist eine junge Frau wie viele andere auch. Sie liebt ihr Motorrad, geht keiner Prügelei aus dem Weg und ist engagierter Fan der Stuttgarter Kickers. In mancher Hinsicht unterscheidet sich Hapu aber von der Mehrzahl ihrer Altersgenossinnen. Sie hat schneeweiße Haut, einen beweglichen Schwanz und … manchmal Appetit auf Menschenfleisch.

Über den Autor
Seinen ersten Kontakt mit der Literatur hatte Michael Zandt nach eigenen Angaben am Zeitschriftenregal des örtlichen Supermarktes, wo er regelmäßig (und taschengeldneutral) die Abenteuer der Schlümpfe verschlang.
Jules Verne und H.G. Wells ebneten ihm später den Weg in die Welt der Phantastik. Er bewunderte Perutz, vergötterte Poe und amüsierte sich leidlich bei Lovecraft. Auch durch den unvermeidlichen Herrn der Ringe hat er sich gekämpft. Eine grandiose Zeitverschwendung übrigens, meint Zandt.
Heute sind seine literarischen Interessen verhältnismäßig breit gestreut. So finden sich neben Cormack McCarthy auch Louis-Ferdinand Céline oder Wenedikt Jerofejew in seinem Bücherregal. Hapu: Teufel im Leib ist sein Debütroman.

Bessere Zeiten: Susanna Alakoski in München

13 Jahre hat die schwedische Autorin Susanna Alakoski an ihrem Buch „Bessere Zeiten“ (orig. Titel: „Svinalängorna“) geschrieben. Ein Einsatz, der sich gelohnt hat. Ihr Buch ist mit bereits 500.000 verkauften Exemplaren in Schweden ein Publikumserfolg, erhielt die Auszeichnung (August-Preis) als bester schwedischer Roman des Jahres 2006 und steht als Empfehlung in den Fächern Soziologie und Psychologie auf den Leselisten der schwedischen Schulen und Universitäten.

Beschrieben wird aus Kindersicht der Alltag des Mädchens Leena, das mit ihrer Familie aus Finnland ins schwedische Ystad zieht. Die Gastarbeiter haben es in ihrem neuen Zuhause nicht leicht. Leena wird in einer Welt am Rande der Gesellschaft groß, einer Welt die von Alkohol und Armut beherrscht wird. Die Eltern, beide Alkoholiker, sind nicht in der Lage ihren Kindern ein geschütztes Zuhause zu bieten. Leena ist auf sich allein gestellt. Ihre Versuche, die Eltern vom Trinken abzuhalten, scheitern. Ihre Welt wird brüchig.

Am Sonntag, den 27.11.2011, stellte Susanna Alakoski ihren Roman in den Münchner City Kinos vor. Der deutsche Text wurde von Karen Nölle gelesen, eine der Herausgeberinnen der edition fünf, in deren Programm der Titel in diesem Herbst erschienen ist. Danach hatte die Moderatorin Katharina Schubert Gelegenheit die Autorin zu ihrem Werk zu befragen.

Anschließend wurde in einer Preview die gleichnamige Verfilmung des Buches gezeigt – kongenial umgesetzt von der schwedischen Regisseurin Pernilla August. Wie Susanna Alakoski im Vorgespräch erzählte, war ihr dabei wichtig, dass die Darsteller aus Finnland kamen und dass die Kinderperspektive beibehalten wurde. Noomi Rapace, die die Rolle der Leena verkörpert, beeindruckt durch ihre Leistung. Sprachlos, dafür mit beredter Mimik und Gestik, macht sie deutlich, wie tief ein Kindheitstrauma sitzen kann. Der Film beginnt, anders als das Buch, mit dem Einbruch der Vergangenheit in ihr Leben. Leena hat es geschafft, wir sehen sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern das Luciafest feiern – fröhlich und unbekümmert. Doch dann klingelt das Telefon. Ihre Mutter meldet sich. Sie liegt sterbend im Krankenhaus. Die Reise dorthin wird für Leena eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.

Der Film wurde auf den 67. Internationalen Filmfestspielen von Venedig gezeigt und erhielt in Canne den Preis der International Critics†˜ Week. Bei den 52. Nordischen Filmtagen in Lübeck wurde der Film zudem mit dem NDR Spielfilmpreis ausgezeichnet. 2011 ist „Bessere Zeiten“ für den Nordic Council Filmpreis nominiert, der Film geht als schwedischer Beitrag ins Rennen um die Oscar-Verleihung im nächsten Jahr.

Quellen Fotos:
oben links – Susanna Alkaoski,
unten links – Silke Weniger (Verl. edition fünf), Susanna Alakoski, Karen Nölle (Hrsg. edition fünf) von Rainer M.

Die Seelen der Nacht von Deborah Harkness [Rezension]

Eine Liebe, stärker als das Leben selbst…

Diana Bishop entstammt einem alten Hexengeschlecht, hat jedoch der Magie den Rücken gekehrt. Als ihre Eltern früh bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kommen, wächst sie bei ihrer Tante auf und versucht nach und nach ein normales Leben zu führen. Zielstrebig geht sie ihren Weg und ist bereits in jungen Jahren eine erfolgreiche und anerkannte Historikerin. Ihr Leben verläuft geordnet und vorhersehbar.

Das ändert sich, als sie in der Bodleian-Bibliothek in Oxford für einen Vortrag recherchiert und alte Handschriften studiert. Zufällig findet sie das verzauberte Manuskript Ashmole 782.

Sie ahnt nicht, dass das Manuskript als verschollen gilt und alle Wesen der Unterwelt danach suchen. Dämonen, Hexen und Vampire lauern überall und warten nur auf ein Zeichen, um es an sich zu bringen. Diana spürt sofort die Magie, die von dem Manuskript ausgeht und ist hin- und hergerissen überhaupt einen Blick hineinzuwerfen. Schließlich wagt sie es, doch dabei ist sie so verunsichert, dass sie es schnell wieder abgibt.

Ihr Fund bleibt nicht unbemerkt und spricht sich schnell herum. Seitdem tummeln sich die Wesen der Unterwelt in der Bibliothek. So lernt Diana den Biochemiker und Vampir Matthew Clairmont kennen. Auch er ist auf der Suche nach dem Manuskript. Matthew ist ein sehr alter Vampir. Damit weckt er die Neugier der Historikerin. Ganz zart entwickelt sich eine Beziehung, denn Diana ist in dem Irrglauben über Vampire aufgewachsen, der mit den typischen Vorurteilen gespickt ist. Doch die Gefühle sind stärker. Nach und nach wird deutlich, dass Diana eine sehr mächtige Hexe ist und in irgendeiner Verbindung zu dem begehrten Manuskript steht. Die beiden haben eine Menge Geheimnisse zu lüften und Rätsel zu lösen.

Alle Wesen wollen die Geheimnisse um das Manuskript lüften und so beginnt eine Hexenjagd, bei der Matthew Diana mit allen Mitteln beschützen muss. Nachdem die Situation in Oxford eskaliert, bringt er sie in seine Heimat nach Frankreich. Hier tauchen die beiden bei seiner Familie unter. Diana wird freundlich aufgenommen und legt ihr letztes Misstrauen gegenüber seiner Spezies ab. Abgeschieden im Idyll beginnt eine leidenschaftliche, aber komplizierte Liebesgeschichte, da eine Beziehung zwischen Hexen und Vampiren verboten ist. Von der Kongregation, die dieses Abkommen geschlossen hat, droht den beiden nun zusätzliche Gefahr.

Diana muss sich mit ihrem Erbe als Hexe auseinandersetzen, und für Matthew wird es immer schwieriger, sie zu beschützen. So suchen sie Zuflucht in Madison auf dem alten Wohnsitz der Bishops. Hier lebt Dianas Tante Sara mit ihrer Lebensgefährtin Emily in einem verzauberten Haus, das meist schon vor den Bewohnern weiß, dass Gäste auftauchen. Ein Haus, in dem die Geister der verstorbenen Verwandten leben, in dem Gegenstände verschwinden und auf magische Weise zu günstigeren Zeitpunkten wieder auftauchen…

Deborah Harkness hat eine bezaubernde Liebesgeschichte geschrieben, sie mit liebevollen Details ausgeschmückt und ihr mit gut recherchierten Fakten überzeugende Authentizität verliehen. Eine Romanze, die so ganz und gar nicht mit den Klischees in der heutigen Flut von Vampir-Romanen behaftet ist.

Die Protagonisten wachsen einem schnell ans Herz, und auch die Nebenfiguren sind so fantasievoll vielschichtig gezeichnet, dass man sich ihnen letztendlich nur schwer entziehen kann. Zu Beginn gewährt die Autorin den Lesern einen tiefen Einblick in Dianas Lebenssituation. Charmant lässt sie ihre Affinität zu gutem Wein einfließen. Erfrischend anders ist der erwachsende Umgang der beiden Hauptfiguren miteinander.

Ich habe mich auf den rund 800 Seiten perfekt unterhalten gefühlt. Deborah Harkness hat einen wunderbaren Cliffhanger hinterlassen, und ich kann es kaum erwarten, die Fortsetzung von „Die Seelen der Nacht„ zu lesen.

Der Lesekreis bedankt sich bei Jane für die schöne und ausführliche Buchbesprechung und bei Blanvalet für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Hardcover-Ausgabe von Die Seelen der Nacht umfasst 800 Seiten. Der Roman ist im September 2011 erschienen und für 19,99 Euro im Buchhandel erhältlich.

Kurzbeschreibung
Diana Bishop ist Historikerin mit Leib und Seele. Dass in ihr zudem das Blut eines uralten Hexengeschlechts fließt, versucht sie im Alltag mit aller Kraft zu ignorieren. Doch als Diana in der altehrwürdigen Bodleian-Bibliothek in Oxford ein magisches Manuskript in die Hände fällt, kann sie ihre Herkunft nicht länger verleugnen: Hexen, Dämonen und Vampire heften sich an ihre Fersen, um ihr das geheime Wissen zu entlocken †“ wenn nötig mit Gewalt. Hilfe erfährt Diana ausgerechnet von Matthew Clairmont, Naturwissenschaftler, 1500 Jahre alter Vampir †“ und der Mann, der Diana bald schon mehr bedeuten wird als ihr eigenes Leben …

Ein mitreißender, wundervoll erzählter Roman über Magie, Abenteuer und Romantik.

Über die Autorin
Deborah Harkness ist Professorin für europäische Geschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie bereits mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Sie schreibt außerdem ein preisgekröntes Wein-Blog (goodwineunder20.blogspot.com).

Die Seelen der Nacht ist Deborah Harkness‘ erster Roman, weitere Bücher der Autorin sind bei Blanvalet bereits in Vorbereitung.

Abschließend der Buchtrailer