März 2006: Oblomow – Iwan Gontscharow

Cover OblomowKurzbeschreibung
Lebenszentrum für den jungen Gutsbesitzer Oblomow ist das Bett, sein wichtigstes Kleidungsstück der Schlafrock. Passiv und entschlußlos hängt er seinen Ideen nach, zu deren Verwirklichung er nicht im Stande ist. Nur kurze Zeit erwacht er aus seiner Trägheit, als ihn Olga, deren Liebe Oblomow gerührt erwidert, vor der Verkümmerung bewahren möchte. Doch Olga heiratet schließlich de tüchtigen Geschäftsmann Stolz, die tatkräftige Gegenfigur im Roman. während Oblomow um der ungestörten Bequemlichkeit willen seinen ihm ergebene Haushälterin Agafja ehelicht.

Sehr viel Informationen zu dem großartigen Buch und zu dem Autor findet man auf dieser Seite.

Januar 2006: Das Jagdgewehr – Yasushi Inoue

Cover Das Jagdgewehr

Kurzbeschreibung
Aus dem Japanischen von Oskar von Benl. Mit einem Jagdgewehr „auf dem wunderlich einsam wirkenden Rücken des Jägers“, der seinen Weg durchs Gebirge zieht, fängt alles an. Fasziniert von diesem Bild, schreibt ein Dichter das Gedicht „Das Jagdgewehr„. Der einsame Jäger liest das Gedicht in seiner „Jägerzeitung“ erkennt sich selbst in den Zeilen wieder und schreibt dem Dichter, genauer: Er schickt ihm die Abschiedsbriefe dreier Frauen, die sein Leben bestimmten: seiner Frau, seiner Geliebten und deren Tochter. Aus drei Perspektiven erzählen diese Briefe die Geschichte seines Lebens, die Geschichte einer verbotenen Liebe, die in Wirklichkeit eine Geschichte der Einsamkeit ist. Und sie erklären, weshalb der Mann mit dem Jagdgewehr so still und einsam seinen Weg geht.

Über den Autor
Yasushi Inoue, geboren am 6. Mai 1907 in Asahikawa, HokkaidŠ, gestorben am 29. Januar 1991 in TŠkyŠ, war ein japanischer Schriftsteller.

Inoue studierte in Kyushu, dann in Kyoto, mit Abschlüssen in Kunst und Geschichte. Nach seiner Arbeit als Journalist für Mainichi Shimbun und als Soldat in China 1937 begann er seine Karriere als Schriftsteller. Einsamkeit und zwischenmenschliche Beziehungen bestimmen viele seiner Werke, zu denen auch historische Romane, Essays und Gedichte gehören. Neben vielen anderen Literaturpreisen, mit denen sein Werk ausgezeichnet wurde, gewann sein Roman Der Stierkampf 1950 den Akutagawa-Preis, zu Lebzeiten wurde er in Japan als „lebender Nationalschatz†œ geehrt.

Seit 1993 gibt es einen nach ihm benannten Literatur- und Kulturpreis. Seine Werke sind in viele Sprachen übersetzt worden. Filmbearbeitungen seiner Romane gibt es u. a. von ŠŒno Yasuko, M. Kazuo und Inagaki Hirosho. In Deutschland gehört er zu den meistgelesenen japanischen Autoren.

Vor allem sein kurzer Roman Das Jagdgewehr besticht durch seine Erzähltechnik: Ein einsamer Jäger legt dem Erzähler, motiviert von dessen vorher veröffentlichen Gedicht mit dem Titel Das Jagdgewehr, drei Abschiedsbriefe vor: von seiner Frau, seiner Geliebten und deren Tochter. Dem Leser offenbart sich eine Geschichte eines Ehebruchs, einer verbotenen Liebe, die von Einsamkeit und emotionaler Kälte geprägt ist.

November 2005: Buntschatten und Fledermäuse – Axel Brauns

Cover Buntschatten und FledermäuseKurzbeschreibung
Buntschatten und Fledermäuse. Mein Leben in einer anderen Welt ist die 2002 erschienene Autobiographie des deutschen Schriftstellers und Autisten Axel Brauns
In seiner Autobiographie beschreibt Axel Brauns sein Leben mit dem Autismus.

Mit zwei Jahren werden für ihn die Menschen, Gestik und Sprache fremd. Er beginnt, zwei Sorten von Menschen zu unterscheiden. Menschen, die er angenehm findet, nennt er Buntschatten, und die anderen sind für ihn Fledermäuse.

Brauns kann nicht zwischen Ernst und Witz unterscheiden und neigt dazu, für ihn neue Wörter zu wiederholen, weswegen er Papagei genannt wird. Sein älterer Bruder nennt ihn Dummbart, weil er meint, dass Axel nie lernen wird. Doch die Haha (Axels Mutter) will ihm helfen, mit der Umwelt klar zu kommen. In späteren Jahren beginnt Brauns langsam, aber sicher, von allein aus sich herauszukommen, und beginnt seine Familie, seine Lehrer und Mitschüler mit seinen Fähigkeiten und seinem Gedächtnis zu verblüffen. Er kennt nun ein paar Ziele für sein Leben: Das Abitur bekommen, eines Tages zu studieren und sogar die Liebe kennenzulernen.Wie aus dem »Dummbart« ein »Schlauberger«, aus dem Sprachlosen ein Dichter wird, wie ein »Gefühlstauber« den Autismus durchbricht: Axel Brauns‘ Erinnerungen geben einen erstaunlichen Einblick in eine andersartige Welt. Faszinierend, aufregend, verstörend.

Über den Autor
Axel Brauns, geboren am 2. Juli 1963 in Hamburg, ist ein deutscher Schriftsteller und Filmemacher, der mit dem Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde.

Trotz der mit Autismus einhergehenden Schwierigkeiten schaffte es Axel Brauns, sein Abitur zu machen und ein Jurastudium zu beginnen. Das Studium brach er jedoch 1984 wieder ab, um sich ausschließlich der Schriftstellerei zu widmen.

Nach eigener Aussage sucht Axel Brauns seit 1998 bewusst den Kontakt zu Menschen und zwang sich zur Öffentlichkeit. Er besuchte einen Schreibkurs, um seine bisherigen Skripte weiter verbessern zu können und gründete einen literarischen Salon.

Seine autistische Kindheit und Jugend beginnend mit dem zweiten Lebensjahr beschreibt er in seinem 2002 erschienenen autobiografischen Werk Buntschatten und Fledermäuse †“ Leben in einer anderen Welt. Für einen Auszug aus diesem Buch erhielt er bereits im Jahre 2000 einen der Förderpreise für Literatur der Freien und Hansestadt Hamburg, woraufhin er ein Angebot des Verlages Hoffmann und Campe bekam. Nominiert wurde Axel Brauns für den Deutschen Bücherpreis 2003. Buntschatten und Fledermäuse erreichte die Spiegel-Bestsellerliste.

2004 drehte Brauns seinen ersten Spielfilm „Tsunami und Steinhaufen†œ, der 2007 uraufgeführt werden sollte.

Im September 2004 erschien sein Roman Kraniche und Klopfer. In diesem beschreibt Axel Brauns das Leben der fiktiven Person Adina Adelung. Diese lebt in einem Haus mit ihrer Mutter, welche ständig gefundene Dinge †“ vermeintlich kostbare Schätze †“ mit nach Hause bringt und so das Haus zu einer Müllhalde verkommen lässt. Erst die Freundschaft zu den Kranichen befreit Adina aus ihrer skurrilen Isolation und von dem Gerümpel.

2006 folgte mit dem Krimi Tag der Jagd Brauns‘ zweiter Roman.

September 2005: Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone – Mark Haddon

Cover Supergute TageKurzbeschreibung
Christopher Boone ist fünfzehn Jahre, drei Monate und zwei Tage alt. Er kennt alle Länder und deren Hauptstädte sowie sämtliche Primzahlen bis 7507. Er liebt die Farbe Rot, hasst hingegen Gelb und Braun. Unordnung, Überraschungen und fremde Menschen versetzen ihn in Panik, denn Christopher leidet an einer leichten Form von Autismus. Als aber der Pudel in Nachbars Garten mit einer Mistgabel umgebracht wird, beginnt Christopher, aus seiner fest gefügten, kleinen Welt auszubrechen: Mutig stellt er den schändlichen Verbrecher und erfährt außerdem, was es heißt, in der Welt der Erwachsenen zu leben …

Über den Autor
Mark Haddon, geboren am 1962 in Northampton, ist ein englischer Schriftsteller, ausgebildet an der Uppingham School und am Merton College in Oxford.

Im Jahr 2003 gewann er den Whitbread Book of the Year Award für sein Buch Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone, (Originaltitel: The Curious Incident of the Dog in the Night-time). Darin versucht Haddon einen Einblick in die Weltsicht eines autistischen Jungen zu geben, der im Buch als Ich-Erzähler auftritt.

Laut einem Interview mit dem Autor bei Powells.com war es sein erstes Buch, welches er nicht als Kinder- oder Jugendbuch, sondern für Erwachsene konzipiert hatte. Deshalb sei er überrascht gewesen, als sein Verleger vorschlug, das Buch für beide Zielgruppen zu vermarkten.

Populär in Großbritannien sind Mark Haddons Jugendbücher der „Agent Z†œ-Reihe. Weiterhin schrieb er das Drehbuch für die BBC-Fernsehadaption von Raymond Briggs‘ Erzählung Fungus the Bogeyman, ausgestrahlt im Jahr 2004. Dieses und ein anderes Drehbuch für das Kinderprogramm der BBC trugen ihm den BAFTA-Preis ein.

Mark Haddon ist verheiratet mit Dr. Sos Eltis, Dozentin am Brasenose College, mit der er in Oxford lebt.

Juli 2005: In seiner frühen Kindheit ein Garten – Christoph Hein

Cover In seiner frühen Kindheit ein GartenKurzbeschreibung
In seinem vieldiskutierten Roman erzählt Christoph Hein von einem Vater, dessen Kind die Familie verriet, um sich in den Dienst der RAF zu stellen. Und er erzählt von einem wichtigen, oft verdrängten Stück bundesdeutscher Geschichte. Als der bundesweit gesuchte Terrorist Oliver Zurek bei einem Schußwechsel mit Beamten des Grenzschutzes von einer Kugel tödlich verletzt wird, kommt es zu einem politischen Skandal. Denn die offiziellen Mitteilungen über seinen Tod †“ es ist von Selbstmord die Rede †“ stimmen nicht mit den Zeugenaussagen überein. Olivers Vater, ein ehemaliger Gymnasialdirektor, mißtraut den Behörden und versucht, die Wahrheit über den Tod seines Sohnes zu erfahren.

Über den Autor
Christoph Hein, geboren am 8. April 1944 in Heinzendorf (Jasienica) bei Münsterberg (ZiÄ™bice), Schlesien, wuchs in der Kleinstadt Bad Düben bei Leipzig auf. Da er als Sohn eines Pfarrers kein Arbeiterkind war und er keinen Platz an einer Erweiterten Oberschule bekam, ging er bis zum Mauerbau auf ein Westberliner Gymnasium. Nach dem Mauerbau arbeitete er als Montagearbeiter, Buchhändler, Kellner, Journalist, Schauspieler und Regieassistent. 1964 legte er sein Abitur an der Abendschule ab. In Berlin und Leipzig studierte er zwischen 1967 und 1971 Philosophie und Logik. Danach wurde er Dramaturg und Autor an der Volksbühne in Ost-Berlin. Seit 1979 arbeitet er als freier Schriftsteller.

Bekannt geworden ist Christoph Hein durch seine sehr erfolgreiche Novelle Der fremde Freund, die 1982 in der DDR veröffentlicht wurde und in Westdeutschland 1983 aufgrund des Titelschutzes als Drachenblut erschien. Sein erfolgreichstes Stück Die Wahre Geschichte des Ah Q wurde 1983 publiziert. Als Übersetzer bearbeitete er Werke von Jean Racine und Molière. Von 1998 bis 2000 war Christoph Hein erster Präsident des gesamtdeutschen PEN-Clubs. Er war bis Juli 2006 Mitherausgeber der Wochenzeitung Freitag. Christoph Hein hat mit seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau, der Filmregisseurin Christiane Hein [1], zwei Söhne, der jüngere ist der Schriftsteller und Arzt Jakob Hein. Hein ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

Am 8. Oktober 2004 bestätigte der Berliner Kultursenator Thomas Flierl, dass mit Christoph Hein Vertragsverhandlungen über die Intendanz des Deutschen Theaters geführt werden. Hein sollte das Theater ab der Spielzeit 2006/2007 übernehmen und somit Nachfolger von Bernd Wilms werden, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Am 29. Dezember 2004 gab Hein nach zahlreichen Kritiken aus der Theaterwelt und der Presse auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er das Amt des Intendanten 2006 nicht antreten werde.

Christoph Heins Roman Willenbrock wurde 2005 von Andreas Dresen verfilmt.