Oktober 2004: Balzac und die kleine chinesische Schneiderin – Dai Sijie

Cover Balzac und die kleine chinesische SchneiderinKurzbeschreibung
Zwei pfiffige chinesische Studenten, die zur »kulturellen Umerziehung« in ein abgelegenes Bergdorf ans Ende der Welt verschickt wurden, merken bald, daß sie nur eine einzige Möglichkeit haben zu überleben: Sie müssen in den Besitz jenes wunderbaren Lederkoffers gelangen, der die †“ verbotenen †“ Meisterwerke der westlichen Weltliteratur enthält. Denn nur mit ihnen können sie den Widrigkeiten ihres Daseins entkommen †“ und vielleicht am Ende das Herz der kleinen Schneiderin gewinnen.

Über den Autor
Dai Sijie (chin. 戴思杰/戴思傑, geboren am 2. März 1954 in Chengdu, Provinz Sichuan, Volksrepublik China, ist ein in Frankreich lebender chinesischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur.

Dai Sijie wurde als Sohn eines Mediziners geboren. Von 1971 bis 1974 wurde er im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf in Sichuan verschickt. Angestellt in einem Gymnasium in der Provinz studierte er nach Maos Tod Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. Seine Erfahrungen aus der Umerziehung dienten ihm später als Inspiration für seinen ersten Roman Balzac und die kleine chinesische Schneiderin, der ein großer internationaler Erfolg und 2002 in einer französisch-chinesischen Produktion verfilmt wurde. Zu diesem Film schrieb Dai auch das Drehbuch und führte Regie.

September 2004: Kleine Gemeinheiten – Panos Karnezis

Cover Kleine GemeinheitenKurzbeschreibung
Als ein griechisches Dorf von einem Erdbeben heimgesucht wird, ist dies für den verzweifelten Pater der unwiderlegbare Beweis für den himmlischen Zorn, der angesichts der vielen kleinen und großen Sünden seiner gottlosen Schäfchen auf sie herabkommt. Vom Bahnwärter über den Bürgermeister bis hin zur Hure bleibt keiner verschont. Am Ende jedoch ist es nicht der göttliche Zorn, der die Zerstörung bringt, sondern, der Mensch selbst.

Über den Autor
Panos Karnezis, geboren 1967, ist ein griechischstämmiger Schriftsteller.

Er zog 1992 nach England und studierte dort Ingenieurswesen. Nach einiger Zeit in der Industrie machte er seinen Master in Creative Writing an der University of East Anglia.

Panos Karnezis lebt zur Zeit in London.

Werke

Kleine Gemeinheiten (Erzählungen) (2002)
Der Irrgarten (Roman) (2004)

Der Irrgarten handelt von einer griechischen Brigade nach dem Ende des griechisch-türkischen Krieges. Während die übrige Invasionsarmee der Griechen aus der Türkei flüchtet, sitzt die Truppe um den morphiumsüchtigen General Nestor in der Wüste fest. Neben Diebstählen und kommunistischen Manifesten nagt auch das an einer Dorfbevölkerung verübte Massaker an der Moral der Soldaten. Als sie auf eine kleine Stadt stoßen, glauben sich die Männer gerettet.

Karnezis schildert die miteinander verstrickten Schicksale von Armeeangehörigen und Stadtbewohnern. Er skizziert so das Bild eines in Vergessenheit geratenen Krieges.

Juni 2004: Das Buch des Vaters – Urs Widmer

Cover Das Buch des VatersKurzbeschreibung
Er liebt alles, was lebt: Freunde, Frauen, Feste. Am meisten aber die Bücher. „Das Buch des Vaters“ ist die Aufzeichnung eines leidenschaftlichen Lebens, von der Liebe zur Literatur bestimmt. Von den großen Utopien, Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts. Und von der Liebe zu Clara Molinari, einer geheimnisvollen Frau.

Über den Autor
Urs Widmer, geboren am 21. Mai 1938 in Basel, ist ein Schweizer Schriftsteller.

Er ist der Sohn des Übersetzers und Gymnasiallehrers Walter Widmer. Urs Widmer studierte in Basel, Montpellier und in Paris Germanistik, Romanistik und Geschichte. 1966 promovierte er an der Universität Basel mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa zum Doktor der Philosophie. Anschließend war er als Verlagslektor beim Walter-Verlag in Olten und beim Suhrkamp-Verlag in Frankfurt am Main tätig. Von 1967 bis 1984 lebte er als freier Schriftsteller in Frankfurt. Während dieser Zeit schrieb er Kritiken für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und lehrte als Dozent für neuere deutsche Literatur an der Universität Frankfurt. 1969 gehörte er zu den Mitbegründern des Verlag der Autoren. 1984 kehrte er in die Schweiz zurück. Er lebt heute in Zürich, ist verheiratet und hat eine Tochter.

Urs Widmer ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main und der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg.

Urs Widmer beschrieb seine literarische Tätigkeit einmal so: „Ich bin zuweilen damit beschäftigt, mir in meinem Kopf drin etwas Schönes vorzustellen, Bäume oder Ozeane oder Luft oder Liebe, weil es da, wo ich wohne, irgendwie nicht immer schön genug ist, zuwenig Bäume und Ozeane und Luft und Liebe“. Tatsächlich lässt sich bei Widmer der Gegensatz zwischen Sehnsucht und Realität immer wieder ausmachen. „Fiction“ will er schreiben, aber auch „möglichst viel gesellschaftliche Wirklichkeit spürbar werden lassen“.

Urs Widmers umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Hörspiele. Seine Stärke ist das fantasievolle, ironische Ausspinnen trivialer Handlungsschemata der klassischen Abenteuer- und Reisegeschichte bis hin zur Parodie und zum Surrealen.

März 2004: Der menschliche Makel – Philip Roth

Cover Der menschliche MakelKurzbeschreibung
Zuckerman begegnet dem alternden Professor Coleman Silk, der durch Missverständnisse und Intrigen alles verloren hat – sein Renommee, seine Familie. Das große Geheimnis, das ihn umgibt, kann er wahrscheinlich nur mit Faunia, seiner jungen Geliebten, teilen. Ein Sittenbild der amerikanischen Gesellschaft. „Philip Roth macht auf humorvolle und bittere, anrührende und fesselnde, sarkastische und zärtliche Weise deutlich, wie nah menschlicher Makel und menschliche Grösse beieinander liegen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“ (Die F.A.Z. zum Vorabdruck des Romans)
„Das Leben, ist es wirklich so theatralisch, so wahnsinnig wie hier beschrieben? Ja! Und wenn nicht, ist es auch egal. Wahnsinnig und ergreifend wie Dostojewski oder Dickens. Besser geht’s nicht!“ (Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung)

Über den Autor
Philip Milton Roth, geboren am 19. März 1933 in Newark, New Jersey, ist ein US-amerikanischer Romancier und gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart. Er lebt auf einer Farm in Connecticut.

Roth stammt aus einer jüdischen Familie. Seine Großeltern, die aus Osteuropa emigrierten, sprachen Jiddisch. Roth selbst besuchte die jüdische Weequahic High School und studierte 1950-51 an der Rutgers University. 1954 erwarb er an der Bucknell University in Lewisburg/Pennsylvania den B.A. in Englisch, graduierte ein Jahr darauf in Chicago zum M.A. und erhielt die Lehrerlaubnis. 1955-56 diente er in der Armee, anschließend war er von 1956-58 Dozent für Englische Literatur an der University von Chicago. 1959/60 war er Guggenheim-Stipendiat, danach lehrte er bis 1962 an der University of Iowa Creative Writing. Als Writer-in-Residence verbrachte er die Jahre 1962 bis 1980 erst in Princeton, dann an der University of Pennsylvania. Ab 1989 nahm Roth eine Dozententätigkeit für Creative Writing am Hunter College in New York wahr.

Roths Ehe mit Margaret Martinson hielt von 1959†“63; 1968 starb Martinson bei einem Autounfall. (Biographische Details aus dieser von Anfang an unglücklichen Ehe flossen später in den Roman Mein Leben als Mann ein.) Von 1975 an lebte er mit Claire Bloom, einer britischen Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle in Charlie Chaplin’s Limelight bekannt wurde. 1990 heirateten Roth und Bloom, 1994 wurde diese Ehe geschieden.

Seit Ende der 1950er Jahre ist Roth schriftstellerisch tätig und publizierte mit großem Erfolg Romane, Erzählungen und Essays. Sowohl sein jüdischer Familienhintergrund als auch seine Eheerfahrungen fließen in seine Werke ein, ohne dass Roth ein spezifisch jüdischer Autor wäre. Sein Thema ist die gesamte amerikanische Gesellschaft. So ist Mein Mann, der Kommunist eine literarische Antwort auf ein autobiographisches Buch, das Claire Bloom nach der Scheidung publizierte (Leaving a Doll’s House), zugleich eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Hang der USA zur Diskriminierung Andersdenkender, wie der Kommunisten in der McCarthy-Ära.

Der menschliche Makel

Mit The Human Stain – zu deutsch Der menschliche Makel – gelang Roth 1998 ein unumstrittenes Meisterwerk, für das ihn Kritiker neben Dostojewski stellten. Das englische Wort stain kann unterschiedlich übersetzt werden, z. B. als Makel, aber auch als (Schand-)Fleck. Der „Fleck†œ im Titel des Romans ist eine Anspielung auf die Lewinsky-Affäre, die in der deutschen Übersetzung verloren geht.

Viele typisch amerikanische Zeitgenossen werden hier miteinander konfrontiert, in ihren Stärken und Schwächen präzise geschildert, ohne verurteilt zu werden. Stephan Sattler urteilt im Focus:

„Roth trifft die innerste Befindlichkeit der amerikanischen Gesellschaft, aber er erreicht auch Nicht-Amerikaner, weil er ein allzu menschliches Drama ausphantasiert. Der Traum vom gelingenden Leben muss scheitern, so clever wir es anstellen. Der Angriff erfolgt in einem Moment, mit dem wir nicht mehr gerechnet haben. Wir werden auf unseren ‚Makel†˜, unsere Hinfälligkeit zurückgeworfen.†œ

Der Roman hat unter anderem Bezüge zu dem Roman Passing der afroamerikanischen Autorin Nella Larsen, der ebenfalls das „Durchgehen†œ als Weißer zum Thema hat.

Der menschliche Makel wurde 2003 von Regisseur Robert Benton mit Anthony Hopkins, Nicole Kidman und Ed Harris in den Hauptrollen verfilmt.

Februar 2004: Der Schatten des Windes – Carlos Ruiz Zafón

Cover Der Schatten des WindesKurzbeschreibung
Vor dem Hintergrund eines gespenstisch schimmernden Barcelona inszeniert Zafón eine dicht gewobene Spannungsgeschichte: Daniel Semperes Leben erfährt eine drastische Wende, als er die Schicksalsbahn eines geheimnisvollen Buches kreuzt. Er gerät in ein Labyrinth abenteuerlich verknüpfter Lebensläufe. Es ist, als wiederhole sich vergangene Geschichte in seinem Leben. Alle Menschen, denen Daniel begegnet, insbesondere die Frauen, in die er sich verliebt, scheinen nur Figuren in einem großen Spiel zu sein.

Über den Autor
Carlos Ruiz Zafón, geboren am 25. September 1964 in Barcelona, ist ein spanischer Schriftsteller.

Carlos Ruiz Zafón ist in Barcelona geboren und wuchs dort auf. Er besuchte die Jesuitenschule Sarrià. Sie hat ihren Sitz in einem in der Stadt gelegenen gotischen Schloss aus rotem Backstein, mit Türmen und geheimen Gängen, die nach seiner Aussage seine Phantasie und die Lust auf das Geschichtenerzählen angeregt haben.

Er war zuerst in Barcelona in einer Werbeagentur tätig, ging 1994 dann nach Los Angeles und konzentrierte sich völlig auf das Schreiben. Neben seiner Arbeit an Romanen ist er als Drehbuchautor und Journalist für die spanischen Zeitungen El País und La Vanguardia tätig.

1993 kam Der Fürst des Nebels heraus, von dem mehr als 150.000 Exemplare verkauft wurden. Danach erschienen noch drei weitere Jugendbücher aus seiner Feder. Sein fünftes Buch, Der Schatten des Windes, erschien 2001 und erhielt in Spanien bei der Herausgabe zwar keine große Aufmerksamkeit, wurde aber trotzdem in kurzer Zeit zu einem Bestseller und war wochenlang auf den spanischen Bestsellerlisten. In Spanien wurde Zafón damit als die literarische Sensation des Jahres 2002 gefeiert. Auch in Deutschland wurde der Roman schnell bekannt und schaffte es unter anderem auf die Nummer 1 der Spiegel-Bestsellerliste. 2004 sind die Publikationsrechte für den Roman in über 20 Länder verkauft, unter anderem Frankreich, Finnland, Norwegen, Dänemark, Niederlande, Schweden, Großbritannien, Italien, Australien, Brasilien, Israel, Portugal, Griechenland, Ungarn, den USA und Polen. Von La Vanguardia, einer großen Tageszeitung Barcelonas wurde Der Schatten des Windes zum Buch des Jahres 2002 gewählt.

Er war auch als Stipendiat zu Gast im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf.