August 2002: Der Chronist der Winde – Henning Mankell

Cover Der Chronist der WindeKurzbeschreibung
»Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.«

Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt um sein Leben. Er liegt mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses und weiß, dass er sterben wird, sobald seine Geschichte zu Ende ist. Er erzählt, wie die Banditen sein Dorf überfielen und seine Schwester massakrierten. Wie er floh, den Weg in die große Stadt fand und Anführer einer Bande von Straßenkindern wurde. Vor allem aber erzählt er vom Leben dieser schwarzen Kinder. Und vom Paradies, das auf keiner Landkarte verzeichnet ist und das man doch finden kann.

Henning MankellÜber den Autor 
Henning Mankell, geboren am 3. Februar 1948 in Stockholm, aufgewachsen in Sveg, ist ein schwedischer Theaterregisseur und Schriftsteller. Bekanntheit in Deutschland erlangte er vor allem durch seine Kriminalroman-Reihe über Kurt Wallander.

Henning Mankell begann 1966 als Regieassistent am Riks-Theater in Stockholm seine Theaterlaufbahn. Mit dem Ziel, die „Gesellschaft zu demaskieren†œ, schrieb und inszenierte er bereits als 20-jähriger selbständig Stücke in Collageform. Mit gleicher Intention begann er Anfang der 1970er Jahre auch Prosa zu verfassen. 1973 veröffentlichte er mit Bergsprängaren seinen ersten Roman. Bis heute nehmen politische und gesellschaftliche Themen in seinen Büchern viel Raum ein. Seit den 1980er Jahren verlegte er seine Wirkungsstätte immer mehr nach Mosambik, dort beteiligte er sich am Aufbau eines Theaters.

In seinem Roman Mörder ohne Gesicht schuf er die Figur des Kriminalkommissars Kurt Wallander. Seitdem hat er über den knorrigen Polizisten eine äußerst erfolgreiche Serie von Kriminalromanen veröffentlicht. Diese Romane stehen in der Tradition der von den Autoren Maj Sjöwall und Per Wahlöö verfassten Bücher über den Kriminalkommissar Martin Beck.

Mankell lebt abwechselnd in Schweden und in Maputo (Mosambik), wo er als Theaterregisseur zum kulturellen Aufbau der Stadt und des Landes beiträgt. Als Autor hat er mehrere Bücher veröffentlicht, die seine afrikanischen Erfahrungen verarbeiten. Mankell hat deutsche Vorfahren. Er ist ein Ururenkel von Johann Hermann Mankell, der in Niederasphe, einem Ortsteil von Münchhausen, im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf geboren wurde und später nach Schweden auswanderte. Sein Großvater war der gleichnamige schwedische Komponist Henning Mankell. Er ist in dritter Ehe mit der zweiten Tochter von Ingmar Bergman verheiratet, der Theateregisseurin Eva Bergman.

Juni 2002: Was am Ende bleibt – Paula Fox

Cover Was am Ende bleibtKurzbeschreibung
Psychogramm einer Ehe: Seit fünfzehn Jahren verheiratet, beruflich erfolgreich, kinderlos, wohlsituiert, sind Sophie und Otto Bentwood der Inbegriff eines arrivierten Ehepaars der gehobenen Mittelschicht New Yorks. Unausgesprochen, und doch in jedem Satz spürbar, sind die unterschwelligen Spannungen, die unter der glatten Oberfläche der scheinbar harmonischen Beziehung arbeiten. Erste Risse werden sichtbar, als Ottos Geschäftspartner im Streit aus der gemeinsamen Anwaltskanzlei ausscheidet. Obgleich Otto den Vorfall herunterzuspielen versucht, greift die berufliche Krise mehr und mehr auf seine Ehe über.
Sophies Unbehagen, ihre vage Angst vor einem Erstarren der Beziehung wie vor möglicherweise einschneidenden Veränderungen, verdichtet sich zu einem akuten Gefühl der Bedrohung. Mehrere halbherzige Ausbruchversuche enden in der Sackgasse, die Situation bleibt auf beklemmende Weise in der Schwebe. Ob die Krise eine rasch überwundene Episode sein wird, oder ob sie droht, die berufliche und private Existenz des Paares zu zerstören, bleibt offen.
Die Wiederentdeckung von Paula Fox‘ 1971 zuerst erschienenem Roman war in den USA eine literarische Sensation. Das Buch wurde als eines der wichtigsten amerikanischen Werke des 20. Jahrhunderts gefeiert. Nun liegt das schmale Meisterwerk endlich in deutscher Übersetzung vor und hat auch hierzulande seinen Siegeszug bei Lesern wie Kritikern angetreten.

Über die Autorin
Paula Fox, geboren am 22. April 1923 in New York, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, die in New York lebt. Lange Zeit war sie vergessen, heute sieht man sie als eine Klassikerin der Moderne.

Die Eltern – der Vater irischer Abstammung, die Mutter aus Kuba – kümmerten sich nicht um sie und ließen sie bei einem Geistlichen aufziehen. Im Alter von sechs Jahren kam Paula in ein Kinderheim nach Kalifornien. Zwei Jahre später zog sie auf eigenen Wunsch zur Familie ihrer Mutter nach Kuba. Dort gab es ein sehr einfaches, hartes Leben auf einer Zuckerrohrplantage. 1933 kehrte sie zusammen mit ihrer Großmutter nach New York zurück. Mit nur 12 Jahren war Paula Fox bereits auf neun verschiedene Schulen gegangen. Heute, im Jahr 2004, ist sie verheiratet, hat drei Kinder und mehrere Enkelkinder – eines davon ist die Sängerin Courtney Love.

In ihrem meisterhaften Roman Was am Ende bleibt schildert sie, wie sich das fragile Zusammenleben eines gutsituieren, amerikanischen, kinderlosen Ehepaares durch eine Kleinigkeit, einen Katzenbiss, in alltägliches Grauen verwandelt.

Mit „In fremden Kleidern†œ erzählt Paula Fox autobiographisch von ihrer Kindheit und Jugend.

Ein weiterer Kinderroman ist „Paul ohne Jakob“

Was am Ende bleibt eignet sich vorzüglich für Diskussionen in einem Lesekreis.

April 2002: Streiflichter aus Amerika – Bill Bryson

Cover Streiflichter aus AmerikaKurzbeschreibung
Nach zwanzig Jahren in England findet Bill Bryson, dass es nun genug sei. Er kehrt seiner Wahlheimat den Rücken, um sich mit seiner Familie wieder in Amerika zu etablieren. Mit frischem Blick, geschärft durch die Jahre der Abwesenheit, macht sich Bryson daran, den amerikanischen Alltag unter die Lupe zu nehmen. Sarkastisch und beißend, ironisch und witzig und dabei immer auch höchst informativ stellt er Betrachtungen an über typisch amerikanische Phänomene: Die Präsidentenwahl, Risiken und Nebenwirkungen überhöhten TV-Genusses oder gewisse kulinarische Traditionen. Aber auch die nostalgische Beschwörung verblasster Mythen †“ etwa Motels oder Highways †“ kommt dabei nicht zu kurz. Während es so manchen Irrwitz zu beklagen gibt, stehen dem amerikanischen Bürger doch eine Vielzahl komfortabler Nebensächlichkeiten zur Verfügung, die das Leben versüßen: Eine 24-Stunden-Hotline für Zahnseide, Jahre im voraus programmierbare Video-Recorder oder die gehobene Computervariante mit dem praktischen Getränketablett, das nur der unkundige als CD-Einzug interpretiert …

Über den Autor
William „Bill†œ McGuire Bryson, geboren am 8. Dezember 1951 in Des Moines, Iowa, ist ein Humorist, Journalist und Schriftsteller US-amerikanischer Herkunft. Bryson ist seit 2005 „Chancellor†œ der renommierten britischen University of Durham, die ihm auch die Ehrendoktorwürde verlieh.

Bryson, Sohn einer Journalistenfamilie in Des Moines, studierte an der Drake University, unterbrach sein Studium und kam 1973 erstmals als Rucksacktourist nach England. Er arbeitete zwei Jahre lang in einer psychiatrischen Klinik in Virginia Water in Surrey. Dort lernte er Cynthia Billen, eine Krankenschwester in Ausbildung, kennen. Nach der Heirat 1974 zog er mit seiner Frau zurück in die USA, um seinen Hochschulabschluss an der Drake University (1975 bis 1977) nachzuholen. Zurück in England, schrieb er zwei Jahre lang für das „Bournemouth Evening Echo†œ. Anschließend siedelte er nach London um und arbeitete hier für die „Financial Weekly†œ sowie später für The Times und The Independent. 1995 zog er mit seiner Frau und den vier Kindern von North Yorkshire nach Hanover, New Hampshire. 2003 kehrte er mit seiner Familie wieder nach England zurück.

Bill Bryson wurde 2005 Nachfolger von Peter Ustinov als Kanzler der Universität Durham im Nordosten Englands und lebt derzeit in Wymondham, Norfolk.

Seit 1985 verfasst Bryson Bücher. Der internationale Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm 1989 mit dem Englandbuch „Reif für die Insel†œ (engl: „Notes from A Small Island†œ). Darauf folgten mit weiteren Titeln zahlreiche Platzierungen in den englischen, amerikanischen und zuletzt auch deutschen Bestsellerlisten, die ihm den Ruf einbrachten, einer der populärsten Sachbuchautoren der Gegenwart zu sein. Seine Leserschaft erfreut vor allem der äußerst humorvolle Tonfall seiner Bücher. Er beschreibt mit Witz geschichtliche Ereignisse, selbst erlebte Anekdoten und kleine Abenteuer, die das Sachbuch schnell in einen fesselnden Roman verwandeln.

März 2002: Ausweitung der Kampfzone – Michel Houellebecq

Cover Ausweitung der KampfzoneKurzbeschreibung
Der provokante Erstling des französischen Star-Autors: Ein junger Informatiker seziert mit gnadenlosem Blick die Welt – und erklärt sie zur gefühlsfreien Kampfzone. Im täglichen Kampf um Erfolg und Sexpartner kann er nicht mithalten. Und so ringt er in seiner isolierten Existenz mit der Einsamkeit, (fehlendem) Sex und Machtphantasien.

Über den Autor
Michel Houellebecq, eigentlich Michel Thomas, geboren am 26. Februar 1958 †“ gemäß anderen Quellen 1956 – auf Réunion, ist ein französischer Schriftsteller. Heute lebt er in Irland und auf Lanzarote. Houellebecq gilt in Frankreich zur Zeit als der meistgelesene, aber auch umstrittenste Autor seiner Generation.

Er begann in den 1980er Jahren mit Gedichten, die 1991 und 1992 gesammelt in den Bänden Rester vivant und La Poursuite du bonheur erschienen (Suche nach Glück, 2000). In seinem frühen Essay H. P. Lovecraft, contre le monde, contre la vie, 1991 (Gegen die Welt, gegen das Leben, 2002), setzte er sich mit Leben und Werk des amerikanischen Kultautors der fantastischen Literatur, H.P. Lovecraft, auseinander.

Aber erst mit seinen Romanen Extension du domaine de la lutte 1994 (Ausweitung der Kampfzone, 2000) und vor allem Les Particules élémentaires, 1998 (Elementarteilchen, 2001), die beide verfilmt wurden, erreichte er nationale und internationale Bekanntheit. Der dritte Roman, Plateforme, 2001 (Plattform) und der vierte, La Possibilité d’une île, 2005 (Die Möglichkeit einer Insel) waren gleich bei ihrem Erscheinen Erfolge. Sie wurden mit den Literaturpreisen Prix Novembre bzw. Prix interallié ausgezeichnet und noch im Erscheinungsjahr in mehrere Sprachen, darunter auch ins Deutsche, übersetzt.

In seinen meist in der Ich-Form erzählten Romanen zeichnet Houellebecq, ähnlich wie sein Freund Frédéric Beigbeder, das provokante Bild einer narzisstischen westlichen Konsumgesellschaft. Seine Protagonisten leiden unter ihrem Egozentrismus, ihrem Unerfülltsein und ihren Schwierigkeiten, in einer kontakt- und gefühlsgehemmten Gesellschaft menschliche Nähe und gegenseitige Hingabe zu erleben. Insbesondere die sexuelle Frustration erscheint als ein Leitmotiv, paradoxerweise auch in Form häufiger Darstellungen erfüllter Sexualität. Denn eine von Houellebecqs Spezialitäten, die er besonders in Plateforme zu einer Kunst ausbaut, besteht darin, regelmäßig halb- bis anderthalbseitige Sexszenen in die Handlung einzufügen. Hierbei werden die Vorgänge (die sich i. d. R. im Rahmen des „Normalen†œ halten) bald sachlich, bald einfühlsam dargestellt. Ein anderes Merkmal sind die ebenfalls oft en passant eingefügten essayistischen, zeitkritischen oder pseudo-wissenschaftlichen Betrachtungen. Insgesamt ist Houellebecqs Sprache schnörkellos und präzise; sein Erzählstil wirkt nüchtern und beiläufig.

Houellebecqs drei Lyrikbände (Suche nach Glück 1996, Der Sinn des Kampfes, Wiedergeburt 1999) sind im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt geblieben, ebenso seine Essays (einige 2001 wiederveröffentlicht in Die Welt als Supermarkt), die in der internationalen Presse (u. a. Die Zeit) und in namhaften Literaturzeitschriften (u. a. L’Atelier du roman, Paris) erschienen sind.

Januar 2002: Das Wüten der ganzen Welt – Maarten `t Hart

Cover Das wüten der ganzen WeltKurzbeschreibung
Maarten t’Hart gehört zu den beliebtesten Autoren der Niederlande. In seinem Roman schildert er die kleine Welt eines südholländischen Städtchens. Dort, in der President Steynstraat, ist der Komponist Alexander Goudveyl als Sohn eines Lumpenhändlers aufgewachsen, großgezogen mit Gebeten und den alten Geschichten vom Krieg. Dreißig Jahre später erinnert er sich an diese Zeit, vor allem an den 22. Dezember 1956, einen regennassen Samstagnachmittag, an dem der Polizist Vroombout ermordet wurde…

Über den Autor

Maarten ‚t Hart, geboren am 25. November 1944 in Maassluis, ist ein niederländischer Schriftsteller.

‚t Hart wurde als ältester Sohn eines Totengräbers, Paulus ‚t Hart und Magdalena van den Giessen geboren. Er wuchs in einer von strengem Calvinismus geprägten Umgebung auf und hegte bereits als Kind ein Interesse für Bücher. Er studierte von 1962 bis 1968 an der Universität Leiden Biologie mit dem Schwerpunkt Verhaltensforschung und arbeitete von 1970 bis 1987 an derselben Universität als Dozent für Verhaltensbiologie. Er schrieb seine Doktorarbeit über das Verhalten von Ratten.

1971 debütierte er als Schriftsteller – zunächst noch unter dem Namen Martin Hart – mit dem Roman Stenen voor een ransuil. 1975 erhielt er den Multatuli-Literaturpreis für seinen ersten Erzählungsband und erzielte 1978 mit dem Buch über seine Jugenderinnerungen Een vlucht regenwulpen (dt. „Ein Schwarm Regenbrachvögel“), das 1981 verfilmt wurde, seinen ersten großen Erfolg.

Der Autor steht in der Tradition der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Ihn interessieren weniger die Strukturfeinheiten des modernen Romans als die genaue und atmosphärisch dichte Beschreibung der ihm vertrauten Landschaft und der Menschen seiner Heimat. Viel von seinem Werk enthält autobiographische Elemente, seine Bücher sind überwiegend aus der Ich-Perspektive geschrieben. Beliebte und oft wiederkehrende Themen sind der Calvinismus (obwohl ‚t Hart überzeugter Atheist ist), die klassische Musik, die unglückliche Liebe und die Natur.

Maarten ‚t Hart gehört zu den beliebtesten Autoren der Niederlande. Seine Bücher wurden in viele Sprachen, u.a. ins Deutsche, Englische und Schwedische übersetzt. Der Bachliebhaber ist seit 1967 mit Anneke van den Muyzenberg verheiratet und lebt als freier Autor und Kolumnist auf dem „Teylingerhof“ im südholländischen Warmond bei Leiden.