Schweizer Buchpreis 2010: Die Shortlist-Autoren am 06.10. in München

Schweizer Buchpreis 2010

Die fünf Autoren und Autorinnen, die für den Schweizer Buchpreis 2010 nominiert sind, machen auf ihrer Lesereise durch Deutschland am 06.10.2010 Station im Münchner Literaturhaus und geben einen Einblick ins zeitgenössische Literaturschaffen der Gegenwart.

Martin Zingg, Jury-MItglied des Schweizer Buchpreises und freier Literaturkritiker, moderiert die Veranstaltung, die um 20 Uhr in der Bibliothek stattfindet.

Der mit 50.000 SFr. dotierte Schweizer Buchpreis ist der wichtigste Literaturpreis in der Schweiz.

Nominiert sind folgende Romane:

Einladung an die Waghalsigen von Dorothee Elmiger

Kurzbeschreibung
In den Stollen eines Kohlereviers ist vor Jahrzehnten ein Feuer ausgebrochen und noch immer lodern unter Tage die Flammen. Margarete und Fritzi sind die übrig gebliebene Jugend einer verschwindenden Stadt. Ihr Erbe ist nichts als ein verlassenes Gebiet, in dem Verwüstung herrscht. Frühere Ereignisse sind nur bruchstückhaft überliefert. Doch die beiden Schwestern wollen diesen Zustand nicht hinnehmen. Entschlossen brechen sie auf zu einer Expedition, um ihre eigene Herkunft zu erforschen. Denn nur wer seine Geschichte kennt, kann sich eine hoffnungsvolle Zukunft aufbauen
Mit der Wiederentdeckung eines längst vergessenen Flusses wird für Margarete und Fritzi nicht nur ein neues Leben greifbar. Endlich gibt es auch einen Anlass, Einladungen für ein großes Fest zu verschicken: „Kommt auf euren Fahrrädern gefahren! Kommt auf euren weißen Pferden geritten!“

Paarbildung von Urs Faes

Kurzbeschreibung
Eigentlich ist Andreas Lüscher Unfallpsychologe. Seit er jedoch eine Stelle als Gesprächstherapeut in der onkologischen Abteilung eines Krankenhauses angetreten hat, bestimmen Vokabeln aus der Krebstherapie seinen Arbeitsalltag: Dosisfraktion, Rezidivrisiko, Paarbildung. Ihn, der lieber beobachtet als mittendrin steht, der lieber Distanz wahrt, als zu nahe zu kommen, fasziniert das Verhältnis zwischen Patient und Arzt, die Bedeutung von Kommunikation, von Worten. Bis er eines Tages auf die Krankenakte einer Patientin stößt, deren Name ihm vertraut ist: Mit Meret Etter hat ihn vor Jahren eine intensive Liebe verbunden, sie ist eine Frau, die mitmischte bei den Zürcher Jugendunruhen, die sich beim Harfespielen selbst vergessen konnte, eine Juristin, die mit Leidenschaft gegen das Unrecht kämpfte. Jetzt steht ihr ein Kampf ganz anderer Art bevor. Und es ist die Frage, ob die Wiederbegegnung mit Andreas Lüscher, nach sechzehn Jahren des gegenseitigen Schweigens, ihr ihre Lage erleichtert. Und ob es klug ist, wenn sich beide mit den Gründen für dieses Schweigen auseinandersetzen. Suggestiv, leicht und präzise erzählt Urs Faes in seinem neuen Roman vom Kampf mit einer Krankheit, vor allem aber von der Auseinandersetzung zweier Menschen mit sich selbst und der eigenen Vergangenheit. »Vor zwei Jahren wurde ich überraschend vom Chefarzt für Onkologie eines Schweizer Kantonsspitals angerufen. Er wollte jemanden mit einem Blick von außen die Menschen, die Abläufe, die Situationen in seiner Abteilung betrachten lassen. Ein Schriftsteller sei doch jemand, sagte er zu mir, der gelernt habe, genau hinzuschauen und hinzuhören auf das, was mit Menschen und zwischen Menschen sich ereigne…« Urs Faes, Schweizer Monatshefte »In Urs Faes†™ Prosa glüht die Liebe dunkel und melancholisch wie bei einem García Márquez.« Der Spiegel

Der Goalie bin ig von Pedro Lenz

Kurzbeschreibung
Der erste Roman von Pedro Lenz! In «Der Goalie bin ig» hält ein Ich-Erzähler Rück-schau auf ein verlorenes Paradies. Der «Goalie», ein Süchtiger aus einem Dorf im Mittelland, erzählt in Umgangssprache von seiner Lebenswelt in den 80er-Jahren. Seine Sicht auf die Umgebung ist getrübt vom Wunsch, sein bisheriges Leben schönzureden. Lenz gelingt ein berührendes Porträt des «Goalies» und einer kleinen, uns wenig bekannten Welt mitten in der Schweiz.Der erste Roman von Pedro Lenz! In «Der Goalie bin ig» hält ein Ich-Erzähler Rückschau auf ein verlorenes Paradies. Der «Goalie», ein Süchtiger aus einem Dorf im Mittelland, erzählt in Umgangssprache von seiner Lebenswelt in den 80er-Jahren. Seine Sicht auf die Umgebung ist getrübt vom Wunsch, sein bisheriges Leben schönzureden. Nach einer Gefängnisstrafe versucht er wieder im Alltag Fuss zu fassen, findet eine Gelegenheitsarbeit, verliebt sich in eine Serviererin und reist mit der Ange-beteten nach Spanien und trotzdem holen ihn die alten Geschichten immer wieder ein. Lenz gelingt ein berührendes Porträt des «Goalies» und einer kleinen, uns wenig bekannten Welt mitten in der Schweiz. Doch da die große Welt aus lauter kleinen Räumen besteht, haben wir es hier zweifellos mit Weltliteratur zu tun.

Notizen und Details 1964 – 2007 von Kurt Marti

Kurzbeschreibung
Von 1964 bis 2007 hat der Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti für die Zeitschrift Reformatio seine „Notizen und Details“ verfasst – pointiert formulierte Beobachtungen und Kommentare zu Literatur, Theologie und Kirche sowie zu Vorgängen in Politik und Gesellschaft. Sie dokumentieren auf einzigartige literarische Weise ein Stück bewegter Zeitgeschichte. Wer die jüngere Geschichte der Schweiz kennenlernen wollte, hat Peter Bichsel einmal gesagt, der müsse Kurt Martis Gesamtwerk lesen. Zu diesem Gesamtwerk gehören die „Notizen und Details“.

Tauben fliegen auf von Melinda Nadj Abonji

Kurzbeschreibung
Eine ungarische Familie aus Serbien in der Schweiz. Ein schwungvoll und gewitzt erzählter Roman aus der Mitte Europas.Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?

Die Verleihung des Schweizer Buchpreises findet am Sonntag, den 14. November 2010 um 11 Uhr auf der BuchBasel statt.

Veranstalter: Pro Helvetia/Schweizer Kulturstiftung, Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV, Schweizerisches Generalkonsulat, Stiftung Literaturhaus
Eintritt: Euro 8.- / 6.-

Quelle: Literaturhaus München

Thomas Lehr erhält den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis

Der 1957 in Speyer geborene deutsche Schriftsteller Thomas Lehr erhält den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis.

Verbunden mit der Auszeichnung ist eine Gastprofessur an der Freien Universität Berlin. Die Stiftung Preußische Seehandlung ehrt mit dem Berliner Literaturpreis AutorInnen, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. In Prosawerken von Lehr gehen „Naturwissenschaft und Literatur die eigentümlichsten Verbindungen ein„, so die Jury.

Thomas Lehr ist aktuell mit seinem Roman „September. Fata Morgana“ auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis vertreten.

Nachfolgend eine Textpassage, gelesen von Thomas Lehr, aus seinem Roman „September. Fata Morgana“ auf zehnseiten.de:

Kurzbeschreibung
Zwei Väter und zwei Töchter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplätze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr, in Deutschland einer der „klügsten und brillantesten Schriftsteller“ (FAZ), begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzählt „September“ vom Islam, von Öl, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend für die Opfer dieses Konflikts stehen.

Quelle: Börsenblatt

Nominierungen zum 30.000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis

Nominierungen zum Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2010

Bislang wurde der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis alle zwei Jahre verliehen und war mit 25.000 Euro dotiert. In diesem Jahr hat sich das Reglement zu Gunsten der AutorInnen verändert. Das Preisgeld wurde um 5.000 Euro auf 30.000 Euro angehoben und wird jetzt jährlich von der Stadt Braunschweig und DeutschlandRadio zur Verfügung gestellt. Der Literaturpreis zeichnet ein deutschsprachiges Erzählwerk aus, „das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung der Autorin oder des Autors markiert

Die Nominierungen für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2010 stehen fest. Die Mitglieder der Jury haben aus den Neuerscheinungen dieses Jahres acht Romane benannt.

Folgende Autoren und Bücher (in alphabetischer Reihenfolge) wurden nominiert:

Iris Hanika: Das Eigentliche (Literaturverlag Droschl)

Kurzbeschreibung
Ein Roman über das deutsche Leiden an der Nazi-Vergangenheit, ganz und gar kein historischer Roman also, sondern einer über das Heute. Woher dieses Leiden rührt, ist bestens bekannt, seine Äußerungsformen jedoch sind vielfältig. Darum ist dies zugleich ein Roman über die mittleren Jahre des Lebens, über die Zeit, wenn die Gewissheit abhanden gekommen ist, dass man auf dem richtigen Weg durch die Welt geht, und es ist ein Roman über die Einsamkeit ebenso wie über die Freundschaft.Ein Roman über das deutsche Leiden an der Nazi-Vergangenheit, ganz und gar kein historischer Roman also, sondern einer über das Heute. Woher dieses Leiden rührt, ist bestens bekannt, seine Äußerungsformen jedoch sind vielfältig. Darum ist dies zugleich ein Roman über die mittleren Jahre des Lebens, über die Zeit, wenn die Gewissheit abhanden gekommen ist, dass man auf dem richtigen Weg durch die Welt geht, und es ist ein Roman über die Einsamkeit ebenso wie über die Freundschaft.
Das Eigentliche ist für jeden etwas anderes. Für Hans Frambach sind es die Verbrechen der Nazizeit, an denen er leidet, seit er denken kann. Darum ist er Archivar im Institut für Vergangenheitsbewirtschaftung geworden; nur fragt er sich, ob es nicht an der Zeit für eine andere Arbeit wäre.
Auch für seine beste Freundin Graziela stand die Fassungslosigkeit über diese Vergangenheit im Mittelpunkt bis sie einen Mann kennenlernte, der sie begehrte, und fortan die Begegnung der Geschlechter im Fleische für das Eigentliche hielt; ein Konzept, an dem sie nun zweifelt.
Aber kann man denn den Nationalsozialismus für alles verantwortlich machen? Eigentlich ist es doch ihre Unfähigkeit zum Glück, die Hans und Graziela zu so wunderlichen Gestalten macht. Nur sie selbst halten ihr Unglück nicht für gott-, sondern für nazigegeben.
Zugleich hat auch der Staat, in dem sie leben, sein Eigentliches. Es ist das unausgesetzte Bemühen um Harmlosigkeit seiner Repräsentanten, das allen voran die Bundeskanzlerin vorführt, wenn sie jede Woche übers Internet zu uns spricht.
Iris Hanika zeigt, wie die Verbrechen der Nazizeit uns bis heute in ihren Klauen halten, und übersieht dabei nicht, zu welchen Absurditäten die Professionalisierung des Gedenkens führt. Eigentlich ist unsere Hilflosigkeit angesichts dieser Verbrechen das Eigentliche.

Thomas Hettche: Die Liebe der Väter (Kiepenheuer & Witsch)

Kurzbeschreibung
Die berührende Geschichte eines Vaters, der um seine Tochter kämpft.
Peter hat eine Tochter, aber das Sorgerecht für sie hat er nicht. Annika war zwei, als er und ihre Mutter sich trennten. Seitdem gerät jede elterliche Absprache zum Machtkampf um die inzwischen dreizehnjährige Annika. Ein Silvesterurlaub auf Sylt wird für Vater und Tochter zur entscheidenden Probe auf ihre Liebe.
Die Reise auf die Insel ist für den Verlagsvertreter Peter auch eine Rückkehr in Landschaften der Vergangenheit. Hier hat er die Sommer seiner Kindheit verbracht, als seine Mutter in einer Buchhandlung in Kampen arbeitete. Die Spaziergänge am Strand, die alte Kirche von Keitum, der Leuchtturm rufen Erinnerungen in ihm wach. Zum ersten Mal versucht er, seiner Tochter von sich zu erzählen. Er begegnet Susanne wieder, einer Freundin aus der Schulzeit, mittlerweile verheiratet und Mutter zweier Kinder. Und er muss erleben, dass er auf die Väter der scheinbar heilen Familien, die diese Ferien zusammen verbringen, wie ein Menetekel wirkt.
Es ist die Zeit zwischen den Jahren, die Rauhnächte, in denen Tiere sprechen können und die Tore der Geisterwelt offen stehen. „Die Wilde Jagd“ tobt um das Ferienhaus auf der Düne, ein Wintersturm. Und in der Silvesternacht, zusammen mit Freunden im „Sansibar“, steht plötzlich Peters gesamte Existenz auf dem Spiel. Atemlos folgt man seiner Stimme, die erzählt, was ihm geschieht – gegenwärtig, distanzlos, unmittelbar.
Dieser Roman über die Schwierigkeit, heute Vater zu sein, ist Thomas Hettches persönlichstes Buch. Meisterhaft gelingt es ihm, die Atmosphäre des winterlichen Sylt mit einem Familiendrama zu verbinden, in dem es um die eigene Vergangenheit geht, die persönliche Integrität und eine gemeinsame Zukunft.

Paul Hochgatterer: Das Matratzenhaus (Deuticke)

Kurzbeschreibung
Frühlingsidylle in Furth am See, einer Kleinstadt in Österreich. Doch damit ist es mit einem Schlag vorbei, als eine rätselhafte Serie von Kindesmisshandlungen die Bewohner der Stadt in Unruhe versetzt. Der Psychiater Raffael Horn und Kommissar Ludwig Kovacs versuchen fieberhaft, den Täter zu finden, bevor die Sache noch weiter eskaliert. Das ungewöhnliche Ermittlerduo aus Hochgatterers Bestseller „Die Süße des Lebens“ geht in diesem literarischen Krimi ein weiteres Mal auf gemeinsame Spurensuche.

Georg Klein: Roman unserer Kindheit (Rowohlt)

Kurzbeschreibung
Ein scheinbar ewiger Sommer umfängt Neubaublöcke, amerikanische Kasernen, ein verlassenes Wirtshaus unter uralten Kastanien und die Laubenkolonie, wo die Kinder der Neuen Siedlung sich die großen Ferien vertreiben. Langsam, kaum merklich, sickert das Unheimliche ein: Ein Mord wird angekündigt, dann kommen die Boten, buchstäblich aus einer anderen Welt. Und es sieht aus, als könnten sie zumindest eines der Siedlungskinder auf die Nachtseite dieses Sommers hinüberziehen. «Roman unserer Kindheit» ist zugleich ein radikal autobiographisches und magisch-phantastisches Buch, ein Kindheitsroman voll fiebrigem Witz und dunkler Einsicht. «Ein Geniestreich ist dieser Roman, opak, dicht, verrückt, hässlich und irre schön.» Ina Hartwig, Die Zeit

Rolf Lappert: Auf den Inseln des letzten Lichts (Carl Hanser Verlag)

Kurzbeschreibung
Die zwei Geschwister, Megan und Tobey, sind trotz aller Unterschiede doch einzigartig aneinander gebunden. Eines Tages ist Megan verschwunden, und Tobeys Suche nach ihr wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer: Auf einer winzigen Insel in den Philippinen stößt er auf eine seltsame, im Verfall begriffene Welt. Wissenschaftler und Versuchstiere einer einstigen Forschungsstation für Primaten vegetieren hier vor sich hin, und Tobey kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem nur Megan die ganze Wahrheit kennt … Nach seinem preisgekrönten Roman „Nach Hause schwimmen“ liefert Rolf Lappert, der Autor aus der Schweiz, erneut ein Meisterwerk der Erzählkunst, das die Absonderlichkeiten des Lebens beschreibt und eine faszinierende fremde Welt eröffnet.

Thomas Lehr: September. Fata Morgana (Carl Hanser Verlag)

Kurzbeschreibung
Zwei Väter und zwei Töchter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplätze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr, in Deutschland einer der „klügsten und brillantesten Schriftsteller“ (FAZ), begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzählt „September“ vom Islam, von Öl, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend für die Opfer dieses Konflikts stehen.

Andreas Maier: Das Zimmer (Suhrkamp)

Kurzbeschreibung
Mit einem Bein steht er noch im Paradies, dafür hat die Geburtszange gesorgt. Immer ist er ein Kind geblieben, und wurde doch stets älter, und leben mußte er auch irgendwie. Nun ist er schon dreißig und hat seine große Liebe, einen VW-Variant Typ 3, mit dem fährt er zwischen den blühenden Rapsfeldern umher. Es ist das Jahr der ersten Mondlandung, 1969, als man in Frankfurt am Main noch Treppensteigen geht in den Bordellaltbauten um den Bahnhof herum. Ein Tag im Leben Onkel J.s. Hin- und hergerissen zwischen Luis Trenker, der Begeisterung für Wehrmachtspanzer und den Frankfurter Nutten, wird J. plötzlich als ein Mensch erkennbar, der außerhalb jeden Schuldzusammenhangs steht, noch in den zweifelhaftesten Augenblicken. Einer, der nicht zugreift, weil er es gar nicht kann, während die Welt um ihn herum sich auf eine heillose Zukunft wie auf die Erlösung vorbereitet. Nach den Romanen „Wäldchestag“, „Klausen“, „Kirillow“, „Sanssouci“ und „Onkel J. Heimatkunde“ setzt Andreas Maier neu an: Das Zimmer ist ein Erinnerungsporträt und Roman zugleich, vielleicht der Beginn einer großen Familiensaga, eine Reflektion über Zeit und Zivilisation, über die Würde des Menschen und wie sie erhalten bleiben kann. „Der begabteste Schwadroneur unter den jüngeren Autoren.“ Ulrich Greiner, Die Zeit

Alain Claude Sulzer: Zur falschen Zeit (Galiani Berlin)

Kurzbeschreibung
Wer zur falschen Zeit den Falschen liebt … Mit der Wucht einer griechischen Tragödie erzählt Alain Claude Sulzer einen großen Roman über Liebe und Verrat und die Unausweichlichkeit des Schicksals. Es ist die Uhr am Handgelenk seines Vaters,
die ihn aus unerfindlichen Gründen plötzlich interessiert. Siebzehn Jahre lang hatte das Foto, auf dem der Vater sie trägt, wenig beachtet im Regal in seinem Zimmer gestanden. Gekannt hatte er seinen Erzeuger nicht, die Mutter hatte ungern von ihm
erzählt. Doch jetzt, mit siebzehn, erwacht seine Neugier. Es ist das Bild eines professionellen Fotografen, die Uhr aber steht auf Viertel nach sieben. Welcher Berufsfotograf macht zu solch einer Zeit Bilder? Der Erzähler beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Rückseite des Porträts findet er eine Pariser Adresse – und stellt mit Erstaunen fest, dass der Fotograf sein mysteriöser Patenonkel ist, der sich seit der Taufe nie mehr gemeldet hat. Ohne die Mutter oder den Stiefvater in seine Pläne einzuweihen, hebt er all sein Geld ab, hinterlässt einen knappen Abschiedsbrief und reist nach Paris. Dort gerät er auf die Spur der wahren Geschichte seines Vaters. Einer Geschichte, die den Boden unter seinen Füßen zum Wanken bringt. Mit großer Dezenz und dennoch mit der Wucht einer griechischen Tragödie entfaltet Alain Claude Sulzer in seinem Roman die Geschichte eines Mannes, der an sich selbst und an den Zeitumständen, in denen er lebt, scheitert. Die Geschichte eines Mannes, der erkennen muss, dass die Heirat mit seiner Frau, die ihm selbst lange wie die Rettung schien, ein Fehler war. Und dass er sie betrügen und hintergehen
muss, um die wahre Liebe seines Lebens zu leben.

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Die Jury des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises, die Ende September tagen wird, setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Gerd Biegel (Raabe-Gesellschaft e.V./ Institut für Regionalgeschichte), Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau), Anja Hesse (Fachbereichsleitung Kultur der Stadt Braunschweig),
Katrin Hillgruber (freie Literaturkritikerin), Ursula März (Literaturkritikerin, Die Zeit), Michael Schmitt (ZDF/3sat), Julia Schröder (Stuttgarter Zeitung), Renate Stauf (Germanistisches Seminar Technische Universität Braunschweig) und Hubert Winkels (Sprecher der Jury, Deutschlandfunk).

Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis wird in einer öffentlichen Feierstunde im November verliehen.

Quelle: Wilhelm-Raabe-Literaturpreis

Barbara Aschenwald erhält Jürgen-Ponto-Literaturpreis für Leichten Herzens

Barbara Aschenwald erhält Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung  für „Leichten Herzens“

Die österreichische Autorin Barbara Aschenwald erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung für ihren Debütroman „Leichten Herzens„.

Die 1982 in Schwaz in Tirol geborene und im Zillertal aufgewachsene Autorin habe mit ihrem Roman „ernsthafte, ungewöhnliche und erstaunliche Erzählungen“ vorgelegt, teilte die Jury der zur Commerzbank gehörenden Jürgen-Ponto-Stiftung am Donnerstag in Frankfurt mit. Jurymitglied Hans-Martin Gauger lobte das Buch, „weil es sich stilistisch von der Schreibweise junger Autoren abhebt„.

In „Leichten Herzens“ erzählt die in Innsbruck lebende und Vergleichende Literaturwissenschaften studierende Autorin 13 Geschichten von Liebe und Zerstörung, Schönheit und Verzweiflung. 2002 wurde Aschenwald mit dem Rimbaud-Preis ausgezeichnet.

Der Jürgen-Ponto-Preis wird seit 1978 jährlich für ein literarisches Debüt vergeben und in diesem Jahr im November im Literaturhaus Frankfurt verliehen.

Kurzbeschreibung
Wir balancieren durch die Schatten in der Luft, stecken unsere Hände in die Wolken, rühren sie um, machen Wetter, lassen es donnern. Was Barbara Aschenwald zwischen einfachen Wort- und Satzfolgen für den Leser hinterlegt, geht weit über den Inhalt des Gesagten hinaus. Ihre im wahrsten Sinne mitreißenden Prosastücke erzählen von Schönheit und Verzweiflung des Menschen, von Liebe und Zerstörung, vom Kaputtmachen und Lebenlassen †“ gewichtige Themen, die Aschenwald im Leser jedoch sanft zum Schwingen bringt, anstatt ihn damit zu erdrücken. Von den Straßen und Städten wandert die Erzählerin wachen Blickes bis hinauf in uralte Gebirgsgegenden. Auf ihrem Weg begegnet sie Fremden und Bekannten, Familien und Einzelgängern, die in sinnlicher Darstellung aus den Geschichten hervortreten.

Leichten Herzens legt die junge Autorin hier ein bemerkenswertes Debüt vor. Aschenwalds zutiefst unzynischer Blick sieht in den selbstgemachten Katastrophen unserer Zivilisation nicht nur das Dämonische, sondern auch das Banale. Eine eigentümliche Leichtigkeit macht den speziellen Ton ihrer Prosa aus, der aus den vielen Stimmen zeitgenössischer Literatur angenehm hervorsticht.

Quelle: derStandard.at

Anna Katharina Hahn erhält Roswitha-Preis 2010

Anna Katharina Hahn erhält Roswitha-Preis 2010

Den Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim erhält in diesem Jahr die Autorin Anna Katharina Hahn. Die Jury würdigte die Schriftstellerin für „ihre seltene Gabe, eleganten Schreibstil, Sarkasmus und Empathie zu vereinen„.

Die 39-jährige Autorin hat zahlreiche Essays und Erzählungen sowie ihren in Stuttgart spielenden Debütroman „Kürzere Tage“ veröffentlicht.

Die mit 5500 Euro dotierte Literaturauszeichnung wird am 05.11.2010 bei einer Feier im Ganderheimer Dom verliehen. Die Auszeichnung wird jährlich an Frauen vergeben und ist nach Roswitha von Gandersheim, einer Äbtissin aus dem 10. Jahrhundert, benannt.

Zu den bisherigen Preisträgerinnen gehören Felicitas Hoppe, Ruth Klüger, Katja Lange-Müller, Herta Müller, Ulla Hahn, Elfriede Jelenik  und Silvia Bovenschen.

Kürzere Tage – Kurzbeschreibung
Marco wohnt im Hochhaus an der Hauptstraße. Von hier ist es nicht weit bis zum Olgaeck, und hinter dem Olgaeck liegt die Constantinstraße, wo die Altbauten unter Denkmalschutz stehen und die Äpfel beim türkischen Feinkosthändler teurer sind als im Hauptbahnhof. Hier wohnen die Aufsteiger, Übermütter und ihre wohlerzogenen Kinder. Hier scheint alles in Ordnung †“ wenn man nicht vom Supermarkt ins Büro und vom Büro in den Kindergarten hetzt, so wie Leonie, wenn man nicht am Doppelleben als Karrierefrau und Mutter verzweifelt. Judith findet Halt in der Anthroposophie. Hingebungsvoll pflegt sie den Jahreszeitentisch für ihre Kleinen. Doch nachts helfen nur Tabletten gegen die Angst. Im Nebenhaus wohnen die alten Posselts. Sie haben geschafft, wovon die Enkelgeneration nur träumt, nämlich ein Leben lang zusammenzubleiben. Da versetzt Marco die Nachbarschaft in Aufruhr. Kürzere Tage ist eine wortmächtige Bestandsaufnahme und eine melancholische Abrechnung mit einer Gesellschaft, in der alle Werte fragwürdig geworden sind. Wohlstand und Aussichtslosigkeit, Eurythmie und Hysterie, Elternglück und Kinderleid. Virtuos schildert Anna Katharina Hahn das satte Stuttgart von einer anderen Seite.

Über die Autorin
Anna Katharina Hahn begann, nachdem sie 1990 in Stuttgart die Reifeprüfung abgelegt hatte, ein Studium der Germanistik, Anglistik und Volkskunde an der Universität Hamburg, das sie 1995 mit dem Magistergrad abschloss. Von 1996 bis 2001 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Bibel-Archiv und in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg tätig. Neben wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu spätmittelalterlichen Historienbibeln publizierte sie literarische Texte in Zeitschriften und Anthologien sowie zwei Bände mit Erzählungen. 2004 nahm sie am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Stuttgart.