Deutscher Buchpreis 2009 – Kathrin Schmidt gewinnt mit Du stirbst nicht

Kathrin Schmidt„Mal lakonisch, mal spöttisch, mal unheimlich schildert der Roman die Innenwelt der Kranken und lässt daraus mit großer Sprachkraft die Geschichte ihrer Familie, ihrer Ehe und einer nicht vorgesehenen, unerhörten Liebe herauswachsen“, lautet die Begründung der Jury, die am 12.10.2009 Kathrin Schmidt mit dem Deutschen Buchpreis 2009 ausgezeichnet hat.

Mit „Du stirbst nicht“ setzte sich Kathrin Schmidt gegen Rainer Merkel (Lichtjahre entfernt), Herta Müller (Atemschaukel), Norbert Scheuer (Überm Rauschen), Clemens J. Setz (Die Frequenzen) und Stephan Thome (Grenzgang), die es alle auf die Shortlist geschafft hatten, durch.

Am 21. September 2009 erhielt Kathrin Schmidt bereits den Preis der SWR-Bestenliste für Du stirbst nicht. Der stark autobiografisch geprägte Roman erzählt die Geschichte einer Frau, die nach einer Hirnblutung im Krankenhaus aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Langsam erobert sie sich die Welt zurück.

Du stribst nichtKurzbeschreibung
Vom Hirnschlag erwacht – die Geschichte einer Heilung Helene Wesendahl weiß nicht, wie ihr geschieht: Sie findet sich im Krankenhaus wieder, ohne Kontrolle über ihren Körper, sprachlos, mit Erinnerungslücken. Ihr Weg zurück ins Leben konfrontiert sie mit einer fremden Frau, die doch einmal sie selbst war. Kathrin Schmidt packt ihre Leser diesmal durch die Beschränkung, und zwar im wörtlichen Sinne. Mit den Augen ihrer erwachenden Heldin blicken wir in ein Krankenzimmer, auf andere Patienten, das Pflegepersonal und den eigenen Körper, der plötzlich ein Eigenleben zu führen scheint. Und wir erleben die mühsamen Reha-Maßnahmen mit, die Reaktionen der Familie, den aufopferungsvollen Einsatz ihres Mannes – und die bruchstückhafte Wiederkehr ihrer Erinnerung. Was da zutage tritt, konfrontiert Helene mit einem Leben, in dem sie sich kaum wiedererkennt, und das vieles in Frage stellt, was in der neuen Situation so selbstverständlich scheint. Sie entdeckt frühe Brüche in ihrer Biographie, verdrängte Leidenschaften und aus der Not geborene Verpflichtungen. Als ihr bewusst wird, dass ihr Herz sich bereits auf Abwege begeben hatte und sie den Mann, der sie jetzt so eifrig pflegt, eigentlich verlassen wollte, droht sie den Boden unter den Füßen zu verlieren. Kathrin Schmidt gelingt das Erstaunliche: Sie macht den Orientierungs- und Sprachverlust nach einer Hirnverletzung erfahrbar und zeigt einen Weg der Genesung, der in zwei Richtungen führt, zurück und nach vorn. Dabei entsteht ein Entwicklungsroman ganz eigener Art, der durch seine innere Dynamik fesselt und durch die Rückhaltlosigkeit, mit der seine Heldin sich mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert, fasziniert. Er überzeugt vor allem durch die bewegende Schilderung eines sprachlichen Neubeginns

Kathrin Schmidt, 1958 in Gotha/Thüringen geboren, hatte 2002 selbst eine Hirnblutung erlitten und war lange Zeit unfähig zu sprechen. Die Mutter von fünf Kindern arbeitete vor ihrer Schriftstellerkarriere unter anderem als Psychologin und Sozialwissenschaftlerin. In der DDR publizierte sie Gedichte und erhielt 1988 den Anna-Seghers-Preis. Nach der Wende wurde sie 1993 mit dem Leonce-und-Lena-Preis und 1998 dem Heimito-von-Doderer-Preis ausgezeichnet.

Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert, der Sieger erhält davon 25 000 Euro.

Vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben, hat sich der Deutsche Buchpreis  in wenigen Jahren zur Auszeichnung mit der größten Publikumsresonanz in Deutschland entwickelt. 2008 ging die Auszeichnung an Uwe Tellkamp für seinen Roman Der Turm. Preisträger der Vorjahre waren Julia Franck (Die Mittagsfrau – 2007), Katharina Hacker (Die Habenichtse – 2006) und Arno Geiger (Es geht uns gut – 2005).

FAZ vom 12.10.2009: Deutscher Buchpreis 2009 . Nicht Müller, sondern Schmidt

Literaturnobelpreis 2009: Herta Müller überglücklich!

Der Literaturnobelpreis wird jährlich seit 1901 von der Schwedischen Akademie an „denjenigen verliehen, der in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung geschaffen hat“.

Seit der ersten Verleihung im Jahr 1901 an den französischen Lyriker und Philosophen Sully Prudhomme wurde der Nobelpreis für Literatur bisher 106 Personen zuerkannt, zwölf davon waren Frauen: Die erste war 1909 Selma Lagerlöf, es folgten 1926 Grazia Deledda, 1928 Sigrid Undset, 1938 Pearl S. Buck, 1945 Gabriela Mistral, 1966 Nelly Sachs, 1991 Nadine Gordimer, 1993 Toni Morrison, 1996 WisŠ‚awa Szymborska, 2004 Elfriede Jelinek, 2007 Doris Lessing und seit heute, Donnerstag, den 08. Oktober 2009, die deutsche Schriftstellerin Herta Müller.

Herzlichen Glückwunsch!

Die Jury der Schwedischen Akademie begründete ihre Auswahl unter anderem mit der Reinheit der Dichtung, die Müllers Werken innewohne. Müller zeichne „mittels der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“.

„Als ich ihre Bücher gelesen habe, hat mich das innerlich erschüttert“, sagte der Chef der Nobelpreis-Akademie, Peter Englund. Müller schreibe „völlig ehrlich, mit einer unglaublichen Intensität. Sie schreibt auch als jemand aus einer Minderheit, völlig ohne Rücksicht auf sich selbst“. Müller habe „wirklich eine Geschichte zu erzählen.“ Auf den Anruf aus Stockholm habe sie „überglücklich“ reagiert, sagte Englund.

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf, Rumänien als Banater Schwäbin, einem Teil der deutschen Minderheit in Rumänien, geboren. Ihr Großvater war ein wohlhabender Bauer und Kaufmann. Er wurde unter dem kommunistischen Regime enteignet. Ihre Mutter war zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert worden. Ihr Vater, ein ehemaliger Soldat der Waffen-SS, verdiente seinen Lebensunterhalt als Lkw-Fahrer.

Nach dem Abitur studierte sie an der Universität des Westens TimiŠŸoara Germanistik und rumänische Literatur. Ab 1976 arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit der rumänischen Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt mit zeitweiliger Lehrtätigkeit in Schulen und Kindergärten sowie mit privatem Deutschunterricht.

Ihr erstes Buch Niederungen konnte 1982 in Rumänien, wie alle Publikationen, nur in zensierter Fassung erscheinen. 1987 reiste Herta Müller mit ihrem damaligen Ehemann, dem Schriftsteller Richard Wagner, in die Bundesrepublik Deutschland aus. In den folgenden Jahren erhielt sie eine Reihe von Lehraufträgen als „Writer in residence“ an Universitäten im In- und Ausland. 2005 war sie „Heiner-Müller-Gastprofessorin“ an der Freien Universität in Berlin, wo sie heute lebt.

Herta Müller gehörte bis zu ihrem Austritt 1997 dem P.E.N.-Zentrum Deutschland an; seit 1995 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

2008 entbrannte eine innenpolitische Diskussion um die Teilnahme des Historikers Sorin Antohi und des Germanisten Andrei Corbea-HoiŠŸie an einer Tagung des „Berliner Rumänischen Kulturinstituts“ am 25. Juli 2008, weil beide Informanten der Securitate im kommunistischen Rumänien waren. Herta Müller kritisierte deren Einladung in einem offenen Brief. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung griff der aus dem Banat stammende Historiker, Philosoph und Literat Carl Gibson Herta Müller an und warf ihr in seinem Buch Symphonie der Freiheit Systemloyalität unter dem CeauŠŸescu-Regime vor.

In einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit vom 23. Juli 2009 mit dem Titel „Die Securitate ist noch im Dienst“ beschreibt Herta Müller allerdings, welchen Machenschaften des rumänischen Geheimdienstes sie ausgesetzt war und noch heute ist. Die Akten der Securitate offenbaren, dass sie und damit ihre unermüdliche Kritik an der Diktatur CeauÈ™escu durch Diskreditierungsmaßnahmen unglaubwürdig gemacht werden sollte. So wurden etwa von der Securitate entworfene Briefe an deutsche Rundfunkanstalten geschickt, in denen sie als Agentin beschuldigt wurde. Weiterhin beschuldigten sie führende Personen der Landsmannschaft der Banater Schwaben, die informelle Mitarbeiter der Securitate waren, im Auftrag der Kommunistischen Partei Rumäniens zu schreiben.

Atemschaukel2009 wurde ihr Roman Atemschaukel, der durch ein Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung ermöglicht wurde, für den Deutschen Buchpreis 2009 nominiert und gelangte auf die Shortlist. In diesem Buch zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, das exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht. Als Modell diente ihr dabei das Erleben des 2006 verstorbenen Lyrikers und Georg-Büchner-Preisträgers Oskar Pastior, dessen mündliche Erinnerungen Herta Müller in mehreren Heften notiert hat.

Kurzbeschreibung Atemschaukel
Rumänien 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die deutsche Bevölkerung lebt in Angst. „Es war 3 Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15° C.“ So beginnt ein junger Mann den Bericht über seine Deportation in ein Lager nach Russland. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller von dem Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen. In Gesprächen mit dem Lyriker Oskar Pastior und anderen Überlebenden hat sie den Stoff gesammelt, den sie nun zu einem großen neuen Roman geformt hat. Ihr gelingt es, die Verfolgung Rumäniendeutscher unter Stalin in einer zutiefst individuellen Geschichte sichtbar zu machen.

Am 09.10.2009 ist Herta Müller zu Gast bei Literatur im Foyer mit Thea Dorn im SWR.

Quelle: Wikipedia

Man Booker Prize 2009 geht an Hilary Mantel für Wolf Hall

Die 57-jährige britische Schriftstellerin Hilary Mantel wurde am 06. Oktober 2009 mit dem Man Booker Prize 2009 ausgezeichnet.

Sie erhielt den mit 50.000 Pfund dotierten britischen Literaturpreis für ihren Roman Wolf Hall.

Hilary Mantel zählte zu den Nominierten der Shortlist, auf der sie neben Romanen von A.S. Byatt, J.M. Coetzee, Adam Foulds, Simon Mawer und Sarah Waters vertreten war.

Seit Bekanntgabe der Longlist im Juli 2009 wurde Wolf Hall, der elfte Roman der Autorin, bereits über eine Million Mal verkauft.

Hilary Mantel hat fünf Jahre an Wolf Hall geschrieben, derzeit arbeitet sie an der Fortsetzung der Geschichte um Thomas Cromwell.

Wolf HallWolf Hall ist ein historischer Roman, der im 16. Jahrhundert spielt und vom Aufstieg von Thomas Cromwell am Hof Heinrich VIII erzählt. Kritiker loben Hilary Mantels Roman als einen opulenten, spannenden historischen Roman, der eine deutliche Veränderung in der Betrachtungsweise der englischen Geschichte um Thomas Cromwell beim Leser bewirkt.

Synopsis
A magisterial new novel that takes us behind the scenes during one of the most formative periods in English history: the reign of Henry VIII. Wolf Hall is told mainly through the eyes of Thomas Cromwell, a self-made man who rose from a blacksmith’s son in Putney to be the most powerful man in England after the king. The cast also includes Cardinal Wolsey, Thomas More, Anne Boleyn and Henry’s other wives – and, of course, King Henry himself. It was a time when a half-made society was making itself with great passion and suffering and courage; a time when those involved in the art of the possible were servants to masters only interested in glorious gestures; a time when the very idea of social progress, and of a better world, was fresh, alien and threatening. It was a time of men who weren’t like us, but who were creating us

Quelle: Man Booker Prize

Roberto Saviano wird mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2009 geehrt

Der Geschwister-Scholl-Preis 2009 wird dem italienischen Schriftsteller Roberto Saviano verliehen. Er erhält den Preis für sein aktuelles Buch, „Das Gegenteil von Tod“ (Hanser)†“ aber darüber hinaus für sein engagiertes Schreiben insgesamt.

Savianos Werk zeuge im Sinne des Preises von geistiger Unabhängigkeit und sei geeignet, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben, so die Preisbegründung.

Weiter heißt es in der Begründung der Jury, dass der gerade 30-jährige Saviano den Mut hat, die Wahrheit zu sagen: „Er spricht Dinge aus, die in Italien fast niemand zu sagen wagt und hat damit auch unseren Blick auf Italien verändert. Schon mit seinem literarischen Debüt „Gomorrha†œ (Hanser, 2006) hat er einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie die Mafia, speziell die Camorra, immer noch das Leben der Menschen systematisch zerstört.“

Ausdrücklich verweist die Jury auf die Klarheit und Intensität der Sprache Savianos, die seine Essays, Reportagen und Erzählungen so erschütternd macht: sie ist nüchtern, gleichzeitig empathisch, zart und in höchstem Maße poetisch. Seine literarische Wucht ist gespeist aus dem Zorn über die weltweite Macht der organisierten Kriminalität †“ trotzdem ist Roberto Saviano fähig wie kein anderer, die komplexen Sachverhalte eindringlich und allgemeinverständlich darzustellen. Damit leistet er ungeachtet seiner eigenen Situation einen einzigartigen Beitrag zum Verständnis des Leidens seiner Mitmenschen in seiner Heimat. Der Geschwister Scholl-Preis ehrt somit einen Autor, der unter Einsatz seines Lebens dagegen anschreibt, eine ausweglos erscheinende Situation als gegeben hinzunehmen.

Am 14.06.2009 hat Denis Scheck in seiner Sendung Druckfrisch Roberto Saviano interviewt und darüber berichtet wie es ist im Untergrund zu leben und zu schreiben: Es gibt, wenigstens in Italien, eine beträchtliche Menge Leute, die ihn lieber heute als morgen tot in seinem Blut liegen sehen will: Seit der enormen Aufmerksamkeit, die sein Mafia-Bestseller „Gomorrha“ bekam, steht Roberto Saviano auf der Todesliste der ‚ehrenwerten Gesellschaft‘ und kann sich in seiner Heimatstadt Neapel nicht mehr blicken lassen.

Das Gegenteil von Tod

Das Gegenteil von TodKurzbeschreibung
Nach dem sensationellen Erfolg seines Mafia-Bestsellers „Gomorrha“ zeigt Roberto Saviano in erschütternden Reportagen die andere Seite der Medaille: die Welt jener jungen Italiener, die auf der Seite des Gesetzes stehen und doch auch an vorderster Front. Im armen Süden von Italien, wo jungen Männern keine große Wahl bleibt, wenn sie einer legalen Arbeit nachgehen wollen, ist der Dienst bei der Polizei oder beim Militär oft die einzige Chance, der Kriminalität zu entgehen. Savianos namenloser Erzähler berichtet von gleichaltrigen Freunden, die sich zu Kampfeinsätzen gemeldet haben, im Kosovo, in Afghanistan oder in Somalia, und von denen viele nur als Tote zurückgekommen sind.

Über den Autor
Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Studium der Philosophie als Journalist für „Il Manifesto“, den „Corriere del Mezzogiorno“ und „L’Espresso“. Für „Gomorrha“, sein erstes Buch, erhielt er 2006 den Premio Viareggio.Friederike Hausmann, geboren 1945, Studium der Geschichte und Altphilologie in Berlin. Nach Promotion tätig als Lehrerin. Nach langjährigem Aufenthalt in Italien lebt sie heute als Autorin und Übersetzerin in München. Als Italien-Expertin schreibt sie für den Rundfunk sowie überregionale Tages- und Wochenzeitungen.

Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels †“ Landesverband Bayern und der Landeshauptstadt München verliehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen David Grossmann, Anna Politkovskaja, Saul Friedländer, Necla Kelek und Arno Gruen.

Die Verleihung des Preises findet im Rahmen einer geschlossenen Festveranstaltung am Montag, dem 16. November 2009 um 19.00 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München statt.

Quelle: BuchMarkt

Anna-Seghers-Preis 2009 für Daniela Dröscher und Guadalupe Nettel

Der Anna Seghers-Preis ist ein internationaler Literaturpreis, mit dem Nachwuchsautoren gefördert werden sollen. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert, die zu gleichen Teilen jeweils an einen Autor aus dem deutschsprachigen sowie aus dem lateinamerikanischen Raum vergeben wird.

Die Schriftstellerin Anna Seghers verfügte in Ihrem Testament, dass die Tantiemen ihrer Werke zur Unterstützung junger Künstler aus der DDR und aus Entwicklungsländern dienen sollen. Von 1986 bis 1994 vergaben die Akademie der Künste der DDR, später die Kinder der Schriftstellerin (Pierre und Ruth Radvanyi) jährlich Stipendien an diese Künstler. 1995 wurde die Anna Seghers-Stiftung eingerichtet.

Um den Anna Seghers-Preis kann man sich nicht bewerben. Der Vorstand der Anna Seghers-Stiftung beruft alljährlich eine Persönlichkeit als Juror, die die beiden Preisträger vorschlägt.

Der Anna-Seghers-Preis 2009 geht an die Schriftstellerinnen Daniela Dröscher und Guadalupe Nettel. Dröscher lebt in Berlin und hat nach Prosa- und Theaterarbeiten mit „Die Lichter des George Psalmanazar“ gerade ihren ersten Roman veröffentlicht. Guadalupe Nettel kommt aus Mexiko-Stadt und schrieb Erzählungen sowie den Roman „El Hésped“ (Der Gast).

Der Preis wird den Autorinnen am 19. November in Mainz überreicht.

Kurzbeschreibung „Die Lichter des George Psalmanazar“ von Daniela Dröscher

Daniela DröscherFischmann!, verspotten die Kinder den seltsamen Jungen, der im Jahr 1749 in einem schottischen Küstendorf erscheint. Mit bloßen Händen fängt er Doraden, und während er sie verkauft, singt er immer neue fremdländisch klingende Schicksalsweisen. Der alte Bischof von Innes wird Zeuge des Schauspiels. Er lockt den Jungen fort vom Meer und nimmt ihn mit sich. Die Folianten in der bischöflichen Bibliothek ziehen George magisch an. In einer Nacht blättert er in einem Buch über die Insel Formosa, die er am nächsten Tag als Ort seiner Herkunft besingt. Der geschäftstüchtige Innes gibt dem Jungen den Namen George Psalmanazar und bringt ihn in die Hauptstadt. In aller Öffentlichkeit erzählt er von Formosa, und er präsentiert das formosische Alphabet. Auch Mr Johnson, der Löwenmann, ist gekommen. Er kauft dem Bischof den wundersamen Jungen ab und nimmt ihn zu sich in die Fleet Street, wo er mit seiner üppigen Frau Elizabeth und Stieftochter Lucy lebt. George und Lucy sind klein, unschuldig, nicht von dieser Welt. Ihre Begegnung ist der Beginn einer zarten Liebesgeschichte im London des 18. Jahrhunderts. Unvereinbare Passionen gehen wie ein Riss durch die Figuren: Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Liebe zu den kleinen Dingen; Erfolg und Genügsamkeit. Der Versuch, das Kleine und das Große zusammenzuführen, scheitert. Am Ende bleibt nicht mehr als das Eingehen dahin, wo Paradoxien überleben können: ins Kunstwerk. Die Lichter des George Psalmanazar ist ein grandioses Erzähldebüt und eine Liebesgeschichte, die schöner, sonderbarer – und zeitloser nicht sein könnte.

Der Verlag über das Buch
Wer ist George Psalmanazar? Eine Fußnote brachte die junge Autorin Daniela Dröscher auf diese Frage: ein kleiner Moment, aus dem ein Debüt von beispielloser Sprachgewalt entstanden ist. Auf den Spuren des großen englischen Gelehrten Dr. Samuel Johnson betritt der Leser eine Welt, deren Farbenpracht und Klangkulisse ihn zutiefst berühren.

Die gebundene Ausgabe umfasst 362 Seiten und ist im August 2009 im Berlin Verlag erschienen. Die Lichter des George Psalmanazar ist für 19,90 Euro im Handel erhältlich.

„Der Gast“ von Guadalupe Nettel liegt in der deutschsprachigen Übersetzung noch nicht vor.