Druckfrisch mit Denis Scheck am 29.08.2010 um 23.35 Uhr in der ARD

Zum Auftakt nach der Sommerpause trifft Denis Scheck in seiner Literatursendung „Druckfrisch“ am 29.08.2010 um 23.25 Uhr in der ARD zwei literarische Giganten.

Mit Håkan Nesser, einem der größten und erfolgreichsten skandinavischen Krimi-Autoren, spricht er über dessen neuen Thriller „Die Perspektive des Gärtners„, Nobelpreisträger Günter Grass stellt im Gespräch mit Denis Scheck  sein wohl eigenwilligstes Buch, das unter dem Titel „Grimms Wörter“ Anfang August im Steidl Verlag erschienen ist, vor.

Die Perspektive des Gärtners Håkan Nesser

Ihre kleine Tochter wurde entführt, keine Spur nach mehr als einem Jahr. Um Abstand zu gewinnen, ziehen Winnie und Erik in die USA, nach New York †“ doch der Wunsch, hier ein „normales“ Leben anzufangen, bleibt Illusion. Denn am Grund der Beziehung selbst liegt ein dunkles Geheimnis. Nach den Mehrteilern mit den Komissaren Van Veeteren und Barbarotti legt Erfolgsautor Håkan Nesser (allein in Deutschland mehr als fünf Millionen Bücher) einen neuen spannenden Thriller vor.

Kurzbeschreibung
Der neue Nesser †“ Tatort New York
Wo ist Sara? Vierzehn Monate ist es her, dass Erik und Winnie Steinbecks vierjährige Tochter verschwunden ist. Beim Spielen von einem fremden Mann auf der Straße angesprochen, in einem dunklen, großen Wagen mitgenommen. Das ist alles, was man weiß. Danach verliert sich die Spur. Kein Erpresserbrief, kein Hinweis auf mögliche Täter. Es ist nicht der erste Schicksalsschlag für Winnie †“ war doch ihr erster Mann zusammen mit der gemeinsamen Tochter tödlich verunglückt. Um Abstand zu gewinnen, schlägt Winnie Erik deshalb vor, in die USA zu ziehen. Die beiden lassen sich in New York nieder. Und zunächst scheint dies die rettende Idee. Winnie fängt wieder an zu malen, Erik geht jeden Tag in eine öffentliche Bibliothek, um dort zu schreiben. Schon bald jedoch kippt die Situation. Seltsame Dinge geschehen. Winnie behauptet zu wissen, dass Sara noch lebt. Sie malt ein Bild, das exakt die Situation der Entführung wiedergibt, alles ist fotogenau wiedergegeben †“ bis auf das Gesicht des Mannes. Erik ist beunruhigt. Durch Zufall entdeckt er, dass seine Frau heimlich aus dem Haus geht, wenn er fort ist. Dass sie obskure Bekanntschaften pflegt. Sie streitet es ab. Und dann erfährt er, dass Winnie ihm nicht die Wahrheit gesagt hat über ihre Vergangenheit …

Grimms Wörter – Eine Liebeserklärung von Günter Grass

Der neue Grass ist zugleich der eigenwilligste. In „Grimms Wörter“ setzt Günter Grass seinen autobiographischen Rückblick fort (nach „Beim Häuten der Zwiebel“) †“ aber er verknüpft ihn mit der Geschichte der Brüder Grimm. Er nennt sein Buch eine „Liebeserklärung“ an die beiden Sprachforscher, die unermüdlich am Material der Wörter arbeiteten und sich auch heftig mit der Obrigkeit stritten †“ und erkennt in ihnen entfernte Verwandte. Die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit gießt Grass in eine originelle Form: Als Hommage an das Grimmsche Wörterbuch wird jedes Kapitel von einem Buchstaben des Alphabets geprägt. So hat noch kein Grass geklungen.

Kurzbeschreibung
Die Brüder Grimm erhalten im Jahr 1838 einen ehrenvollen Auftrag: Ein Wörterbuch der deutschen Sprache sollen sie erstellen. Voller Eifer machen sie sich ans Werk. Aberwitz, Angesicht, Atemkraft fleißig sammeln sie Wörter und Zitate, in wenigen Jahren sollte es zu schaffen sein. Barfuß, Bettelbrief, Biermörder sie erforschen Herkommen und Verwendung, sie verzetteln sich gründlich. Capriolen, Comödie, Creatur am Ende ihres Lebens haben Jacob und Wilhelm Grimm nur wenige Buchstaben bewältigt.
Günter Grass erzählt das Leben der Brüder Grimm auf einzigartige Weise als Liebeserklärung an die deutsche Sprache und die Wörter, aus denen sie gefügt ist. Er schreibt über die Lebensstationen der Märchen-Brüder, über ihre uferlose Aufgabe und die Zeitgenossen an ihrer Seite: Familie und Verleger, Freunde, Verehrer und Verächter.
Spielerisch-virtuos spürt Grimms Wörter dem Reichtum der deutschen Sprache nach und durchstreift die deutsche Geschichte seit der Fürstenherrschaft und den ersten Gehversuchen der Demokratie. Von der Vergangenheit mit ihren politischen Kämpfen und ganz alltäglichen Sorgen schlägt Günter Grass manche Brücke in seine eigene Zeit.

Und wie immer in „Druckfrisch“: Denis Scheck kommentiert, kritisiert und zerpflückt die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerliste.

Quelle: Druckfrisch

Feuchtgebiete aus dem Jurrasic Park: Denis Scheck über Nacktbadestrand

Feuchtgebiete aus dem Jurrasic Park: Denis Scheck über Nacktbadestrand

Was lohnt sich zu lesen und was ist pure Zeitverschwendung, fragte sich Denis Scheck wieder in seiner Literatursendung „Druckfrisch“ am 25.04.10. und kommentierte die aktuelle Spiegel-Bestsellerliste aus der Kategorie Sachbuch. Nur drei der Top Ten fanden seine Gnade und landeten nicht in der Tonne:

Richard David Prechts „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“, „Unser Jahrhundert“ von Helmut Schmidt und Fritz Stern sowie „Nacktbadestrand“ von Elfriede Vavrik.

„Sicher das kurioseste Buch, seit ich diese Bestsellerliste bespreche. Eine Mischung aus harter Pornografie in Prosa und der autobiografischen erotischen Entwicklungsgeschichte einer 79-jährigen Frau, die seit 40 Jahren keinen Sex mehr hatte und dies nun kurz von Torschluss nachholen möchte. Als Literatur sind diese Feuchtgebiete aus dem Jurrasic Park ein schlichtes Grauen, als Dokument einer späten Selbstfindung nötigt mir das Buch aber einen gewissen Respekt ab“, urteilt Denis Scheck über den Nackbadestrand. 😉

Das Erste hat das vollständige Video mit den Bewertungen der Sachbücher  in seiner Mediathek online gestellt.

Kurzbeschreibung
Mit 79 gibt Elfriede Vavrik ihre kleine Buchhandlung auf, doch daheim fällt ihr die Decke auf den Kopf. Als sie wegen Schlafstörungen einen Arzt konsultiert, will der ihr kein Pulver verschreiben. Suchen Sie sich lieber einen Mann, rät er ihr. In ihrem Alter? Vavrik hat mit Männern abgeschlossen, als sie sich mit vierzig scheiden ließ. Mit Hilfe eines Inserats tastet sich die alte Dame anfangs schüchtern ins Liebesleben zurück, das bald turbulenter und intensiver wird, als es für sie je war. ‚Nacktbadestrand‘ ist eine ebenso überraschende wie provokante wahre Geschichte über Lust, Phantasien und Beziehungsängste im Spätherbst des Lebens. Ungezwungen leuchtet die Autorin die Veränderungen des Körpers und der Libido sowie bisher unbeschriebene Facetten der Männerseele aus.

Über die Autorin
Elfriede Vavrik, geboren 1929 und Mutter von drei Söhnen, betrieb bis 2006 eine kleine Buchhandlung in der Nähe von Wien. Nach ihrer zweiten Scheidung im Alter von vierzig Jahren blieb sie allein, um sich nur noch der Arbeit zu widmen. Die Kolumne Pandoras Box im Männermagazin Wiener inspirierte sie zum Schreiben von erotischen Kurzgeschichten und eines authentischen Berichts über ihren späten zweiten Start ins Liebesleben.

Druckfrisch mit Denis Scheck am 25.04. um 23.50 Uhr

Am Sonntag, den 24.04.2010, um 23:35 Uhr, heißt es wieder: Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck.

Denis Scheck trifft Arno Geiger und Andrea Camilleri, empfiehlt aufregende Bücher und kommentiert leidenschaftlich und zugespitzt die aktuelle Spiegel-Bestenliste.

Alles über Sally von Arno Geiger (Hanser Verlag)

Es sind die großen Themen der Literatur †“ aber man kann sie immer neu erzählen: Partnerschaft, Ehebruch, Sinnkrise. Der Wiener Autor Arno Geiger hat mit „Alles über Sally“ ein großartiges Porträt einer Frau Anfang fünfzig gezeichnet, deren Leben aus den Fugen gerät. Sie fragt sich, warum sie jenen Alfred, neben dem sie jeden Morgen aufwacht, vor 25 Jahren überhaupt geheiratet hat; sie fängt eine Affäre mit dem besten Freund ihres Mannes an; sie hofft auf ein aufregenderes Leben †“ und wird bitter enttäuscht, aber auch das ist noch nicht das Ende der Geschichte.

Geigers Roman fragt nach den Lebensentwürfen einer Generation, die sich einmal als progressiv empfand und längst im bürgerlichen Alltag angekommen ist †“ in der aber die Frauen auch mit fünfzig noch Abenteuer riskieren, die für ihre Vorgängerinnen unvorstellbar waren. Und obwohl unsere Zeit sich so frei wähnt wie keine zuvor, geht es um Moral, um Treue, Verrat und Betrug. Von all dem erzählt Arno Geiger, ernst, aber in einem leichten Tonfall. „Alles über Sally“ †“ einer der gelungensten deutschsprachigen Romane des Frühjahrs!

Die Farbe der Sonne:  Ein Caravaggio-Roman von Andrea Camilleri(Kindler Verlag)

Vor 400 Jahren ist ein Maler gestorben, den wir heute zu den faszinierendsten Gestalten der Kunstgeschichte zählen: Caravaggio. Meister der dramatischen Lichteffekte, seine Bilder mal blutrünstig, mal inbrünstig, aber immer von einer überwältigenden Sinnlichkeit. Auch sein Leben war reich an Dramatik: des Mordes verdächtig, musste der erfolgreiche Künstler bei Nacht und Nebel aus Rom fliehen, verbrachte seine letzten Jahre auf Malta und Sizilien und starb mit nur 39 Jahren. Wenn das kein Stoff für einen Krimi ist! Das hat sich auch Andrea Camilleri gedacht.

Italiens bekanntester Krimi-Autor legt im Jubiläumsjahr einen spannenden Caravaggio-Roman vor, in dem er in seiner sizilianischen Heimat auf ein unbekanntes Tagebuch des Malers stößt, das ihm und uns endlich die Rätsel der späten Jahre löst. Ist das Tagebuch echt? Oder wird ihm eine Fälschung angeboten? Die Texte klingen so authentisch, als würde tatsächlich Caravaggio aus ihnen sprechen †“ der Umgetriebene, der Besessene, das Genie. Jenseits aller kunsthistorischen Betrachtungen und doch kenntnisreich und detailgenau recherchiert, entwirft Camilleri das Lebensbild des Malers noch einmal neu. „Die Farbe der Sonne“ †“ wenn schon Künstlerroman, dann bitte so!

Menschen am Berg: Geschichten vom Leben ganz oben von Melanie Mühl (Verlag Nagel & Kimche)

Nur an wenigen Orten in unserer zentralbeheizten, durchorganisierten, technischen Zivilisation treffen Mensch und Natur noch unmittelbar aufeinander. Die Frankfurter Journalistin Melanie Mühl hat solche Orte gesucht und gefunden: im Gebirge. Dem Alltag von Bergdörflern, Bergführern, von Tunnel- und Brückenbauern widmet sie eindringliche Reportagen; sie zeigt Menschen, die sich mit Respekt, manchmal auch mit Ehrfurcht, auf die Natur einlassen.

Ihr Buch beginnt mit den Sätzen: „Ich verabscheute die Berge. Als ich Kind war, fuhren wir jedes Jahr dorthin.“ Irgendetwas haben diese frühen Aufenthalte aber offenbar doch bewirkt: neugierig und einfühlsam erzählt Melanie Mühl aus einer Welt, die gar nicht weit weg ist, für den modernen Großstadtmenschen aber exotischer als jeder Palmenstrand, an dem er seinen Urlaub verbringt. „Menschen am Berg“ †“ eindrucksvolle Geschichten vom Leben ganz oben!

… und außerdem, wie immer, Denis Schecks Parforceritt durch die aktuelle SPIEGEL-Bestsellerlliste: Was lohnt sich zu lesen und was ist pure Zeitverschwendung?

Quelle: DasErste

Druckfrisch mit Denis Scheck am 28.02.10 um 23.35 Uhr

Am Sonntag, den 28.02.2010, um 23:35 Uhr, heißt es wieder: Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck.

Druckfrisch

Denis Scheck trifft Herta Müller und Javier Marías, empfiehlt aufregende Bücher und kommentiert leidenschaftlich und zugespitzt die aktuelle Spiegel-Bestenliste der Sachbücher.

Herta Müller: Niederungen
Das Debüt einer Nobelpreisträgerin, erschütternde Geschichten von den Abgründen der menschlichen Natur und ein von der Ceaucescu-Diktatur zensierter Text †“ das alles in einem ist der Prosaband „Niederungen“, der 1982 zuerst in Rumänien veröffentlicht wurde und nun endlich in der unzensierten Fassung in Deutschland erscheint.

Kurzbeschreibung
„Niederungen“ ist das Buch, mit dem Herta Müller auf einen Schlag bekannt wurde: In eindringlichen Szenen beschreibt die Nobelpreisträgerin das Leben der deutschsprachigen Banatschwaben im kommunistischen Rumänien, und sie beschreibt es als düstere Anti-Idylle in einer Enklave, die von Angst und Hass geprägt ist, von Intoleranz und Unbeweglichkeit. Diese schonungslose Chronik einer untergehenden Welt ist bereits die Grundlage eines Werkes, das sich seither immer breiter entfaltet hat. „Niederungen“ erschien 1984 in Deutschland in einer gekürzten Form. Die Neuausgabe bringt Herta Müllers Debüt zum ersten Mal in der originalen Fassung.

Javier Marías: Dein Gesicht morgen
Was bedeutet es, wenn man vorhersehen kann, wie sich ein Mensch verhalten wird? Javier Marías erzählt in seiner 1600-Seiten starken Romantrilogie eine packende Geheimdienststory im Zeitlupentempo und gibt auf diese Weise Einblicke in die Unergründlichkeit der menschlichen Psyche.
Dein Gesicht morgen. Bd. 1: Fieber und Lanze, Bd. 2: Tanz und Traum, Bd. 3: Gift und Schatten und Abschied
Kurzbeschreibung
„Man sollte niemals etwas erzählen …“, beginnt Jaime seine Geschichte. Aber er wird genau das Gegenteil tun: Er wird alles erzählen. Er wird vom britischen Geheimdienst erzählen und von dessen Sondereinheit MI6. Jaime Deza, der vor vielen Jahren in Oxford unterrichtet hat, kehrt nach England zurück. Dort entdeckt er, daß sein ehemaliger Mentor, Sir Peter Wheeler, Mitglied dieses Geheimdienstes ist und daß er ebenfalls über eine bestimmte Gabe verfügt: Er kann sehen, wie ein Mensch sich später verhalten wird, er kann erkennen, wie das Gesicht morgen sein wird, er weiß, wer ein Verräter sein wird und wer loyal.

Javier Marías verfolgt hier mehr denn je einige seiner bereits klassischen Themen: das unergründliche Wesen der Menschen, Segen und Fluch von Reden und Schweigen, und was wir alle vom ersten Augenblick an in anderen erkennen können.

Denis Scheck empfiehlt: Unterm Schnurbaum: Deutsch-Chinesische Wahlverwandtschaften. Essays von Wolfgang Kubin
„Ich möchte Ihnen ein sehr besonderes Buch vorstellen: ein verrücktes, ein verqueres, ein ganz und gar hinreißendes Buch, das messerscharf die richtigen Fragen stellt. Zum Beispiel: Wie kann man bloß nach China reisen, da herrscht doch eine Diktatur? „Unterm Schnurbaum“ heißt dieses Buch, das einen neugierig auf China macht.
Kurzbeschreibung
„Bei den Kirgisen hat sich noch die Sitte erhalten, Gäste am Ortseingang mit Schnaps und Gebäck zu begrüßen. Man nennt dieses „Xiamajiu“, eine feuchte Bewirtung. Der 52prozentige Schnaps wird in kleinen Bechern ausgeschenkt und dient der Einstimmung auf die kommende Rezitation des kirgisischen Epos ‚Manas‘. Wer bei Kirgisen „von einem Pferd absteigt“, hat auch von Kirgisen beköstigt zu werden. Wir wissen, was das bedeutet. Während des Essens sollen wir mit den Herren des Hauses im Wechsel große Schnapsschalen leeren. Jede Schale, gefüllt mit zwei Liang, das sind 100 ml, ist auf einem Tablett in Empfang zu nehmen, ex zu trinken und wieder auf das Tablett zurückzustellen. Ich bin der einzige, der in kleinen Schlucken trinkt. Bei der zweiten Runde geben die ersten auf und müssen sich verziehen. Wer jetzt noch keine Probleme hat, wird diese bald bekommen. Nach der dritten Runde meinen wir, noch eher nüchtern als trunken, zunächst Gesang und Tanz auf dem Großen Platz in praller Sonne und dann dem Polospiel mit totem Lamm unter verhangenem Himmel am Stadtrand beizuwohnen. Im ersten Fall sitzen wir auf Stühlen und langweilen uns im Anblick sowjetischer Architektur; im zweiten Fall sitzen wir zu Pferde und genießen das wilde Treiben der Reiter, die, in zwei Mannschaften aufgeteilt, ein Tier statt einer Kugel mit den Händen von einem Tor zum anderen zu bringen haben. Dabei fliegt das Lamm immer wieder von Mitspieler zu Mitspieler durch die Lüfte.“ – Wenn der Sinologe, Übersetzer und Dichter Wolfgang Kubin zu einer seiner vielen China-Reisen aufbricht, rüstet er sich für sinnliche Abenteuer. Diese literarischen Treffen zwischen Asien und Europa verlaufen alles andere als akademisch. Da schaffen sich Poeten aus Leibeskräften neues poetisches Material. Daß die starken Bilder in den fesselnden Versen aus solch wilden Momenten rühren, hat sich manch Lyrik-Freund nicht selten ausgemalt – dieser Essayband nun läßt teilhaben am dionysischen Ursprung aller Dichtung.

Quelle: DasErste.de

Druckfrisch mit Denis Scheck am 31.01.10 um 23.35 Uhr

Am Sonntag, den 31.01.2010, um 23:35 Uhr, heißt es wieder: Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck.

Druckfrisch

Der Literaturkritiker trifft außergewöhnliche Autoren, empfiehlt aufregende Bücher und kommentiert leidenschaftlich und zugespitzt die aktuelle Spiegel-Bestenliste Belletristik. Dank Herta Müllers „Atemschaukel“ (KW 04 auf Platz 2) ist zumindest ein Buch vertreten, dass Denis Scheck mit Sicherheit nicht in die Tonne treten wird. Ansonsten, wer weiß,  kann es passieren, dass die Kiste am Ende des Förderbandes dieses Mal ziemlich voll wird.  😉

Blut will fließenJames Ellroy: Blut will fließen
Die Romane von James Ellroy erzählen meist von Gräueltaten, die wirklich passiert sind. „Blut will fließen“ spielt in den USA von 1968. Das Land ist aufgewühlt von den Morden an Martin Luther King und Robert Kennedy, vom Vietnamkrieg, von den Protesten der Studenten und Schwarzen.
Kurzbeschreibung
Böse Ex-Cops, intrigante Killer, feige FBI-Informanten und gefährliche Frauen im Spiel um Macht, Millionen und Sex sind sie alle willfährige Marionetten, gelenkt von Politikern und ihren zweifelhaften Freunden. James Ellroys Abschluss der Underworld-Trilogie ist ein gnadenlos spannender Thriller und ein literarisches Ereignis.USA, 1968: Nixon und Humphrey kandidieren für das Präsidentenamt. Der Wahlkampf ist hart und geprägt von Verleumdung und Korruption. Die Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy, die Proteste von Schwarzen und Studenten wie auch der Vietnamkrieg bringen Unruhe in das Amerika jener Tage. In Los Angeles beschäftigt Scotty Bennett vom LAPD der ungeklärte brutale Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem mehrere Millionen Dollar und eine größere Menge Smaragde verschwanden. Je mehr er bei den Ermittlungen in die Nähe der Machtzentren gerät, desto gefährdeter ist seine Mission – und auch sein Leben. Steckte das FBI hinter dem Überfall? Flossen die Millionen in Nixons Wahlkampf? Was hat Howard Hughes Nixon versprochen? James Ellroy führt zu den Hintertreppen der Macht und besticht mit seiner radikalen Gesellschaftskritik, einer explosiven Mischung aus Verschwörung und Gewalt, Besessenheit, Sex und Drogen.

Ich war Hitler SchutzengelDieter Kühn: Ich war Hitlers Schutzengel: Fiktionen: Vier Szenarios
Dieter Kühn hat die Kunst des historischen Erzählens in seinen großen Biographien für die Gegenwart neu erfunden. Mit „Ich war Hitlers Schutzengel“ legt er jetzt allerdings ein Gedankenspiel gegen jede historische Überlieferung vor. Dieter Kühn erzählt von Hitlers Ende in verschiedenen fiktiven Versionen, parallel geschaltet zur historischen Realität.
Kurzbeschreibung
Hatte Hitler einen Schutzengel? Ausgerechnet Hitler? In Dieter Kühns ebenso provozierenden wie brillanten historischen Szenarios über das Ende Adolf Hitlers wird der Lauf der Geschichte umgekehrt: die Attentate von Georg Elser, Graf Stauffenberg und Henning von Tresckow gelingen, der Krieg kommt zum Stillstand und Hitlers Schutzengel ins Grübeln. Vier sehr verschiedene Varianten von Geschichte und ein faszinierendes Gedankenspiel gegen alle historische Überlieferung
Über den Autor
Dieter Kühn, 1935 geboren, lebt heute in Brühl bei Köln. Für seine Biographien, Romane, Erzählungen, Hörspiele und Übertragungen aus dem Mittelhochdeutschen (das Mittelalter-Quartett) erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Hermann-Hesse-Preis und den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zuletzt erschienen der Roman Geheimagent Marlowe, die biographischen Studien Ein Mozart in Galizien und die große Biographie Gertrud Kolmar.

Denis Scheck empfiehlt …

Atlas der abgelegenen InselnJudith Schalansky:  Atlas der abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde

Denis Scheck möchte ein Buch vorstellen, das die Verhältnisse auf unseren Weltkarten zum Tanzen bringt und eine Art federleichtes und hochpoetisches Gegengewicht zu all den trümmerschweren Atlanten (…) in unseren Regalen bildet.
Kurzbeschreibung
Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Judith Schalansky aber hat sie gesammelt: fünfzig entlegene Inseln, die in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen Begebenheiten und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt die Autorin zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgründige Geschichten, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und seltsamen Menschen von gestrandeten Sklaven und einsamen Naturforschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwärtern, meuternden Matrosen und vergessenen Schiffbrüchigen, braven Sträflingen und strafversetzten Beamten, kurzum: von freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons. Nicht zuletzt fasziniert dieser außergewöhnliche Atlas durch seine aufwendige und besonders schöne Gestaltung. Kunstvoll illustriert und durchgehend in fünf Sonderfarben gedruckt, zeigt er nach Ozeanen geordnet alle Inseln im jeweils identischen Maßstab. Damit entführt uns Judith Schalansky zu fünfzig entlegenen Orten von Tristan da Cunha bis zum Clipperton-Atoll, von der Weihnachts- bis zur Osterinsel und beweist, dass die abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit dem Finger auf der Landkarte.

Der Fänger im RoggenJ. D. Salinger: Der Fänger im Roggen
J. D. Salinger, Autor des „Fänger im Roggen“, starb am 27.01.2010. Dieses Buch hat wahrscheinlich mehr junge Menschen im 20. Jahrhundert begeistert als irgendein anderes. Holden Caulfields rotzige Verweigerung, sich anzupassen, liest sich auch heute noch aufregend. Tipp: die rundum entstaubte neue Übersetzung von Eike Schönfeld.
Kurzbeschreibung
Holden ist ein ganz normaler amerikanischer Jugendlicher, der Schulstreß hat und schließlich vom Internat fliegt. Nebenbei liest er gerne Bücher und macht die ersten Erfahrungen mit der Liebe.
Ein amüsant zu lesender Roman über das Erwachsenwerden.

Quelle: Druckfrisch – DasErste.de