Historischer Roman: Die Hure Babylon von Ulf Schiewe [Rezension]

Anno 1147 werben die Kirchenoberhäupter erneut mit überzeugenden und verlockenden Worten für einen Kreuzzug, um das Heilige Land von den Ungläubigen zu befreien. Auch Arnaut de Montalban nimmt das Kreuz, obwohl er hin- und hergerissen ist zwischen seiner Liebe zu Ermengarda von Narbona und dem Glauben an Vergebung seiner vermeintlichen Sünden. Ein verlorener Zweikampf, die damit verbundenen Konsequenzen und Ermengardas Reaktion sind letztendlich das Zünglein an der Waage, die ihn in seinem Vorhaben bestärken und in den Krieg ziehen lassen. Doch noch bevor das große Heer von Kriegern und Pilgern auf dem entbehrungsreichen Marsch sein eigentliches Ziel erreicht, nagen Zweifel an Arnauts Entschluss.

Dies ist nicht nur die Geschichte von Arnaut und seiner geliebten Ermengarda, sondern auch die von seinen Mitstreitern und Freunden, einem schwachen König, edlen und diabolischen Rittern, mutigen und intriganten Frauen jeden Standes. Viele der gut ausgearbeiteten Charaktere wachsen einem ans Herz und so manch aufkeimende Liebe inmitten des Kreuzzuges und blutiger Schlachten lassen einen Moment lang die Grausamkeiten des Krieges vergessen. Schmerzliche Verluste sind zu beklagen, als die ganze Unmenschlichkeit über ihnen zusammenschlägt. Zum Spielball zwischen weltlichen und geistlichen Oberhäuptern deklassiert, findet sich so mancher tapfere Kämpfer als Bauernopfer auf dem Schlachtfeld wieder. Fehlgeleitet von den Mächtigen, die Gottes Wort schamlos missbrauchen, und gelockt mit falschen Versprechungen machen sie sich auf, um das Heilige Land von den „Ungläubigen“ zu befreien. Doch die wahren Motive offenbaren sich ihnen erst, als es für viele zu spät zur Umkehr ist. Was wie ein Abenteuer beginnt, endet schnell in blutiger Realität, denn nur wenige kehren, gezeichnet mit Narben auf Leib und Seele, zurück. Ruhm und Ehre ist auf diesen Schlachtfeldern nicht zu erringen – letztendlich geht es einzig um das nackte Überleben.

Auch Arnaut de Montalban findet sich plötzlich in einem Ränkespiele um Macht, Besitz und Geld wieder. Das ergreifende Schicksal von seinem treuen Schlachtross Amir ist besonders eindringlich. Ermengarda von Narbona schildert in einigen Kapiteln mit eigenen Worten parallel ihre Geschichte. Nach dem Verlust ihres und Arnauts Kindes, seinem Wunsch das Kreuz zu nehmen und für eine vermeintlich gerechte Sache zu kämpfen, lässt sie sich aus verletztem Stolz zu unüberlegtem Handeln hinreißen. Doch ihre Liebe zu ihm ist ungebrochen und überdauert auch die lange Zeit ihrer Trennung.

Der Autor, Ulf Schiewe,  versteht es durch seinen sehr prägnanten und zeitgemäßen Erzählstil den Leser zu fesseln. Er lässt uns tief in die Geschehnisse der damaligen Zeit eintauchen. Das Lagerleben, der beschwerliche und mit Verlusten gepflasterte lange Weg, die Schlachten und Hinterhalte, Intrigen und Verrat, Krankheiten, Entbehrungen und Tod sind von ihm so bildhaft in Szene gesetzt als seien sie auf Leinwand gebannt.  Auch die Liebe und Treue, der Respekt und ständeübergreifende Freundschaften haben in diesem Roman neben all der Dramatik und blutigen Auseinandersetzungen einen angemessenen Platz. Epilog, Anhang und Glossar und auch das ausführliche Personenverzeichnis der realen und fiktiven Personen tragen zu einem außergewöhnlich interessanten und wunderbaren Leseerlebnis bei.

Abschließend sei noch erwähnt, dass es sich um eine eigenständige Geschichte handelt, obwohl viele Personen in den ersten beiden Bänden, Bastard von Tolosa (2011) und Die Comtessa (2012), eine große Rolle spielen. Ohne sich in langatmigen Erklärungen zu verlieren, hat der Autor geschickt einige wegweisende Worte für den unkundigen Leser eingeflochten. Vielen Dank dafür!

Mir hat dieser hervorragend recherchierte und spannende historische Roman sehr gut gefallen, und ich empfehle ihn gerne weiter. Von mir bekommt er 5 von 5 Sternen/Punkten.

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 2. November 2012 im Droemer Verlag
Sie sprachen vom himmlischen Frieden †“ und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit †“ und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon … Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren †“ ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen †“ und so manche Versuchung …

Über den Autor
Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der †œbrotlosen Kunst† widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte.
Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den †œBastard von Tolosa† , seinen ersten Roman, mündete und in „Die Comtessa“ bereits eine Fortsetzung fand.
Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für diese ausführliche schöne Buchbesprechung und beim Droemer Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Ausgezeichnete Historische Romane: Sir Walter Scott-Preis 2012 vergeben

Am 9. November 2012 vergab der Autorenkreis Historischer Roman Quo vadis zum vierten Mal den Sir Walter Scott-Preis für herausragende historische Romane.

Ausgezeichnet wurden drei historische Romane, die zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 31. Dezember 2011 in deutscher Sprache erschienen sind. Die Gewinner erwartete ein Preisgeld von insgesamt 3.500  Euro. Mit dem 1. Platz wird zusätzlich zum ersten Mal eine von Jean-Paul Raymond entworfene Glastrophäe vergeben.

Insgesamt hatten sich 162 Autoren um den Literaturpreis beworben. 50 Romane schafften es auf die Longlist, zehn davon auf die Shortlist.

Folgende Historische Romane wurden ausgezeichnet

Goldener Lorbeer: Selma Mahlknecht mit „Helena

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: September 2010 im Verlag Edition Raetia
Vergötterung, Flucht, Liebe, Entführung, Vergewaltigung. Bin ich noch Helena?, fragt sich die schöne Prinzessin aus Sparta, nachdem sie von Paris verschleppt und geschändet wurde. Schönheit verspricht in Mahlknechts Neuerzählung der griechischen Sage kein Glück. Um dem Werben der Freier zu entkommen, entflieht Helena mit Theseus nach Aphidnai. Doch nach diesem freiwilligen Akt muss sie sich Zwängen unterwerfen, die von Männern bestimmt werden: Von den Lakoniern wieder nach Hause geholt, wählt sie unter den Werbern Menelaos, den Prinzen von Mykene, weil eine Entscheidung getroffen werden muss. Während dessen Abwesenheit wird sie von Paris entführt, doch wie schon bei Euripides kommt Helena nie in Troja an, sondern landet, von Paris gegen Hilfsgüter an einen hohen Beamten verkauft, in Ägypten. Als Gesellschafterin der schönen Nofret, der jungen Gemahlin des Sethos, lebt sie als willenlose Gefangene einer fremden Welt fernab vom Toben des Krieges in Troja.

Silberner Lorbeer: Jürgen-Thomas Ernst mit „Anima

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: September 2010 im Braumüller Literaturverlag
Anselm Ender läuft, wie andere atmen. 1866 im westlichsten Kronland der Monarchie in triste Verhältnisse geboren, wacht der Vierjährige eines Nachts auf und rennt, von innerem Zwang getrieben, stundenlang durch taufeuchte Wiesen und Wege des Vorarlberger Riedlandes. Als Kind und junger Mann verdingt sich Anselm in einer Textilfabrik, als
Schweinehirte und Holzarbeiter. Jede dieser Stationen ist von Ausnutzung und Erniedrigung geprägt, und jede endet tragisch: mit Unglücksfällen, Krankheiten und Tod. Das Laufen bleibt dabei sein Fixpunkt, sein Halt. Als seine geliebte Mutter umkommt, beschließt er, sich selbst zu töten durch einen Dauerlauf, ohne Wasser zu trinken. Doch Anselm verfügt über ungeahnte Ausdauer, nur eine von mehreren ungewöhnlichen Fähigkeiten dieses sonst in jeder Hinsicht benachteiligten jungen Mannes
Dem Vorarlberger Newcomer Jürgen-Thomas Ernst gelingt ein ungewöhnlicher historischer Entwicklungsroman und eine fesselnd zu lesende Parabel um das Vorwärtskommen, das Ankommen und die Natur des Scheiterns.

Bronzener Lorbeer: Marc Buhl mit „Das Paradies des August Engelhardt

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 22. Februar 2011 im Eichborn Verlag
Nein, so einen kann man nicht töten, sagen die Eingeborenen, als sie den seltsamen Bleichling die Palmenstämme herunterrutschen sehen. Der nackte Mann nährt seinen zerschundenen Körper ausschließlich von Kokosnüssen und hat sich am Strand eine schiefe Hütte aus Büchern gebaut. Niemand kann den ausgemergelten Glückssucher vertreiben, nicht der Pfarrer der kleinen Kolonie auf Deutsch-Neuguinea, nicht der Monsunregen, nicht die Myriaden Moskitos und nicht die Pfeile der Insulaner – denn August Engelhardt aus dem kalt-nebligen Nürnberg hat in der Südsee den Sinn des Lebens gefunden und seinen heiligen Gral und Jungbrunnen: die Kokosnuss. Marc Buhl erzählt die Geschichte des deutschen Sektengründers Engelhardt mit aller notwendigen erzählerischen Freiheit, um dem Wahn, der Größe, der begeisternden Verstiegenheit des aus der Zeit Gefallenen nachzuspüren. Er erkennt in dem wilhelminischen Frühhippie einen typisch deutschen Romantiker und macht zugleich erkennbar, warum die Zivilisationsmüdigkeit nicht erst seit der Flower-Power-Ära zum festen und immerzu faszinierenden Bestandteil der Geschichte des Westens gehört.

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Die Preisverleihung fand am 9. November 2012 im Rahmen einer festlichen Gala zum Auftakt der Historica 2012 in Billerbeck statt. Die Laudatio hielt die Journalistin und Histo-Couch-Redakteurin Rita Kohn dell†™Agnese.

Quelle: Quo Vadis – Autorenkreis Historischer Roman

Die Alchemie der Nacht von Heike Koschyk [Rezension]

Als Christoph Wilhelm Hufeland im Jahr 1780 im Alter von 18 Jahren sein Studium der Medizin in Jena beginnt, hat er sein Ziel fest vor Augen. Er will Arzt werden, nicht weil sein Vater es bestimmt hat, sondern weil er sich mit jeder Faser seiner Seele danach sehnt. Er will beweisen, dass Krankheiten wie die Pocken, das Scharlachfieber oder die Arthritis behandelbar sind, wenn man deren Ursprung kennt. Doch die aufstrebende Universitätsstadt birgt viele Verlockungen und Gefahren, denen sich die jungen Studenten kaum entziehen können. Nächtliche Trinkgelage und willige Frauen lenken vom Studium ab, Duelle unter den Mitgliedern rivalisierender Studentenverbindungen sind keine Seltenheit. So muss Christoph Hufeland mit ansehen, wie sein Kommilitone Albert Steinhäuser von einem Studenten auf offener Straße angegriffen wird. Scheinbar tödlich verwundet bleibt er auf dem Pflaster liegen, während der Angreifer seine Taschen durchwühlt und anschließend unerkannt flieht. Am nächsten Tag erfährt Hufeland, dass Albert Steinhäuser bereits begraben auf dem Friedhof liegt. Hufeland befasst sich mit dem Scheintot und die Möglichkeit, dass sein Freund lebendig begraben sein könnte, lässt ihm keine Ruhe. Er vertraut sich dem Kommilitonen Johannes Vogt an. Gemeinsam begeben sie sich auf den Friedhof, um sich vom Tod Steinhäusers zu überzeugen. Hier erfährt Hufeland von den Machenschaften einer Freimaurerloge, die für ihn so ungeheuerlich sind, dass er beschließt, Jena zu verlassen.

Am Tag seiner Abreise aus Jena begegnet ihm Helene Steinhäuser, Alberts Schwester. Für einen kurzen magischen Moment treffen sich ihre Blicke, nicht ahnend, dass das Schicksal sie Jahre später wieder zusammenführen wird. Helene Steinhäuser flieht einige Woche zuvor aus Königsberg vor der arrangierten Ehe mit einem älteren und ihr gänzlich unsympathischen Mann. In Jena erhofft sie sich Unterschlupf bei ihrem Bruder zu finden. Völlig mittellos kommt sie nach einer beschwerlichen und gefährlichen Reise an und erfährt, dass ihr Bruder Albert tot ist. Ausgerechnet der zwielichtige Johannes Vogt zeigt ihr einen Weg, wie sie zu Geld kommen kann und führt sie zu einer unheimlichen Stätte. Von Visionen gequält wacht sie mit einer Wunde am Arm auf. Viele junge und verängstigte Frauen, die im Accouchierhaus in Jena, der ersten Geburtsklinik und Hebammenlehranstalt des Landes, anzutreffen sind, weisen Narben von ähnlichen Verletzungen auf.

Zur gleichen Zeit praktiziert der fünfundzwanzigjährige Mediziner Christian Friedrich Samuel Hahnemann in Hettstedt. Durch Hygiene versucht er die mittelalterlichen Heilmethoden bei immer wieder auftretenden Krankheiten wie die Ruhr, das Fleckfieber oder das katarrhalische Faulfieber zu bekämpfen. Statt die Erkrankten zur Ader zu lassen, mahnt er zu Reinlichkeit und experimentiert mit Tormentillawurzel, Galläpfeln oder Eichenrinde. Schließlich muss er die Gemeinde verlassen, weil man ihn für einen Scharlatan und Alchemisten hält, der mit dem Teufel im Bunde steht.

Jena ist Ende des 18. Jahrhunderts ein Ort, an dem neben den harmloseren Studentenverbindungen auch Anhänger der Freimaurerlogen zu finden sind. Nachweislich werden in dieser Zeit Versuche mit menschlichem Blut unternommen, Versuche, die zumeist tödlich enden. Die Suche nach der Existenz einer Rezeptur für ein Lebenselixier, ein universelles Allheilmittel, von dem die Gelehrten der Logen hinter vorgehaltener Hand erzählen, betreiben einige mit krimineller Energie, andere, wie Hahnemann und Hufeland, sind davon überzeugt, dass allein die Wissenschaft und die Kraft des Geistes Krankheiten zu heilen vermögen.

Heike Koschyks neuer Roman „Die Alchemie der Nacht“ beschäftigt sich mit den Anfängen der Homöopathie. Wer eines ihrer früheren Werke gelesen hat, wie zum Beispiel „Pergamentum„, in dem sich die Autorin mit dem Leben der Hildegard von Bingen auseinandersetzt, weiß, wie detailliert und profund sie der Historie gerecht wird. Auch in diesem Roman basieren die Charakterbeschreibungen der Protagonisten Christoph Hufeland und Samuel Hahnemann auf Recherchen in historischen Quellen. Die Autorin lässt sich viel Zeit, um die diversen Erzählebenen zusammenzuführen, genauso viel Zeit wie es die geschichtlichen Ereignisse verlangen. Das Ergebnis ist ein komplexer und spannender historischer Roman, in dem die gelernte Heilpraktikerin ihre umfangreichen Kenntnisse über die Homöopathie meisterlich einbindet. Der flüssige, der Zeit angepasste Erzählstil und eine Liebesgeschichte runden das Werk zu einem faszinierenden Lesevergnügen ab.

Der Lesekreis bedankt sich beim Verlag Rütten & Loening für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Der junge Medizinstudent Christoph Wilhelm Hufeland wird Zeuge, wie ein Kommilitone von einem Degenstoß niedergestreckt wird. Als die Leiche unter mysteriösen Umständen verschwindet, versucht er gemeinsam mit Helene, der Schwester des Toten, dieses Rätsel zu ergründen. Sie kommen einer blutigen Verschwörung auf die Spur – es geht um ein allmächtiges Heilmittel, skrupellose Menschenversuche an jungen Mädchen und die düsteren Machenschaften einer Freimaurerloge. Begleitet von Samuel Hahnemann, der seine Heilkunst der Homöopathie erst vollendet sieht, wenn er Gewissheit über eine letzte Frage gewinnt, begeben sie sich auf die Fährte einer geheimnisvollen Rezeptur, die ewiges Leben verheißt. »Heike Koschyk kann man getrost in einem Atemzug mit Historien-Queen Rebecca Gablé nennen.« Gala »Spannender Historienkrimi über die Irrwege der Medizin und die Entwicklung der Homöopathie.« Hörzu

Über die Autorin
Heike Koschyk, 1967 in New York geboren, war Heilpraktikerin mit einer eigenen Praxis und Dozentin für Homöopathie, bevor sie zu schreiben begann. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg und ist Trägerin des Agatha-Christie-Krimipreises. Mehr Informationen zur Autorin finden sich unter www.heike-koschyk.de oder auch hier im Interview.

Quo Vadis Kurzgeschichtenpreis 2011: Die Nominierten stehen fest!

Zum dritten Mal schrieb der Autorenkreis Quo Vadis anlässlich der Jahrestagung Historica einen Kurzgeschichtenwebbewerb aus:

Quo Vadis-­Kurzgeschichtenpreis 2011 zum Thema „Drei Tagesreise zum Bodensee“

Die Jury, bestehend aus den Quo Vadis-Mitgliedern Angeline Bauer, Caren Benedict und Guido Dieckmann, hat entschieden.

Die überzeugendsten 10 Beiträge sind ausgewählt und werden zusammen mit den Geschichten von zehn Quo Vadis-­Autorinnen und Autoren aus der Region Bodensee in einem Anthologieband des Gmeiner Verlages veröffentlicht.
Die Siegerehrung findet während der Historica vom 11. bis 13. November 2011 in Singen am Bodensee statt.

Die Gewinner alphabetisch nach Vornamen geordnet:

  • Anne Bentkamp -­ Das Ende der Kraft
  • Anne Amrhein -­ Gottfried Keller erwartet Post
  • Claudia Schmid -­ Susannes Unbill
  • Doris Rothweiler -­ Das Lied
  • Evelyn Leip -­ Annas Kleid
  • Hans van Ooyen -­ Der Dekadenring von Konstanz
  • Juliane Stadler -­ Der Zwölfte
  • Marlene Geselle -­ Zwei Hemden für die Baderann
  • Philipp Unsinn -­ Die zersprungene Zeit
  • Susanne Krawinkel -­ Die Verführung der Soldatin

Die zehn „Siegergeschichten“ werden mit Geldpreisen in Höhe von 200 bis  50 Euro honoriert. Alle zehn Gewinner erhalten außerdem ein Belegexemplar vom Gmeiner Verlag.

Die drei besten Geschichten werden erst auf der Historica am 11. 11. 2011 in Singen bekanntgegeben.

Die Braut von Assisi von Brigitte Riebe [Rezension]

Fast 30 Jahre nach dem Tod des Heiligen Franziskus von Assisi macht sich der deutsche Ordensbruder Leo anno 1253 auf den langen Weg über die Alpen nach Asissi. Seit frühester Jugend ist der Edelmann Leonhart von Falkenstein ein getreuer Jünger der franziskanischen Ordensgemeinschaft.  Die Zeit drängt. Madre Chiara, einst engste Vertraute von Franziskus, liegt im Sterben. Seit Jahren strebt Chiara die Anerkennung einer von ihr verfassten Ordensregel, die das Recht auf vollkommene Armut fordert, an. Bislang hat die katholische Kirche keiner Frau so ein Privileg gewährt. Innozenz IV ist mittlerweile der dritte Papst, der sich um das Anliegen kümmern muss. Als Visitator soll Bruder Leo vor Ort in dem Kloster San Damiano in Assisi, in dem Madre Chiara als Äbtissin mit einigen Schwestern lebt, letztmalig prüfen, ob die Ordensregel anerkannt werden kann. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Bereits unterwegs überfallen ihn immer mehr Zweifel. Wie soll er seine Mission, mit der ihn Johannes von Parma beauftragt hat, in der entfernten fremdsprachigen Provinz erfüllen, denn Leo spricht kaum ein Wort Italienisch. Im Kloster San Damiano angekommen, erfährt er, dass wenige Tage zuvor Suor Magdalena gestorben ist. Ein Blick auf die Leiche lässt Leo sofort erkennen, dass sie gewaltsam zu Tode kam. Er will der Sache auf den Grund gehen, doch die Schwestern begegnen ihm mit Argwohn. Die Erkenntnis, dass sie in dieser Männerdomäne allenfalls geduldet sind, hat sie misstrauisch gemacht. Auch Leo ist misstrauisch geworden, da er spürt, dass die Frauen etwas vor ihm verbergen.

Bei der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Lucarelli findet Leo Unterkunft in Assisi. Ilaria, einzige überlebende Tochter der Familie Lucarelli und Stella, das Findelkind, das man barmherzig als Neugeborenes aufgenommen hat, freuen sich über den neuen Gast an ihrem Tisch.  Die beiden Schwestern sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ilaria ist groß und blond mit strahlenden, schalkhaften blauen Augen, die dunkelhaarige Stella ist anmutig und eher nachdenklich. Sternenkind, nennt Ilaria Stella seit Kindheitstagen. Die beiden Schwestern verbindet eine zärtliche Liebe zu einander. Eine Doppelhochzeit steht kurz bevor. Ilaria ist mit Federico della Rocca verlobt und Stella mit Federicos Vetter Carlo, der wie Federico zu den begehrtesten Junggesellen in Assisi zählt. Überrascht stellt Leo fest, dass Stella ihn versteht. Ihre Amme kam aus Deutschland und hat sie mit der Sprache vertraut gemacht. Sie bietet ihm an, für ihn als Dolmetscherin zur Verfügung zu stehen. Doch Stella verwirrt ihn zunehmend und weckt in ihm Gefühle, die er längst überwunden geglaubt zu haben. Sie riecht nach Sommer. Ganz leicht nach Salz. Nach Frau, so warm und verlockend.

Ein Hinweis führt Bruder Leo in die Einsiedelei Eremo delle Carceri, ein Ort an dem Franziskus verweilt hatte hoch oben auf dem Monte Subasio, knapp zwei Stunden von Assisi entfernt. Hier lebt noch immer ein Mönch, der zu den Vertrauten von Franziskus gehörte. Leo hofft, von ihm mehr über Suor Magdalena zu erfahren. Doch alsbald findet er ihn grausam ermordet vor. Ein Pfeil durchbohrt seine Hand und Stück Papier, ein Teil eines Briefes…

Die Münchner Schriftstellerin Brigitte Riebe hat mit „Die Braut von Assisi“ einen extrem packenden Roman geschrieben und gleichzeitig ihr fachkundiges Wissen über das Leben und Wirken von Franz von Assisi und Klara von Assisi verarbeitet. Sprachgewaltig lässt sie die Figuren wieder auferstehen und gewährt ihnen menschlichere Züge als so manche Biografie es heute vermag. Gleichzeitig verlockt der Roman den Spuren des Ï„ zu folgen. Francesco hat das Symbol für den Franziskanerorden gewählt und man findet es noch heute überall in der landschaftlichen Schönheit Umbriens.
Man hat Francesco oftmals den Spielmann Gottes genannt, aber das war nur eine Seite seines Wesens. Sein Wort brannte wie Feuer.. ich habe niemals einen besseren Prediger gehört. Die Menschen hingen an seinen Lippen, sogar die Vögel vergaßen davonzufliegen, so sehr beherrschte er diese Kunst. Der poverello wollte seine Kraft und Lebensfreude niemals einteilen oder aufsparen, sondern alles geben.“ Man kommt nicht umhin, Brigitte Riebe ähnliche Absichten zu unterstellen. 😉

Die Braut von Assisi“ umfasst 496 Seiten und ist am 21.02.2011 im Diana Verlag erschienen.

Der Lesekreis bedankt sich beim Diana Verlag, hier findet sich auch eine Leseprobe,  für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Von einem, der auszog, Gott zu finden, und so der Liebe begegnete
Assisi Anfang des 13. Jahrhunderts. Er speist mit den Armen und gibt den Tieren eine eigene Stimme: Franz von Assisi. In der Äbtissin Klara findet er seine treueste Anhängerin und Weggefährtin. Sie bleiben einander zeitlebens zugewandt und predigen bedingungslose Liebe. Doch die Legende verschweigt, was Klara und Franziskus wirklich verband.
Assisi 1253: Die Äbtissin Klara liegt bereits im Sterben, als der ungeklärte Tod der Nonne Magdalena das Kloster Damiano erschüttert. Mit letzter Kraft versucht Klara, den mit der Aufklärung des Falls beauftragten Bruder Leo davon zu überzeugen, dass es sich um einen Unfall handelt. Doch Leo glaubt ihr nicht. Immer lauter werden die Gerüchte, dass Klara und Franz von Assisi mehr verband als die bedingungslose heilige Liebe zu Gott. Und dass Magdalena davon Kenntnis hatte. Als auch Franz von Assisis engste Vertraute auf entsetzliche Weise ums Leben kommen, muss Bruder Leo handeln, bevor noch mehr Blut fließt …
Ein faszinierendes Geheimnis um Franz von Assisi und die heilige Klara.
Die Autorin beschreibt mit den Schauplätzen Umbrien und Assisi ein beliebtes Ziel für zahlreiche Pilgerreisende, die auf den Spuren des wohl bekanntesten katholischen Heiligen wandeln.

Über die Autorin
Brigitte Riebe, 1953 geboren, ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen „Pforten der Nacht†, „Schwarze Frau vom Nil† sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane „Straße der Sterne† und „Die sieben Monde des Jakobus†. Zuletzt erschien bei Diana „Die Prophetin vom Rhein“ ein Roman über die Geschichte der Hildegard von Bingen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.