Berühmte Autorinnen über berühmte Frauen beim Münchner LiteraturBrunch 2010
Am 12.09.2010 fand der diesjährige LiteraturBrunch der Münchner Bücherfrauen im Giesinger Kult(ur)café statt. Die Organisatorinnen haben wohl nicht mit einem derartigen Ansturm gerechnet, denn bereits vor Veranstaltungsbeginn waren alle Plätze vergeben. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass sich der LiteraturBrunch, den die Bücherfrauen mittlerweile zum 10. Mal organisiert haben, in München etabliert hat und zum anderen an den großartigen Autorinnen, die für die Veranstaltung zugesagt hatten.
Aus dem Leben von Elisabeth I., Hildegard von Bingen und Lena Christ lasen und berichten die Autorinnen Asta Scheib, Brigitte Riebe und Tanja Kinkel (v.l.n.r. im Bild unten) am 12.09.2010 im Giesinger Kultur-Café.
Brigitte Riebe eröffnete die Leserunde mit einer Passage aus ihrem aktuellen Roman über Hildegard von Bingen, der in diesem Jahr unter dem Titel „Die Prophetin vom Rhein“ im Diana Verlag erschienen ist. Wie schon beim letztjährigen LiteraturBrunch beeindruckte die Autorin durch ihr fundiertes Wissen über die Äbtissin und Visionärin und deren Leben und Wirken im 12. Jahrhundert. Gewürzt hat Brigitte Riebe die Handlung in ihrem historischen Roman mit der jungen, leidenschaftlichen Hebamme Theresa, die vom rechten Pfad abzukommen droht.
Es war mucksmäuschenstill als Tanja Kinkel im Anschluss ihren Textabschnitt mit einem Dialog aus ihrem neuen Roman „Im Schatten der Königin“ begann. Man stellte sich zwangsläufig die Frage, ob Tanja Kinkel persönlich die Hörbuchfassung für diesen Roman besprochen hat. Authentisch und überzeugend hauchte sie Königin Elisabeth I. und ihrer Gouvernante Kat Ashley so viel Leben ein, dass man glauben mochte, die beiden in einer Septemberwoche im Jahr 1560 belauscht zu haben.
Asta Scheib berührte ihr Publikum danach mit dem tragischen, kurzen Leben der deutschen Schriftstellerin Lena Christ. Für die Romanbiografie über Lena Christ (1881 – 1920), die 2006 unter dem Titel „In den Gärten des Herzens. Die Leidenschaft der Lena Christ“ erschienen ist, hat Asta Scheib akribisch mit Hilfe von Zeitzeugen, Nachlässen und Büchern recherchiert. Entstanden ist das Sozialporträt einer hochbegabten Unterprivilegierten, das mit der Neubewertung der zwiespältigen Rolle des zweiten Ehemanns, Peter Jerusalem, ein neues Licht auf das Leben und Sterben der Lena Christ geworfen hat. Lena Christ nahm sich 1920 im Alter von 38 Jahren das Leben.
Gewohnt souverän übernahm Meike Frese (rechts im Bild)Â im Anschluss an die Lesung die Moderation für eine interessante und ausführliche Diskussion über das Leben der „Berühmten Frauen“ aus den Romanen der Autorinnen.
Gegen 14 Uhr endete die Veranstaltung, und Asta Scheib verabschiedete sich mit den Worten: „Ich habe mich sehr wohl gefühlt.“
Unverhofft wurde ich gestern Abend zu einem Weibsbild und kam in den Genuss einer ungewöhnlichen Lesung. Eine liebe Bekannte hatte Karten für die Veranstaltung bei einer Verlosung bei LovelyBooks gewonnen und mich spontan dazu eingeladen. Abgesehen davon, dass bei der Lesung der neue historische Roman „Der Eid der Kreuzritterin“ von Ricarda Jordan vorgestellt werden sollte, war ich im Hinblick auf den Ablauf der Lesung ziemlich ahnungslos. Als Adresse wurde mir die Welser-Kuche zu München in der Residenzstraße 27, direkt im Rückgebäude der berühmten Feldherrnhalle am Münchner Odeonsplatz, genannt.
Auf den Eingang ins Kellergewölbe der Welser-Kuche verwies eine Werbetafel von Thalia. Unter dem Motto: „Gemeinsam mit RTL Bücher erleben“ veranstaltet der Privatsender neuerdings gemeinsam mit dem Bastei-Lübbe Verlag und Thalia Buch-Events. In Hürth bei Köln sorgte der Stoff von Cody Mcfadyens Thriller „Das Böse in uns“ in der Auftaktveranstaltung für filmreife Action beim Buch-Event. Gestern ging es nun ins Mittelalter.
Die ca. 70 interessierten Gäste wurden nach dem Hände waschen mit einer überdimensionalen Serviette versehen und dann größtenteils zu einem kräftigen Schluck Met aus dem Kuhhorn überredet. Vielen ist das mittelalterliche Tafeln in der feinen Art des 15. und 16. Jahrhunderts wahrscheinlich schon bekannt, für mich war es das erste Mal. Nachdem wir alle zu Mannsbildern und Weibsbildern erklärt worden waren und unsere Knechte und Mägde uns mit einem Krug kühlen dunklen Bieres versorgt hatten, beförderte uns RTL-Moderator Wolfram Kons im historischen Gewand vom 16. Jahrhundert ins 12. Jahrhundert zurück.
Schließlich ging es in erster Linie um den „Eid der Kreuzritterin“ von Ricarda Jordan, und der beginnt in Mainz und Köln im Jahr 1212 und handelt von Konstanze, die nicht ins Kloster will und Gisela, die nicht mit einem Ritter verheiratet werden will. Hinter dem Pseudonym Ricarda Jordan verbirgt sich die 1958 in Bochum geborene Dr. Christiane Gohl, die derzeit unter dem weiteren Pseudonym Sarah Lark mit „Das Gold der Maori“ unter den ersten fünf der Spiegel-Bestseller-Liste zu finden ist.
Bei der Lesung haben wir die Autorin allerdings vermisst. Wolfram Kons entschuldigte ihr Fehlen wegen eines geplanten Urlaubs und stellte uns die Schauspielerin Dana Geissler, die im Laufe des Abends, jeweils zwischen den Menügängen, einzelne Passagen aus dem historischen Roman lesen sollte, vor.
Es dauerte immer eine gewisse Zeit, bis wir uns voll und ganz auf den vorgelesenen Text über Konstanze und Gisela und die Kinderkreuzzüge im 12. Jahrhundert konzentrieren konnten. Dank Dana Geisslers Professionalität, die sie sich als Schauspielerin und Sprecherin vieler Hörbücher angeeignet hat, gelang es schließlich doch.
Dazwischen gab es Walthers Minnesang, den die Künstler auch schon mal virtuos mit Deep Purples „Smoke on the water“ vermischten, …
… einen Thalia-Mitarbeiter, der doch glatt die Regeln vergaß und sich, statt von einem Weibsbild bedienen zu lassen, eigenhändig von den dargebotenen Speisen nahm, …
… die alle mit den Fingern gegessen bzw. geschlürft werden mussten.
nim gueten muets dis essen ein, so wird fol lobs dein reden sehn 😉
Und in der Tat – es war ein gelungener, äußerst lustiger Abend! Laut RTL sollen weitere Buch-Events in Berlin und Hamburg folgen. Ich bin gespannt, welche Bücher dabei eine Rolle spielen werden. Ken Follet könnte mit seinem neuen Roman „Sturz der Titanen„, der Ende September im Bastei-Lübbe Verlag erscheint, gute Chancen haben.
Karten für die Veranstaltungen können online bei Jollydays.de für 29,90 Euro bestellt werden.
Neues von Umberto Eco: Der Friedhof von Prag erscheint im Oktober 2010
Mit seinem 1980 erschienenen ersten Roman „Il nome della rosa“ (dt. Der Name der Rose – erschienen 1982)) erregte Umberto Eco weltweites und seinerzeit völlig überraschendes Aufsehen als Romancier. Auch sein 1988 erschienener Roman „Das Foucaultsche Pendel“ sowie die drei folgenden (1994 – Die Insel des vorigen Tages, 2000 – Baudolino und 2004 – Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana) wurden in alle Weltsprachen übersetzt, waren aber nicht so erfolgreich wie sein Erstlingswerk .
Wie jetzt bekannt wurde, erscheint im Oktober 2010, 30 Jahre nach seinem Erfolgsdebüt, im italienischen Verlag Bompiani ein neuer historischer Roman von Umberto Eco unter dem Titel „Il Cimitero di Praga“, verkündete der Verlag in einer Pressemitteilung am 05.07.2010.
Gerüchten zufolge soll der Roman unter dem Titel „Der Friedhof von Prag“ pünktlich zur Frankfurter Buchmesse auch in der deutschen Übersetzung erscheinen.
„Es handelt sich um einen Roman über die geheimsten Aspekte der Politik des 19. Jahrhunderts, die ein beängstigendes Licht auf unsere Epoche werfen. In dem 450 bis 500 Seiten umfassenden neuen Roman schildert der 78-jährige Eco mit größter historischer Genauigkeit das politische Umfeld im 19. Jahrhundert mit seinen Verschwörungen, Revolten und Revolutionen“, teilte der Verlag mit.
Il Cimitero di Praga erscheint sechs Jahre nach Ecos letztem Roman „Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana“. Alle bisherigen Romane von Umberto Eco wurden im Münchner Hanser Verlag publiziert.
Nachtrag vom 14.09.2011
Letztendlich hat sich der Termin auf den 08.10.2011 verschoben. Ecos neuer Roman „Der Friedhof von Prag“ erscheint also erst zur Frankfurter Buchmesse 2011. Laut Veranstaltungskalender wird Umberto Eco fast täglich auf der Buchmesse zu sehen sein. Nachfolgend die Kurzbeschreibung zum Inhalt:
Paris, 1897. Der Italiener Simonini erwacht in einer Pariser Wohnung ohne Erinnerung an die vergangenen Tage. Er beginnt Tagebuch zu schreiben, um sich von seiner Kindheit über die Erlebnisse während des Risorgimento und der Pariser Kommune an die Gegenwart heranzutasten. Doch während er schläft, kommentiert jemand seine Einträge und entlarvt Simonini nicht nur als durchtriebenen Fälscher und Agenten, sondern auch als höchst gefährlichen Antisemiten und Mitverfasser der Protokolle der Weisen von Zion. Atemberaubend virtuos spielt Umberto Eco mit historischen Fakten und literarischer Fiktion, mit Wahrheit und Fälschung, mit Identität und Erinnerung.
Oktober im Jahr des Herrn 1188
Und plötzlich wurden alle Elemente und Geschöpfe von einem schrecklichen Beben erschüttert.
Feuer, Luft und Wasser brachen hervor und brachten die Erde in Aufruhr.
Die Prophetin und Äbtissin Hildegard von Bingen ist seit 9 Jahren tot. Kaiser Friedrich Barbarossa plant einen Kreuzzug gegen Jerusalem. Die junge, adlige Elysa von Bergheim folgt dem Ruf ihres Bruders und macht sich in Begleitung des Mainzer Kanonikus Clemens von Hagen auf den Weg zu dem Stammsitz der Eltern nach Bergheim, um dort als Statthalterin zu fungieren.
Elysa verbrachte den Großteil ihres Lebens bei den Großeltern in Mainz. Nach dem Tod der Mutter verließ sie im Alter von 8 Jahren ihr Elternhaus. Ihr Onkel Bernhard von Oberstein ermöglichte ihr all jene Bücher zu studieren, die nach allgemeiner Auffassung den Frauen nicht zugänglich sein durften. Das Verhältnis zu Elysas Bruder ist durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit schwer gestört. Die Aussicht, ihm erneut zu begegnen, ist ihr unbehaglich.
Auch deshalb lässt sie sich von Clemens von Hagen überzeugen, sich im Kloster Eibingen, das auf der Reiseroute nach Bergheim liegt, für vier Tage verkleidet und unter falschem Namen als Novizin und Handwerkstochter aufnehmen zu lassen. Clemens von Hagen sucht einen Vorwand in Eibingen Station zu machen, um unauffällig eine Botschaft vom Mainzer Erzbischof im Kloster abgeben zu können.
Eibingen gehört zum Mutterkloster Rupertsberg. Clemens von Hagens Mission ist die Aufklärung der schrecklichen Vorkommnisse in dem von Hildegard von Bingen gegründeten Filialkloster: Eine Nonne starb unter Krämpfen, eine weitere beinahe bei einem Brand, der das Kloster fast zerstört hätte. Adalbert von Zwiefalten, ein Mönch und Vertrauter von Hildegard von Bingen, kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Der Reliquienschrein der Äbtissin wurde geplündert und zerstört. Das Ansehen und die Heiligsprechung der Prophetin ist in Gefahr und letztendlich das gesamte Christentum, denn der Teufel persönlich treibt in Eibingen sein Unwesen.
Elysa ist intelligent genug, um zu wissen, dass der Teufel niemals in Menschengestalt auftreten kann. Neugierig und beherzt will sie den Ursachen auf den Grund gehen. Sie ahnt nicht, dass weitere Morde geschehen und sich der machthungrige Exorzist Radulf von Braunshorn bereits auf den Weg nach Eibingen gemacht hat. Auch Clemens von Hagen ahnt nichts von den großen Gefahren, die in Eibingen lauern. Ebenso wenig ahnt er, als er Eibingen verlässt, um die Delegation, die den Leichnam von Adalbert von Zwiefalten zurückführt, einzuholen, dass er selbst sich in große Gefahren begibt. Er hofft jedoch, mehr über die Todesursache und den Anlass der Reise des Mönches zu erfahren und über die seltsame Sprache, in der der Mönch bei seinem Eintreffen in Eibingen gesprochen hat. Was hat es mit rätselhaften Pergament auf sich, das er bei seinem Tod fest umklammert hielt?
Im Verlauf des Romans begleitet der Leser für vier Tage abwechselnd die beiden Protagonisten Elysa von Bergheim und Clemens von Hagen. Mehr Zeit bleibt nicht, denn nach Ablauf der vier Tage soll Elysa die Jungfrauenweihe erhalten. Während Elysa an dem Leben im Kloster teilnimmt und es schafft, das Vertrauen einiger Nonnen zu gewinnen, kämpft Clemens von Hagen gegen Wegelagerer, Intrigen und nicht zuletzt gegen die starken Naturgewalten.
Heike Koschyk hat Pergamentum geschrieben, während sie für die Biografie „Hildegard von Bingen – Ein Leben im Licht“ recherchierte und daran arbeitete, heißt es im Anhang. Ein Umstand, der diesem spannenden historischen Roman zugute kommt. Ihre fundierten Kenntnisse über das Leben im 12. Jahrhundert, und über das Wirken von Hildegard von Bingen, zeichnen ihn aus.
Hildegard von Bingen gilt als eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters. Bereits zu Lebzeiten wurde sie wie eine Heilige verehrt. Durch eigene Denkansätze setzte sie neue Impulse, was gerade für Frauen in dem Zeitalter nicht einfach war. Zu Lebzeiten befasste sie sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie ist in dem Roman allgegenwärtig. Einige der weiblichen Figuren spiegeln die wissenschaftlichen Bereiche, mit denen sich die Äbtissin auseinandergesetzt hat, wieder. So steht zum Beispiel die Nonne Ida für ihren außergewöhnlichen starken Charakter und Gottesglauben. Auch sie hat Visionen und Lichterscheinungen, die die Handlung entscheidend prägen. Die Naturwissenschaft kommt in der Medica Jutta zum Ausdruck. Anschaulich und glaubhaft wird beschrieben, wie mit Pflanzen und Edelmetallen gegen Krankheiten vorgegangen wurde.
Die sprachliche Qualität ragt deutlich aus der Masse der historischen Romane heraus. Heike Koschyk vermittelt in Pergamentum einen detaillierten Einblick in das Klosterleben im 12. Jahrhundert und erzählt dazu eine spannende Geschichte wie dieses feste Gefüge durch Machtgier, Politik, Verschwörung, aber auch durch menschliche Schwächen und Visionen, ins Wanken gerät. Ein lesenswerter Roman!
Die gebundene Ausgabe umfasst 426 Seiten und ist am 27.08.2009 im Verlag Rütten & Loening erschienen. Pergamentum ist für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
Kurzbeschreibung
Eine junge Frau kämpft gegen einen teuflischen Feind. Sie muss einen Mörder finden, um das Erbe Hildegards von Bingen zu bewahren – und den Untergang der ganzen Christenheit zu verhindern. An einem Abend im Jahr 1188 klopft ein Mönch, ausgemergelt und mit fratzenhafter Miene, an die Pforte des Klosters Eibingen. Die Nonnen glauben, der Antichrist sei gekommen. Doch es ist Bruder Adalbert, früher ein gern gesehener Gast bei der seligen Hildegard von Bingen. Am nächsten Morgen liegt der Mönch tot im Skriptorium, in der Hand ein rätselhaftes Pergament. Gegen ihren Willen soll die Adelige Elysa als zukünftige Novizin den Mord aufklären. Als sie das Kloster erreicht, brennt die Kirche und eine Nonne wird tot aufgefunden. Der einzige Hinweis ist das Pergament, auf dem Worte in der Geheimsprache Hildegards abgefasst sind. Bald ahnt Elysa, dass es nicht nur um einen Kampf zwischen Gut und Böse, sondern um das Überleben der gesamten christlichen Welt geht.
Über die Autorin Heike Koschyk wurde 1967 in New York geboren und wuchs in Hamburg und Travemünde auf. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Fünfzehn Jahre arbeitete sie in ihrer eigenen Modeagentur und leitete nach der Ausbildung zur Heilpraktikerin eine Naturheilpraxis mit Schwerpunkt Klassischer Homöopathie.
Bereits als Kind hatte sie den großen Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch erst nach der Veröffentlichung eines Praxisbuches für Therapeuten fasste sie den Mut, ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen und begann, Kriminalromane zu schreiben. 2008 erhielt sie den Agatha-Christie-Krimipreis.
Andalusien gegen Ende des 15. Jahrhundert:
Zwischen den Mauren, die Andalusien beherrschen, und den christlichen Königen in Kastilien spitzt sich ein lange währender Konflikt immer mehr zu und endet schließlich in einem zerstörerischen, blutigen Krieg.
Zu dieser Zeit lebt die junge Zahra mit ihrer Familie in Granada. Ihre Familie gehört dem andalusischen Adel an und ist eng mit der maurischen Herrscherfamilie verbunden. Zahra dient der Sultanin als Hofdame, ihr Vater und ihre Brüder zählen zu den Beratern des Emirs. Da die Sultanin Aischa durch ihren Mann weitgehend vom Geschehen am Hof ferngehalten wird, muss Zahra für sie spionieren und ihr über alle Vorgänge am Hof Bericht erstatten.
So wird sie bald die engste Vertraute von Aischa. Bei einer ihrer Erkundungen sieht Zahra zwei Abgesandte und verliebt sich in einen der beiden, in Gonzalo. Diese Liebe ist gefährlich, da Gonzalo ein Kastilier und Christ ist. Er gehört dem kastilischen Adel an und ist ein enger Vertrauter von Königin Isabel.
Gonzalo, der den Krieg gegen die Mauren ablehnt, bemerkt Zahra und verliebt sich ebenfalls in sie. Durch ihre Kontakte zu den Herrscherfamilien werden Zahra und Gonzalo immer weiter in das Kriegsgeschehen hineingezogen. Es kommt zu mehreren schicksalhaften Begegnungen zwischen den beiden.
Doch Zahras Leben wird nicht nur durch den Krieg bedroht, die junge, freiheitsliebende Frau kämpft auch noch an einer anderen Front. Sie begehrt gegen die Fremdbestimmung ihres Lebens, die ihr muslimischer Glauben fordert, auf. Durch ihren Drang nach Selbstbestimmung, Freiheit und ihrem Volk zu helfen, gerät sie immer wieder in gefährliche Situationen, die sie meistern muss…
Lea Kortes „Die Maurin“ ist ein wunderschöner historischer Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen hat. Die fiktive Lebensgeschichte von Zahra ist perfekt mit den historischen Ereignissen und Personen dieser Zeit verbunden.
Die Geschichte ist flüssig geschrieben und in zwei Handlungsstränge aufgeteilt, die harmonisch nebeneinander herlaufen und auch fließend miteinander verbunden werden. Der Autorin ist es sehr gut gelungen eine Grundspannung aufzubauen und sie bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass zu Beginn eine Auflistung der wichtigsten Personen der Geschichte eingefügt wurde. Man hat sofort einen Überblick, um welche Charaktere es sich handelt, wenn sie in der Geschichte zum ersten Mal in Erscheinung treten. Lea Korte liefert auch einen kurzen Überblick über die Vorgeschichte, warum und wann die Mauren auf die Iberische Halbinsel gekommen sind. Durch diese Anfangsinformationen ist man sofort in die Handlung eingeweiht und weiß, wie sich dieser Konflikt entwickelt hat.
Ich kann diesen Roman nur wärmstens weiter empfehlen. Ich habe ihn sicher nicht zum letzten Mal gelesen und überlege, ob ich den ersten historischen Roman von Lea Korte „Die Nonne mit dem Schwert“ lesen sollte.
Kurzbeschreibung
Andalusien im 15. Jahrhundert. Zwischen Mauren und Christen toben erbitterte Kämpfe – und mittendrin steht die junge Zahra. Als Hofdame und enge Vertraute -Aischas, der Hauptfrau des tyrannischen Emirs, gerät sie in ein grausames Spiel dunkler -Intrigen und rücksichtsloser Machtkämpfe. Dann verliebt sie sich ausgerechnet in den Spanier Gonsalvo – eine Liebe, die sie in tödliche Gefahr bringt …
Die 663 Seiten umfassende broschierte Ausgabe ist am 01.02.2010 im Droemer/Knaur Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
Über die Autorin
Lea Korte, geboren 1963, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus, wo sie zuerst in Katalonien und später im Baskenland und in Valencia als Übersetzerin und Autorin lebte. Von Anfang an setzte sie sich intensiv mit der Geschichte und Kultur ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Mann und ihren beiden Kindern lebt sie heute in Südspanien.
Der Lesekreis bedankt sich vielmals bei Lilli für diese schöne Rezension!