Das literarische Duett – Axel Hacke und Joseph von Westphalen im Literaturhaus München

Das Literaturhaus München teilte heute (13.01.) mit:

Aus dem Literarischen Duett wird ein Terzett!!!

Tilman Spengler ist dem Ruf seiner Kollegen und Freunde Axel Hacke und Joseph von Westphalen gefolgt und wird nun am kommenden Donnerstag, den 15. Januar, ebenfalls Geschichten und Erlebnisse aus seinem spannenden Literatenleben zum Besten geben. Freuen Sie sich auf einen Neujahrsempfang der besonderen Art!

Das literarische Duett

Ein Neujahrsabend mit Axel Hacke & Joseph von Westphalen am Donnerstag, den 15. Januar, um 20 Uhr im Literaturhaus München.

Der Literaturbetrieb †“ Lesungen und Interviews, Signierstunden und Handynummern, Sündenpfuhl und Haifischbecken. Wer ist Literat und wer ist Lohnschreiber? Wer dient der Kunst und wer nur seinem Geldbeutel?
Zwei der besten Kenner der Münchner Literaturszene sind Axel Hacke und Joseph von Westphalen. Sie lüften die letzten Geheimnisse des Literaturbetriebs, erzählen Selbsterlebtes und Erlauschtes, lesen aus ihren Erzählungen und Kolumnen und bescheren uns so einen Neujahrsempfang der besonderen Art.
Ganz aktuell: Joseph von Westphalens neues Buch „Aus dem Leben eines Lohnschreibers“ (Sammlung Luchterhand).

Kurzbeschreibung
Eine furios-ironische Abrechnung mit dem Literaturbetrieb

Zehn neue Geschichten von Joseph von Westphalen, zehn furiose Prosa-Feuerwerke über bekannte wie ungeahnte Abgründe im Leben von Schriftstellern. Sie leiden an vielem, einem von ihnen hat es sogar die Sprache verschlagen: Er hat eine wunderschöne Frau geheiratet und kann nicht mehr schreiben. Am meisten leiden aber Westphalens Figuren am Literaturbetrieb und an den Moden und saisonalen Vorlieben, die darüber entscheiden können, welche Autoren als bedeutend angesehen werden und welche in der allgemeinen Gunst gerade das Nachsehen haben. Und die darüber bestimmen, was literarisch gerade erlaubt ist und wovor sie sich in Acht nehmen sollen. Wenn sie dann in Zorn geraten, ist vor ihrer Ironie auf die schönste Weise für uns nichts mehr sicher …

Über den Autor

Joseph Graf von Westphalen (Pseudonym: David Elphinstone) wurde am 26. Juni 1945 in Schwandorf geboren. Seine Eltern stammen beide aus alten Adelsfamilien. Er wuchs in München auf und studierte nach dem Abitur ab 1966 Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte. 1978 promovierte er über ein germanistisches Thema zum Doktor der Philosophie. Von 1979 bis 1981 war er für die Verwertungsgesellschaft Wort tätig. Anschließend war er Redakteur bei der Kulturzeitschrift „Westermanns Monatshefte„. Seit 1987 lebt er als freier Schriftsteller in München.

Joseph von Westphalen begann seine schriftstellerische Laufbahn als Journalist mit dem Verfassen von polemischen Glossen, die er selbst als „Entrüstungen“ bezeichnete. Er wurde rasch bekannt als scharfzüngiger Gegner von Zeitgeisterscheinungen aller Art. Seine kritischen Rundumschläge setzte von Westphalen auch in seinen Romanen fort, in denen die Figur des Harry von Duckwitz allerdings auch die andere, hedonistische Seite des Autors verkörpert. – In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre war von Westphalen einer der ersten Autoren, die die Möglichkeiten von Multimedia (CD-ROM „Mein Kosmos“ ,1996) und Internet nutzten, um ihren Lesern quasi einen Einblick in ihre literarische Werkstatt zu verschaffen.

Joseph von Westphalen, der seit 1992 dem PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland angehört, erhielt 1992 den Ernst-Hoferichter-Preis.

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus, Eintritt:10,00 Euro – Kartenreservierung: Tel. 089 / 291934-27

Buddenbrooks – Heinrich Breloer am 08.01.09 im Münchner Literaturhaus

ACHTUNG! Wie das Literaturhaus eben mitgeteilt hat, gibt es gleich zu Beginn des Jahres eine krankheitsbedingte Absage, Heinricht Breloer muss seine Buddenbrooks-Tour für ein paar Tage unterbrechen und kann am 08. Januar nicht ins Literaturhaus kommen.

Die Buddenbrooks
Am Donnerstag, den 08.01.09, um 20 Uhr spricht Heinrich Breloer mit Adrian Prechtel und Dirk Heißerer über die Buddenbrooks im Münchner Literaturhaus.

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur und Mann-Kenner Heinrich Breloer (Die Manns †“ Ein Jahrhundertroman) hat Thomas Manns Buddenbrooks in großartiger Besetzung und an Originalschauplätzen verfilmt. Auf welche Kapitel wurde verzichtet? Wo wurde ergänzt? Und kann man ein solches Buch überhaupt filmisch umsetzen?
Im Literaturhaus spricht er mit Adrian Prechtel, Filmspezialist der Abendzeitung, und Dirk Heißerer, Vorsitzender des Thomas-Mann-Förderkreises München, über die Dreharbeiten und diskutiert über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten einer Literaturverfilmung.

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus, THOMAS-MANN-FÖRDERKREIS MÜNCHEN e.V.
Eintritt: Euro 8,00 / 6,00 – Kartenreservierung: Tel. 089 / 291934-27

Kurzbeschreibung
Wer mehr wissen will über Heinrich Breloers Neuverfilmung der »Buddenbrooks«, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Als klassisches »Making-of« erlaubt es einzigartige Blicke hinter die Kulissen, die nicht nur dem Verständnis des Films dienen, sondern auch die Aktualität von Thomas Manns Roman vor Augen führen. Anhand der großartigen Bilder des Fotografen Stefan Falke entsteht ein faszinierendes Album, das mit Schlüsselstellen die Handlung des Films nacherzählt, das aber auch einzelne Figuren und Schauspieler porträtiert und insgesamt das Entstehen des Films, die Arbeit an Details ebenso wie die Opulenz der Ausstattung, dokumentiert.

Über den Autor
Heinrich Breloer (geb. 1942) studierte in Bonn und Hamburg Literaturwissenschaft und Philosophie. Er lebt heute als Filmemacher und Autor in Köln und hat über 30 Filmdokumentationen gedreht. Darunter: »Das Beil von Wandsbek«, »Treffpunkt im Unendlichen«, »Todesspiel« sowie »Speer und Er«. Der bislang größte Erfolg des mehrfachen Grimme-Preisträgers war das Doku-Drama »Die Manns« mit Armin Mueller-Stahl in der Rolle Thomas Manns. »Buddenbrooks« ist der erste Spielfilm Heinrich Breloers.

Tukan-Preisträgerin Christine Wunnicke liest am 11.12. aus Serenity im Literaturhaus

Der Tukan Preis 2008 wird am Donnerstag, den 11.12.2008, um 20 Uhr, an Christine Wunnicke im Literaturhaus München verliehen. Die Begrüßung und Preisverleihung übernimmt die Bürgermeisterin Christine Strobl, Grußworte spricht Dr. Hans-Dieter Beck.

Die Stadt München verleiht jährlich den mit 6.000.- Euro dotierten Tukan-Preis für die formal und inhaltlich am besten gelungene belletristische Neuerscheinung eines Münchner Autors/einer Münchner Autorin.
In diesem Jahr erhält Christine Wunnicke den Preis für ihren Roman Serenity. Laut Jury sei es Wunnicke in ihrem Roman gelungen, die Welt von Jean Paul und Schopenhauer mit dem Internet-Zeitalter zu verbinden.

Das indignierte Kopfschütteln sauertöpfischer Kulturkritiker über die Absurditäten intimster Internet-Kommunikation löst Christine Wunnickes Roman abgründige Groteske auf in ein philosophisches Lachen, bei dem auch ein gewisser Heidegger nicht ungeschoren davonkommt.

Die Geschichte des Philosophen Dr. Varendorf, der das Nichts suchte und das Internet fand; der Hilfskraft Urs, die gerne Computer und anderes baute; und eines Mädchens, das sich Serenity nannte und arg jung starb. Eine Cyber-Moritat.

Kurzbeschreibung
Was widerfährt einem verschrobenen Bibliotheksdirektor und philosophischen Dauer-Habilitanden, wenn ihn seine freakige Hilfskraft plötzlich an die Unergründlichkeit des Internets andockt? Christine Wunnicke bringt ihn fast um den Verstand. Ihr Held gerät beim Chatten nicht in eine Runde von Schopenhauer-Spezialisten, die sich über die „Welt als Wille und Vorstellung“ austauschen, sondern an eine amerikanische Teenager-Bande. Der Bücherwurm mutiert vom Beobachter auf beklemmende Weise immer mehr zum Sekretär eins Gespenstes, und damit sind virtuelle und höchst reale Verwicklungen programmiert, die einen Philosophen glatt ins Irrenhaus bringen können …

[…]Varendorf spuckte einen Mundvoll Malventee in die kleine tote Hydrokultur auf dem Fensterbrett der Männeraufnahmestation des Bezirkskrankenhauses Haar.
„Verzeihung, Urs. Man verlernt hier die Sitte. Was für ein schlimmer Tee. Möchten Sie noch? Und wenn Sie schon einmal hier sind, eine Frage: Erzeugt das Internet, ich meine, ist es technisch möglich, dass das Internet, ich meine, theoretisch, wäre es möglich … Sagen Sie, Urs, erzeugt das Internet bisweilen, erzeugt es nicht nur Viren und Viagrawerbung, erzeugt es manchmal, selbsttätig, meine ich, erzeugt dieses Internet …“
„… Leute?“, hauchte Urs.[…]

Über die Autorin
Christine Wunnicke, Jahrgang 1966, schrieb zahlreiche Radiofeatures und Hörspiele. Sie hat drei Romane veröffentlicht, Fortescues Fabrik (1998), Jetlag (1999) und Die Kunst der Bestimmung (2003) und ist Übersetzerin und Herausgeberin der ersten deutschen Ausgabe des englischen Dichters John Wilmot, Earl of Rochester. Für ihre Biographie des Kastratensängers Filippo Balatri (2001) erhielt sie den Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur.

Veranstalter: Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Stiftung Literaturhaus, Tukan Kreis e.V.
Eintritt: frei

Quellen: Christine Wunnicke, Osburg Verlag

Das Familientreffen – Lesung mit Anne Enright am 19.11. im Literaturhaus München

Am Mittwoch, den 19.11. 2008, um 20 Uhr, liest Anne Enright zusammen mit Katharina Thalbach im Münchner Literaturhaus aus ihrem Roman Das Familientreffen. Für Das Familientreffen (The Gathering) erhielt Anne Enright 2007 den Booker Prize.

Moderation: Tobias Döring (LMU)

Über die Autorin
Anne Enright wurde 1962 in Dublin geboren und lebt heute im irischen Bray, County Wicklow. Ihre Werke sind mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Doch erst mit dem Booker-Erfolgsroman gelang ihr der internationale Durchbruch – „Das Familientreffen“ ist in gut dreißig Sprachen übersetzt und weltweit ein Bestseller.

Kurzbeschreibung
Der Hegarty-Clan versammelt sich in Dublin, um Liam, das schwarze Schaf der Familie, zu Grabe zu tragen – doch schnell gerät der Anlass zur Nebensache. Nur Veronica wagt es, nach den Umständen zu fragen, die ihren Bruder in den Tod getrieben haben mögen. Ein beeindruckend intensiver Roman über die Frage nach Schuld und Verantwortung, nach der Liebe und ihren Folgen.

Als Kinder haben sie sich stets alle Geheimnisse anvertraut, und auch als Erwachsene sind Veronica und ihr Bruder Liam noch immer aufs Engste miteinander verbunden. Doch dann stürzt Liam sich mit Steinen in den Hosentaschen ins Meer, und Veronica bleibt allein zurück mit der Frage nach dem Warum. Während sie im Dubliner Elternhaus die Beerdigung vorbereitet, überwältigen sie die Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Großmutter, die aus Vernunftgründen auf die Liebe ihres Lebens verzichtete, an ihre Mutter, die sich nach den vielen Geburten und Fehlgeburten nicht einmal die Namen all ihrer Kinder merken konnte. Und an jenen Tag, an dem ihrem Bruder Liam, gerade neun Jahre alt, etwas angetan wurde, vor dem sie ihn hätte beschützen müssen. Ein bewegender Roman, dessen sprachliche Finesse und eindrucksvolle Bildlichkeit einen bisher ungekannten Blick auf das verletzliche Wesen der menschlichen Seele zu werfen vermag.

Klappentext
„Tatsächlich könnte Anne Enright für diesen Roman einen Waffenschein brauchen. Als Schriftstellerin ist sie schlicht ein großes Kaliber.“
Die Welt

„Dass Anne Enright für diesen schonungslosen Roman mit seiner hinreißend gnadenlosen Sprache den renommierten Booker Prize gewonnen hat, ist mehr als verdient. Eine glitzernde, dunkle Perle von Buch.“
Brigitte

„Ein starkes, unbequemes und zuweilen sogar wütendes Buch… Ein schonungsloser Blick auf eine trauernde Familie in harter, beeindruckender Sprache… Ein sehr lesbarer Roman.“
Aus der Jury-Begründung des Man Booker Prize

Veranstalter: Deutsche Verlags-Anstalt, Stiftung Literaturhaus, Eintritt: Euro 8,00 Euro, Kartenreservierung: Tel. 089 / 291934-27

Lesung mit Orhan Pamuk aus Das Museum der Unschuld am 20.10. in der TU München

Es gibt tatsächlich noch Karten!

Am kommenden Montag, den 20.10.08, um 20 Uhr, stellt der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk seinen neuen Roman Das Museum der Unschuld im Audi Max der TU München, Arcistr. 21, vor. Die Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro und können unter der Telefonnummer 089 / 291934-27 im Literaturhaus München reserviert werden.

Moderation: Christoph Bartmann (Goethe-Institut)
Lesung des deutschen Textes: Helmut Becker
Dolmetscher: Reçai Hallaç

Kurzbeschreibung
Kemal, ein junger Mann aus der Oberschicht Istanbuls, verfällt der blutjungen Füsun. Was als Affäre begonnen hat, wächst sich bald zu einer Obsession aus, doch das hindert Kemal nicht daran, die Beziehung mit seiner Verlobten fortzuführen. Nach dem rauschenden Verlobungsfest lässt sich die Geliebte nicht mehr blicken. Verzweifelt erkennt Kemal, dass er Füsun über alles liebt. Doch es ist zu spät.
Der Nobelpreisträger Orhan Pamuk erzählt in seinem großen Liebesroman (Deutsch von Gerhard Meier) von einer Gesellschaftsschicht der Türkei, die in vielem ganz und gar westlich scheint und doch traditionelle Züge trägt.

„Ein Liebesroman, ein großartiger und trauriger.“ (Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung)

„Nie war Wehmut komischer, selten Liebesschmerz so lapidar und so unsterblich, und schon lange kein Roman mehr so weise.“ (Sabine Vogel, Berliner Zeitung)

„Eine zarte, poetische, mit gleich viel Witz und Melancholie entworfene Liebesgeschichte.“ (Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung)

Über den Autor
Orhan Pamuk, geboren am 7. Juni 1952 in Istanbul, ist ein türkischer Schriftsteller.

Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller seines Landes und ist Träger des Literatur-Nobelpreises 2006. In seiner Erzählkunst vermittelt er zwischen dem modernen europäischen Roman und der mystischen Tradition des Orients. Sein Werk ist mittlerweile in 35 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht.

Auch sein im Wesentlichen menschenrechtlich begründetes politisches Engagement, mit dem er einerseits die türkische Regierung u. a. zu historischer Aufklärung und Verantwortungsbereitschaft anhält und andererseits christlich begründeten Widerständen gegen einen EU-Beitritt der Türkei entgegentritt, zeigt ihn in einer beide Seiten fordernden Mittlerposition. Aufgrund von Äußerungen zu den dunklen Seiten der türkischen Geschichte in einem Interview wurde Orhan Pamuk wegen „Beleidigung des Türkentums“ (Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches) angeklagt. Das Verfahren wurde jedoch am 22. Januar 2006 eingestellt.

Literarische Bewertung
Pamuks Werke reflektieren das Identitätsproblem der seit osmanischen Zeiten zwischen Orient und Okzident hin- und hergerissenen türkischen Gesellschaft. Eine wichtige Rolle spielt dabei die in Vergessenheit geratene mystische Tradition, der sich Pamuk aber auch erst mit 35 Jahren zuzuwenden begonnen hat. Seither ist für seine Bücher „ein dichtes und vielfältiges Gewebe aus schwarzem Humor, blitzendem Scharfsinn, sinnlicher, stark visuell geprägter Darstellung, kriminalistischer Kombinationsgabe und romantischen Sehnsüchten im Bewusstsein der schnöden Wirklichkeit†œ (Friedenspreis-Laudatio Sartorius) ebenso charakteristisch wie der Bezug zur reichen Erzähltradition der islamischen Sufi-Dichtung.

„Orhan Pamuk stellt unter Beweis, dass er tausendundeinen Faden in der Hand behalten kann und auch gewagteste Konstruktionen tragfähig bleiben. Ein Element seiner Gebäude, ein Kunstgriff orientalischer Erzähler ist das Einlassen von Geschichten in die fortströmende Handlung, die das Geschehen überhöhen und wie Parabeln, wie ausgedehnte Sinnsprüche funktionieren. (…)
Der Roman Rot ist mein Name ist gespickt mit solchen die Wirklichkeit transzendierenden Parabeln. Sie entfalten ein raffiniertes Gespinst aus Glauben und Aberglauben, Märchen und Abermärchen, transportieren aber auch stets Weisheit und Moral. Hier wird eine Ethik, »eine moralische Vision« entfaltet, die sich aber nur dem ganz entschlüsselt, der die frühislamischen Texte von Ibn Arabi oder al-Halladj oder Sufi-Dichtern wie Yunus Emre, Rumi und Nizami kennt.†œ

Pamuk, so heißt es in der Begründung der Friedenspreis-Verleihung, gehe wie kein anderer Dichter unserer Zeit den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach. Er sei einem Begriff von Kultur verpflichtet, der ganz auf Wissen und Respekt vor dem anderen gründe. Der Dichter bestätigt in seiner Dankesrede:

„Die wundersamen Mechanismen der Romankunst dienen dazu, der ganzen Menschheit unsere eigene Geschichte als die Geschichte eines anderen zu unterbreiten. Natürlich kann ein Roman auch beides zugleich. Er eröffnet uns die Möglichkeit, sowohl unser Leben als das eines Anderen zu erzählen, als auch das Leben von anderen Menschen als das unsere zu schildern. Dazu ist es gar nicht unbedingt nötig, in anderen Städten und Straßen herumzuwandern, wie ich es in Kars tat. Um sich zu verfremden oder andere zu beschreiben wie sich selbst, greifen die meisten Romanschriftsteller ganz einfach auf ihre Phantasie zurück. (…)
Leser bedienen sich nun, genau wie der Autor, ihrer Phantasie und versuchen sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Das ist dann jeweils der Moment, in dem sich in uns Toleranz und Bescheidenheit, Liebe, Mitleid und Freude zu regen beginnen: Gute Literatur appelliert nämlich nicht so sehr an unsere Urteilskraft als vielmehr an unser Einfühlungsvermögen.†œ

www.orhan-pamuk.de

Veranstalter: Carl Hanser Verlag, Stiftung Literaturhaus

… und so war es: Orhan Pamuk in der TU München – Gegenstände des Lebens – ein Bericht zur Lesung in der Süddeutschen Zeitung am 21.10.2008