Ferdinand von Schirach erhält Kleist-Preis 2010 für Verbrechen

Der 1964 in München geborene Strafverteidiger und Schriftsteller Ferdinand von Schirach erhält in diesem Jahr den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis.

Das teilte am 27.04.2010 Professor Günter Blamberger, der Präsident der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, mit.

Der Kleist-Preis hat eine lange Tradition. Er wurde erstmals 1912 anlässlich des 101. Todestages von Heinrich von Kleist von der Keist-Stiftung vergeben. Er war die bedeutendste literarische Auszeichnung der Weimarer Republik. Die Kleist-Stiftung wurde 1933/1934 unter ungeklärten Umständen aufgelöst. Seit 1985 wird die Literaturauszeichnung wieder vergeben. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden unter anderem Bertolt Brecht, Robert Musil und Anna Seghers ausgezeichnet. Nach der Wiederbegründung erhielten beispielsweise Alexander Kluge, Ernst Jandl, Herta Müller, Daniel Kehlmann oder zuletzt Arnold Stadler den Kleist-Preis.

Mit seinem Erzählband „Verbrechen“ habe Ferdinand von Schirach „das meistbeachtete Debüt der deutschen Literatur 2009“ vorgelegt. „Verbrechen“ erschien im August 2009 im Piper Verlag und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Spiegel-Bestseller-Liste. Der Erzählband mit Kurzgeschichten basiert auf Fällen aus seiner Kanzlei.

Die Rechte an dem Buch wurden in über 20 Länder verkauft. Es ist damit eines der am häufigsten ins Ausland verkauften Debüts überhaupt. Unter anderem haben „Verbrechen“ renommierte Verlage wie Éditions Gallimard in Frankreich, Alfred A. Knopf, Inc. in den USA, Chatto and Windus in England oder Salamandra in Spanien gekauft. Die Constantin Filmgesellschaft kaufte die Filmrechte an dem Buch.

Kurzbeschreibung
Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er …Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie förmlich, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe. Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: er hat seine Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der deutschen Justiz an Leib und Seele gerettet. Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe. Lauter unglaubliche Geschichten, doch sie sind wahr.

Den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis bekommt der Autor am 21. November in Berlin. Die Laudatio hält der Frankfurter Schriftsteller Bernd Eilert, der als Vertrauensmann der Jury Schirach zum Preisträger bestimmt hat.

Quelle: Spiegel Online

Pulitzer Preis für Literatur (Belletristik) geht an Paul Harding für „Tinkers“

Der 43-jährige amerikanische Schriftsteller Paul Harding erhält den Pulitzer Preis für Literatur (Belletristik) in 2010. Der Pulitzer-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für Journalisten in den USA. Er wird in 21 Kategorien verliehen und ist mit jeweils 10.000 Dollar (7400 Euro) dotiert.

Paul Harding erhält die Auszeichnung für sein Romandebüt „Tinkers“. Sein Roman sei eine „kraftvolle Feier auf das Leben“, teilte die Jury des renommierten Preises am 12.04.2010 in New York mit.

Paul Harding tourte von 1990 bis 1997 mit der Band „Cold Water Falt“ als Schlagzeuger durch die USA und Europa.  Er absolvierte seinen Bachelor of Arts in Englisch an der University of Massachusetts, Amherst und einen Master of Fine Arts (MFA) nach dem Besuch des Iowa Writers‘ Workshop. Derzeit unterrichtet er kreatives Schreiben an der Harvard University.  Er lebt in der Nähe von Boston mit seiner Frau und zwei Söhnen.

Tinkers

In dem Buch gehen ein Vater und ein Sohn aus dem Nordosten (Neuengland) der USA „durch Leid und Freude, überschreiten dabei die eigene Gefangenheit ihres Lebens und zeigen neue Wege, um Welt und Moral wahrzunehmen“.

Ein alter Mann liegt im Sterben. Ans Bett gefesselt in seinem Wohnzimmer, sieht er wie die Wände um ihn herum beginnen einzustürzen, die Fenster aus ihren Zargen fallen, von der Decke der Putz in großen Klumpen fällt. Er wird berieselt mit dem Schutt seines Lebens: Zeitungsausschnitte, alte Fotos, Tweedsakkos, rostiges Werkzeug und die gewalzten Messingteile von antiken Uhren. Bald stürzen die Wolken vom Himmel auf ihn herab, gefolgt von den Sternen, bis die schwarze Nacht ihn zudeckt wie ein Leichentuch. Er halluziniert im Todeskampf von Krebs und Nierenversagen.

Tinkers handelt von dem Vermächtnis des Bewusstseins und der Durchlässigkeit der Identität von einer Generation zur nächsten; mal herzzerreißend und lebensbejahend, dann elegische Meditation über Liebe, Verlust und die wilde Schönheit der Natur.

Die 192 Seiten umfassende Taschenbuchausgabe erschien im Januar 2009 im Verlag Bellevue Literary Press.

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Lost Man Booker Prize: Abstimmung über Neuerscheinungen aus 1970

Aufgrund einer Regeländerung bei der Vergabe des „Man Booker Prize“ im Jahr 1971, wurden die Neuerscheinungen aus dem Jahr 1970 versehentlich übergangen.

In diesem Jahr, also 41 Jahre später, soll für Gerechtigkeit gesorgt werden und in einer einmaligen Aktion der „Lost Man Booker Prize“ nachträglich verliehen werden. Ausgezeichnet werden allein Romane des Jahrgangs 1970, die bis heute lieferbar sind.

Gestern wurden die 6 Titel der Shortlist bekanntgeben, die aus der 21 Titel umfassenden Longlist ausgewählt wurden. Zusammengestellt wurde die Shortlist von drei Juroren, die alle um 1970 geboren wurden.

Der Gewinner wird allerdings nicht von der Jury bestimmt, sondern per Mausklick im Internet. Seit gestern stehen die 6 Titel zur Abstimmung auf der Man Booker Prize-Website bereit. Bis zum 23. April läuft das Voting. Am 19. Mai 2010 wird der Gewinner bekanntgegeben.

Folgende Titel sind nominiert:

Nina Bawden: The Birds on the Trees
J G Farrell: Troubles (†  1979)
Shirley Hazzard: The Bay of Noon
Patrick White: The Vivisector (†  1990)
Mary Renault: Fire from Heaven (†  1983)
Muriel Spark: The Driver†™s Seat (†  2006)

Sämtliche Titel der Shortlist wurden seinerzeit ins Deutsche übersetzt, sind aber aktuell nur antiquarisch erhältlich.

Die 85-jährige Nina Bawden und die 79-jährige Shirley Hazzard haben als einzige die Nominierung erlebt.

Quelle: Man Booker Prize

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Georg Franz Kreisler erhält Friedrich-Hölderlin-Preis 2010

Georg Franz Kreisler erhält Friedrich Hölderlin-Preis 2010

Georg Franz Kreisler erhält den mit 20.000 Euro dotierten Friedrich Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.

Die Auszeichnung wird jährlich gemeinsam mit der Stiftung Cläre Jannsen als Literaturpreis für hervorragende Leistungen vergeben. Georg Franz Kreisler, geboren am 18. Juli 1922 in Wien, ist ein Musiker, Kabarettist, Komponist, Satiriker und Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren mit seinen hintergründigen und makabren Chansons.

Die Jury, unter dem Vorsitz von Jochen Hieber (FAZ), begründete die Wahl Georg Kreislers wie folgt:

„Der Friedrich Hölderlin-Preis 2010 der Stadt Bad Homburg wird Georg Kreisler für sein Lebenswerk verliehen. Mit Liedern, Gedichten und Stücken, erzählenden und autobiographischen Schriften hat er, der ein Vertriebener war und sich selbst einen Heimatlosen nennt, im freundlichen Asyl der Künste Refugien gesucht und gefunden. Seit Jahrzehnten bestechen sein wissender Spott, sein scharfer Blick auf die Zeit, sein satirisches Vermögen, sein melancholischer Esprit. Ihn im Namen Hölderlins auszuzeichnen, heißt, mit dem Wechsel der Töne auch dem dauerhaft poetischen Rang seines OEuvres Reverenz zu erweisen.†œ

Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Matinee im Bad Homburger Kurtheater am 06.06.2010 statt. Bad Homburg erinnert mit dem Literaturpreis an die beiden Aufenthalte Hölderlins im damaligen Homburg.

Zuletzt erschien von Georg Kreisler im März 2010 im Verbrecher Verlag „Zufällig in San Francisco: Unbeabsichtigte Gedichte“

Kurzbeschreibung
„Manche Gedichte in diesem Buch sind absurd, die kommen der Wahrheit am nächsten. Man schreibt sie nicht absichtlich, sie werden einem eingeflüstert, sind also unbeabsichtigte Gedichte.“ Die unbeabsichtigten Gedichte von Georg Kreisler haben es in sich. Scheinbar leichthin und beschwingt geschrieben, verweisen sie auf Abgründe und Absonderlichkeiten. Der Dichter ordnet die Welt, indem er sie erfindet. Er erfindet sie, um sie vorzeigen zu können. Kreisler erweist sich in diesem, seinem ersten ausschließlichen Lyrikband als ein ebenso hellsichtiger wie subtiler Dichter. „Hüte dich vor Kompromissen! / Das sind keine Leckerbissen. // Meide jede Konzilianz, / denn die nagt an der Substanz.“

Über den Autor
Georg Kreisler, geb. 1922 in Wien. Die Kindheit in seinem jüdischen Elternhaus war überschattet von Ausgrenzung und Antisemitismus. 1938 emigrierte er mit seinen Eltern in die USA, wo er in die Army eingezogen wurde. 1955 kehrte Georg Kreisler nach Europa zurück. 2004 erhielt er den Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire. Neben über 500 Liedern schrieb er Romane, Essays, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Opern. Georg Kreisler lebt heute mit seiner dritten Ehefrau Barbara Peters in Salzburg.

Preis der Leipziger Buchmesse 2010: Georg Klein gewinnt Belletristik-Preis

Den Preis der Leipziger Buchmesse 2010 in der Kategorie Belletristik gewinnt Georg Klein für seinen am 12.03.2010 im Rowohlt Verlag erschienen „Roman unserer Kindheit“.

Dies teilte am 18.03.10 die Jury auf der Leipziger Buchmesse mit. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehen und ehrt herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen. Verliehen wird der Preis der Leipziger Buchmesse in den Sparten Belletristik, Sachbuch und Essayistik sowie Übersetzung. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 45 000 Euro dotiert.

Neben Georg Klein haben in diesem Jahr Ulrich Raulff (Sachbuch/Essayistik) und Ulrich Blumenbach (Übersetzung – Unendlicher Spaß) gewonnen.

Kurzbeschreibung Roman unserer Kindheit
„Erzähl schon!“, sagt sie schließlich, und es klingt merkwürdig dumpf. Der Ältere Bruder aber hebt den Kopf und guckt über die Büsche und Baumspitzen in den weiß betupften Himmel. Ein scheinbar ewiger Sommer umfängt Neubaublöcke, amerikanische Kasernen, ein verlassenes Wirtshaus unter uralten Kastanien und die Laubenkolonie, wo die Kinder der Neuen Siedlung sich die großen Ferien vertreiben. Langsam, kaum merklich, sickert das Unheimliche ein: Ein Mord wird angekündigt, dann kommen die Boten, buchstäblich aus einer anderen Welt. Und es sieht aus, als könnten sie zumindest eines der Siedlungskinder auf die Nachtseite dieses Sommers hinüberziehen. „Roman unserer Kindheit“ ist zugleich ein radikal autobiographisches und magisch-phantastisches Buch, ein Kindheitsroman voll fiebrigem Witz und dunkler Einsicht.

Über Georg Klein
Georg Klein, 1953 in Augsburg geboren, veröffentlichte die Romane „Libidissi“, „Barbar Rosa“ und „Die Sonne scheint uns“ sowie die Erzählungsbände „Anrufung des blinden Fisches! und „Von den Deutschen“. Für seine Prosa wurden ihm der Brüder-Grimm-Preis und der Bachmann-Preis verliehen. Zuletzt erschien sein Roman „Sünde Güte Blitz“. Georg Klein lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Katrin de Vries, und zwei Söhnen in Ostfriesland. Der Jury gehören an: die Vorsitzende Verena Auffermann, Jens Bisky („Süddeutsche Zeitung“), Ina Hartwig, Kristina Maidt-Zinke („Süddeutsche Zeitung“), Elmar Krekeler („Die Welt“), Adam Soboczynski (Die Zeit) und Volker Weidermann („Frankfurter Allgemeine Zeitung“).

Klein, der am Ende bei den Juroren knapp vor Lutz Seiler lag, freute sich überschwänglich, umarmte seine Lektorin und seinen Verleger Alexander Fest. Dann stürmte er regelrecht nach vorn, um den Preis entgegenzunehmen. „Ohne die hartnäckige Ermutigung Fests wäre das Buch nicht entstanden, ohne das sorgfältige Lektorat wäre es schlechter geworden“, sagte Klein. Sein innigster Dank aber gelte denen, „die als Figuren in den Roman eingegangen sind und heute nicht mehr leben“.

Die Nominierten in der Kategorie Belletristik:
Jan Faktor: Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag
Helene Hegemann: Axolotl Roadkill
Georg Klein: Roman unserer Kindheit
Lutz Seiler: Die Zeitwaage
Anne Weber: Luft und Liebe

Quelle: Börsenblatt

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