Ausgezeichnete Kriminalliteratur: Deutscher Krimi Preis 2012

Unter der Obhut des Bochumer Krimi Archivs hat die Jury, die sich aus Literaturwissenschaftlern, Kritikern und Krimi-Buchhandlungen zusammensetzt, die Neuerscheinungen des Jahres 2011 geprüft und die Preisträger des Deutschen Krimi Preises 2012 in den Kategorien national bzw. international bekanntgegeben.

Der Deutsche Krimi Preis ist nicht dotiert. Eine öffentliche Preisverleihung werde es auch in diesem Jahr nicht geben, teilten die Veranstalter mit.

Preisträgerinnen und Preisträger in der Kategorie National

1. Platz: Mechtild Borrmann: Wer das Schweigen bricht

Kurzbeschreibung
August 1939: Sechs junge Menschen geben sich das Versprechen, füreinander da zu sein. Während der Nazi-Zeit wird ihre Freundschaft auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Denn Verrat wird mit dem Tod bestraft. Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt Robert Lubisch im Nachlass seines Vaters, einem Industriemagnaten der Nachkriegszeit, das Foto einer attraktiven Frau und einen Wehrpass, ausgestellt auf einen ihm unbekannten Mann. Was hat das alles mit seinem Vaterzu tun? Robert macht sich auf die Suche und stößt dabei auf eine Journalistin, die sofort eine große Story ahnt und bereit ist, dafür auch den Ruf seines Vaters zu opfern. Doch noch bevor sie Robert etwas mitteilen kann, wird sie grausam ermordet. Robert ist entsetzt. Welche alten Wunden hat er mit seinen Nachforschungen wieder aufgerissen …

2. Platz: Friedrich Ani: Süden

Kurzbeschreibung
Zurück in München erhält Tabor Süden als Detektiv den Auftrag, nach dem Wirt Raimund Zacherl zu suchen. Der Fall ist genau das Richtige für den ehemals so erfolgreichen Ermittler: Ein Mann verlässt sein Durchschnittsleben, und jeder fragt sich, warum. Mit seinen besonderen Methoden findet Süden die Spur des Wirts und verfolgt sie bis nach Sylt †“ und schon längst hat er begriffen, dass niemand den Mann wirklich kannte.
Seine ganz im Hier und Jetzt spielenden Geschichten sind wundervoll atmosphärische, heiter-melancholische, aber oft auch dunkle Betrachtungen über so elementare Themen wie das Da-sein und das Nicht-Dasein. Und immer legt er dabei weit mehr Wert auf das Verborgene und Unausgesprochene als auf das Sichtbare, das nur allzu schnell zur Täuschung führt. Märkische Allgemeine, Karolina Fell am 11.06.2011.

3. Platz: Elisabeth Herrmann: Zeugin der Toten

Kurzbeschreibung
Spuren eines quälend langsamen Todes, Blutlachen wie Seen, Hände, die verzweifelt Halt suchen. Judith Kepler hat viel gesehen. Sie wird gerufen, wenn die Spurensicherung geht. Sie macht aus Tatorten wieder bewohnbare Räume. Sie ist ein Cleaner. In der Wohnung einer grausam ermordeten Frau begegnet sie ihrer eigenen Vergangenheit. Die Tote kannte Judiths Geheimnis. Unter mysteriösen Umständen war Judith als Kind in ein Heim gebracht worden. Herkunft unbekannt. Immer im Schatten dabei, die Staatssicherheit. Als Judith Fragen zu stellen beginnt, gerät sie in das Visier mächtiger Gegner.

Preisträgerinnen und Preisträger in der Kategorie International

1. Platz: Peter Temple: Wahrheit

Kurzbeschreibung
Ein großer Spannungsroman über die trostlose Moral einer Gesellschaft, in der Mord zum Tagesgeschäft gehört
Es ist die Zeit der großen Waldbrände, die alles zu vernichten scheinen und auch die Stadt Melbourne bedrohen. In einem neu erbauten Luxuskomplex wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Stephen Villani, der die Ermittlungen leitet, wird von der Politik an der Aufklärung gehindert. Aber es beschäftigt ihn nicht nur die Frage, warum der Mord vertuscht werden soll. Die Ermordete sieht aus wie seine jüngste Tochter, die spurlos verschwunden ist. Und diese familiäre Situation zermürbt ihn mehr als der frustrierende Polizeialltag. »Wahrheit« ist ein überaus eindringlicher Roman über einen Mann, eine Familie, eine Stadt und einen fernen Kontinent. Es geht um Gewalt, Mord, Liebe, Korruption, Ehre und Betrug. Und es geht um Wahrheit. Peter Temples neuer Roman wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Victorian Premier†™s Award und dem Miles Franklin Award †“ als bester australischer Roman.

2. Platz: Don Winslow: Zeit des Zorns

Kurzbeschreibung
Wenn dein Feind dich in die Enge treibt. Dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Wenn er dir nimmt, was du liebst. Dann bleibt kein Spielraum für Verhandlungen. Dann kommt die Zeit des Zorns. Ben und Chon betreiben ein exklusives Millionengeschäft mit erstklassigem Dope für erstklassige Kundschaft. Sie sind Yin und Yang, Gegensätze, die sich ergänzen. Sie lieben, was sie tun, und sie lieben Ophelia. Die drei sind ein unschlagbares Team: Ben investiert in Hilfsorganisationen, Ophelia bringt den Kreislauf des Geldes in Schwung, und Chon hält ihnen allen Ärger vom Hals. Doch nun macht das mexikanische Baja-Kartell ihnen ein Angebot, zu dem sie besser nicht nein sagen sollten. Aber Ben und Chon sagen nein. Und sie schlagen sich gut. Bis das Kartell Ophelia entführt. Um sie zu retten, sind Ben und Chon bereit, bis zum Äußersten zu gehen †“ gegen einen Feind, der keine Gnade kennt.

3. Platz: Kate Atkinson: Das vergessene Kind

Kurzbeschreibung
„Plötzlich verspürte sie einen Stich Angst. Sie hatte gerade ein Kind gekauft.“ Tracy Waterhouse, ehemalige Polizistin und absolut gesetzestreue Bürgerin, kauft ein Kind. Niemand ist davon mehr überrascht als sie selbst. Zwar handelt es sich dabei eigentlich um eine Rettungsaktion, dennoch ist das Ganze keineswegs legal, und Tracy ist von Stund an auf der Flucht. Da kommt es ihr höchst ungelegen, dass ein gewisser Jackson Brodie, Privatdetektiv, sie unbedingt wegen eines dreißig Jahre alten Falles sprechen möchte … „Bis jetzt Atkinsons bestes Buch. Genau genommen ist es eines der besten englischen Bücher der letzten Jahre überhaupt.“ The Mirror

Quelle: Börsenblatt

 

Neue Auszeichnung für die besten Verrisse des Jahres in Großbritannien: Hatchet Job of the Year Award

Hatchet Job of the Year Award“ heißt der Preis, der erstmals in diesem Jahr an Literaturkritiker für böse, witzige und pointierte Rezensionen in Großbritannien vergeben wird.

Die Shortlist, für den ersten Hatchet Job of the Year Award wurde am 10.01.2012 in The Guardian veröffentlicht.

Anna Baddeley, Herausgeberin der Webseite The Omnivore und Initiatorin des Preises, hofft dadurch die „professionelle Kunst der Kritik“ zu steigern. Mit der Förderung von Integrität und Witz im literarischen Journalismus will sie gegen Amazon-Rezensionen und die steigende Zahl der Buch-Blogger ankämpfen, die ihrer Meinung nach zu viele wirklich langweilige Besprechungen, oftmals nur Inhaltsangaben mit klischeehaften Meinungen in wenigen Sätzen, veröffentlichen.

Der Preis will die „kunstvolle Zerstörungen“ bewerten, Debütanten allerdings verschonen.

Zur Jury gehören: Suzi Feay, Rachel Johnson, Sam Leith und DJ Taylor.

Der Hatchet Job of the Year Award ist mit einer Jahresration eingelegter Garnelen (gestiftet von einem Fischhändler) dotiert. Er wird am 07. Februar 2012 verliehen. 😉

Quelle: The Guardian

 

Bad Sex Award 2011 geht an David Guterson

Der US-amerikanische Schriftsteller David Guterson, vor allem bekannt geworden durch den 1994 erschienen Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt„, erhält den „Bad Sex in Fiction Award 2011“ für eine Textpassage in seinem neuen Roman „Ed King„. Seit 1993 vergibt das renommierte britische Magazin „Literary Review“ den Bad Sex in Fiction Award jährlich an einen zeitgenössischen Romanautor für die schlechteste Beschreibung einer Sex-Szene.

Der 55-jährige Autor hat in Ed King Sophokles†™ Drama König Ödipus adaptiert und in die Neuzeit verfrachtet. Schwungvoll schildert er mit viel schwarzem Humor Schicksal, Begehren und Zerstörung in drei völlig unterschiedlichen Leben.

Da Guterson in den USA lebt, konnte er den Preis nicht persönlich in Empfang nehmen. „Ödipus hat schlechten Sex praktisch erfunden, also bin ich nicht im geringsten überrascht„, sagte er laut Literary Review, als ihn die Nachricht über die zweifelhafte Auszeichnung erreichte.

Laut der Jury hat Guterson den Preis mit folgenden Sätzen gewonnen:

In the shower, Ed stood with his hands at the back of his head, like someone just arrested, while she abused him with a bar of soap. After a while he shut his eyes, and Diane, wielding her fingernails now and staring at his face, helped him out with two practiced hands, one squeezing the family jewels, the other vigorous with the soap-and-warm-water treatment. It didn’t take long for the beautiful and perfect Ed King to ejaculate for the fifth time in twelve hours, while looking like Roman public-bath statuary. Then they rinsed, dried, dressed, and went to an expensive restaurant for lunch.

„Das ist eine harte Pille. Es dauert Jahre, um einen Roman zu schreiben und dann kommt so ein kleines Magazin und macht dich berühmt-berüchtigt dafür, dass du nicht über Sex schreiben kannst“, sagte der Autor Rowan Somerville, der den Preis im letzten Jahr erhalten hat.

Vielleicht ist es tröstlich zu wissen, das auch so berühmt-berüchtigte Autoren wie Tom Wolfe und Jonathan Littell es ebenfalls nicht können.  Norman Mailer wurde die „Auszeichnung“ im Jahr 2007 sogar posthum verliehen.

Quelle: Literary Review Magazin

Präziser Geist: Rainald Goetz erhält den Berliner Literaturpreis 2012

Der 57-jährige Schriftsteller Rainald Goetz erhält den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis 2012. Die Auszeichnung der Stiftung Preußische Seehandlung ist mit der Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin verbunden.

Kaum ein zweiter Autor trifft Geist und Stimmung der Gegenwart, Lebensgefühl und Sound mit solcher Präzision„, urteilte die Jury.

Zuletzt erschien von Rainald Goetz im Jahr 2010 im Suhrkamp Verlag ein Bildband unter dem Titel „elfter september 2010: Bilder eines Jahrzehnts„.

Ein Bildtagebuch der letzten neun Jahre. Im Augenblick, Frühherbst 2010. Wie sieht die Welt aus im Moment hier in Berlin. Wie war es in diesen Jahren. Was hat Rainald Goetz gesehen. Wie schaut es aus für ihn: das Gemachte, das, was da ist, das Kaputte, das Normale, der Alltag. Wie sieht er die Welt. Eben so, wie man hier sieht. Schau. Jeder Satz sagt nein, und jedes Bild sagt ja. Wohnen, Wachen, Träume. Trümmer, abstrakt, Lichtvorfall. Was wird ausgeblendet, was wird übersehen, was wird nicht gezeigt, wovon abzusehen wäre. Eine Weltsicht, eine implizite Ethik. Ein Bildtagebuch von Rainald Goetz.

Der Berliner Literaturpreis wird am 27. März 2012 im Roten Rathaus vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) verliehen.

Geehrt werden Autoren, die mit ihrem literarischen Werk einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet haben. Zu den Preisträgern gehören u.a. Thomas Lehr, Herta Müller,  Ilija Trojanow, Ulrich Peltzer und Sibylle Lewitscharoff.

Quelle: ZEIT Online

Marlene Streeruwitz erhält Bremer Literaturpreis 2012 für „Die Schmerzmacherin“

Die 61-jährige österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz erhält in diesem Jahr den mit 20.000 Euro dotierten Literaturpreis der Stadt Bremen. Sie wird für ihren im September 2011 erschienen Roman „Die Schmerzmacherin“ geehrt.

Der Thriller nehme den Leser mit in die Bedrohung einer überkontrollierten Welt, hieß es in der Jury-Begründung.

Der Preis wird seit 1954 von der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung vergeben. Die Preisverleihung findet im Januar 2012 im Bremer Rathaus statt.

Die Schmerzmacherin

Kurzbeschreibung
Leute werden verschleppt, verschwinden, werden eingesperrt oder gefoltert. Amy arbeitet für einen privaten Sicherheitsservice, sie kann die Korruption und Gewalt nur ahnen, die sich als Abgrund hinter den geheimen Operationen abzeichnet. Als sie beschließt auszusteigen, gerät sie endgültig in die Fänge einer undurchsichtigen, aber brutalen Organisation.
Amys Verlorenheit korrespondiert mit dem Ringen um die Wahrnehmung der Realität. Was kann sie glauben? Wer ist sie selbst? Und vor allem: Was passierte an dem Tag, an den sie sich nicht erinnern kann?
Marlene Streeruwitz entwirft in ihrem meisterhaften Roman ein unheimliches und unvergessliches Szenario und fragt nach dem Ort des Individuums in einer zunehmend privatisierten Öffentlichkeit.

Über die Autorin

Marlene Streeruwitz, geboren in Baden bei Wien, Studium der Slawistik und Kunstgeschichte in Wien. Autorin und Regisseurin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Wien und Berlin. 2009 erhielt sie den Peter-Rosegger-Literaturpreis der Steiermark.

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Seit 1977 wird zudem ein mit 6.000 Euro dotierter Förderpreis zum Bremer Literaturpreis vergeben. Dieser geht 2012 an den Schauspieler Joachim Meyerhoff für sein Erstlingswerk †œAlle Toten fliegen hoch. Amerika†.

Alle Toten fliegen hoch. Amerika

Kurzbeschreibung
„Mit achtzehn ging ich für ein Jahr nach Amerika. Noch heute erzähle ich oft, dass es ein Basketballstipendium war, aber das stimmt nicht. Meine Großeltern haben den Austausch bezahlt.“ So beginnt der erste Roman von Joachim Meyerhoff, der seinen Ich-Erzähler aus der norddeutschen Provinz in die Weiten des amerikanischen Westens führt – und in ein Wechselbad der Gefühle. Entscheidend ist der selbstironische, empfindsame, pointiert-witzige Ton: Von der ersten Seite an folgt der Leser dem jugendlichen Helden, der sich aufmacht, einen der begehrten Plätze in einer amerikanischen Gastfamilie zu ergattern. Aber schon beim Auswahlgespräch in Hamburg werden ihm die Unterschiede zu den weltläufigen Großstadt-Jugendlichen schmerzlich bewusst. Konsequent gibt er sich im alles entscheidenden Fragebogen als genügsamer, naturbegeisterter und streng religiöser Kleinstädter aus – und findet sich bald darauf in Laramie, Wyoming wieder, mit Blick auf die Prärie, Pferde und die Rocky Mountains. Der drohende „Kulturschock“ bleibt erst mal aus, der Stundenplan ist abwechslungsreich, die Basketballsaison steht bevor, doch dann reißt ein Anruf aus der Heimat ihn wieder zurück in seine Familie nach Norddeutschland – und in eine Trauer, der er nur mit einem erneuten Aufbruch nach Amerika begegnen kann. Dieser mitreißende Entwicklungsroman erzählt von Liebe, Fremde, Verlust und Selbstbehauptung und begeistert durch Sensibilität, Selbstironie und Witz. Auf der Bühne hat „Alle Toten fliegen hoch“ bereits Furore gemacht. – Eine literarische Entdeckung.

Über den Autor

Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, hatte nach seinem Schauspielstudium an der Otto-Falckenberg-Schule Engagements in Kassel, Bielefeld, Dortmund und Köln. 2001 wurde er Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater Berlin, wo er auch Regie führte. Er wechselte 2002 ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und ist seit 2005 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. In seinem sechsteiligen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde zum Theatertreffen 2009 eingeladen. 2007 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt.