Ilma Rakusa erhält Schweizer Buchpreis 2009

Schweizer BuchpreisSchweizer Buchpreis 2009 geht an Ilma Rakusa

Der Schweizer Buchpreis ist eine Literaturpreis, der seit 2008 vom Verein Literaturfestival Basel in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) vergeben wird.

Mit dem Buchpreis wird ein deutschsprachiges literarisches oder essayistisches Werk von in der Schweiz lebenden oder Schweizer Autoren oder ein Lebenswerk durch eine unabhängige Fachjury ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 60.000 Schweizer Franken dotiert. Hiervon erhält der Preisträger 50.000, die übrigen vier Nominierten jeweils 2.500 Franken.

Die Gewinnerin des Schweizer Buchpreises 2009 ist Ilma Rakusa. Die Jury sprach ihr den Preis für ihr im Literaturverlag Droschl erschienenes Buch „Mehr Meer“ zu. Die Preisverleihung fand am 15. November 2009 an der BucH.09 in Basel statt.

Über die Autorin
Ilma Rakusa, geboren 1946 in der Slowakei, ist Schriftstellerin, Publizistin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin zahlreicher Werke aus dem Russischen, Französischen, Ungarischen und Serbokroatischen. Nach ihrer Schulzeit in Zürich absolvierte sie ein Studium der Slavistik und der Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Seit 1977 hat die Autorin einen Lehrauftrag an der Universität Zürich. Daneben ist sie freiberuflich als Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin tätig. Sie lebt in Zürich. Auszeichnungen: 1991 mit dem Petrarca-Übersetzerpreis, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2003 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis.

Mehr MeerKurzbeschreibung
Erinnerungen an Kindheit und Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa.Eine Kindheit und Jugend in Mitteleuropa, als dieses Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg gerade seine politischen und kulturellen Konturen neu eingeschrieben bekam: Ilma Rakusa geht in ihren Erinnerungen dem kleinen Mädchen nach, der Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest nach Zürich und von da weiter ausgreifend nach Ost und West, nach Leningrad/Petersburg und Paris reichen.
Die überall Fremde, Nicht-ganz-Zugehörige findet sehr früh schon ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen, und, mit der Entdeckung Dostojewskijs, in der Literatur, aber auch in der Bewegung, im Unterwegssein, im Reisen. Mehr Meer geht weit über eine Nacherzählung einer Kindheit und Jugend hinaus; es ist die Beschwörung dessen, was von den vielen Lebensorten und Begegnungen bleibt: Töne und Klänge, Farben und Stimmungen, einzelne Szenen und Blitzlichter (»Die Bilder, sage ich, in Ehren. Aber zuerst kommen die Gerüche.«). In vielen kleinen Selbstbefragungen, in Dialogen, Gedichten und Erinnerungsbildern geht Ilma Rakusa ihrer Geschichte auf den Grund: der vom Vater initiierte ständige Ortswechsel, das Paradies des Meeres und der Küste in Triest und Grado, erste Küsse, erste Reisen, die Musik und die Begegnung mit den Ritualen der Ostkirche, die ersten Auslandsjahre in Paris und im damals noch sowjetischen Leningrad.
Ilma Rakusa nähert sich ihren frühen Jahren äußerst unsentimental und auch nicht mit dem Eifer der Bekennerin, dafür mit großer Genauigkeit in einem sehr schwierigen Bereich: im Atmosphärischen, das sie mit Knappheit und Präzision erdet. In ihrem Erinnerungsband erstehen die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im prismatischen Blick einer außergewöhnlichen Schriftstellerin, die wie wenige in und zwischen verschiedenen Kulturen lebt.

61 Werke aus 47 Verlagen nahmen an Vergabe zum Schweizer Buchpreis 2009 teil. Am 24. September gab die Jury, bestehend aus Martin Ebel, Sandra Leis, Manfred Papst, Hans Ulrich Probst und Martin Zingg, in Zürich die Nominierung der folgenden drei Autorinnen und zwei Autoren  bekannt:

Eleonore Frey – Muster aus Hans, Droschl Literaturverlag
Jürg Laederach – Depeschen nach Mailland, Suhrkamp Verlag
Angelika Overath – Flughafenfische, Luchterhand Literaturverlag
Ilma Rakusa – Mehr Meer, Droschl Literaturverlag
Urs Widmer – Herr Adamson, Diogenes Verlag

Die Nominierten auf YouTube.com

Clemens J. Setz erhält Bremer Literaturpreis 2010

Bremer Literaturpreis geht an Clemens J. Setz

Der 27-jährige österreichische Sänger, Autor und Übersetzer Clemens Johann Setz erhält den Bremer Literaturpreis 2010. Ausgezeichnet wird er für seinen Roman „Die Frequenzen“ (Residenz Verlag).

Der mit 20.000 Euro dotierte Preis der Rudolf-Alexander Schröder Stiftung wird seit 1954 jährlich verliehen. Er gehört zu den angesehensten Literaturpreisen in Deutschland. Den mit 6.000 Euro dotierten Förderpreis des Bremer Literaturpreises erhält 2010 Roman Graf für seinen Roman „Herr Blanc“ (Limmat Verlag). Überreicht werden die Auszeichnungen am 26. Januar im Bremer Rathaus.

In der Begründung der Jury heißt es, Setz habe einen „unerhörten Vater Sohn-Roman vorgelegt, der sprachliche Könnerschaft mit Intelligenz und Leichtigkeit ausspiele“. Mit zielsicherer Komik und abgründigen Metaphern demontiere der Autor den klassischen Familienroman.

Die FrequenzenClemens J. Setz wurde 1982 in Graz geboren. Seit 2001 studiert er an der dortigen Universität Mathematik und Germanistik. Er ist Obertonsänger, Übersetzer und Gründungsmitglied der Literaturgruppe Plattform. Zahlreiche seiner Gedichte und Erzählungen wurden in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2008 wurde er beim Bachmann-Wettbewerb mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet. Setz lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt Graz. „Die Frequenzen“ ist sein zweiter Roman nach dem Debut „Söhne und Planeten“.

Kurzbeschreibung
Dies ist die Geschichte von Walter, dem Sohn eines Architekten mit Einfluss. Er will Schauspieler werden oder will es nur sein Vater? Walter bekommt seine Chance, als ihn Valerie, eine Psychotherapeutin, die bessere Tage gesehen hat, engagiert, um in Gruppensitzungen fiktive Patientenrollen zu spielen. Doch er geht zu sehr in seiner Rolle auf. Dies ist die Geschichte von Alexander. Er ist Altenpfleger, ein junger Mann mit ausufernder Phantasie, die sich im Schatten einer einsamen Kindheit entwickelt hat. Alexander kündigt seinen Job, und er will seine Freundin loswerden, um mit Valerie zusammenzuleben. Doch die wird eines Tages brutal zusammengeschlagen Nach Söhne und Planeten, seinem Debüt, das ihm einhelliges Lob der Kritik einbrachte, legt Clemens J. Setz ein Werk vor, das alle Erwartungen sprengt: atemberaubend kraftvoll, bunt, sprachgewaltig und zart.

Quelle: Börsenblatt

Marie NDiaye mit dem Prix Goncourt 2009 ausgezeichnet

Marie NDiayeDie 42-jährige französische Schriftstellerin Marie NDiaye wurde mit dem renommierten französischen Literaturpreis Prix Goncourt 2009 ausgezeichnet. Der Prix Goncourt ist mit symbolischen zehn Euro dotiert. Wie die Jury am Montag mitteilte, wurde Marie NDiaye im ersten Wahlgang gewählt.

Die Wahl-Berlinerin erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Trois femmes puissantes“ (etwa: Drei starke Frauen). Der preisgekrönte Roman beschreibt die Lebensgeschichte dreier Frauen im Spannungsfeld zwischen Afrika und Frankreich, deren Schicksale von Familiengeheimnissen, Demütigungen und Verrat geprägt sind.

NDiayes Werke handeln, so wie ihr jüngster Roman, von Frauen und ihren Familien in den unterschiedlichsten, oft schwierigen Lebenssituationen. Dabei beschäftigt sie sich seit einiger Zeit vor allem mit den schwierigen Beziehungen zwischen Afrika und den ehemaligen Kolonialmächten, zwischen Schwarzen und Weißen. Ihr Stil ist nüchtern und präzise und erinnert an den „nouveau roman“ (französisch für neuer Roman).

International hat sich Marie NDiaye vor allem mit dem französischen Bestseller „Rosie Carpe“ einen Namen gemacht, der bis heute in rund 15 Sprachen übersetzt wurde. Die Französin gilt als Wunderkind der französischen Gegenwartsliteratur, denn mit 42 Jahren hat sie bereits mehr als 20 Romane und Novellen veröffentlicht, den ersten („Quant au riche avenir“) bereits mit jungen 18 Jahren.

Rosie CarpeRosie Carpe – Kurzbeschreibung
Eine junge Frau steht in der überfüllten Ankunftshalle des Flughafens von Pointe- -Pitre, an ihrer Hand ein ängstlicher Junge. Die Frau wartet. Sie hat ein Leben hinter sich gelassen, fern in Frankreich, und wartet darauf, daß ein neues beginnt, jetzt und hier, im Tropenparadies Guadeloupe. „Und Lazare?“ fragt das Kind. „Wo ist Lazare, Mama?“ Eine Reisegruppe nach der anderen wird mit Blumen in Empfang genommen. Aber Lazare kommt nicht.
Marie NDiayes eigenwillige poetische Sprache zieht den Leser in den Sog einer geheimnisvollen, irritierenden Welt. Das erhoffte Paradies stellt sich nicht ein. Rosie Carpe muß erkennen, daß sie ihrer Lebenssituation nicht entfliehen und alte Beziehungen nicht einfach ablegen kann. Auf Guadeloupe trifft sie ihre Familie wieder. Die Begegnung mit den lieblosen Eltern schmerzt sie, die frühere innige Liebe zu ihrem Bruder Lazare ist verschwunden. Dann begegnet sie Lagrand, der Rosie als einziger zu durchschauen scheint und ihr helfen will. Doch die Liebe zu Rosie zieht Lagrand mit hinein in einen Strudel aus Angst und Erinnern.

Mit NDiaye wurde erstmals seit 1998 wieder eine Frau mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Berlin – Frankreich verließ sie nach eigenen Worten, weil sie das Land nach der Wahl von Staatschef Nicolas Sarkozy als „monströs“ empfand.

Frühere Preisträger in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Prix Goncourt waren etwa die feministische Autorin Simone de Beauvoir (1954) und zuletzt der aus Afghanistan stammende Schriftsteller Atiq Rahimi (2008) sowie Jonathan Littell für seinen umstrittenen Roman „Die Wohlgesinnten“.

Quellen: Spiegel Online, Foto: Flickr – Michael Ferrier, Tokyo

Königsmörder-Chronik: Patrick Rothfuss gewinnt Phantastik Preis 2009

In der Kategorie „Bester internationaler Roman“ erhielt Patrick Rothfuss den Phantastik Preis 2009 für Der Name des Windes: Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag in der Übersetzung von Jochen Schwarzer, erschienen bei Klett-Cotta im September 2008.

In einer Abstimmung, zu der jährlich das Online-Magazin Phantastik-News aufruft, stimmten 1800 Fans für den ersten Teil der Königsmörder-Chronik – Der Name des Windes. Laut dem Börsenblatt wurde Der Name des Windes in den USA bei Kritikern und Fantasylesern begeistert aufgenommen und belegte schon bald einen der vorderen Plätze in der New York Times Bestsellerliste. Das Buch wurde außerdem bereits mit dem Quill Award sowie dem Pulishers Weekly Award für das beste Fantasy-Buch des Jahres ausgezeichnet.

Der Name des WindesKlappentext
„Vielleicht habt ihr von mir gehört“ … von Kvothe, dem für die Magie begabten Sohn fahrender Spielleute. Das Lager seiner Truppe findet er verwüstet, die Mutter und den Vater tot – „sie haben einfach die falschen Lieder gesungen“. Wer aber sind diese Chandrian, die weißglänzenden, schleichenden Mörder seiner Familie? Um ihnen auf die Spur zu kommen, riskiert Kvothe alles. Er lebt als Straßenjunge in der Hafenstadt Tarbean, bis er auf das Arkanum, die Universität für hohe Magie aufgenommen wird. Vom Namenszauber, der ihn als Kind fast das Leben gekostet hätte, erhofft sich Kvothe die Macht, das Geheimnis der sagenumwobenen Dämonen aufzudecken.
Im Mittelpunkt dieses Leseabenteuers steht ein großer Magier und leidenschaftlicher Wissenschaftler, ein Musiker, dessen Lieder die Sänger zum Weinen bringen … und ein schüchterner Liebhaber.

Der Bestseller-Autor Terry Brooks schreibt: „Der Name des Windes stellt das Debüt eines Autors dar, den wir lieber im Auge behalten sollten.“ Das Magazin „The Onion“ gibt den Lesern folgenden Rat: „Stellen Sie Der Name des Windes neben Der Herr der Ringe ins Regal und erwarten Sie den Tag, an dem beide in einem Atemzug genannt werden, vielleicht als Erste unter Gleichen.“

Eigentlich sollte der zweite Teil der Königsmörder-Chronik schon im Handel sein, laut Amazon erscheint The Wise Man’s Fear: The Kingkiller Chronicle: Day Two (Die Angst des weisen Mannes) nun im englischsprachigen Raum am 01.03.2011. Wann die Fortsetzung in Deutschland erscheint, ist leider nicht bekannt.

In der Kategorie „Bester internationaler Roman“ waren folgende Autoren nominiert:

Brian Keene: Der lange Weg nach Hause (Otherworld Verlag)
Cassandra Clare: Chroniken der Unterwelt – City of Bones (Arena)
John Scalzi: Die letzte Kolonie (Heyne)
Neal Stephenson: Principia (Manhattan)
Patrick Rothfuss: Der Name des Windes (Klett-Cotta)

Quelle: Börsenblatt

Deutscher Jugendliteraturpreis 2009 – ausgezeichnete Jugendliteratur

MomoAm 16. Oktober 2009 wurde auf der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Jugendliteraturpreis 2009 vergeben.

Als einziger Staatspreis für Literatur wird der Deutsche Jungendliteraturpreis seit 1956 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Die Preissummen betragen insgesamt 50.000 Euro.

Zusätzlich erhalten die Preisträger eine Skulptur, die Michael Endes Momo darstellt.

Der mit 10 000 Euro dotierte Sonderpreis wurde Jutta Bauer für ihr Gesamtwerk Illustration verliehen. Der Sonderpreis ist Teil des Deutschen Jugendliteraturpreises und wird seit 1991 im jährlichen Wechsel an deutsche Autoren, Illustratoren und Übersetzer vergeben.

Bilderbuch

Geschichten aus der Vorstadt des UniversumsGeschichten aus der Vorstadt des Universums von Shaun Tan und Eike Schönfeld

Kurzbeschreibung
Kannst du dich an den Wasserbüffel erinnern, auf dem leeren Grundstück am Ende unserer Straße? Oder an den Taucher, den wir bei der Unterführung getroffen haben? Und weißt du warum Hunde mitten in der Nacht bellen? Shaun Tan entschlüsselt die kleinen, verborgenen Geheimnisse des Alltags. Er erzählt von selbstgemachten Haustieren, gefährlichen Hochzeiten, gestrandeten Meerestieren, winzigen Austauschschülern und geheimnisvollen Räumen voller Glück.
Jurybegründung
Es gibt Bücher, mit denen ist man nicht fertig, wenn man die letzte Seite zugeschlagen hat. Geschichten aus der Vorstadt des Universums ist ein solches Buch. Der fiktionale Raum der Vorstädte verortet die Geschichten im Realen und doch zeigt gleich die erste Erzählung, dass Tan sich auch außerhalb unserer Realität bewegt. […]

Kinderbuch

Rico, Oscar und die TieferschattenRico, Oskar und die Tieferschatten Andreas Steinhöfel (Text) und Peter Schössow (Illustration)

Kurzbeschreibung
Eigentlich soll Rico ja nur ein Ferientagebuch führen. Schwierig genug für einen, der leicht den roten oder den grünen oder auch den blauen Faden verliert. Aber als er dann auch noch Oskar mit dem blauen Helm kennen lernt und die beiden dem berüchtigten ALDI-Kidnapper auf die Spur kommen, geht es in seinem Kopf ganz schön durcheinander. Doch zusammen mit Oskar verlieren sogar die Tieferschatten etwas von ihrem Schrecken. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ….
Jurybegründung
Steinhöfels Sprache schließlich vereint Figurendarstellung und Milieuschilderung zu einem modernen Sozialroman für Kinder. Um aus der Perspektive Ricos erzählen zu können, schafft er ein umfassendes und sprachschöpferisch ausgeklügeltes Vokabular für dessen Weltwahrnehmung. Ohne Beschönigung taucht Steinhöfel ein in Ricos innere und äußere Welt, eröffnet uns einen neue kinderliterarische Maßstäbe setzenden Kosmos und legt so einen Roman für Kinder vor, der in Figurenzeichnung, Plotgestaltung, sprachlicher Gestaltung und Aussage nichts zu wünschen übrig lässt †“ eben ein Roman eines ganz und gar nicht tiefbegabten Autors. […]

Jugendbuch

The Road of the DeadThe Road of the Dead von Kevin Brooks

Kurzbeschreibung
„Der Tod Ihrer Schwester war ein Versehen“, sagte er nebenhin. „Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. So was passiert eben leider manchmal.“ Spät eines Nachts erfahren die beiden Brüder Ruben und Cole, dass ihre Schwester Rachel tot ist – sie wurde erwürgt, in einer gottverlassenen Gegend viele Meilen weit weg von ihrem Zuhause in London. Ruben und Cole brechen auf in diese Einöde, um mehr über den Mord und die Ermittlungen herauszubekommen, denn erst wenn der Mörder gefunden ist, kann Rachel beerdigt werden. Insgeheim ahnt Ruben – der Jüngere und Sensiblere der beiden -, dass es für Cole um mehr geht: Cole will Rache. Ruben kennt Coles Impulsivität und weiß, wie rasch sein Bruder zuschlagen kann; er will Cole vor sich selbst schützen. Doch das Dorf in Dartmoor, wo Rachel ihre letzten Tage verbrachte, entpuppt sich als Hexenkessel und den beiden schlägt so viel Hass entgegen, dass auch Ruben machtlos ist gegen den Strudel der Gewalt, in den Cole sich bewusst hineinbegibt. Gewalt erscheint in dieser gesetzesfernen Welt als das einzige Mittel, um herauszufinden, was Rachel wirklich passiert ist, als der einzige Weg, diejenigen dingfest zu machen, die für ihren grausamen Tod verantwortlich sind. Kann dieser Zweck die Mittel heiligen? Was passiert mit denen, die letztlich ähnlich handeln wie ihre Feinde? Verändern gute Motive den Charakter der Tat? So oder so droht die einmal entfesselte Gewalt auch Ruben fürs Leben zu zeichnen …
Jurybegründung
[…] Ihr Mord war tragischer Weise ein Versehen, eine Verwechslung. Der Preis ist hoch und die Frage nach seiner Legitimität werden sich die Leser, die sich einem solchen Roman zu stellen vermögen, noch lange nach der Lektüre dieser emotional, literarisch und moralisch herausfordernden Erzählung stellen.

Sachbuch

Das Rätsel der VarusschlachtDas Rätsel der Varusschlacht von Wolfgang Korn (Text) und Klaus Ensikat (Illustration)

Kurzbeschreibung
9 n. Chr. irgendwo in der norddeutschen Tiefebene: Der römische Statthalter Varus wird mit seiner Armee von Germanen in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen bis heute eines der wichtigsten, aber auch umstrittensten historischen Ereignisse auf deutschem Boden. Erst in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckte ein britischer Offizier ein Schlachtfeld aus römischer Zeit bei Osnabrück. Sind es die Überreste von Varus und seinen Legionen? Die Suche nach dem Ort der Schlacht, nach Hinweisen für ihren Verlauf und ihre Datierung ist ein Kriminalroman der Archäologie.
Jurybegründung
[…] Ob Ensikat Artefakte abbildet, Kampfszenen darstellt, uns verknorzelt-knollennasige Germanen vorführt oder stillebenhafte Szenerien skizziert †“ stets fügt sein charakteristischer Strich dem Text Maßgebliches hinzu. Einmal sind es historische Akkuratesse und Detailtreue, die überzeugen, ein andermal der augenzwinkernde Witz der Bildkomposition oder die Wahl dessen, was dargestellt wird, wie beispielsweise eine höchste gesellig wirkende Latrinenszene.
Immer gehen Text und Bild auf eine Weise zusammen, die in diesem sorgfältig recherchierten Sachbuch Informationsvermittlung, emotionale Ansprache und die Aufforderung zum Selbst-Denken in optimaler Weise verbindet und ein einzigartiges und didaktisch innovatives Sachbuch schafft, das über die Darstellung des historischen Ereignisses der Varusschlacht hinaus vorführt, wie man zur eigenen Erkenntnis gelangt.

Preis der Jugendjury

Die Bücherdiebin1Die Bücherdiebin von Markus Zusak

Kurzbeschreibung
Selbst der Tod hat ein Herz …
1939, Nazideutschland. Liesel lebt bei Pflegeeltern in der Himmelstraße in Molching. Sie sieht die Juden nach Dachau ziehen. Sie erlebt die Bombennächte über München. Und überlebt: weil der Tod sie in sein Herz geschlossen hat. Sie – und die Menschen aus der Himmelstraße.
Jurybegründung
Österreich, 1939. Die Zeiten sind finster für Liesel, die Nationalsozialisten überall. Aber das Schlimmste steht sowohl der jungen Heldin als auch der restlichen Welt noch bevor. Und wer wüsste das besser als der Tod? Er ist schwer beschäftigt. Und er hat nebenbei eine Schwäche für Liesel entwickelt. Das Mädchen kommt in eine Pflegefamilie. Sie schwebt in ständiger Gefahr, denn ihre leibliche Mutter ist Kommunistin. Wie Liesel einen einzigartigen Weg durch die schreckliche Zeit findet, davon berichtet uns der wohl ungewöhnlichste aller nur möglichen Erzähler. So erfahren wir nicht nur von ihren Bücherdiebstählen, sondern auch von Liesels größtem Geheimnis: Im Keller müssen sie und ihre Familie einen Mann verstecken. Max ist Jude, Liesels Keller seine einzige Hoffnung, Liesel und ihre Pflegeltern seine einzigen Verbündeten. Über Einzelschicksale im Zweiten Weltkrieg sind viele Jugendromane geschrieben worden, aber erzählerisch reicht keiner an dieses Buch heran. Er hält mühelos die Waage zwischen Leichtigkeit und bitterem Ernst, Angst, Hass und Humor mitten im Wahnsinn des Naziregimes und trägt den Leser durch das Leben Liesels.

Quelle: Deutscher Jugendliteraturpreis 2009