Nachtgeboren von Alison Sinclair [Rezension]

Nachtgeboren von Alison Sinclair

Im letzten Moment rettet der Arzt und Gelehrte Balthasar Hearne die hochschwangere Tercelle Amberley vor den Strahlen der aufgehenden Sonne und nimmt sie in sein Haus auf. Durch einen Fluch der Erzmagierin Imogen vor Jahrhunderten sind die Nachtgeborenen dazu verurteilt, in ewiger Dunkelheit zu leben. Jeder noch so kleine Lichtstrahl ist tödlich für sie ist und lässt sie sofort zu Asche verbrennen. Nachtgeborene sind blind, haben aber durch ihre angeborenen hoch entwickelten Ultraschallsinne die Möglichkeit, auf ihre besondere Art zu sehen. Balthasar Hearne lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern, nur durch eine Papierwand getrennt, Seite an Seite mit der Lichtgeborenen Kriegerin „Fiona Weiße Hand†œ. Er ist mit ihr sehr freundschaftlich verbunden, obwohl sie sich noch nie gesehen haben, da für die Lichtgeborenen die Dunkelheit der größte Feind ist. Nur wenig später bringt Tercelle mit Unterstützung der Hebamme und Schwester von Balthasar, Olivede Hearne, Zwillinge zur Welt. Balthasar erkennt sofort, dass diese Babys etwas ganz Besonderes sind. Sie kommen sehend zur Welt. Doch mit der Geburt beginnt ein Drama, dessen Ausmaße noch nicht absehbar sind und nicht nur die Stadt Minhorne erschüttert, sondern die gesamte Welt der Licht- und Nachtgeborenen. Um das Leben der Babys zu schützen, bringt Olivede, eine bekennende Magierin, sie an einen unbekannten Ort in Sicherheit. Kurze Zeit später wird Balthasar von Unbekannten angegriffen, um den Aufenthalt der ungewöhnlichen Zwillinge preiszugeben. Dabei wird er so schwer verletzt, dass nur durch das rasche Eingreifen von seiner Frau Telmaine und des Baron Strummhellers, Ishmael di Studier, sein Leben in letzter Minute gerettet wird. Zum Entsetzten aller, wird die ältere Tochter bei diesem Überfall entführt. Es ist nicht einfach für Telmaine, in einer Gesellschaft zu leben, in der jegliche Form von Magie verpönt ist und als anrüchig gilt. In dem Baron Sturmheller findet sie einen Verbündeten, der sie lehrt, sich auf ihre besondere Gabe einzulassen. Als nach 17-jähriger Abwesenheit Balthasars Bruder Lysander unvermutet wieder auftaucht und seinen Anspruch auf die Zwillinge als angeblicher Vater geltend machen will, sorgt er noch zusätzlich für Aufruhr.

Die Autorin führt den Leser in die ungewöhnlich mittelalterlich anmutende Welt der Nachtgeborenen, in der Emanzipation und Gleichberechtigung ein Fremdwort ist. In der sogenannten feinen Gesellschaft und der Aristokratie sind Intrigen und Machtspiele an der Tagesordnung. Die Männer sind sehr dominant und die Frauen gelten nur als schmückendes Beiwerk. Das Auto wurde gerade erfunden und alles Technische ist für die Nachtgeborenen so von Interesse, dass sie die Magie, die sie umgibt, verleugnen. Die Lichtgeborenen versuchen währenddessen ihre magischen Kräfte weiter zu entwickeln, um den Fluch der Imogen zu brechen.

In diesem Roman agieren drei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein können. Zum einen Balthasar, der sich durch sein gerechtes, sympathisches und sanftes Wesen wohltuend aus der Masse, der zum Teil sehr engherzigen und bigotten Männergesellschaft heraushebt. Zum anderen Baron Sturmheller, ein grobschlächtiger Einzelgänger, ein Magier, Schattenjäger und Agent, der fälschlicherweise des Mordes an der jungen Mutter Tercelle und der Hexerei angeklagt wird. Er entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem Freund der Familie. Zuletzt Balthasars Frau Telmaine, die mit der Zeit immer mehr an Selbstvertrauen gewinnt und lernt zu ihrer Magie zu stehen, um ihre Familie zu retten.

Alison Sinclair erzählt abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren in Folge und baut so langsam einen interessanten Spannungsbogen auf. Der Anfang ist sehr komplex und mag den Leser leicht verwirren oder sogar abschrecken, aber sobald man sich einfach auf die Geschichte einlässt und sich darin treiben lässt, findet man sich plötzlich als Begleiter und mitleidenden Bewohner in dieser ungewöhnlichen Welt der Nachtgeborenen wieder.

Der folgende Band „Lichtgeboren„, der im September 2011 erscheinen soll, wird hoffentlich einige Fragen klären, die in diesem Band von der Autorin sehr geschickt und vielfältig hinterlassen wurden.

Nachtgeboren“ umfasst 406 Seiten und ist im März 2011 im LYX Verlag erschienen. Der Lesekreis bedankt sich bei Angie für die ausführliche schöne Rezension und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Ein geheimnisvoller Fluch spaltet die Stadt Minhorne. Die Nachtgeborenen können nur in der Dunkelheit existieren, während die Lichtgeborenen das Sonnenlicht zum Leben brauchen. Eines Morgens steht eine hochschwangere Frau vor der Tür des nachtgeborenen Arztes Balthasar Hearne. Es ist Tercelle, die Verlobte von Balthasars verschollenem Bruder. Tercelle bringt Zwillinge auf die Welt, die die ungewöhnliche Fähigkeit des Sehens besitzen. Kurz darauf wird Balthasars eigene Tochter entführt. Er ist mit seiner Familie in eine grausame Verschwörung geraten, die das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit gefährdet.

Über die Autorin
Alison Sinclair ist in Edinburgh aufgewachsen und hat in Kanada, den USA und Großbritannien gelebt. Sie besitzt drei Universitätsabschlüsse und arbeitet gegenwärtig an der Universität McGill in Montreal. Ihr erster Roman wurde 1995 veröffentlicht.

KrimiZEIT-Bestenliste April 2011

Name und Kooperationspartner der KrimiBestenliste hat sich zum März 2011 geändert. Sie erscheint in der Wochenzeitung DIE ZEIT unter dem neuen Namen KrimiZEIT- die Bestenliste von ZEIT, ARTE und NordwestRadio jeweils am ersten Donnerstag im Monat. Tobias Gohlis, verantwortlicher Sprecher der Krimi-Bestenliste, freut sich über die Entwicklung, zumal er seit zehn Jahren für die Krimikolumne in der ZEIT schreibt.

________________________________________________________________________________________
Platz 1 : Wahrheit von Peter Temple

Kurzbeschreibung
Ein großer Spannungsroman über die trostlose Moral einer Gesellschaft, in der Mord zum Tagesgeschäft gehört
Es ist die Zeit der großen Waldbrände, die alles zu vernichten scheinen und auch die Stadt Melbourne bedrohen. In einem neu erbauten Luxuskomplex wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Stephen Villani, der die Ermittlungen leitet, wird von der Politik an der Aufklärung gehindert. Aber es beschäftigt ihn nicht nur die Frage, warum der Mord vertuscht werden soll. Die Ermordete sieht aus wie seine jüngste Tochter, die spurlos verschwunden ist. Und diese familiäre Situation zermürbt ihn mehr als der frustrierende Polizeialltag. »Wahrheit« ist ein überaus eindringlicher Roman über einen Mann, eine Familie, eine Stadt und einen fernen Kontinent. Es geht um Gewalt, Mord, Liebe, Korruption, Ehre und Betrug. Und es geht um Wahrheit. Peter Temples neuer Roman wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Victorian Premier†™s Award und dem Miles Franklin Award †“ als bester australischer Roman.

Platz 2 : Süden von Friedrich Ani

Kurzbeschreibung
Zurück in München erhält Tabor Süden als Detektiv den Auftrag, nach dem Wirt Raimund Zacherl zu suchen. Der Fall ist genau das Richtige für den ehemals so erfolgreichen Ermittler: Ein Mann verlässt sein Durchschnittsleben, und jeder fragt sich, warum. Mit seinen besonderen Methoden findet Süden die Spur des Wirts und verfolgt sie bis nach Sylt †“ und schon längst hat er begriffen, dass niemand den Mann wirklich kannte. Friedrich Ani verknüpft in seinem neuen Krimi gleich mehrere Geschichten, in denen Menschen verschwinden. Zacherl bleibt zwar stets das erste Ziel, das Süden versucht aufzuspüren, aber Friedrich Ani macht zugleich deutlich, warum Menschen ihre gewohnten Lebensbahnen verlassen.

Platz 3 : Winters Knochen von Daniel Woodrel

Kurzbeschreibung
Zwischen dem, was die anderen sagen, und dem, was man glauben will, gibt es eine Wahrheit, die nie ans Tageslicht kommen darf! Kraftvoll und poetisch erzählt Daniel Woodrell von einer Welt, in der eigene Gesetze herrschen, und einer jungen Frau, die sich auflehnt gegen jahrhundertealte Lügen und Gewalt.Jessup Dolly taucht unter, als der Winter kommt. Seiner Familie, die in bitterarmen Verhältnissen im Hinterland von Missouri lebt, fehlt es an allem. Sie haben kaum etwas zu essen und nicht einmal genug Feuerholz, um das Haus warm zu halten. Aufopferungsvoll kümmert sich Jessups sechzehnjährige Tochter Ree um ihre pflegebedürftige Mutter und die beiden jüngeren Brüder. Doch dann passiert das Unvermeidliche. Die Polizei steht vor der Tür und teilt Ree mit, dass ihr Vater, der schon einmal wegen Drogengeschäften im Gefängnis war und nun erneut unter Anklage steht, das Haus für seine Kaution verpfändet hat. Wenn Jessup nicht bei Gericht erscheint, verliert seine Familie alles, was sie hat. Ree bleibt eine Woche Zeit, um ihren Vater zu finden tot oder lebendig. Mehr Informationen zum Buch zum Oscar-nominierten Film nebst Trailer findet sich hier.

Platz 4 : ER von Linus Reichlin

Kurzbeschreibung
Die gefährlichste Schwäche der Welt. Linus Reichlins spannender Roman über Verrat, Verdächtigungen, Eifersucht. Und über die Schwierigkeit, sich für etwas so komplett Verrücktes wie die Liebe zu öffnen. Hannes Jensen hat es nicht leicht. Annick, seine blinde Geliebte, hatte, wie er herausfand, vom Beginn ihrer Beziehung an einen Anderen und ist mit diesem nach New York durchgebrannt. Einzig ihren Blindenhund ließ sie zurück, der nun – wie ein bewegliches Mahnmal des Verrats – nicht von Jensens Seite rücken will. Als Jensen samt Hund zur Beerdigung seiner Schwester nach Berlin fährt, lernt er in einem Blumenladen Lea kennen. Die so eigenwillige wie schöne Frau übt auf Jensen sofort eine enorme Anziehungskraft aus. Zugleich, darüber ist er sich schnell im Klaren, haftet ihr etwas Rätselhaft-Tragisches an. Lea ist keine gebürtige Berlinerin. Sie stammt von einer schottischen Insel, auf der die Zeit stillzustehen scheint. Seit Generationen lebt man dort von Schafzucht. Jeder kennt jeden und die Sitten sind so rau wie das Klima. Mit siebzehn war Lea von dort nach Berlin geflohen, weil ihr strengreligiöser Vater sie zwangsverheiraten wollte. Sie war damals schwanger, und die Bewohner der Insel wie ihre Familie verdächtigten den Falschen, ihr Liebhaber zu sein. Erst zwei Jahrzehnte später, als er die Diagnose einer unheilbaren Krankheit bekam, bat Leas Vater seine Tochter, ihn noch einmal aufzusuchen. Er konnte nicht ahnen, dass durch ihren Besuch alles wieder auf brechen und eine verhängnisvolle Kettenreaktion ausgelöst werden würde, an deren Ende der grausame Tod eines Menschen steht. Als Jensen Lea kennenlernt, liegt dies bereits hinter ihr. Obwohl sich beide ineinander verlieben, findet Jensen ständig Indizien dafür, dass in Leas Leben noch ein zweiter Mann eine Rolle spielt; er zweifelt an allem und verstrickt sich in seine Eifersucht, bis diese Lea und ihm fast zum Verhängnis wird.

Platz 5 : Road Dogs von Elmore Leonard

Kurzbeschreibung
„Der beste Krimiautor der Gegenwart, vielleicht der beste aller Zeiten“ New York Times Was haben „Get Shorty“, „Jackie Brown“ und „Out of Sight“ gemeinsam? Sie alle basieren auf Romanen von Elmore Leonard. Jetzt erscheint sein neuer Kriminalroman in einer kongenialen Übersetzung. Jack Foley ist Bankräuber aus Überzeugung und eine coole Sau. Cundo Rey ist ein schwerreicher kubanischer Gangster. Sie freunden sich im Knast an, und Cundo besorgt Foley eine supersmarte Anwältin, die es schafft, aus dreißig Jahren Haft dreißig Monate zu machen. Währenddessen sitzt Dawn Navarro, Cundos attraktive Frau, in einer Villa in Venice Beach und wartet auf die Chance, ihren Gatten um sein Geld zu erleichtern. Foley kommt als Erster aus dem Knast, und er schuldet Cundo einen Gefallen. Dawn würde ihn gern auf ihre Seite ziehen. Foley muss sich überlegen, wem er trauen kann – und was eigentlich seine eigene Agenda ist… Ein klassischer Leonard: lakonisch, schnell, voll herrlicher Dialoge und überraschend bis zur letzten Seite. Große Unterhaltung mit Soul.

[adsense format=text]

Platz 6 : Wo die Löwen weinen von Heinrich Steinfest

Kurzbeschreibung
Der Kriminalroman zu Stuttgart 21
Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ein Hund in einer Stadt, in der sich die Tragödie der Welt zur grandiosen Posse verdichtet. Sie alle führt das Schicksal mitten hinein in die Bodenlosigkeit eines umkämpften Großprojekts.
Ein Archäologe wird auf eine geheimdiensthaft-kryptische Weise nach Stuttgart gerufen und wittert seine große Chance: Bei Probebohrungen im Schlossgarten wurde eine rätselhafte antike Apparatur gefunden.
Ein Durchschnittsbürger, den die Wut über das Leben, seine Ungerechtigkeiten, der Zorn über die Willkür der Mächtigen zum Scharfrichter und Scharfschützen macht: präzise, geduldig, gefährlich.
Der Münchner Kommissar Rosenblüt, der auf der Spur eines Falles in seine schwäbische Heimatstadt zurückkehren muss, wo er bereits einmal den hohen Herren zu nahe getreten ist und daher die Stadt eigentlich für immer hinter sich lassen wollte. Und ein Hund, ein rätselhafter, etwas verfetteter Streuner, dessen größtes Talent Heinrich Steinfest in seiner exzellenten, witzigen Sprache so beschreibt: „Niemand konnte so gut sitzen wie er. Eigentlich war es ein ästhetisches Verbrechen, diesen Hund zur Bewegung zu zwingen.“

Platz 7 : Sein letzter Trumpf von Richard Stark

Kurzbeschreibung
Ein Casinoschiff, das den Hudson befährt, soll ausgeraubt werden. Die Schwierigkeit besteht darin, Waffen an Bord zu bringen und mit der Beute nach dem Raub das Schiff wieder zu verlassen. Parker soll den Plan ausführen, und das Team, das er zusammenstellt, ist vielfach bewährt: der Mann fürs Grobe, der Fahrer, derjenige, der einen Politiker darstellen soll, die junge Frau, die die Invalidin spielt, in deren Rollstuhl die Beute abtransportiert werden soll. Aber wer ist der Unbekannte, der Parker und Co. die schmutzige Arbeit abgenommen hat? Das ist der Parker-Roman, den Stephan King als Einstieg in die Lektüre Richard Starks empfohlen hat.

Platz 8 : Opferzahl von Arne Dahl

Kurzbeschreibung
Um 0.45 Uhr explodiert ein Waggon der grünen U-Bahn-Linie in der Station Fridhemsplan. Zehn Menschen sterben, der Terror kommt nach Schweden. Rasch glaubt man, die Täter gefunden zu haben †“ »Siffins heilige Ritter«, eine geheime islamistische Vereinigung. Doch dann werden die »heiligen Ritter« einer nach dem anderen ermordet. Kommissarin Kerstin Holm greift auf die Erfahrung des pensionierten Kollegen Jan-Olof Hultin zurück. Denn ihr A-Team gerät in eine fatale Hetzjagd nach den wahren Tätern, deren Verbindungen bis ins Herz der Stockholmer Polizei reichen.»Opferzahl« lässt den Atem stocken vor so viel Raffinesse und menschlichem Abgrund. Arne Dahl gehört seit Langem zu den besten Kriminalautoren Schwedens.

Platz 9 : Der Tod der Kitty Genovese von Didier Decoins

Kurzbeschreibung
„Die meisterhafte Rekonstruktion eines Verbrechens Truman Capotes Kaltblütig ebenbürtig“ Le Point
„Didier Decoins herausragendes Buch erzählt eine wahre Begebenheit. Trotzdem handelt es sich um einen Roman, dessen besondere Stärke nicht auf die dramatischen Vorgänge, von denen er berichtet, zurückzuführen ist, sondern auf die außerordentliche literarische Qualität, die ihn von der ersten bis zur letzten Seite auszeichnet.“ Le Magazine Littéraire
Queens, 13. März 1964: Um 3.15 Uhr stellt die 28-jährige Kitty Genovese, die von ihrer Schicht als Kellnerin nach Hause kommt, ihren Wagen in der Nähe ihres Apartments ab. Als sie aus dem Auto steigt, nähert sich ihr ein Mann. Dieser Mann ist Winston Moseley, der mit seiner Frau und zwei Kindern ebenfalls in Queens lebt. Winston Moseley arbeitet als Bürokraft, hat -keine Schulden, ist nicht vorbestraft und bisher nie auffällig geworden. Trotzdem erregt etwas an der Art, wie er sich Kitty Genovese nähert, deren Misstrauen. Sie versucht, eine Notrufsäule zu erreichen, wird jedoch von Moseley eingeholt und auf offener Straße niedergestochen. Über einen Zeitraum von einer halben Stunde wird Kitty Genovese von Winston Moseley vergewaltigt, schwer verletzt und am Ende ermordet während mindestens 38 Zeugen ihre Schreie hören und aus erleuchteten Fenstern heraus das Geschehen beobachten.
Die anhaltende Untätigkeit von Zeugen nennt man seit Kitty Genoveses Ermordung „Bystander-Effekt“ oder auch „Genovese-Syndrom“.

Platz 10 : Zeugin der Toten von Elisabeth Herrmann

Kurzbeschreibung
Spuren eines quälend langsamen Todes, Blutlachen wie Seen, Hände, die verzweifelt Halt suchen. Judith Kepler hat viel gesehen. Sie wird gerufen, wenn die Spurensicherung geht. Sie macht aus Tatorten wieder bewohnbare Räume. Sie ist ein Cleaner. In der Wohnung einer grausam ermordeten Frau begegnet sie ihrer eigenen Vergangenheit. Die Tote kannte Judiths Geheimnis. Unter mysteriösen Umständen war Judith als Kind in ein Heim gebracht worden. Herkunft unbekannt. Immer im Schatten dabei, die Staatssicherheit. Als Judith Fragen zu stellen beginnt, gerät sie in das Visier mächtiger Gegner.
______________________________________________________________________________________

Quelle: Die KrimiZEIT-Bestenliste wird in der Kooperation Die ZEIT, ARTE, und NordwestRadio von Tobias Gohlis als verantwortlichen Sprecher monatlich erstellt. Der Jury kommt es auf Qualität an. Monatlich wählen 17 auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie besonders viele Leser wünschen. Begründungen zum Ranking und Inhalt mit den jeweiligen Rezensionen der „Besten“ finden sich auf der Homepage der Krimi-Spezialisten unter www.arte.tv/krimiwelt
Die hier zu den einzelnen Büchern eingefügten Kurzbeschreibungen stammen von den Verlagen und geben nicht die Meinung der Jury wieder.

unerhört wuchtig: Die späte Ernte des Henry Cage von David Abbott

David Abbott, 1938 in London geboren, erzählt in ungemein präzisen, lange nachklingenden Bildern und Sequenzen die Geschichte einer Selbstvergewisserung wider Willen, einer inneren leidvollen Revision. Dabei enthüllt er unerbittlich die verborgenen Leidenschaften und Ängste seines Helden, seine inneren Kämpfe und seine Abgründe. Doch „Die späte Ernte des Henry Cage“ ist auch dies: ein Buch über den langsamen Verlust der Erinnerung und den Versuch, sie zu bewahren. Darin vor allem liegt seine unerhörte Wucht.“ Die vollständige Rezension von Peter Hennig „Der erleuchtete Spätstarter“ auf Spiegel Online Kultur.

Kurzbeschreibung
Es ist, als habe sich ein Fluch über das Leben von Henry Cage gelegt. Hatte er sich den Ruhestand nach langem, erfolgreichem Berufsleben als Manager einer florierenden Werbeagentur nicht redlich verdient? Doch Cage fühlt sich wie am Ende einer langen Liebe und realisiert, dass auch seine Lieben verheerend endeten. Getrennt von seiner Frau Nessa führt er ein zurückgezogenes Leben im Londoner Familienhaus, spielt abends Jazz und sammelt Romane des frühen 20. Jahrhunderts in Erstausgaben. Komfortabel? Nein. Ein kalter, einsamer Albtraum, der im Licht der nachfolgenden Ereignisse wie ein Idyll erscheint …

„Henry Cage ist ein Mann, der etwas aus dem Takt der Zeit gekommen ist, und er erlebt eine elende Reihe von unglücklichen Vorkommnissen †“ aber ist das schlicht Pech? Oder erntet er, was er gesät hat?“ David Abbott über Die späte Ernte des Henry Cage.

Über den Autor
David Abbott wurde 1938 in London geboren und galt jahrelang als einer der bedeutendsten Experten der Werbebranche. Nach diversen Firmengründungen und einigen Jahren in New York gründete er †ºAbbott Mead Vickers†¹, eine der einflussreichsten englischen Werbeagenturen, die unter anderem Volvo und Chivas Regal betreute. In Anerkennung für sein Lebenswerk als Kreativer wurde David Abbott 2001 in die Creative Hall of Fame des †ºThe One Club†¹ aufgenommen. Die späte Ernte des Henry Cage ist sein erster Roman und fand auf Anhieb internationale Anerkennung.

Die späte Ernte des Henry Cage umfasst 360 Seiten und ist am 01.04.2011 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen.

SIE & ER: Eva Gritzmann und Denis Scheck im Literaturhaus München

SIE & ER: Der kleine Unterschied beim Essen und Trinken

Eva Gritzmann und Denis Scheck stellen ihr neues Buch, das im Februar 2011 im Berlin Verlag erschienen ist, auf ihrer Lesereise durch Deutschland am 11.04.2011, um 20 Uhr, im Literaturhaus München vor. Der Eintritt beträgt 8 Euro; ermäßigt 6 Euro.

Brust oder Keule? Wurst oder Käse? Pils oder Prosecco? Die meisten Bücher über Essen und Trinken ignorieren den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Doch Männer und Frauen schmecken, kochen und bestellen anders.

Die Ärztin Eva Gritzmann und der Literaturkritiker Denis Scheck begeben sich auf einen lustvoll-lehrreichen Streifzug durch die Esskultur. Sie befragen Winzer nach Frauenweinen und wollen von Metzgerinnen wissen, was in die Wurst kommt. Berühmte Köche, Hirnforscher und Aromaforscherinnen, aber auch interessierte Laien wie Alice Schwarzer oder Hella von Sinnen sprechen über den kleinen Unterschied beim Essen und Trinken. Eva Gritzmann und Denis Scheck stellen ihr Buch gemeinsam vor und diskutieren über „Gender Studies“ beim Essen.

Kurzbeschreibung
Ist unsere Ernährung wirklich unisex? Der Literaturkritiker Denis Scheck und die Ärztin Eva Gritzmann betreiben komische, kenntnisreiche und vor allem kulinarische Geschlechterforschung. Köstlich bis zur letzten Seite. Brust oder Keule? Wurst oder Käse? Pils oder Prosecco? Die meisten Bücher über Essen und Trinken ignorieren den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Doch Männer und Frauen schmecken, kochen und bestellen bewiesenermaßen anders. Deshalb begeben sich Eva Gritzmann und Denis Scheck auf einen lustvoll-lehrreichen Streifzug durch die Esskultur, befragen Winzerinnen nach Frauenweinen, wollen von Metzgerinnen wissen, was in die Wurst kommt, und von Jan Weiler, was „eine dumme Salat“ ist. Berühmte Köche wie Ferran Adrià, Jamie Oliver, Vincent Klink und Johanna Maier, Hirnforscher und Aromaforscherinnen, aber auch interessierte Laien wie Alice Schwarzer oder Frank Schätzing sprechen über den kleinen Unterschied beim Essen und Trinken. Mit Hilfe unerschrockener Selbstversuche und Exkurse in Literatur und Medizin gehen Gritzmann und Scheck solch zentralen Fragen nach wie: Ist Fleisch das Gemüse des Mannes? Warum konnte die Schlange Eva mit frischem Obst verführen? Weshalb schmeckt es Männern bei Mutti am besten? Sie & Er serviert kundige, köstliche und originelle Antworten mit ausreichend Biss für Feingeister und Feinschmecker zugleich.

Über die Autoren
SIE: DR. MED. EVA GRITZMANN hat nach einer Banklehre Medizin studiert und den Internetauftritt des Deutschlandfunk mit konzipiert. Heute lebt und arbeitet sie als Ärztin in Stuttgart.
ER: DENIS SCHECK ist einer der bekanntesten deutschen Literaturkritiker und bekennender Gourmet. Er studierte Geschichte, Politik und Literaturwissenschaft, arbeitete als Übersetzer und Agent. Heute ist er Deutschlandfunk- Redakteur sowie Moderator der ARD-Sendung Druckfrisch. Er lebt in Köln.

Veranstalter: Bloomsbury Berlin, Literaturhaus München

Die Braut von Assisi von Brigitte Riebe [Rezension]

Fast 30 Jahre nach dem Tod des Heiligen Franziskus von Assisi macht sich der deutsche Ordensbruder Leo anno 1253 auf den langen Weg über die Alpen nach Asissi. Seit frühester Jugend ist der Edelmann Leonhart von Falkenstein ein getreuer Jünger der franziskanischen Ordensgemeinschaft.  Die Zeit drängt. Madre Chiara, einst engste Vertraute von Franziskus, liegt im Sterben. Seit Jahren strebt Chiara die Anerkennung einer von ihr verfassten Ordensregel, die das Recht auf vollkommene Armut fordert, an. Bislang hat die katholische Kirche keiner Frau so ein Privileg gewährt. Innozenz IV ist mittlerweile der dritte Papst, der sich um das Anliegen kümmern muss. Als Visitator soll Bruder Leo vor Ort in dem Kloster San Damiano in Assisi, in dem Madre Chiara als Äbtissin mit einigen Schwestern lebt, letztmalig prüfen, ob die Ordensregel anerkannt werden kann. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Bereits unterwegs überfallen ihn immer mehr Zweifel. Wie soll er seine Mission, mit der ihn Johannes von Parma beauftragt hat, in der entfernten fremdsprachigen Provinz erfüllen, denn Leo spricht kaum ein Wort Italienisch. Im Kloster San Damiano angekommen, erfährt er, dass wenige Tage zuvor Suor Magdalena gestorben ist. Ein Blick auf die Leiche lässt Leo sofort erkennen, dass sie gewaltsam zu Tode kam. Er will der Sache auf den Grund gehen, doch die Schwestern begegnen ihm mit Argwohn. Die Erkenntnis, dass sie in dieser Männerdomäne allenfalls geduldet sind, hat sie misstrauisch gemacht. Auch Leo ist misstrauisch geworden, da er spürt, dass die Frauen etwas vor ihm verbergen.

Bei der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Lucarelli findet Leo Unterkunft in Assisi. Ilaria, einzige überlebende Tochter der Familie Lucarelli und Stella, das Findelkind, das man barmherzig als Neugeborenes aufgenommen hat, freuen sich über den neuen Gast an ihrem Tisch.  Die beiden Schwestern sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ilaria ist groß und blond mit strahlenden, schalkhaften blauen Augen, die dunkelhaarige Stella ist anmutig und eher nachdenklich. Sternenkind, nennt Ilaria Stella seit Kindheitstagen. Die beiden Schwestern verbindet eine zärtliche Liebe zu einander. Eine Doppelhochzeit steht kurz bevor. Ilaria ist mit Federico della Rocca verlobt und Stella mit Federicos Vetter Carlo, der wie Federico zu den begehrtesten Junggesellen in Assisi zählt. Überrascht stellt Leo fest, dass Stella ihn versteht. Ihre Amme kam aus Deutschland und hat sie mit der Sprache vertraut gemacht. Sie bietet ihm an, für ihn als Dolmetscherin zur Verfügung zu stehen. Doch Stella verwirrt ihn zunehmend und weckt in ihm Gefühle, die er längst überwunden geglaubt zu haben. Sie riecht nach Sommer. Ganz leicht nach Salz. Nach Frau, so warm und verlockend.

Ein Hinweis führt Bruder Leo in die Einsiedelei Eremo delle Carceri, ein Ort an dem Franziskus verweilt hatte hoch oben auf dem Monte Subasio, knapp zwei Stunden von Assisi entfernt. Hier lebt noch immer ein Mönch, der zu den Vertrauten von Franziskus gehörte. Leo hofft, von ihm mehr über Suor Magdalena zu erfahren. Doch alsbald findet er ihn grausam ermordet vor. Ein Pfeil durchbohrt seine Hand und Stück Papier, ein Teil eines Briefes…

Die Münchner Schriftstellerin Brigitte Riebe hat mit „Die Braut von Assisi“ einen extrem packenden Roman geschrieben und gleichzeitig ihr fachkundiges Wissen über das Leben und Wirken von Franz von Assisi und Klara von Assisi verarbeitet. Sprachgewaltig lässt sie die Figuren wieder auferstehen und gewährt ihnen menschlichere Züge als so manche Biografie es heute vermag. Gleichzeitig verlockt der Roman den Spuren des Ï„ zu folgen. Francesco hat das Symbol für den Franziskanerorden gewählt und man findet es noch heute überall in der landschaftlichen Schönheit Umbriens.
Man hat Francesco oftmals den Spielmann Gottes genannt, aber das war nur eine Seite seines Wesens. Sein Wort brannte wie Feuer.. ich habe niemals einen besseren Prediger gehört. Die Menschen hingen an seinen Lippen, sogar die Vögel vergaßen davonzufliegen, so sehr beherrschte er diese Kunst. Der poverello wollte seine Kraft und Lebensfreude niemals einteilen oder aufsparen, sondern alles geben.“ Man kommt nicht umhin, Brigitte Riebe ähnliche Absichten zu unterstellen. 😉

Die Braut von Assisi“ umfasst 496 Seiten und ist am 21.02.2011 im Diana Verlag erschienen.

Der Lesekreis bedankt sich beim Diana Verlag, hier findet sich auch eine Leseprobe,  für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Von einem, der auszog, Gott zu finden, und so der Liebe begegnete
Assisi Anfang des 13. Jahrhunderts. Er speist mit den Armen und gibt den Tieren eine eigene Stimme: Franz von Assisi. In der Äbtissin Klara findet er seine treueste Anhängerin und Weggefährtin. Sie bleiben einander zeitlebens zugewandt und predigen bedingungslose Liebe. Doch die Legende verschweigt, was Klara und Franziskus wirklich verband.
Assisi 1253: Die Äbtissin Klara liegt bereits im Sterben, als der ungeklärte Tod der Nonne Magdalena das Kloster Damiano erschüttert. Mit letzter Kraft versucht Klara, den mit der Aufklärung des Falls beauftragten Bruder Leo davon zu überzeugen, dass es sich um einen Unfall handelt. Doch Leo glaubt ihr nicht. Immer lauter werden die Gerüchte, dass Klara und Franz von Assisi mehr verband als die bedingungslose heilige Liebe zu Gott. Und dass Magdalena davon Kenntnis hatte. Als auch Franz von Assisis engste Vertraute auf entsetzliche Weise ums Leben kommen, muss Bruder Leo handeln, bevor noch mehr Blut fließt …
Ein faszinierendes Geheimnis um Franz von Assisi und die heilige Klara.
Die Autorin beschreibt mit den Schauplätzen Umbrien und Assisi ein beliebtes Ziel für zahlreiche Pilgerreisende, die auf den Spuren des wohl bekanntesten katholischen Heiligen wandeln.

Über die Autorin
Brigitte Riebe, 1953 geboren, ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen „Pforten der Nacht†, „Schwarze Frau vom Nil† sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane „Straße der Sterne† und „Die sieben Monde des Jakobus†. Zuletzt erschien bei Diana „Die Prophetin vom Rhein“ ein Roman über die Geschichte der Hildegard von Bingen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.