KrimiWelt-Bestenliste November 2010

Platz 1 : Tage der Toten von Don Winslow

Kurzbeschreibung
Mit großem Tatendrang hat sich der US-Drogenfahnder Art Keller daran gemacht, in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia einzudringen †“ mit Erfolg. So viel Erfolg, dass die Drogendepots reihenweise auffliegen und die Narcotraficantes die Jagd auf ihn eröffnen. Nachdem sein Mitarbeiter von den Gangstern zu Tode gefoltert wurde, schwört Art Keller Rache und startet einen gnadenlosen, blutigen Feldzug gegen die Drogenbarone. Zu spät bemerkt er, dass er sich damit neue Feinde macht †“ und die sitzen in Washington. Was als „Iran-Contra-Affäre†œ in die Geschichte einging, erlebt Keller als gigantisches Drogen-, Geldwäsche- und Waffengeschäft. Vor die Wahl gestellt, seiner Regierung zu dienen oder seinem Gewissen zu folgen, trifft er eine einsame Entscheidung †“ und stößt dabei auf unverhoffte Verbündete. »Das Buch des Jahrzents.« Lee Child »Ein Epos wie Der Pate.« Andrew Vachss »Vom ersten, herzzerreißenden Satz an war ich süchtig nach diesem Buch.« Ken Bruen »Winslow ist einfach der Hammer.« James Ellroy

Platz 2 : Du von Zoran Drvenkar

Kurzbeschreibung
Du kannst dir nicht trauen!
Nimm einen Mann, der durch ganz Deutschland reist und keine Gnade kennt. Wo er hinkommt, bleibt niemand am Leben. Nenn ihn Der Reisende, mach ihn zum Mythos und fürchte ihn.
Nimm fünf Freundinnen, die erst dem Chaos die Tür öffnen und dann die Flucht ergreifen. Nenn sie Die süßen Schlampen und meide sie.
Nimm einen Vater, der verfolgt wird von seiner Vergangenheit und über Leichen geht, um sein Ziel zu erreichen. Und jetzt stell dir vor, er will die fünf Freundinnen aufhalten. Um jeden Preis. Nenn ihn Der Logist und meide ihn.
Sie alle bewegen sich aufeinander zu, sie sind voller Rache und haben keine Ahnung, dass du sie beobachtest.

Platz 3 : Tokio, besetzte Stadt von David Peace

Kurzbeschreibung
David Peace legt nach. Im zweiten Band seiner preisgekrönten Tokio-Trilogie lässt er zwölf Personen von einem rätselhaften Giftmord erzählen. Jede aus ihrer Sicht, jede mit ihrem eigenen Verhältnis zur Wahrheit. Denn niemand kann den dunklen Schatten der Vergangenheit entkommen.Tokio, 1948: In den Ruinen der kriegsversehrten Stadt beginnt der Wiederaufbau, doch es herrschen immer noch Korruption und Gewalt. Die Menschen kämpfen ums Überleben, schuldbeladen und gedemütigt von der amerikanischen Besatzungsmacht. An einem kalten Tag im Januar betritt ein Mann die Zweigstelle der Teikoku Bank im Viertel Shiinamachi. Er weist sich als Amtsarzt aus und erklärt dem stellvertretenden Filialleiter, dass es in der Nachbarschaft einen Fall von Ruhr gegeben habe und er vom Gesundheitsministerium beauftragt worden sei, alle Mitarbeiter zu impfen. Die sechzehn anwesenden Bankangestellten folgen seinen Anweisungen und trinken die verabreichte Flüssigkeit. Zwölf von ihnen sterben sofort, die anderen vier werden bewusstlos. Der Mann raubt nur einen Teil der Geldvorräte und verschwindet spurlos. Es beginnt die größte Verbrecherjagd in der Geschichte Japans.

Platz 4 : Die Spur des Bienenfressers von Nii Parkes

Kurzbeschreibung
Sonokrom, ein Dorf im Hinterland Ghanas, hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Hier spricht man noch die Sprache des Waldes, trinkt aphrodisierenden Palmwein und wandelt mit den Geistern der Vorfahren. Doch eine verstörende Entdeckung und das gleichzeitige Verschwinden eines Dorfbewohners stören die ländliche Ruhe. Wäre nicht die Geliebte des Ministers in den Fall verwickelt, wäre er schon längst ad acta gelegt worden. Der Städter Kayo, Gerichtsmediziner und Anhänger wissenschaftlicher Vernunft, wird mit der Aufklärung beauftragt schwierig für jemanden, der nicht unbedingt an Übersinnliches glaubt und zugleich von seinem Vorgesetzten an der kurzen Leine gehalten wird. Als die Situation immer unfassbarer wird, müssen Kayo und seine Ermittler einsehen, dass westliche Logik und politische Bürokratie ihre Grenzen haben.

Platz 5 : Batmans Schönheit: Chengs letzter Fall von Heinrich Steinfest

Kurzbeschreibung
Der Privatdetektiv Markus Cheng hat glücklich privatisiert. Er lebt jetzt zufrieden mit Frau und Stieftochter. Doch als er dem Wunsch der kleinen Lena nach einem Haustier nachgibt – man einigt sich auf Krebse -, fangen die Probleme an. Denn mit dem Zucht-Set Urzeitkrebse ist es nicht getan. Bald zucken zwar Larven durchs Wasser, und irgendwann gibt es auch kleine Krebstiere. Doch nach ein paar Wochen sind alle tot – bis auf einen, den Cheng Batman tauft. Die faszinierende Langlebigkeit Batmans basiert auf einem Verbrechen. Als Cheng das erkennt, ist es schon fast zu spät.

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Platz 6 : Das finstere Tal von Thomas Willmann

Kurzbeschreibung
Eine mitreißende Geschichte über Liebe und Tod, Schuld und Vergeltung. Als Kulisse ein abgeschiedenes Hochtal in den Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts. Thomas Willmann hat einen Roman geschrieben, der aus unserer Zeit zu fallen scheint aber mit seiner mythischen Wucht den Leser packt und nicht mehr loslässt.In einem abgelegenen Tal, eingekesselt von mächtigen Bergen, lebt eine verschworene Dorfgemeinde. Eines Tages kommt ein Fremder namens Greider in die Ebene. Er gibt sich als Maler aus und bittet um Quartier für den Winter. Nach langem Zögern weisen ihm die Dorfbewohner eine Unterkunft im Haus der Witwe Gader zu. Bald schon nach Greiders Erkundungszügen durchs Tal kommt der erste große Schnee und schneidet ihm den Rückweg ab. Das Leben im Dorf kommt langsam zur Ruhe bis eine mysteriöse Todesserie die Leute aufschreckt. Erst verunglückt der jüngste Sohn vom Brenner Bauern, dem heimlichen Herrscher des Tals, beim Holzmachen. Dann wird einer seiner Brüder tot im Mühlbach gefunden … In „Das finstere Tal“ nimmt Thomas Willmann die Erzählmuster der klassischen Heimatliteratur auf und kleidet diese in eine kunstvolle, bildmächtige Sprache. So entsteht ein atmosphärisch dichter, spannender Roman, in dem die Vergangenheit zur Gegenwart wird und eine einfache Rachegeschichte zu außergewöhnlicher Literatur.

Platz 7 : Gotteszahl von Anne Holt

Kurzbeschreibung
Im norwegischen Küstenort Bergen nimmt eine grausige Mordserie ihren Anfang: Eva Karin Lysgaard war eine unbequeme Person. Jetzt ist die engagierte Bischöfin tot, erstochen, jegliches Motiv aber scheint zu fehlen. Kommissar Yngvar Stubø kommt ins tief verschneite Bergen, um nach Antworten zu suchen. Doch Lysgaards Ehemann schweigt, ihr Sohn ist mit der Situation überfordert. Die Ermittlungen laufen noch, als in Oslo weitere Morde geschehen, scheinbar ohne Verbindung und in sehr rascher Folge: eine Leiche im Hafenbecken, ein toter Junkie und ein herztoter Künstler. Dann stößt Stubø bei seinen Nachforschungen auf eine christlich-fundamentalis­tische Bewegung: „Gruppe 25″Zahlenmystiker, die, von archaischem Hass getrieben, jeden töten, der ihren religiösen Vorstellungen nicht entspricht. Das nächste Opfer könnte Marcus Koll sein – doch der reiche Reeder passt so gar nicht ins Muster und war in seinem Leben alles andere als ein harmloses Opfer …

Platz 8 : Verschärftes Verhör von Jenny Siler

Kurzbeschreibung
Afghanistan, Militärgefängnis Bagram: Jenny Silers Politthriller kommt der Wahrheit gefährlich nahe.
Kat Caldwell hat als Arabisch-Expertin Gefangene im afghanischen Bagram verhört. Sie erhält den Befehl, einen ehemaligen Häftling zu finden. Der Junge soll Kontakt zu Terroristen haben. Doch als ein britischer Soldat ermordet wird, der zu einem Todesfall im Militärgefängnis Bagram aussagen wollte, schöpft Kat Verdacht: Geht es bei ihrem Auftrag in Wahrheit um die Vertuschung von Folter und die Beseitigung eines Zeugen?
»Überleben im Weltbürgerkrieg: davon erzählt Siler. Einsame Klasse.« Jahresbestenliste 2008 der KrimiWelt

Platz 9 : Das verborgene Netz von Oliver Bottini

Kurzbeschreibung
Berlin: Ein Mann wird zusammengeschlagen, der Täter entkommt unerkannt. Kripo-Hauptkommissarin Louise Bonì ermittelt, denn eine Spur führt nach Freiburg. Ein beunruhigender Fall: Der Täter scheint ein Profi zu sein, das Opfer ein Geheimdienstspitzel, die einzige Zeugin weiß mehr, als sie sagt, und im Hintergrund agiert der Verfassungsschutz, verweigert aber die Kooperation. Ein ums andere Mal wird Louise Bonì ausgebremst doch wann hätte sie sich davon je beeindrucken lassen? Sie spürt, dass sich das Netz immer enger zusammenzieht. Doch bis sie die Wahrheit entdeckt, ist es für einen der Beteiligten bereits zu spät
Oliver Bottini, Träger des Deutschen Krimi Preises, erzeugt in seinem fünften Roman mit Kommissarin Louise Bonì eine faszinierend-bedrohliche Atmosphäre der Spannung, der sich keiner entziehen kann.

Platz 10 : The American von Martin Booth

Kurzbeschreibung
DER TOD IST EINE KUNST. Man nennt ihn Signor Farfalla, den Schmetterlingsmaler. Jeder in dem kleinen italienischen Städtchen kennt den älteren ausländischen Herrn mit den tadellosen Manieren. Er trinkt mit dem Priester Wein im Pfarrhausgarten, geht in den Bergen wandern, verliebt sich im Bordell und baut im Geheimen Waffen. Waffen für Berufskiller. Er ist der Beste seines Faches, weltweit. Nun will Signor Farfalla einen letzten Auftrag erledigen und sich danach zur Ruhe setzen. Doch wer von einem unsichtbaren Gegner beschattet wird, dem ist Ruhe nicht vergönnt. «EIN PSYCHOLOGISCHER SPANNUNGSROMAN, RANDVOLL MIT LEBEN UND TOD.» THE SEATTLE TIMES

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Quelle: Die KrimiWelt-Bestenliste wird in der Kooperation ARTE, WELT und NordwestRadio von Tobias Gohlis als verantwortlichen Sprecher monatlich erstellt. Der Jury kommt es auf Qualität an. Monatlich wählen 17 auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie besonders viele Leser wünschen. Begründungen zum Ranking und Inhalt mit den jeweiligen Rezensionen der „Besten“ finden sich auf der Homepage der Krimi-Spezialisten unter www.arte.tv/krimiwelt
Die hier zu den einzelnen Büchern eingefügten Kurzbeschreibungen stammen von den Verlagen und geben nicht die Meinung der Jury wieder.

Patrick Rothfuss: Tag 2 der Königsmörder-Chronik erscheint am 01.03.11

Patrick Rothfuss: Tag 2 der Königsmörder-Chronik erscheint am 01.03.11

Im April 2010 hat Patrick Rothfuss, Autor der Königsmörder-Chronik, auf seinem Blog bekanntgeben, dass der lang erwartete zweite Tag der Chronik am 01. März 2011 erscheint. Der Titel lautet „The Wise Man´s Fear“ (etwa: „Die Furcht des weisen Mannes„).

Der Name des Windes„, Tag 1 der Königsmörder-Chronik, erschien 2007 und wurde vielfach ausgezeichnet. „Für mich ist „Der Name des Windes“ die überzeugendste Fantasy seit Tolkiens Der Herr der Ringe“, sagte selbst der kritische Denis Scheck im Oktober 2008 über Patrick Rothfuss Romandebüt.

Seitdem hat Patrick Rothfuss seine Fans mit der Fortsetzung der als Trilogie angelegten Fantasy-Reihe immer wieder vertröstet. Sein erster Entwurf des zweiten Teils sei reiner Mist gewesen, berichtet Patrick Rothfuss auf seinem Blog. Erst mit dem dritten Manuskript seien seine Lektorin und er einigermaßen zufrieden gewesen. Da gab es zwar immer noch einige Probleme, eine Liste mit 27 Punkten musste erneut in Angriff genommen werden, aber diese seien lösbar gewesen.

„Jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, um an dem Buch zu arbeiten, versuche ich ein paar dieser Probleme zu lösen. Manchmal habe ich etwas verbessern und Punkte von der Liste streichen können, aber damit zum Teil auch neue Fragen aufgeworfen, die dann wiederum neu auf der Liste gelandet sind“, sagt Rothfuss. Schließlich versprach er seiner Lektorin bis September 2010 die Korrekturen abgeschlossen zu haben.
Bereits 2007 sei er sicher gewesen, dass er das Buch locker bis 2008 abgeschlossen haben würde und sich mit seiner Ignoranz und seinem Optimismus eine Menge Ärger eingehandelt, schreibt er weiter in seinem Blogbeitrag vom April 2010.

Scheinbar hat Patrick Rothfuss den September-Termin einhalten können. Bis so ein umfangreiches Buch, die englischsprachige Hardcover-Ausgabe umfasst 932 Seiten, dann allerdings in den Buchhandlungen im Regal steht, vergeht immer noch eine lange Zeit. Es muss korrekturgelesen werden, letzte Änderungen müssen einfließen, Schrift, Cover, Layout müssen bestimmt, die Werbemaßnahmen abgesprochen und organisiert werden, und schließlich muss das Buch ja auch gedruckt und versandt werden.

Am 01.03.2011 ist es soweit und die Fans erfahren endlich, ob es Kvothe gelingt, den Mördern seiner Eltern auf die Spur zu kommen. „Der Name des Windes: Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag„, die deutschsprachige Übersetzung, erschien bei Klett-Cotta. Seit August 2010 ist auch die Taschenbuchausgabe im Handel. Ob die Fortsetzung ebenfalls im Klett-Cotta Verlag erscheint und wann sie auf den Markt kommt, ist leider noch nicht bekannt.

In „The Wise Man’s Fear, Tag Zwei der Königsmörder-Chronik, sucht Kvothe weiter nach Antworten. Als Kvothe eines Tages von einem Ausflug zu seiner Familie zurückkehrte, fand er das Lager verwüstet vor. Alle waren tot, auch seine Eltern. In den Trümmern konnte er nur noch die Laute seines Vaters bergen sowie das Buch „Rhetorik und Logik“, das Ben ihm mit einer Widmung hinterlassen hatte. Unweit davon saßen die Verursacher des Leids um ein Feuer zusammen. Es waren „Chandrian“, böse Dämonen, von denen Kvothe bislang nur in Liedern gehört hatte. Nach Maßgabe der Chandrian hatten Kvothes Eltern offenbar „die falschen Lieder gesungen“, Kvothe selbst ließen sie entkommen.

Über den Autor
Patrick Rothfuss, geboren 1973 in Wisconsin, unterrichtet als Universitätsdozent und lebt in Wisconsin. In seiner Freizeit schreibt er satirische Kolumnen und versucht sich in Alchemie. „Der Name des Windes“ ist sein erster Roman.

2007 wurde Patrick Rothfuss für seinen Roman „Der Name des Windes“ mit dem Quill Award sowie dem Pulishers Weekly Award für das beste Fantasy-Buch des Jahres ausgezeichnet. In der Kategorie †œBester internationaler Roman† erhielt Patrick Rothfuss 2009 den Phantastik Preis.

Quelle: Patrick Rothfuss

Geschenktipp für Männer: Die Kunst stillzusitzen von Tim Parks

Die Kunst stillzusitzen: Ein Skeptiker auf der Suche nach Gesundheit und Heilung von Tim Parks

Dies ist ein großes Buch. Zum einen, weil da ein älterer Mann den Mut dazu hat, zunächst rückhaltlos über beschämende und deshalb tabuisierte Beschwerden zu schreiben. Vor allem aber kommt er im weiteren Verlauf seiner Suche nach Erlösung in Gebiete, die er bislang belächelt, wenn nicht verachtet hat„, schreibt Alex Rühle in der Süddeutschen Zeitung am 21.10.2010 in einer Rezension über Tim Parks Buch. Die vollständige Rezension findet sich unter dem Titel „Der Mann und sein Unterleib. Schmerz, sei still“ auf Süddeutsche.de.

Kurzbeschreibung
„Als die Schulmedizin und ich uns schon gegenseitig aufgegeben hatten und ich mich zu lebenslangen chronischen Schmerzen verurteilt sah, wurde mir ein wundersamer Ausweg gezeigt: Stillsitzen lautete die Empfehlung, und atmen. Ich saß still. Ich atmete. Am Anfang war das ermüdend, ziemlich schmerzhaft und ohne unmittelbare Wirkung. Aber mit der Zeit wurde es so aufregend und bescherte mir so enorme körperliche und geistige Veränderungen, dass ich anfing, meine Krankheit als Glücksfall zu betrachten.“ „Die Kunst stillzusitzen“ ist Tim Parks persönlichstes Buch: eine Krankheitsgeschichte mit „happy end“, klug und unglaublich unterhaltsam. Geplagt von undefinierbaren chronischen Schmerzen, konfrontiert er die Leser mit der buch­stäblich nackten Wahrheit über das Ver­hältnis von Geist und Körper. Nach einer langen und letztlich fruchtlosen Kon­sul­ta­tion von Schulmedizinern findet er die Lösung für seine Schmerzen in einem Schweige-Retreat, in einer Atemtechnik, der Vorbereitung zur Meditation. Davon hatte Tim Parks am allerwenigsten eine Lösung seiner gesundheitlichen Probleme erwartet; als Skeptiker waren ihm die ganzen alternativen Heilmethoden und New-Age-Versprechen reichlich suspekt. Die meisten von uns werden irgendwann krank; aber nur wenige können darüber mit soviel Schwung, mit solch einer brillanten Intelligenz erzählen wie Tim Parks.

„Die Kunst stillzusitzen erzählt von der außergewöhnlichen Diskrepanz zwischen der Art, wie wir gemacht sind, und unserer Art zu leben.“ (Tim Parks)

Über den Autor
Tim Parks wurde 1954 in Manchester geboren, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Somerset-Maugham-Award. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er als Übersetzer (u. a. von Italo Calvino und Alberto Moravia) tätig und unterrichtet Literarisches Übersetzen an der Universität von Mailand. Tim Parks lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Verona.

Die Kinder der Elefantenhüter von Peter Høeg [Rezension]

Die Kinder der Elefantenhüter von Peter Høeg

An einem Karfreitag verschwinden der Pfarrer Konstantin Finø und seine Frau Clara, Organistin der Kirche und ambitionierte Tüftlerin, spurlos. Zurück bleiben die Kinder Peter, Tilte und Hans und der Foxterrier Basker, der mehr ein Mensch als ein Hund ist. Geheimnisvolle Agenten tauchen auf, den Kindern droht die Einweisung in ein Heim.

Das Ehepaar Finø hatte schon früher entdeckt, dass ein gut platziertes Wunder während der Predigt ein durchaus lukratives Geschäft verspricht. Den Kindern wird schnell klar, dass sich die Eltern wieder auf Abwegen befinden. Dieses Mal haben sie es auf die Juwelen abgesehen, die bei der Großen Synode, einem ökumenischen Gipfeltreffen in Kopenhagen, ausgestellt werden.

Peter Høegs neuer Roman „Die Kinder der Elefantenhüter†œ ist in die drei Teile „Finø†œ, „Auf dem Meer der Möglichkeiten†œ und „Die Stadt der Götter†œ gegliedert. Im Anschluss findet sich ein 14 Seiten umfassender Epilog mit dem Titel „Der Finøwalzer†œ.

†œJetzt erzähle ich dir, was wir erlebten. In Wirklichkeit tue ich das nicht, um von uns zu erzählen. Sondern um mich selbst daran zu erinnern, wann die Tür offen stand, um es dir zu zeigen.
Ich kann dir nicht durch die Tür helfen, weil ich selber nicht richtig durch sie hindurchgegangen bin. Aber wenn wir sie finden und davorstehen, oft genug, du und ich, dann weiß ich, dass wir eines Tages gemeinsam in die Freiheit hinausgehen werden.†

Der 14-jährige Peter, auch Petrus genannt, ist der Erzähler der Geschichte. Er ist eins fünfundfünfzig groß, siebenundvierzig Kilo schwer und trägt die Fußballstiefelgröße neununddreißig. Peter lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester Tilte auf Finø. Finø ist eine Insel der Möglichkeiten und liegt mitten im Meer der Möglichkeiten. †œMeer der Möglichkeiten† klingt wenigstens viel schöner als Katzenarsch, die einzig korrekte Übersetzung für Kattegat wie Tilte findet. Tilte ist sechzehn und hat längst erkannt, dass ihre Eltern Elefantenhüter sind. Sie haben etwas in sich, dass viel größer ist als sie selbst, etwas, das sie nicht kontrollieren können. Es ist die Sehnsucht nach der Erkenntnis, was Gott wirklich ist, die ihren Augen die Wehmut verleiht, eine Sehnsucht, groß wie ein Elefant.

†œDie Finø-Bewohner haben von ihren vielen Reisen Männer und Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft mitgebracht, und auf diese Weise wurden der Insel viele verschiedene Namen zugeführt†œ, erklärt Peter. Wen wundert es also einen Arzt, Psychiater Hirnforscher und Hypnotiseur namens Thorkild Thorlacius-Drøbert, eine Anaflabia Borderrud als Bischöfin oder eine Buddhistin, IT-Expertin und Chefin eines Call-Centers für sexuell-kulturelles Coaching namens Leonora Ganefryd auf Finø anzutreffen. Die Hebamme ist zugleich Leichenbestatterin, der Vorsitzende der Finøer Separatistenpartei oberster Priester von †œAsathor†. Alle leben in friedlicher Koexistenz.

Im ersten Teil †œFinø† entledigen sich die Kinder erfolgreich ihren Verfolgern um Thorkild Thorlacius und den Agenten Lars und Katinka und verschaffen sich mit Hilfe des Laute spielenden Ex-Junkie und Drogentherapeuten  Rickardt Graf Tre Løver Zugang auf die †œWeiße Dame von Finø†. Mit dem ganzen Schwarm bizarrer Charaktere machen sie sich auf den Weg nach Kopenhagen zur Großen Synode. Die †œWeiße Dame von Finø† ist ein Luxusdampfer, der für einen arabischen Ölscheich und seinem Harem gebaut wurde und mit 42 Kajüten mit goldenen Wasserhähnen, einem Pool und einer Frauenklinik ausgestattet ist. Das Schiff ist weiß wie Schlagsahne und bietet einen idealen Tummelplatz für Peter Høegs zweiten Teil †œDas Meer der Möglichkeiten†.

Für Tumult sorgt die eisgekühlte Leiche der Vibe von Ribe. Bereits seit zehn Tagen tot, ist sie in einem Sarg mit Kühlvorrichtung ebenfalls unterwegs zum Gipfeltreffen der Religionen um gesegnet zu werden. Graf Rickardt befreit sie aus ihrem Sarg, weil er ein sicheres Plätzchen für seine Laute braucht. So taucht Vibe abwechselnd im Rollstuhl im Kühlhaus des Schiffes, oder als Ärztin verkleidet in der Frauenklinik auf. Verdient hat sie die Behandlung allemal, schließlich hat sie den Kindern als Eisbudenbesitzerin im Sommer oft luftgefüllte Eiskugeln verkauft.

In †œDie Stadt der Götter† kommt es schließlich im dritten Teil zum fulminanten Showdown in Kopenhagen. Bruder Hans greift ins Geschehen ein, Pallas Athene, eine gutherzige und schlagkräftige Prostituierte, gefühlvolle Terroristen und einige andere vervollständigen den Reigen der burlesken Figuren.

†œWas wir und die Welt also erleben, ist das Schlüpfen der Elefanten aus ihren Puppen , sie schlagen mit den Flügeln und fangen an zu flattern, falls du das Bild verstehst, das vielleicht nicht gerade dem Biologieunterricht entspricht, aber einigermaßen deutlich macht, was da tatsächlich geschieht†œ, lautet Peters Botschaft.

Peter Høegs Figuren sind stark überzeichnet. Die Kinder sind die offensichtlichen unschuldigen Vertreter in einer Welt von selbstgefälligen, religiösen, korrupten, kriminellen halb- oder vollverrückten Erwachsenen. Hans ist achtzehn und studiert Astropyhsik in Kopenhagen. Er ist der Visionär unter den Kindern und stark und schön. Die sechzehnjährige Tilte hat die Spiritualität zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht. Sie verfügt über einen so messerscharfen Verstand, dass selbst ihre Lehrer sich vor ihr fürchten. Peter ist eher klein und schmächtig und dennoch der Star in Finøs Fußballverein. Er ist schnell, handelt entschlossen und mutig und ist der Realist unter den Geschwistern. Peters unverbrauchter Blick legt in seiner Vorurteilslosigkeit die Absurditäten der Erwachsenenwelt offen. Er bezieht den Lesenden direkt mit ein und schildert mit viel Wortwitz und Humor die unglaublichste Abenteuergeschichte mit Verfolgungsjagden, Entführung, Maskeraden, Erpressung bis hin zu einem Sprengstoffanschlag, den es zu verhindern gilt.

Mit einem Augenzwinkern greift der Autor die großen philosophischen Fragen des Lebens auf und spielt mit der Idee, dass bei einem Treffen mit den †œrichtig Verrückten†, den Mystikern aller Weltreligionen, eine gemeinsame Grundlage gefunden werden könnte. Schließlich sieht es in jedem Paradies fast gleich aus, und bei Licht betrachtet, sind sie sich näher, als man dachte.

Peter Høegs Fabulierkunst ist furios und amüsant. Der Roman liest sich wie ein Roadmovie und sprüht geradezu von wahnwitzigen Ideen. Er hat darin einen wahrhaft mächtigen Elefanten befreit. Dennoch wünsche ich mir in seinem nächsten Roman wieder eine Handlung mit Protagonisten in Smillas Alter. Peters altkluge Stimme wirkt am Ende doch ein wenig ermüdend.

Kurzbeschreibung
Auf den ersten Blick sind die Finøs aus Dänemark eine ganz normale Familie: Der Vater ist Pastor, die Mutter spielt Orgel, Peters großer Bruder studiert Astronomie. Doch an einem Karfreitag sind plötzlich die Eltern verschwunden, die schon einmal durch zweifelhafte Wundertaten mit der Justiz in Konflikt geraten waren. Um Vater und Mutter vor weiteren Torheiten zu bewahren, beginnen Peter und seine Schwester Tilte eine großangelegte Suchaktion. Inmitten falscher Heiliger und fanatischer Sinnsucher finden sie ihre eigene Tür zur Freiheit und zum Glück. Peter Høegs spannender und temporeicher Roman ist ein Abenteuer voller filmreifer Szenen, aktueller Anspielungen und verrückter Einfälle. Der Autor von „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ zeigt erneut seine mitreißende Fabulierkunst.

Über den Autor
Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. Nach zahlreichen Reisen, vor allem in die Karibik und nach Afrika, gründete er eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Peter Høeg lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Kopenhagen.

Die Kinder der Elfefantenhüter“ umfasst 488 Seiten und ist am 06.09.2010 im Hanser Verlag erschienen. Der Lesekreis bedankt sich beim Hanser Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares. Wer mehr über Peter Høeg und die Kinder der Elefantenhüter erfahren möchte, sollte unbedingt Tiltes Insel besuchen. Der Verlag hat dem Roman eine eigene Homepage eingerichtet, auf der auch aktuell ein Gewinnspiel zum Roman ausgeschrieben ist. Der Hauptpreis ist eine Reise nach Kopenhagen.

www.tiltes-insel.de

Geschenktipp: Neues von Marilyn Monroe – Tapfer lieben

Geschenktipp: Neues von Marilyn Monroe – Tapfer lieben: Ihre persönlichen Aufzeichnungen, Gedichte und Briefe

Kurzbeschreibung
Ein sensationeller Fund – Marilyn Monroe in ihren eigenen Worten

Ein sensationeller Zufallsfund brachte einmalige Aufzeichnungen ans Licht: die Notizhefte, Briefe und Gedichte, die Marilyn Monroe von 1943 bis zu ihrem Tod 1962 verfasste. Sie zeigen uns das Bild einer belesenen, warmherzigen, klugen und sehr witzigen Frau, die vor allem eins wollte: geliebt werden. Marilyn schreibt leidenschaftlich und verzweifelt, selbstironisch und literarisch. Gute Beobachterin ihrer selbst und anderer, immer eigener Schwierigkeiten und Fähigkeiten bewusst, erstaunlich offen und schonungslos. Sie reflektiert über glückliche und enttäuschende Beziehungen, ihre Kindheit, den traumatischen Aufenthalt in der Psychiatrie, plant Dinner für Freunde. Sie hat ehrgeizige Ziele für ihre Arbeit und Angst vor dem Älterwerden. Immer getrieben von dem Willen, zu lernen, noch besser zu werden, immer und immer weiter … In diesem Buch kommt der Mensch hinter dem Ruhm zum Vorschein, die innere Biographie der Norma Jeane Mortenson. Die Texte liegen im englischen Original und in deutscher Übersetzung vor, das Buch enthält zudem außergewöhnliche Fotos und Faksimiles.

Marilyn Monroe wurde am 1. Juni 1926 als Norma Jeane Mortenson in Los Angeles geboren. Mit Filmen wie Blondinen bevorzugt, Das verflixte siebente Jahr oder Manche mögen’s heiß erlangte sie Weltruhm. 1954 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma, 1960 erhielt sie einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin. Sie starb am 5. August 1962 an einer Medikamenten-Überdosis. Ihr Tod wurde nie ganz aufgeklärt.

Die broschierte Ausgabe von „Tapfer lieben“ umfasst 269 Seiten und ist am 05.10.2010 im S. Fischer Verlag erschienen.