Schweizer Buchpreis 2010: Die Shortlist-Autoren am 06.10. in München

Schweizer Buchpreis 2010

Die fünf Autoren und Autorinnen, die für den Schweizer Buchpreis 2010 nominiert sind, machen auf ihrer Lesereise durch Deutschland am 06.10.2010 Station im Münchner Literaturhaus und geben einen Einblick ins zeitgenössische Literaturschaffen der Gegenwart.

Martin Zingg, Jury-MItglied des Schweizer Buchpreises und freier Literaturkritiker, moderiert die Veranstaltung, die um 20 Uhr in der Bibliothek stattfindet.

Der mit 50.000 SFr. dotierte Schweizer Buchpreis ist der wichtigste Literaturpreis in der Schweiz.

Nominiert sind folgende Romane:

Einladung an die Waghalsigen von Dorothee Elmiger

Kurzbeschreibung
In den Stollen eines Kohlereviers ist vor Jahrzehnten ein Feuer ausgebrochen und noch immer lodern unter Tage die Flammen. Margarete und Fritzi sind die übrig gebliebene Jugend einer verschwindenden Stadt. Ihr Erbe ist nichts als ein verlassenes Gebiet, in dem Verwüstung herrscht. Frühere Ereignisse sind nur bruchstückhaft überliefert. Doch die beiden Schwestern wollen diesen Zustand nicht hinnehmen. Entschlossen brechen sie auf zu einer Expedition, um ihre eigene Herkunft zu erforschen. Denn nur wer seine Geschichte kennt, kann sich eine hoffnungsvolle Zukunft aufbauen
Mit der Wiederentdeckung eines längst vergessenen Flusses wird für Margarete und Fritzi nicht nur ein neues Leben greifbar. Endlich gibt es auch einen Anlass, Einladungen für ein großes Fest zu verschicken: „Kommt auf euren Fahrrädern gefahren! Kommt auf euren weißen Pferden geritten!“

Paarbildung von Urs Faes

Kurzbeschreibung
Eigentlich ist Andreas Lüscher Unfallpsychologe. Seit er jedoch eine Stelle als Gesprächstherapeut in der onkologischen Abteilung eines Krankenhauses angetreten hat, bestimmen Vokabeln aus der Krebstherapie seinen Arbeitsalltag: Dosisfraktion, Rezidivrisiko, Paarbildung. Ihn, der lieber beobachtet als mittendrin steht, der lieber Distanz wahrt, als zu nahe zu kommen, fasziniert das Verhältnis zwischen Patient und Arzt, die Bedeutung von Kommunikation, von Worten. Bis er eines Tages auf die Krankenakte einer Patientin stößt, deren Name ihm vertraut ist: Mit Meret Etter hat ihn vor Jahren eine intensive Liebe verbunden, sie ist eine Frau, die mitmischte bei den Zürcher Jugendunruhen, die sich beim Harfespielen selbst vergessen konnte, eine Juristin, die mit Leidenschaft gegen das Unrecht kämpfte. Jetzt steht ihr ein Kampf ganz anderer Art bevor. Und es ist die Frage, ob die Wiederbegegnung mit Andreas Lüscher, nach sechzehn Jahren des gegenseitigen Schweigens, ihr ihre Lage erleichtert. Und ob es klug ist, wenn sich beide mit den Gründen für dieses Schweigen auseinandersetzen. Suggestiv, leicht und präzise erzählt Urs Faes in seinem neuen Roman vom Kampf mit einer Krankheit, vor allem aber von der Auseinandersetzung zweier Menschen mit sich selbst und der eigenen Vergangenheit. »Vor zwei Jahren wurde ich überraschend vom Chefarzt für Onkologie eines Schweizer Kantonsspitals angerufen. Er wollte jemanden mit einem Blick von außen die Menschen, die Abläufe, die Situationen in seiner Abteilung betrachten lassen. Ein Schriftsteller sei doch jemand, sagte er zu mir, der gelernt habe, genau hinzuschauen und hinzuhören auf das, was mit Menschen und zwischen Menschen sich ereigne…« Urs Faes, Schweizer Monatshefte »In Urs Faes†™ Prosa glüht die Liebe dunkel und melancholisch wie bei einem García Márquez.« Der Spiegel

Der Goalie bin ig von Pedro Lenz

Kurzbeschreibung
Der erste Roman von Pedro Lenz! In «Der Goalie bin ig» hält ein Ich-Erzähler Rück-schau auf ein verlorenes Paradies. Der «Goalie», ein Süchtiger aus einem Dorf im Mittelland, erzählt in Umgangssprache von seiner Lebenswelt in den 80er-Jahren. Seine Sicht auf die Umgebung ist getrübt vom Wunsch, sein bisheriges Leben schönzureden. Lenz gelingt ein berührendes Porträt des «Goalies» und einer kleinen, uns wenig bekannten Welt mitten in der Schweiz.Der erste Roman von Pedro Lenz! In «Der Goalie bin ig» hält ein Ich-Erzähler Rückschau auf ein verlorenes Paradies. Der «Goalie», ein Süchtiger aus einem Dorf im Mittelland, erzählt in Umgangssprache von seiner Lebenswelt in den 80er-Jahren. Seine Sicht auf die Umgebung ist getrübt vom Wunsch, sein bisheriges Leben schönzureden. Nach einer Gefängnisstrafe versucht er wieder im Alltag Fuss zu fassen, findet eine Gelegenheitsarbeit, verliebt sich in eine Serviererin und reist mit der Ange-beteten nach Spanien und trotzdem holen ihn die alten Geschichten immer wieder ein. Lenz gelingt ein berührendes Porträt des «Goalies» und einer kleinen, uns wenig bekannten Welt mitten in der Schweiz. Doch da die große Welt aus lauter kleinen Räumen besteht, haben wir es hier zweifellos mit Weltliteratur zu tun.

Notizen und Details 1964 – 2007 von Kurt Marti

Kurzbeschreibung
Von 1964 bis 2007 hat der Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti für die Zeitschrift Reformatio seine „Notizen und Details“ verfasst – pointiert formulierte Beobachtungen und Kommentare zu Literatur, Theologie und Kirche sowie zu Vorgängen in Politik und Gesellschaft. Sie dokumentieren auf einzigartige literarische Weise ein Stück bewegter Zeitgeschichte. Wer die jüngere Geschichte der Schweiz kennenlernen wollte, hat Peter Bichsel einmal gesagt, der müsse Kurt Martis Gesamtwerk lesen. Zu diesem Gesamtwerk gehören die „Notizen und Details“.

Tauben fliegen auf von Melinda Nadj Abonji

Kurzbeschreibung
Eine ungarische Familie aus Serbien in der Schweiz. Ein schwungvoll und gewitzt erzählter Roman aus der Mitte Europas.Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?

Die Verleihung des Schweizer Buchpreises findet am Sonntag, den 14. November 2010 um 11 Uhr auf der BuchBasel statt.

Veranstalter: Pro Helvetia/Schweizer Kulturstiftung, Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV, Schweizerisches Generalkonsulat, Stiftung Literaturhaus
Eintritt: Euro 8.- / 6.-

Quelle: Literaturhaus München

Ilma Rakusa erhält Schweizer Buchpreis 2009

Schweizer BuchpreisSchweizer Buchpreis 2009 geht an Ilma Rakusa

Der Schweizer Buchpreis ist eine Literaturpreis, der seit 2008 vom Verein Literaturfestival Basel in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) vergeben wird.

Mit dem Buchpreis wird ein deutschsprachiges literarisches oder essayistisches Werk von in der Schweiz lebenden oder Schweizer Autoren oder ein Lebenswerk durch eine unabhängige Fachjury ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 60.000 Schweizer Franken dotiert. Hiervon erhält der Preisträger 50.000, die übrigen vier Nominierten jeweils 2.500 Franken.

Die Gewinnerin des Schweizer Buchpreises 2009 ist Ilma Rakusa. Die Jury sprach ihr den Preis für ihr im Literaturverlag Droschl erschienenes Buch „Mehr Meer“ zu. Die Preisverleihung fand am 15. November 2009 an der BucH.09 in Basel statt.

Über die Autorin
Ilma Rakusa, geboren 1946 in der Slowakei, ist Schriftstellerin, Publizistin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin zahlreicher Werke aus dem Russischen, Französischen, Ungarischen und Serbokroatischen. Nach ihrer Schulzeit in Zürich absolvierte sie ein Studium der Slavistik und der Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Seit 1977 hat die Autorin einen Lehrauftrag an der Universität Zürich. Daneben ist sie freiberuflich als Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin tätig. Sie lebt in Zürich. Auszeichnungen: 1991 mit dem Petrarca-Übersetzerpreis, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2003 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis.

Mehr MeerKurzbeschreibung
Erinnerungen an Kindheit und Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa.Eine Kindheit und Jugend in Mitteleuropa, als dieses Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg gerade seine politischen und kulturellen Konturen neu eingeschrieben bekam: Ilma Rakusa geht in ihren Erinnerungen dem kleinen Mädchen nach, der Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest nach Zürich und von da weiter ausgreifend nach Ost und West, nach Leningrad/Petersburg und Paris reichen.
Die überall Fremde, Nicht-ganz-Zugehörige findet sehr früh schon ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen, und, mit der Entdeckung Dostojewskijs, in der Literatur, aber auch in der Bewegung, im Unterwegssein, im Reisen. Mehr Meer geht weit über eine Nacherzählung einer Kindheit und Jugend hinaus; es ist die Beschwörung dessen, was von den vielen Lebensorten und Begegnungen bleibt: Töne und Klänge, Farben und Stimmungen, einzelne Szenen und Blitzlichter (»Die Bilder, sage ich, in Ehren. Aber zuerst kommen die Gerüche.«). In vielen kleinen Selbstbefragungen, in Dialogen, Gedichten und Erinnerungsbildern geht Ilma Rakusa ihrer Geschichte auf den Grund: der vom Vater initiierte ständige Ortswechsel, das Paradies des Meeres und der Küste in Triest und Grado, erste Küsse, erste Reisen, die Musik und die Begegnung mit den Ritualen der Ostkirche, die ersten Auslandsjahre in Paris und im damals noch sowjetischen Leningrad.
Ilma Rakusa nähert sich ihren frühen Jahren äußerst unsentimental und auch nicht mit dem Eifer der Bekennerin, dafür mit großer Genauigkeit in einem sehr schwierigen Bereich: im Atmosphärischen, das sie mit Knappheit und Präzision erdet. In ihrem Erinnerungsband erstehen die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im prismatischen Blick einer außergewöhnlichen Schriftstellerin, die wie wenige in und zwischen verschiedenen Kulturen lebt.

61 Werke aus 47 Verlagen nahmen an Vergabe zum Schweizer Buchpreis 2009 teil. Am 24. September gab die Jury, bestehend aus Martin Ebel, Sandra Leis, Manfred Papst, Hans Ulrich Probst und Martin Zingg, in Zürich die Nominierung der folgenden drei Autorinnen und zwei Autoren  bekannt:

Eleonore Frey – Muster aus Hans, Droschl Literaturverlag
Jürg Laederach – Depeschen nach Mailland, Suhrkamp Verlag
Angelika Overath – Flughafenfische, Luchterhand Literaturverlag
Ilma Rakusa – Mehr Meer, Droschl Literaturverlag
Urs Widmer – Herr Adamson, Diogenes Verlag

Die Nominierten auf YouTube.com