Abby Cooper: Detektivin mit 7. Sinn von Victoria Laurie [Rezension]

Abby Cooper: Detektivin mit 7. Sinn von Victoria Laurie

Die 31-jährige Abigail Cooper ist Single und lebt in Royal Oak, einem kleinem Vorstädtchen von Detroit in Michigan. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als intuitive Beraterin, denn Abby ist ein Medium und anders als andere Menschen. Sie kann gewisse Dinge vorhersehen, indem sie mit ihren „Geistern†œ, die sie liebevoll ihre „Crew†œ nennt, in Verbindung tritt. Als ihre einzige Freundin Theresa, mit der sie sich ihre Praxis teilt, in einen anderen Bundesstaat zieht, versucht sie ihre soziales Leben etwas aufzufrischen und meldet sich bei einer Singlebörse an.
Das erste Date scheint gleich ein Volltreffer zu sein. Dutch ist ein netter Kerl und entspricht genau ihrem Geschmack. Bei diesem Treffen lässt Abby sich dazu verleiten ein paar Dinge über ein vermisstes Kind zu erzählen. Da sie nicht weiß, dass Dutch bei der Polizei arbeitet, ist sie umso überraschter, als er im Rahmen der Ermittlungen plötzlich bei ihr auftaucht. Ihre Vorhersagen waren absolut zutreffend und so konnte das Verbrechen aufgeklärt werden.
Als kurz darauf eine Klientin von ihr ums Leben kommt, gerät Abby in große Gefahr. Denn der Mörder hat eine Kassette gefunden, auf der sie die letzte Sitzung mit der Toten aufgezeichnet hat und darin die Ermordete vor dem Täter warnt. Während der Ermittlungen kreuzen sich die Wege von Abby und Dutch immer wieder. Dabei wollte sie ihm eigentlich aus dem Weg gehen. Dutch ist überzeugter Realist und hat so seine Probleme damit an das Übersinnliche zu glauben. Doch Abbys treffsichere Aussagen bringen ihn immer mehr zum Grübeln. Abby kann sich einfach nicht aus den Ermittlungen heraushalten und gerät zunehmend ins Visier des Mörders.

Dieser Roman bietet eine abwechslungsreiche, kurzweilige und humorvolle Geschichte. Er liest sich sehr flüssig und man hat auch keine Probleme einen Einstieg zu finden. Die Erklärungen der Protagonistin, wie denn ihre Gabe funktioniert, sind glaubwürdig und machen Abby so sympathisch. Es ist unterhaltsam ihr zu folgen und so manches Mal wünscht man sich auch diese Gabe der Intuition zu besitzen. Wäre es nicht schön, wenn man bei jeder schwierigen Entscheidung sich selbst befragen könnte und der eigene Geist die richtige Antwort parat hätte? Oder wenn man auf Anhieb erkennen würde, ob man belogen wird oder nicht? Abby lässt ihr Leben allerdings nicht durch dieses Talent bestimmen, sie kann ihre Gabe auch unterdrücken. Ihre eigenes Empfinden, ihre Empathie und ihre Unsicherheit machen Abby besonders liebenswert, denn natürlich begegnen ihr viele Menschen, die sie als Schwindlerin abstempeln. Sie lässt sich nicht unterkriegen und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Die romantischen Anteile halten sich in Grenzen und erotische Szenen sind hier auch nicht zu finden. Dafür ist es umso spannender und man fiebert dem Ende entgegen und hofft für Abby auf ein Happy-End in allen Bereichen. Ich würde dieses Buch auch insbesondere als Urlaubslektüre empfehlen, denn der Inhalt sorgt für ein paar unbeschwerte Stunden voller Lesevergnügen.

Kurzbeschreibung
Als professionelles Medium kommuniziert Abby Cooper mit der Welt der Geister, um ihren Klienten die Zukunft vorherzusagen. Da wird eine ihrer Klientinnen tot aufgefunden, und der gut aussehende Kommissar Dutch stattet Abby einen Besuch ab, um sie zu dem Mordfall zu befragen. Zwischen beiden fliegen augenblicklich die Funken. Das einzige Problem dabei: Dutch glaubt nicht an Übersinnliches. Abby beschließt, auf eigene Faust die Ermittlungen aufzunehmen und gerät dadurch schon bald in höchste Lebensgefahr. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der sie immer wieder mit dem charmanten Dutch zusammenführt …

Über die Autorin
Victoria Laurie lebt in Austin, Texas und arbeitet als professionelles Medium. 2003 hatte sie während der Arbeit die Idee einen Roman über ein Medium namens Abby Cooper zu schreiben, berichtet die Autorin auf ihrer Homepage. Abby Cooper: Detektivin mit 7. Sinn (orig. Titel: Abby Cooper, Psychic Eye) erschien in den USA im Jahr 2004. Die deutschsprachige Übersetzung ist am 06.12.2010 im LYX Verlag erschienen. Der nächste Teil mit Abby Cooper erscheint im Juni 2011 ebenfalls bei LYX unter dem Titel „Mörderische Visionen“. Mittlerweile hat Victoria Laurie 12 Romane veröffentlicht. Neben der Abby-Cooper-Serie hat sie ebenfalls sehr erfolgreich eine Reihe über die sympathische Geisterjägerin M. J. Holliday geschrieben.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc für die schöne Buchbesprechung und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

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Strandlektüre mit Summer Feeling: Die Liebesromane der BRIGITTE

Strandlektüre mit Summer Feeling: Die Liebesromane der BRIGITTE

Einen großen Kessel Buntes hat die BRIGITTE-Redaktion mit dem Aufbau Verlag neu angerührt. Abgesehen von den Buchcovern in jeder Couleur, ist auch der Inhalt bunt gemischt. In jedem Roman geht es um die Liebe, jenes unberechenbare Gefühl, über das Daphne du Maurier sagte: „Frauen möchten in der Liebe Romane erleben, Männer Kurzgeschichten.“
Die Buch-Edition umfasst 20 literarisch hochwertige Titel, vom Bestseller wie Anna Gavaldas „Zusammen ist man weniger allein“ bis zum Geheimtipp wie „Jules und Jim“ von Henri-Pierre Roché. Daphne du Mauriers Klassiker „Rebecca“ findet sich auch darunter.

Bittersüße Schokolade von Laura Esquivel

Kurzbeschreibung
Mexiko, irgendwann im vorigen Jahrhundert. Pedro liebt Tita. Doch als jüngste Tochter soll die 16-Jährige unverheiratet bleiben, um später ihre Mutter zu versorgen. So wollen es die Konvention und die Mutter selbst. Um dennoch in Titas Nähe bleiben zu können, entschließt sich Pedro, ihre ältere Schwester Rosaura zu heiraten. Die Familie könnte zufrieden sein. Doch sie hat nicht mit Titas Dickschädel gerechnet – und ihren magischen Kochkünsten. Fortan legt die schöne Köchin all ihre Liebe in die Zubereitung traditioneller Gerichte. Und nicht nur Pedro ist weiterhin betört. Der ganze Hof erliegt nach und nach Titas zauberischen Kuchen und Eintöpfen. So führt ihr Weg in die Emanzipation ausgerechnet über den Ort, an den ihre Mutter sie hatte verbannen wollen: die Küche. In leichtem Ton variiert Laura Esquivel die alte Weisheit, dass Liebe nun einmal durch den Magen geht.

Das Orangenmädchen von Jostein Gaarder

Kurzbeschreibung
Georg ist 15, sein Vater vor elf Jahren gestorben. Da bekommt Georg überraschend Post von ihm. Ein Brief, den sein Vater schrieb, als er bereits todkrank war, und der all die Jahre unentdeckt in einer alten Kinderkarre steckte. Darin er zählt der Vater Georg von seiner ersten großen Liebe, die er als junger Medizinstudent in der Osloer Straßenbahn trifft: ein Mädchen mit Grübchenlächeln und einer riesigen Papiertüte voller Orangen. Doch am Ende der Fahrt weiß der überwältigte Student nicht mehr als das von ihr – und die Suche beginnt. Jostein Gaarder scheut die großen Gefühle nicht, um diese Geschichte zu erzählen. Und stellt uns allen die Frage, was uns lieber wäre: das Glück zu verlieren – oder es nie erfahren zu haben.

Die Geschichte der Liebe von Nicole Krauss

Kurzbeschreibung
Leo Gursky ist ein alter Mann. Ein einsamer New Yorker, ein bisschen verwahrlost, aber immer noch witzig. Früher war er ein polnischer Schriftsteller. Doch das war in einem anderen Leben, vor den Nazis. Damals gab es auch Alma noch. Für sie hat er ein Buch geschrieben, »Die Geschichte der Liebe«. Das Manuskript, so glaubt Leo, ist im Krieg verloren gegangen. Doch nicht weit entfernt gerät die 14-jährige Alma Singer in den Besitz des Buches, das für ihre Eltern eine besondere Bedeutung hatte. Aber weil ihr Vater tot und ihre Mutter in dieser Hinsicht nicht gesprächig ist, beschließt sie, selbst dahinterzukommen. Sie macht sich auf die Suche nach der anderen Alma.

Zimmer mit Aussicht von E. M. Forster

Kurzbeschreibung
Florenz, Anfang des vergangenen Jahrhunderts: Während einer Bildungsreise verliebt sich die junge Engländerin Lucy Honeychurch in den temperamentvollen Freigeist George Emerson. Ihre Cousine, die Lucy als sittenstrenge Anstandsdame begleitet, ist entrüstet: Denn diesen Mann hält sie gesellschaftlich für völlig unpassend. Rasch reist sie mit Lucy zurück nach England; dort soll sie sich mit dem wohlerzogenen, aber überaus langweiligen Cecil Vyse verloben. Allerdings hat niemand der Beteiligten mit den Launen des Schicksals und der Macht der Gefühle gerechnet. Am wenigsten Lucy selbst. Mit feiner Ironie und Leichtigkeit rechnet Edward Morgan Forster mit den erstarrten Umgangsformen und leeren Konventionen der viktorianischen Gesellschaft ab.

Valerias letztes Gefecht von Marc Fitten

Kurzbeschreibung
Valeria ist der Schrecken ihres ungarischen Dörfchens. Eine borstige alte Jungfer in schwarzen Kleidern, vor deren Zynismus niemand sicher ist. Nicht die Marktfrauen, deren Gemüse nie frisch genug ist. Nicht die Männer, die ihren Tag in der Kneipe vertrödeln. Nicht der junge ehrgeizige Bürgermeister, der so gern den Kapitalismus nach Zivatar bringen möchte. Dass Valeria einmal die schönste Frau weit und breit gewesen sein soll, halten die meisten für ein Gerücht. Doch eines Tages begegnet Valeria dem Blick des Töpfers und ist fortan wie verwandelt: Sie lächelt, sie trägt einen geblümten Rock, alte Gurken und Tomaten sind ihr nun egal. Das Dorf hält sie für verrückt, und der verwitwete Töpfer weiß nicht, wie ihm geschieht, als Valeria plötzlich bei ihm auftaucht und beginnt, die Küche zu schrubben.

Corellis Mandoline von Louis de Bernières

Kurzbeschreibung
Auf Kephallonia, einer griechischen Insel: Der alte Landarzt Iannis hat zwar nie eine Universität besucht, kennt aber gegen die meisten Krankheiten ein Kraut. Seine schöne Tochter Pelagia hat sich mit dem Fischer Mandras verlobt, der im Meer mit Delphinen schwimmt. Doch im Jahr 1941 besetzen die Italiener Kephallonia. Mandras schließt sich den Partisanen an – und Pelagia verliebt sich in einen der Besatzer. Hauptmann Antonio Corelli spielt betörend Mandoline, ist rücksichtsvoll und nachdenklich, zwei Wesenszüge, die er hinter seiner guten Laune zu verbergen sucht. Aber, fragt sich Pelagia, kann, darf sie überhaupt einen anderen lieben, obwohl sie längst Mandras versprochen ist? Und dann noch einen Feind?

Das erotische Potential meiner Frau von David Foenkinos

Kurzbeschreibung
Hector hat keinen Erfolg. Er kämpft mit einem manischen Sammelzwang, er hat keine Freundin, und nicht mal sein Selbstmordversuch in der Pariser Metro gelingt. Dann aber trifft er Brigitte, und alles ändert sich. Um sich dem wunderbaren Anblick seiner Geliebten beim Fensterputzen so oft wie möglich hingeben zu können, stellt er eines Tages heimlich eine Kamera auf. Doch seine Lust vergeht jäh, als auf dem Video neben Brigitte ein anderer Mann auftaucht. Hector ist außer sich vor Eifersucht. Doch wie kann er den Betrug zur Sprache bringen, ohne seine eigene Erotomanie zuzugeben?

Salz und sein Preis von Patricia Highsmith

Kurzbeschreibung
New York, 1948. Therese, 19 Jahre alt, schmal und schüchtern, verlobt mit dem sehr bemühten, aber auch langweiligen Richard, hofft auf eine Chance als Bühnenbildnerin. Carol, groß und üppig blond, hat einen reichen Mann, eine kleine Tochter und hin und wieder Affären. Die Liebe trifft die Heldinnen mit aller Macht. Und ist zugleich umso größeren Gefahren ausgesetzt. Als die beiden Frauen beschließen, gemeinsam zu verreisen, folgt ihnen ein Detektiv, der Beweise ihrer verbotenen Liaison sammeln soll. Mit ihrem 1952 unter Pseudonym veröffentlichten Roman rührte Patricia Highsmith an eines der größten gesellschaftlichen Tabuthemen ihrer Zeit, die lesbische Liebe.

Alberta empfängt einen Liebhaber von Birgit Vanderbeke

Kurzbeschreibung
Alberta liebt Nadan. Nadan liebt Alberta. Seit sie als Jugendliche im Ferienlager schüchtern und kusslos die Nacht auf einer umgestürzten Fichte verbrachten, ist diese Liebe da. Doch es kommt immer etwas dazwischen, so dass aus Nadan und Alberta nie ein Paar wird. Mal ist es eine Bettina, mal ein Asthmaanfall, mal ein gewaltiger Stau, der bei Darmstadt schon verhindert, dass die beiden nach Paris durchbrennen können. Doch wer weiß, vielleicht wäre ihnen danach Nadans gebügelter Pyjama endgültig zum Verhängnis geworden oder Albertas flatterhaftes Desinteresse für geordnete Verhältnisse. Und so muss erst ein halbes Leben vergehen, bis die beiden sich unter anderen Vorzeichen wieder begegnen können.

Betty Blue – 37,2° am Morgen von Philippe Djian

Kurzbeschreibung
Zorg und Betty lernen sich am Meer kennen. Die Gefühle überrollen sie wie eine gewaltige Brandung. Kurz entschlossen zieht Betty bei Zorg ein. Und macht sich voller Schwung daran, sein Leben umzukrempeln und einen Verleger für seinen Roman zu finnden. Zorg ist hingerissen. Doch als Betty schwanger wird und ihr Kind verliert, richtet sie ihre Wut gegen sich selbst. Nach dem Versuch, sich zu verstümmeln, fällt sie ins Koma. Und Zorg muss etwas tun, zu dem er niemals glaubte, fähig zu sein.

Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger

Kurzbeschreibung
Im Herbst 1991 treffen sich Henry und Clare in der Chicagoer Newberry Library. Sie ist 20, er 28. Clare studiert Kunstgeschichte und sitzt an ihrer Diplomarbeit. Henry ist Bibliothekar, den Frauen und mehreren Drinks nicht abgeneigt. Weshalb er zunächst an eine alkoholbedingte Gedächtnislücke denkt, als plötzlich diese wildfremde Botticelli-Schönheit auf ihn zustürmt und auf ihn einredet. Doch die Wahrheit ist ganz anders. Henry ist Clare schon früher begegnet, zum ersten Mal, als sie sechs Jahre alt war – und dann immer wieder. Doch er kann sich nicht erinnern, weil er unter einem seltenen Syndrom leidet, das ihn zuweilen aus der Zeit fallen lässt. Ohne Vorwarnung taucht er zu den verschiedensten Momenten ihres Lebens auf, nur seine Liebe zu Clare verläuft wie ein roter Faden durch dieses Labyrinth. Über 80 Jahre spannt sich die Handlung dieser modernen Odyssee, deren größte Ungeheuer Warten und Sehnsucht heißen.

Tante Julia und der Kunstschreiber von Mario Vargas

Kurzbeschreibung
Die feine Gesellschaft Limas, Mitte der 1950er Jahre: Julia, 32 Jahre, hübsch, quirlig und frisch geschieden, ist zu ihrer Schwester in die Hauptstadt gereist, um sich nach einem neuen Ehemann umzusehen. Bis die passende Partie gefunden ist, vertreibt sie sich die Zeit mit ihrem Neffen Mario. Auf dem 18-jährigen Jurastudenten ruhen alle Hoffnungen der Familie. Aber Mario möchte Schriftsteller werden. Er träumt von Paris – und neuerdings auch von Tante Julia. Ehe sich die beiden versehen, wird aus dem kleinen Flirt eine ernsthafte Liebe. Als die Familie davon Wind bekommt, will sie einen Skandal vermeiden – und die beiden um jeden Preis wieder auseinanderbringen.

Mann und Frau von Zeruya Shalev

Kurzbeschreibung
Die Ehe von Udi und Na’ama gleicht einer psychologischen Vorhölle. Von ihrer Grundschulliebe ist wenig geblieben. Jeder Streit endet mit einer neurotischen Erkrankung Udis, mal ist er plötzlich gelähmt, mal psychosomatisch erblindet. Die Ärzte sind ratlos. Erst eine in Tibet ausgebildete Heilerin erkennt als tiefere Ursache einen Jahre zurückliegenden Unfall. Einen Unfall, den Udi verursacht hat, nachdem er erfuhr, dass seine Frau ihn bei nahe mit einem Maler betrogen hätte. Die junge Medizinfrau verordnet einen umfassenden Heilungsprozess. Mit der Folge, dass Udi kurz darauf seine Familie verlässt, um zu ihr zu ziehen. Na’ama ist geschockt, beginnt aber bald darauf eine Affäre mit einem Architekten. Bis zur letzten Seite bleiben wir im Ungewissen, ob und wie das Paar wieder zusammen findet.

Zusammen ist man weniger allein von Anna Gavalda

Kurzbeschreibung
Es ist eine ziemlich gebeutelte WG, die sich in der riesigen Pariser -mengefunden hat: Philibert, dessen Familie das 300-Quadratmeter-Apartment gehört, weiß alles über die Geschichte Frankreichs, gerät aber ins Stottern, sobald ihn jemand anspricht. Franck ist Koch in einem Sternerestaurant, ansonsten aber ein ungehobelter Klotz mit verletzter Seele. Die dünne Camille jobbt in einer Putzkolonne, weil sie für die Malerei keine Kraft mehr hat. Was den dreien fehlt, ist das, wogegen sie sich am meisten wehren: Liebe. Denn von Gefühlen will keiner mehr etwas wissen. Bis Paulette einzieht, Francks 83-jährige Großmutter, die noch mehr vom Leben will als einen Platz im Altersheim. Zusammen beginnen sie einen vorsichtigen Neuanfang. Anna Gavalda wagt in diesem Roman die Vision einer vorbehaltlosen Zuneigung: vier Menschen, die beschließen, füreinander da zu sein, aller Schwächen und Unterschiede zum Trotz.

Ali und Nino von Kurban Said

Kurzbeschreibung
Ali ist Ninos Held. Immer schon gewesen. Denn während einer Mathematikarbeit hat sich der ältere Junge unter dem Pult des zwölfjährigen Mädchens versteckt und ihr die Lösungen zugeflüstert. Fünf Jahre später haben sich Nino und Ali heftig ineinander verliebt. Doch sie ist Christin; er stammt aus muslimischem Adel. Ihre Liebe widerspricht den religiösen Gesetzen und gesellschaftlichen Konventionen, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Leben in Aserbaidschan bestimmen. Als es den Liebenden dennoch gelingt, ihre Familien umzustimmen, können sie ihr Glück kaum fassen. Aber dann brechen die russische Revolution und die Rote Armee über das Land herein. Und Ali muss die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen: Liebe oder Ehre? Familie oder Kampf?

Der Schaum der Tage von Boris Vian

Kurzbeschreibung
Colin genießt das exzentrische Leben, die Partys, die Mädchen. Nichts geht ihm über die Liebe und die Musik von Duke Ellington. Auf einer Feier, die eine Freundin zum Geburtstag ihres Pudels gibt, lernt er Chloé kennen. Sie verlieben sich Hals über Kopf und heiraten mit einem rauschenden Fest. Doch auf der Hochzeitsreise verspürt Chloé plötzlich einen Druck in der Brust. Wie sich heraus stellt, wächst ihr eine Seerose in der Lunge, und kein Arzt scheint diese rätselhafte Krankheit heilen zu können. Boris Vians Roman aus dem Jahr 1947 steckt voller Wortspiele und fantastischer Ideen. Es gibt nachwachsende Schuhsohlen und Aale, die gern Ananaszahnpasta naschen. Doch darf man sich von dieser skurrilen Hülle nicht täuschen lassen: Sie birgt tiefe Fragen nach dem Sinn unseres Daseins und der Liebe.

Rebecca von Daphne DuMaurier

Kurzbeschreibung
In Monte Carlo lernt eine junge, schüchterne Frau den kultivierten und älteren Witwer Maxim de Winter kennen. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und schiebt seine Anfälle von Schwermut auf den Tod seiner Frau Rebecca, die bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist. Als er ihr binnen einer Woche einen Heiratsantrag macht, ist sie überrascht – aber überglücklich. Nach rauschenden Flitterwochen kehrt das Paar auf de Winters Herrensitz Manderley in Cornwall zurück. Während er sich wieder um die Verwaltung des Anwesens kümmert, scheint seine Liebe nachzulassen. Und die neue Mrs. de Winter muss feststellen, dass ihre Vorgängerin noch im ganzen Haus auf unheimliche Weise gegenwärtig ist. Der Verzweiflung nahe, kommt sie hinter das dunkle Geheimnis von Manderley – und das ihres Mannes. Daphne du Mauriers atmosphärisch dichter Roman ist ein Klassiker: Psychologisch gekonnt erzählt sie die Geschichte einer großen, zerstörerischen Liebe.

Jules und Jim von Henri-Pierre Roché

Kurzbeschreibung
Jules und Jim sind dickste Freunde. 1907 haben sie sich in Paris kennen gelernt, Jules ist Deutscher, Jim Franzose. Sie teilen ihre Liebe zur Kunst, zur Boheme und zu den Frauen, von denen viele durch ihr Leben gehen. Mal ist es eine Magda, mal eine Lucie, Odile, Annie, Gilberte … Bis Kathe erscheint. Sie hat das Lächeln einer griechischen Göttin und offenbar auch deren Zauberkräfte. Jules verfällt ihr, Jim schließlich auch, und es beginnt eine Amour fou zu dritt. So könnte es weitergehen. Doch dann tauchen weitere Verehrer auf, die Kathes Gefallen finden. Das Schicksal nimmt seinen Lauf – und reißt zwei der drei Freunde in den Tod. Rochés Roman, durch die Verfilmung François Truffauts berühmt geworden, ist ein tragikomisches Manifest der freien Liebe mit einer der wenigen wirklich modernen Frauenfiguren in der Literatur.

Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli von Andrew Sean Greer

Kurzbeschreibung
Ende des 19. Jahrhunderts wird in San Francisco ein Junge mit einer rätselhaften Krankheit geboren. Max‘ Züge gleichen denen eines 70-Jährigen. Seine Entwicklung verläuft rückwärts. Das Drama seiner Existenz wird für ihn aber erst deutlich, als er sich mit 17 in die 14 Jahre alte Nachbarstochter Alice verliebt. Denn er ist äußerlich ein alter Mann. Alice hingegen fühlt sich zu Max‘ bestem Freund Hughie hingezogen, dem Einzigen, der das Geheimnis kennt. Hughie aber liebt Max. Eine Dreiecksgeschichte, so seltsam wie das Rätsel um Max‘ Geburt, nimmt ihren Lauf. Erst in der Mitte ihres Lebens, als sie sich äußerlich gleich sind, bekommen Max und Alice eine zweite Chance.

Balzac und die kleine chinesische Schneiderin von Dai Sijie

Kurzbeschreibung
China, 1971: Die Kulturrevolution ist in vollem Gang. Der 17-jährige Erzähler und sein Freund Luo werden zur »Umerziehung« in ein abgelegenes Bergdorf verbannt. Die beiden gelten als Intellektuelle und Volksfeinde. Doch sie sind pfiffig, und es gelingt ihnen immer wieder, sich der schweren körperlichen Arbeit zu entziehen: Der Erzähler verzaubert die Dorfbewohner mit seiner Geige. Und Luo kann meisterhaft Geschichten vortragen. Deshalb schickt sie der Ortsvorsteher einmal im Monat in die Kreisstadt ins Kino – damit sie bei ihrer Rückkehr die neuen Filme nacherzählen können. Was die beiden Jungen aber schließlich rettet, ist ihre Liebe zu einer kleinen Schneiderin – und eine Kiste mit verbotenen Büchern von Balzac, Dumas, Flaubert, Dickens und Dostojewski.

Alle 20 Romane sind im März 2010 im Aufbau Verlag erschienen und für jeweils 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich. Wer die gesamte Edition kaufen möchte, kann sie momentan zu einem Vorteilspreis von insgesamt 159 Euro erwerben.

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charmant, chaotisch, berührend! Der Tag vor einem Jahr von Ciara Geraghty

charmant, chaotisch, berührend! Der Tag vor einem Jahr von Ciara Geraghty

Die 29-jährige Grace O´Brian lebt in Dublin und arbeitet in einer Versicherungsagentur. Eines Morgens wacht sie völlig verkatert und nackt neben Bernard auf, dem neuen aus der IT-Abteilung, der eigentlich überhaupt nicht ihr Typ ist. Hinzu kommt, dass Grace schon mit Shane zusammen ist. Shane ist aus beruflichen Gründen für ein halben Jahr in London, und eigentlich liebt Grace ihren Freund, der nicht nur umwerfend gut aussieht, sondern auch sonst alle Attribute erfüllt, die „frau†œ sich in einer Beziehung wünscht.

Doch irgendetwas hat die Nacht mit Bernard in ihr verändert. Als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, jährt sich auch bald der Todestag ihres geliebten Bruders Patrick. Patrick ertrank auf einer Urlaubsreise als er Grace aus den Fluten rettete. Dieser Vorfall lastet schwer auf ihr. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter hat dadurch Schaden genommen.

Dennoch führt sie ein turbulentes Leben und lässt sich nicht unterkriegen. Sie wohnt mit ihrer Freundin Caroline zusammen, hat eine Vorliebe für Junkfood und balanciert, trotz ihrer enormen Größe, auf halsbrecherischen Higheels durch Dublin. Desöfteren zieht sie abends mit einigen schrillen Arbeitskollegen durch die Dubliner Pubs. Auf der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester überschlagen sich die Ereignisse und finden einen wunderbaren Abschluss in einem Happy-End.

Der Roman beginnt mit einem kurzen Rückblick auf den Tag, an dem sich der tragische Unfall ereignete. Dann folgt ein rasanter Einstieg in die Geschichte. Man landet mit Grace, der Erzählerin, mitten im Geschehen, genauer gesagt, in Bernards Bett – und sortiert mit ihr zusammen die Erinnerungsfragmente der vergangenen Nacht. Man muss Grace einfach lieben. Ihre Schwächen wie ihre leicht schusselige Art, den Hang zur Zigarette, die Unordnung unter ihrem Bett, sind allzu menschlich.

Die Autorin hat es geschafft, dass man augenblicklich eine Beziehung zu Grace aufbaut und sich in sie hineinversetzen kann. Ebenso realistisch wirken ihre Arbeitskollegen, die allesamt etwas aus der Art schlagen und dennoch auf besondere Weise liebenswert gezeichnet sind. In dem Roman tauchen so viele Facetten des Lebens auf, dass sich jeder darin wiederfinden kann. Graces Schilderungen sind nie langweilig oder unglaubwürdig. Man ist sofort in dieser Welt gefangen und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und humorvoll. Die Emotionen kommen sehr gut rüber, nicht zuletzt durch die eingeschobenen Briefe von Patrick, die er auf seiner Weltreise an Grace geschrieben hat. Man hat dadurch das Gefühl, ihn ebenfalls gekannt zu haben, und man trauert ebenso wie die Protagonistin um ihn.

„Der Tag vor einem Jahr“ (orig. Titel Saving Grace)  ist eine Mischung aus einer modernen Version von Stolz und Vorurteil und einer irischen Bridget Jones – gewürzt mit einer Prise Nicholas Sparks. Der Roman beschert ein rundum gelungenes Lesevergnügen und sollte als Strandlektüre mit in den nächsten Urlaub genommen werden und ist auch für Fans von Marian Keyes oder Sophie Kinsella eine absolute Empfehlung.

Kurzbeschreibung
Manchmal verändert ein Tag dein Leben
Für Grace liegt dieser Tag ein Jahr zurück. Es war im Urlaub in Spanien, und sie kann sich bis heute nicht verzeihen, was damals mit ihrem geliebten Bruder Patrick geschah. Aber Grace hat †“ neben ihrer Vorliebe für Junkfood und gefährlich hohe Schuhe †“ auch noch ganz andere Sorgen: Nach einem ausgearteten Feierabendbier wacht sie morgens nackt neben Bernard, dem Computernerd, auf. Dabei liebt sie doch Shane †“ ihren umwerfenden Freund! Wieso fühlt sich die letzte Nacht dann nach mehr an als nur einem One-Night-Stand?

Eine Heldin zum Verlieben: charmant, chaotisch, berührend!

Über die Autorin
Ciara Geraghty lebt im nördlichen County Dublin mit ihrem Ehemann und drei Kindern. „Der Tag vor einem Jahr“ ist ihr Debütroman, der sofort auf die irischen Bestsellerlisten stürmte.

„Der Tag vor einem Jahr“ umfasst 560 Seiten und ist am 08.06.2010 im Heyne Verlag (hinter dem Link findet sich eine Leseprobe) erschienen. Die Taschenbuchausgabe ist für 8,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc Jane für die ausführliche Rezension und beim Heyne Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplares.

Strandlektüre: Bittersüße Schokolade von Laura Esquivel

Strandlektüre: Bittersüße Schokolade von Laura Esquivel

Es gibt Bücher, die alle Sinne ansprechen, deren Geschichten man nicht nur liest, sondern auch hört, riecht und schmeckt. So ein Buch ist „Bittersüße Schokolade“ von der mexikanischen Autorin Laura Esquivel. „Como agua para chocolate“ erschien 1989 und machte Laura Esquivel berühmt. Der Roman wurde in 33 Sprachen übersetzt und auch verfilmt. Der Film wurde 1992 von ihrem Ehemann Alfonso Arau in Mexiko gedreht.

Als „BRIGITTE Liebesroman“ erschien „Bittere Schokolade“ am 01. März neu im Aufbau Verlag und für .

Kurzbeschreibung
Mexiko, irgendwann im vorigen Jahrhundert. Pedro liebt Tita. Doch als jüngste Tochter soll die 16-Jährige unverheiratet bleiben, um später ihre Mutter zu versorgen. So wollen es die Konvention und die Mutter selbst. Um dennoch in Titas Nähe bleiben zu können, entschließt sich Pedro, ihre ältere Schwester Rosaura zu heiraten. Die Familie könnte zufrieden sein. Doch sie hat nicht mit Titas Dickschädel gerechnet – und ihren magischen Kochkünsten. Fortan legt die schöne Köchin all ihre Liebe in die Zubereitung traditioneller Gerichte. Und nicht nur Pedro ist weiterhin betört. Der ganze Hof erliegt nach und nach Titas zauberischen Kuchen und Eintöpfen. So führt ihr Weg in die Emanzipation ausgerechnet über den Ort, an den ihre Mutter sie hatte verbannen wollen: die Küche. In leichtem Ton variiert Laura Esquivel die alte Weisheit, dass Liebe nun einmal durch den Magen geht.

Über die Autorin

Laura Esquivel wurde 1950 in Mexiko-Stadt geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften und schrieb später Drehbücher und Gedichte für Kinder. Laura Esquivel war ursprünglich Lehrerin, ist Gründerin eines Workshops für Kindertheater und -literatur und eines „Centro de Invención Permanente†œ („Zentrum Andauernder Erfindung†œ) für Kinder. Sie arbeitete fürs Fernsehen und fürs Kino, bevor sie sich der Literatur widmete. Ihr erster Roman „Bittersüße Schokolade“ erschien 1989 und wurde ein Welterfolg.

Ihr neuster Roman Malinche beschreibt das Leben einer der schillernsten Frauen der mexikanischen Geschichte. Malinche war die Dolmetscherin des spanischen Konquistadors Hernán Cortés. Mit ihrer Hilfe gelang Cortés die Verständigung mit seinen Feinden, den Azteken, sowie mit seinen Freunden in Mesoamerika.

Laura Esquivel lebt in Mexiko.

Literatur + Venedig: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz

Die Handlungen viele Bücher spielen in der Lagunenstadt Venedig – so auch „L’amante senza fissa dimora“, das 1988 unter dem Titel „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ im Piper Verlag erschienen ist und auch heute noch Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau verspricht.

„Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ wurde von dem Autorenduo Fruttero & Lucentini geschrieben. Das Autorenduo, auch bekannt als „Die Firma“, hatte sich Anfang der 50er Jahre in Paris kennengelernt, wohin Lucentini nach dem Ende seiner Haft als Gegner des italienischen Faschismus übersiedelt war. Er arbeitete dort als Übersetzer, Fruttero als Lektor. 1972 erschien ihr erster gemeinsam verfasster Roman „Die Sonntagsfrau“ (Originaltitel La donna della domenica), dem zahlreiche weitere Kriminal- und Gesellschaftsromane folgten, die in viele Sprachen übersetzt worden sind.

Kurzbeschreibung
Eine stürmische Romanze bahnt sich an zwischen Mr. Silvera, dem geheimnisvollen, polyglotten Reiseleiter mit verblüffend profunder Kenntnis von Venedigs Historie und Kunst, und der römischen Principessa, die im Auftrag eines Auktionshauses eine venezianische Gemäldesammlung begutachtet. Doch was weiß der ‚Mystery Man‘ über den raffinierten Kunstschmuggel, dem die Aristokratin mit seiner Hilfe auf die Spur zu kommen versucht? Dieser Roman ist eine bittersüße Liebesgeschichte, eine faszinierende Hommage an Venedig und zugleich ein aufregender Krimi.

Klappentext
Eine venezianische Liebesgeschichte, in der die Autoren natürlich nicht auf ihr herzhaftes „Liebesgewürz“, die Droge kriminalistischen Rätselratens verzichten. Ein federleichter, vergnüglicher und zugleich tiefsinniger Roman um Vergänglichkeit, Liebe und Tod.

Aus der Amazon.de-Redaktion
Wenn man zu den Glücklichen gehört, die ihren Urlaub noch vor sich haben, so sollte man ein Buch nicht vergessen: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz, verfasst vom Autorenteam Fruttero/Lucentini. Wenn man dann auch noch in das winterliche Venedig fährt, kann nichts mehr schiefgehen.

Die Hauptfigur des Buches, Mr. Silvera, ist ein „Mann um die 40, groß und mager, mit einem scharf geschnittenen Medaillenkopf und leicht gekrümmten Schultern“. Bezeichnend für ihn ist sein grashalmdünnes, nur sehr schwer deutbares Lächeln und seine viel sagende Antwort auf schwierige Fragen — „ah“. Man könnte sich für ihn alle möglichen Berufe vorstellen, aber er passt nur sehr schwer in das Bild eines Reisebegleiters. Mit unendlicher Geduld lässt er die immer wiederkehrenden Begeisterungsausbrüche der Touristen, die er durch Venedig führt, über sich ergehen: „Look, look, Mr. Silvera!“

Er kennt sein Venedig, doch er trennt ganz entschieden das Venedig der Touristen und die ihm bekannte Stadt. Es ist etwas Geheimnisvolles um diesen Mr. Silvera, der fließend suaheli und chinesisch spricht, sich an Fresken erinnert, die es an dieser Stelle seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gibt und auf einem Gemälde einen Angehörigen der Familie Fugger identifiziert, als ob er ihn selbst gekannt hätte. Ein wirklich faszinierender Mann, doch es ist nicht einfach, sich gerade in ihn bis über beide Ohren zu verlieben. Das führt unweigerlich zu Schwierigkeiten. Man hätte den beiden ihr Glück gegönnt — welche Stadt würde sich besser dafür eignen als Venedig — doch das Leben von Mr. Silvera lässt das leider nicht zu.

Fruttero und Lucentini spielen die verschiedenen Möglichkeiten der Figur des Mr. Silvera bravourös durch, selbst der CIA und der KGB werden nicht ausgelassen, doch diese Lösung ist für die beiden Autoren natürlich zu primitiv. Sagen sie doch von sich, dass sie genau die Bücher schreiben, die sie selbst gerne lesen würden. In einem Interview führen sie aus, dass sie bei diesem Projekt zum Ziel hatten, das alte Venedig sichtbar zu machen und so zu erhalten, bevor es in einem Abfallhaufen versinkt. Und dieses Ziel haben sie zweifelsohne erreicht.

Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz gehört zu jenen Büchern, von denen man sich während der Lektüre wünscht, sie mögen nicht aufhören. Man könnte noch stundenlang mit Mr. Silvera und seiner Prinzessin durch die verschlungenen Gässchen des kalten Venedigs streifen. Am Ende ist gar nicht so genau zu sagen, ob das nun ein Krimi war — es kommt weder eine Leiche, noch ein Kommissar vor — oder nur eine melancholisch angehauchte Liebesgeschichte. Derjenige aber, dem diese Zuordnung nicht so wichtig erscheint, der kommt bei der Gedankenspielerei um das Phänomen der Zeit voll auf seine Kosten. –Manuela Haselberger

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