Süddeutsche Zeitung: Einigung im Tarifstreik

Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, ist die außerordentlich harte Tarifauseinandersetzung beigelegt. Seit Herbst 2010 hatten die Tarifparteien um neue Konditionen für die Redakteure gestritten. Nach zehn Verhandlungsrunden haben sich am 17.08.2011 der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sowie die Gewerkschaften Deutscher Journalistenverband (DJV) und Verdi geeinigt.

Die Ergebnisse im Überblick:

Die Gehälter der 14.000 Tageszeitungsredakteure steigen zum 01.05.2012 um 1,5 Prozent.
Im Oktober 2011 und Februar 2012 werden jeweils Einmalzahlungen in Höhe von 200 Euro geleistet.
Der neue Tarifvertrag gilt bis Ende Juli 2013.
Ein gefordertes spezielles Tarifwerk für Volontäre und Berufseinsteiger mit 15 Prozent weniger Gehalt wurde ausgeklammert.
In wirtschaftlichen Krisensituationen können in den Jahren 2012 und 2013 per Betriebsvereinbarung Urlaubs- und Jahresleistung um ein halbes Monatsgehalt gekürzt werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind dann ausgeschlossen.
Der Manteltarifvertrag gilt unverändert bis Ende 2013.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Amazon.de launcht Trade-In: gebrauchte Bücher gegen Gutscheine statt Bargeld

Seit dem 16.08.2011 stellt Amazon.de Kunden ein neues Geschäftsmodell zur Verfügung. „Trade-In“ heißt die neue Plattform, auf der gebrauchte Bücher verkauft werden können. Im Gegenzug erhalten Buchverkäufer statt Bargeld Amazon-Gutscheine, die nicht nur für neue Bücher, sondern für Produkte aus derzeit 25 Produktkategorien gültig sind. Die Handhabung ist denkbar einfach:

  • Kunden können sich unter www.amazon.de/trade-in über den Tauschwert des jeweiligen Buches informieren und anschließend ein vorfrankiertes Versandetikett ausdrucken, mit dem sie die Bücher kostenfrei einsenden können.
  • Nach Erhalt wird der Zustand der Bücher geprüft und dem Kunden anschließend der vereinbarte Wert gutgeschrieben.
  • Der Wert des Gutscheins wird automatisch auf das Gutscheinkonto des Kunden übertragen. Voraussetzung dafür ist, dass ein Buch die Qualitätskriterien erfüllt – beispielsweise unbeschädigt ist, nur wenige Gebrauchsspuren aufweist und keine persönlichen Anmerkungen enthält.
  • Wird ein Buch bei der Prüfung aufgrund seines Zustands nicht als „gut erhalten†œ eingestuft, können Kunden sich entscheiden, ob die Bücher an sie zurückgeschickt werden sollen oder ob Amazon die Bücher für den Kunden entsorgen soll.
  • Der Eintausch-Preis für ein gebrauchtes Buch orientiert sich am Neupreis eines Buches sowie an der aktuellen Kundennachfrage.

Aktuell führt Jussi Adler-Olsens Thriller „Schändung“ die Liste der „Trade-In Topseller“ an. Neu kostet das Taschenbuch 14,90 Euro. Verkäufer, die ihre gut erhaltene Ausgabe über „Trade-In“  anbieten, erhalten einen Gutschein in Höhe von 4,90 Euro.  Auf dem Amazon MarketPlace bieten derzeit 18 Kunden ihre Ausgaben gebraucht zum Verkauf.

Der preiswerteste Anbieter verlangt 10,50 Euro plus 3 Euro Versandkosten. Warum sollte dieser Anbieter nun seine Ausgabe statt für Bargeld für einen Gutschein hergeben, der zudem mehr als 5 Euro unter dem Preis liegt, den er auf dem MarketPlace erzielen kann? Die Vorteile beim Verkauf über „Trade-In“ liegen darin, dass der Verkäufer, vorausgesetzt das Buch wird von Amazon akzeptiert, relativ schnell über den angebotenen Betrag verfügen kann. Mit dem Ausdruck des Versandetiketts und dem Verschicken des Buches ist der Vorgang abgeschlossen.

Auf dem MarketPlace hat man wesentlich mehr Arbeit mit dem Verkauf gebrauchter Bücher und zahlt in der Regel 0,99 Euro Gebühren. Abgesehen davon weiß man nie genau, ob und wann das angebotene Buch gekauft wird. Dennoch erscheint es völlig unrentabel, einen Bestseller wie „Schändung“ über „Trade-In“ anzubieten und auf 50% des Gewinns zu verzichten.

Für wie viel Geld Amazon nun die zurückerworbenen, gebrauchten Bücher neu anbietet, ist nicht bekannt. Ebenfalls ist nicht erkennbar, wie Amazon sie wieder zum Verkauf anbietet. Weiterhin bleibt abzuwarten, ob Amazon den MarketPlace nicht vielleicht ganz abschafft und das Geschäft mit den gebrauchten Büchern alleine betreibt. Der Vorteil für Amazon liegt klar auf der Hand. Der Onlinehändler bindet die Verkäufer über „Trade-In“ und generiert über die Gutscheine auf jeden Fall neue Umsätze.

Welche Auswirkungen das auf den Buchmarkt hat, ist noch gar nicht abzusehen.

 

Redakteure der Süddeutschen Zeitung streiken… mal wieder!

Die Süddeutsche Zeitung wird wieder bestreikt. Ein Großteil der SZ-Redaktion legte die Arbeit nieder, heißt auf der Titelseite der heutigen, sehr dünnen Ausgabe. Landkreisausgaben erscheinen gar nicht, der München- und Bayern-Teil wurde reduziert. Der Streik soll voraussichtlich noch andauern.

Wer die SZ täglich kauft, kann an solchen Tagen darauf verzichten. Für Abonnenten ist das nur nervig, weil man 2 Euro für etwas bezahlt, was man so nicht bestellt hat. Wenn die Fluglotsen streiken wollen, erfährt man davon über die Zeitung. Wenn Redakteure der SZ streiken, erhält man keine Hintergrundinformationen, zumal die Süddeutsche seit 2008 keine eigene Pressestelle mehr hat.

Es ist anzunehmen, dass es mal wieder ums Geld geht. Bereits im Mai 2011 wurde die SZ von ungefähr 150 der 300 beschäftigten Journalisten bestreikt. Es ging um Tarifkürzungen. Das Urlaubsgeld sollte für alle gestrichen werden, die Gehälter für Neueinsteiger auf nur 35.000 Euro festgelegt werden. Im Mai trennten sich die Gewerkschaft Ver.di und der Arbeitgeber ohne Ergebnisse.

Wahrscheinlich geht es nun in eine neue Runde, aber Genaues weiß man eben nicht.

Verdammte Scheiße, schlaf ein von Adam Mansbach

Kurz nachdem meine vierjährige Tochter regelmäßig den Kindergarten besuchte, gehörten „sone Seiße“ oder auch „söne Seiße“ zu ihrem neuen Wortschatz. Da sie das Sch noch nicht sprechen konnte, sorgte sie durch mit Inbrunst verkündete Sätze wie „die Puppe is so seiß sön“ regelmäßig für viel Aufmerksamkeit und Gelächter. Das änderte sich schlagartig, als das Sch da war. Eine Vierjährige, die mit den Kraftausdrücken der Erwachsenen ihre Sätze ausschmückt, ist nicht niedlich. Dabei gehörte „Scheiße“ eindeutig noch zu den harmloseren Ausdrücken, mit denen sie sukzessive ihre Sätze erweiterte.

Go the Fuck to Sleep“ lautet der Titel eines mit 14 bezaubernd illustrierten Doppelseiten kleinen Büchleins, das gerade in den USA für Begeisterung sorgt, in 20 Sprachen übersetzt werden soll und dessen Filmrechte bereits verkauft sind.

Zunächst war „Go the Fuck to Sleep“ nur ein Witz auf Facebook, in dem Adam Mansbach sich als frustrierter Vater Luft machte. Er fand so viel Zustimmung, dass er sich zu dem Buch entschloss. Die gereimten Vierzeiler haben es in sich. Die Bilder vermitteln eine heile Welt, die Texte dazu die beißend ironische Forderung eines frustrierten Elternteils nach Ruhe.

Die Vögel des Himmels verstummen,
Die Nacht senkt sich über den Hain.
Du hast immer noch Durst? Hör auf mit dem Scheiß.
Leg dich hin, schlaf verdammt noch mal ein.

Verdammte Scheiße, schlaf ein“ lautet der Titel in der deutschsprachigen Übersetzung von Jo Lendle, der Ende Juni 2011 im DuMont Verlag erschienen ist und die Nation mal wieder spaltet.

Man sollte das Buch boykottieren!„, schreibt eine empörte Mutter auf Amazon. So ein Scheiß Blödsinn. Kinder ins Bett zu bringen, ist Schwerstarbeit. Das Büchlein enthält so viel Wahrheit, dass sich hierzulande kaum jemand traut, das laut auszusprechen. Selbstredend ist das Buch ab 18!

Mehr dazu findet sich hinter den folgenden Links:
Samuel L. Jackson reads †œGo the F*ck to Sleep†
Gute Nacht, verdammt!
Warum will jeder dieses Buch?
Einfach mal Scheiße brüllen: Adam Mansbach sagt, was Eltern wirklich denken.
Was hat uns bloß so ruiniert?
‚Go the F*ck to Sleep‘ Sparks Soul-Searching Among German Parents

edition fünf: Neues Leseglück zum Weitertragen – Verlagsvorschau 2011

Neues Leseglück zum Weitertragen“ verspricht die soeben veröffentlichte Verlagsvorschau der edition fünf. Auch die zweiten Fünf sind wunderbar bedacht erwählt. Sie kreisen um das Thema Wagnisse, um Lebens- und Liebesabenteuer, die vor allem eines zeigen:

Der Mut, sich in die Welt zu wagen, bedeutet immer auch den Mut, zu sich selbst zu finden. Jedes echte Wagnis geht von innen aus.

Drei Romane, einen Essayband und ein Erinnerungsbuch †“ aus den USA, Deutschland und Schweden †“ schicken die Verlegerin Silke Weniger und die Herausgeberinnen Karen Nölle und Christine Gräbe in den Bücherherbst 2011.

Mehr Informationen zu den Autorinnen und den Inhalten der „zweiten Fünf“ sowie zwei Leseproben finden sich hier.

Susanna Alakoski – Bessere Zeiten

Roman
Als Leena und ihre Familie eine neue Wohnung finden, scheint sich alles zum Guten zu fügen. Drei Zimmer mit Balkon, Parkett und Farbfernseher, ein Spielplatz direkt vor der Tür. Doch bei den Schweden heißt das neue Viertel für die finnischen Gastarbeiter abfällig „Schweinehäuser„. Die Eltern sind arm. Und sie trinken. Leena beginnt sich weit weg zu wünschen. Doch wo ist ihr Platz in dieser Welt? Einfühlsam beschreibt das Bestsellerdebüt Kinderarmut in der Wohlstandsgesellschaft, mitten im südschwedischen Ystad, wo sonst Kurt Wallander seine Fälle löst. Die Brisanz reicht weit über die 1960er und 1970er Jahre hinaus.

Über die Autorin
Susanna Alakoski, geboren 1962 in Vasa, Finnland, wuchs in Ystad auf, dem Schauplatz ihres ersten Romans. Heute lebt sie in Stockholm, schreibt für schwedische Zeitungen und ist frauenpolitisch aktiv. Für ihr Debüt „Bessere Zeiten“ erhielt sie 2006 den Augustpreis für den besten schwedischen Roman des Jahres.

Zora Neale Hurston – Vor ihren Augen sahen sie Gott

Roman
Florida 1928. In einer einzigen Nacht erzählt Janie ihrer besten Freundin Pheoby, wie sie aufbrach, ein anderes Leben zu führen, wie sie den viel jüngeren Tea Cake traf, endlich das Glück fand und was geschah, als der große Hurrikan kam … In Janies Geschichte geht es um nicht weniger als um das, was Menschen, ob Frau oder Mann, schwarz oder weiß, im Innersten ausmacht. Von ihrer Reise kehrt Janie als ein neuer Mensch zurück †“ und mit ihr alle, die ihre Geschichte hören. Zu Recht gilt der Roman als eine der schönsten, traurigsten und herzergreifendsten Liebesgeschichten, die je geschrieben wurden.

Über die Autorin
Zora Neale Hurston (1891 †“ 1960) wuchs in Eatonville, Florida, einer rein schwarzen Gemeinde, auf. Erst als Erwachsene wurde ihr die soziale Bedeutung ihrer Hautfarbe bewusst. Im New York der 1920er gehörte sie zur Harlem Renaissance und veröffentlichte erste Texte. Als Anthropologin reiste sie viel, so auch nach Haiti, wo sie in nur sieben Wochen „Vor ihren Augen sahen sie Gott“ schrieb. Sie starb von der Öffentlichkeit vergessen und in Armut. Heute wird sie in der englischsprachigen Welt gefeiert und verehrt. Hierzulande ist sie (noch) eine Entdeckung.

Eudora Welty – Vom Wagnis, die Welt in Worte zu fassen

Essays
Als Mädchen besucht sie Tag für Tag die Leihbücherei, wo sie nicht mehr als zwei Bücher täglich entleihen darf †“ viel zu wenig für ihren Lesehunger! Aber sie liest nicht nur wie besessen, sie ist auch eine aufmerksame Beobachterin, in der schon bald der Wunsch keimt, selbst Schriftstellerin zu werden. Wie sie zunächst das Hören und Sehen lernt, wie sie von Mississippi aus erste Schritte in die Welt wagt und ihr das ganze Leben zur Schule des Schreibens wird, bevor sie den Mut zur eigenen Stimme findet, davon erzählt Eudora Welty auf wunderbar lebendige Weise.

Über die Autorin
Eurora Welty (1909 †“ 2001, Jackson, Mississippi) gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Erzählerinnen der USA. Sie veröffentlichte zahlreiche Erzählbände und Romane und erhielt 1973 für den Roman „The Optimist†™s Daughter“ den Pulitzer-Preis. Auch als Fotografin erlangte sie Weltruhm. Höchste Zeit, anlässlich ihres 10. Todestages die Essays über ihre Anfänge als Schriftstellerin in neuer deutscher Übersetzung wieder zugänglich zu machen.

Ruth Liepmann – Vielleicht ist Glück nicht nur Zufall

Erinnerungen
Sie war Jüdin, Kommunistin und Widerstandskämpferin. Unerschrocken kämpfte sie für politisch Verfolgte, überstand zwei Weltkriege und gefährliche Jahre im Untergrund. Zudem liebte sie die Literatur: Nach Kriegsende setzte sie sich als literarische Agentin für ihre Autoren aus aller Welt ein. Erst mit 83 Jahren ließ sich die Grande Dame des Literaturbetriebs dazu bewegen, ihre Lebensgeschichte aufzuzeichnen.
Ihre Erinnerungen, ohne Eitelkeit und mit viel Aufrichtigkeit geschildert, umspannen fast ein ganzes Jahrhundert.

Über die Autorin
Ruth Liepmann (1909 †“ 2001) wuchs als Tochter einer jüdischen Arztfamilie in Hamburg auf und studierte Jura. Als Kommunistin erhielt sie 1933 Berufsverbot. 1934 wurde sie wegen Hochverrats angeklagt und flüchtete ins Exil nach Holland, wo sie politisch tätig war, bis sie 1943 in den Untergrund ging. Nach Kriegsende kehrte sie nach Hamburg zurück, heiratete und gründete mit ihrem Mann die erste Literaturagentur der Nachkriegszeit in Deutschland. 1961 zog das Ehepaar nach Zürich, wo die angesehene Agentur Liepman bis heute ihren Sitz hat.

Annette Kolb – Das Exemplar

Roman
Sommer 1909. Mariclée reist nach England, um einen Mann zu treffen. Als sie „das Exemplar“ um einen Tag verfehlt, beschließt sie zu warten und vertreibt sich die immer länger werdende Wartezeit auf einer bizarren Reise durch London, England und Irland. Aus Tagen werden Wochen und schließlich Monate. An Bord eines großen Passagierdampfers begegnet sie endlich nicht nur ihrem Angebeteten, sondern auch dessen Gattin und Schwiegermutter … Das spannende, scharfsinnige und hinreißend eigentümliche Porträt einer jungen Frau, die das Wagnis eingeht, einer sehr unkonventionellen Vorstellung von Liebe nachzujagen.

Über die Autorin
Annette Kolb (1870−1967), Tochter eines Münchner Gartenarchitekten und einer Pariser Pianistin, setzte sich zeitlebens für die deutsch-französische Verständigung ein. Die Pazifistin lebte viele Jahre im Exil, zuletzt in den USA. Sie kehrte immer
wieder nach Deutschland zurück. Mit „Das Exemplar“ gelang ihr 1913 der Durchbruch als Schriftstellerin. In den 1920ern spielte sie eine bedeutende Rolle im deutschen Literaturleben und wurde †“ in Deutschland und Frankreich †“ mit zahlreichen Preisen geehrt.
„Wie schön, wie vollkommen, wie meisterhaft der Schluss vom †ºExemplar†¹ ist. Wenn nicht diese infame Entfernung wäre, ich würde Ihnen alle Blumen ins Haus schicken, die ich zu sehen bekomme.“ Rainer Maria Rilke an Annette Kolb

Quelle: edition fünf