Der israelische Schriftsteller David Grossmann wird mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2008 für sein Werk „Die Kraft der Korrektur“ und für sein Gesamtwerk geehrt.
David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. Seine Bücher wurden weltweit übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er arbeitete mehrere Jahre als Redakteur beim Rundfunk, 1979 veröffentlichte er seine ersten Erzählungen.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Der Geschwister-Scholl-Preis 2008 wird dem israelischen Schriftsteller David Grossman verliehen. Er erhält den Preis für seinen Band Die Kraft zur Korrektur (2008) und ausdrücklich auch für sein Gesamtwerk, das in mehr als 30 Sprachen übersetzt ist. Grossmans Werk zeichnet sich durch eine erfindungsreiche und literarisch faszinierende Art aus, indem es von den menschlichen Leidenschaften, Traumata und Ängsten unserer Zeit erzählt.
Zudem hat Grossman wie kein anderer seiner Generation immer wieder neu über den Zusammenhang von Literatur und Politik nachgedacht. So plädiert er in Die Kraft zur Korrektur für eine Literatur, die auch unter den Bedingungen des Krieges ein Re-fugium der Freiheit bleiben muss, eine ideologiefreie Zone, in der (auch) die Koordinaten eines friedlichen Nebeneinander von Israelis und Palästinensern mit allen Konsequenzen gedacht und vermessen werden können.
Ausdrücklich verweist die Jury auf Grossmans zutiefst beeindruckendes erzählerisches Werk, seine nicht nachlassende Insistenz, den Dialog „im Katastrophengebiet“ nicht aufzugeben.
Dieses Werk bewahre die Fähigkeit zur „differenzierten, einfühlsamen Hinwendung zu dem einzelnen Menschen, der in dem Konflikt gefangen ist, gleichgültig ob auf unserer Seite oder der anderen“ (Grossman). Der Geschwister-Scholl-Preis ehrt somit einen Autor, der auch unter schwierigsten politischen und persönlichen Umständen den Mut zum unabhängigen Denken und zum „Einfühlen in den Anderen“ nie aufgegeben hat.“
Kurzbeschreibung
Dieser Band versammelt Grossmans wichtigste Stellungnahmen zur Politik und Literatur aus den letzten Jahren, mit denen er jedes Mal großes Aufsehen erregte. In einer Rede zum Todestag von Rabin appelliert er an den israelischen Ministerpräsidenten, trotz der extremistischen Hamas auf das palästinensische Volk zuzugehen und endlich Frieden zu schließen. Er wendet sich gegen die Erstarrung, fordert die Kraft zur Korrektur – nicht nur von den Politikern, sondern auch von den Schriftstellern. Denn die Literatur ist das Gegenmittel zur Verflachung der Sprache und der Gedanken. Welche Kraft und welche Chance in der Literatur liegen können, hat er zuletzt in seiner bewegenden Eröffnungsrede zum Berliner Literaturfestival 2007 dargelegt.
Gebundene Ausgabe: 152 Seiten, Verlag: Hanser Belletristik; Auflage: 1 (8. März 2008), 15,90 Euro
Quelle: Geschwister-Scholl-Preis Foto: Wikipedia