Der Anna Seghers-Preis ist ein internationaler Literaturpreis, mit dem Nachwuchsautoren gefördert werden sollen. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert, die zu gleichen Teilen jeweils an einen Autor aus dem deutschsprachigen sowie aus dem lateinamerikanischen Raum vergeben wird.
Die Schriftstellerin Anna Seghers verfügte in Ihrem Testament, dass die Tantiemen ihrer Werke zur Unterstützung junger Künstler aus der DDR und aus Entwicklungsländern dienen sollen. Von 1986 bis 1994 vergaben die Akademie der Künste der DDR, später die Kinder der Schriftstellerin (Pierre und Ruth Radvanyi) jährlich Stipendien an diese Künstler. 1995 wurde die Anna Seghers-Stiftung eingerichtet.
Um den Anna Seghers-Preis kann man sich nicht bewerben. Der Vorstand der Anna Seghers-Stiftung beruft alljährlich eine Persönlichkeit als Juror, die die beiden Preisträger vorschlägt.
Der Anna-Seghers-Preis 2009 geht an die Schriftstellerinnen Daniela Dröscher und Guadalupe Nettel. Dröscher lebt in Berlin und hat nach Prosa- und Theaterarbeiten mit „Die Lichter des George Psalmanazar“ gerade ihren ersten Roman veröffentlicht. Guadalupe Nettel kommt aus Mexiko-Stadt und schrieb Erzählungen sowie den Roman „El Hésped“ (Der Gast).
Der Preis wird den Autorinnen am 19. November in Mainz überreicht.
Kurzbeschreibung „Die Lichter des George Psalmanazar“ von Daniela Dröscher
Fischmann!, verspotten die Kinder den seltsamen Jungen, der im Jahr 1749 in einem schottischen Küstendorf erscheint. Mit bloßen Händen fängt er Doraden, und während er sie verkauft, singt er immer neue fremdländisch klingende Schicksalsweisen. Der alte Bischof von Innes wird Zeuge des Schauspiels. Er lockt den Jungen fort vom Meer und nimmt ihn mit sich. Die Folianten in der bischöflichen Bibliothek ziehen George magisch an. In einer Nacht blättert er in einem Buch über die Insel Formosa, die er am nächsten Tag als Ort seiner Herkunft besingt. Der geschäftstüchtige Innes gibt dem Jungen den Namen George Psalmanazar und bringt ihn in die Hauptstadt. In aller Öffentlichkeit erzählt er von Formosa, und er präsentiert das formosische Alphabet. Auch Mr Johnson, der Löwenmann, ist gekommen. Er kauft dem Bischof den wundersamen Jungen ab und nimmt ihn zu sich in die Fleet Street, wo er mit seiner üppigen Frau Elizabeth und Stieftochter Lucy lebt. George und Lucy sind klein, unschuldig, nicht von dieser Welt. Ihre Begegnung ist der Beginn einer zarten Liebesgeschichte im London des 18. Jahrhunderts. Unvereinbare Passionen gehen wie ein Riss durch die Figuren: Die Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Liebe zu den kleinen Dingen; Erfolg und Genügsamkeit. Der Versuch, das Kleine und das Große zusammenzuführen, scheitert. Am Ende bleibt nicht mehr als das Eingehen dahin, wo Paradoxien überleben können: ins Kunstwerk. Die Lichter des George Psalmanazar ist ein grandioses Erzähldebüt und eine Liebesgeschichte, die schöner, sonderbarer – und zeitloser nicht sein könnte.
Der Verlag über das Buch
Wer ist George Psalmanazar? Eine Fußnote brachte die junge Autorin Daniela Dröscher auf diese Frage: ein kleiner Moment, aus dem ein Debüt von beispielloser Sprachgewalt entstanden ist. Auf den Spuren des großen englischen Gelehrten Dr. Samuel Johnson betritt der Leser eine Welt, deren Farbenpracht und Klangkulisse ihn zutiefst berühren.
Die gebundene Ausgabe umfasst 362 Seiten und ist im August 2009 im Berlin Verlag erschienen. Die Lichter des George Psalmanazar ist für 19,90 Euro im Handel erhältlich.
„Der Gast“ von Guadalupe Nettel liegt in der deutschsprachigen Übersetzung noch nicht vor.