Reinhard Jirgl erhält Georg-Büchner-Preis 2010

Reinhard Jirgl erhält Georg-Büchner-Preis 2010

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat den 57-jährigen Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl mit dem Georg-Büchner-Preis 2010 ausgezeichnet.

Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit. Der mit 40.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.

Jirgl habe in einem Romanwerk „von epischer Fülle und sinnlicher Anschaulichkeit ein eindringliches, oft verstörend suggestives Panorama der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert entfaltet†œ, heißt es in der Begründung.

Dabei lasse er die historischen Umbrüche aus unterschiedlichsten Perspektiven alltäglichen Erlebens gegenwärtig werden und mache so zuletzt in den großen Romanen „Die Unvollendeten“ und „Die Stille“ die Stimmen der Vergessenen und Verschütteten wieder hörbar.

Kurzbeschreibung „Die Unvollendeten“
Eine sprachlich eindrucksvolle Familiensaga und ein literarisch dichter Roman über Heimat und Exil.
30 Minuten Zeit – mit höchstens 8 Kilo Gepäck pro Person – am Bahnhof sich einzufinden – diejenigen, die gegen diesen Befehl verstoßen, werden nach den Kriegsgesetzen bestraft. Sommerende 1945. Die tschechischen Behörden nehmen ihre Vertreibungen vor, und die deutsche Minderheit flieht aus dem Sudetenland. Vier Frauen – die einzigen Mitglieder einer großen Familie, die den Krieg überlebt haben – stehen im Mittelpunkt: Johanna, deren Töchter Hanna und Maria sowie die siebzehnjährige Enkelin Anna. Ihre Geschichte der Vertreibung, der Verlust der Heimat, die Entwurzelung und das neue Leben in der Fremde – in einem kleinen ostdeutschen Dorf Nahe der Zonengrenze – bis in die Gegenwart des Jahres 2002 in Berlin läßt Jirgl auch den Urenkel erzählen. Er trägt zusammen, was ihm Mutter, Großmutter, Großtante und Urgroß-mutter erzählt haben, um endlich auch sich selbst zu verstehen.

Kurzbeschreibung „Die Stille“
Einhundert Jahre aus der Geschichte zweier Familien und aus der Geschichte eines Landes: Reinhard Jirgls „Die Stille“ ist das monumentale Epos vom langen 20. Jahrhundert in Deutschland. Am Anfang steht ein Fotoalbum, die ältesten Bilder sind über achtzig Jahre alt: einhundert Fotografien zweier Familien, die eine aus Ostpreußen stammend, die andere aus der Niederlausitz. Zwei Weltkriege, Inflation, Flucht und Vertreibung haben diese beiden Familien über fünf politische Systeme hinweg, von der Kaiserzeit bis heute, überlebt. Den einhundert Fotografien folgend, erzählt Jirgl Geschichten von Verletzungen, Liebe und Verrat. „Die Stille“ bestätigt seinen außergewöhnlichen Rang.

Über den Autor
Reinhard Jirgl, geboren 1953 in Berlin, lebt dort als freier Schriftsteller. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Alfred-Döblin-Preis,den Marburger Literaturpreis, den Joseph-Breitbach-Preis und zuletzt den Stadtschreiber-Preis von Bergen. Bei Hanser erschienen zuletzt Abtrünnig (Roman aus der nervösen Zeit, 2006), Land und Beute (Aufsätze, 2008) und Die Stille (Roman, 2009).

Der Preis wird auf der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung am 23. Oktober in Darmstadt übergeben.

Quelle: Zeit Online

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