Der erste Satz:
Die Ewige Wiederkehr ist ein geheimnisvoller Gedanke, und Nietzsche hat damit manchen Philosophen in Schwierigkeiten gebracht: alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen!
Leseprobe
Der ungeschriebene Vertrag der erotischen Freundschaft beinhaltete, dass Tomas die Liebe aus seinem Leben ausschloss. In dem Moment, da er diese Bedingung missachtete, würden sich seine anderen Freundinnen als zweitrangig zurückgesetzt fühlen und sich auflehnen.
Er besorgte also für Teresa ein Zimmer in Untermiete, wo sie ihren schweren Koffer abstellen musste. Er wollte auf sie aufpassen, aber er verspürte nicht die geringste Lust, seine Lebensweise zu ändern. Niemand sollte wissen, dass Teresa bei ihm schlief. Der gemeinsame Schlaf ist das corpus delicti der Liebe.
Kurzbeschreibung
Sie kam ihm vor wie ein Kind, das jemand in ein pechbestrichenes Körbchen gelegt und auf dem Fluß ausgesetzt hatte, damit er es am Ufer seines Bettes barg. Der Prager Chirurg Tomas, der die Frauen begehrt und zugleich fürchtet, ein Erotomane, der seine Scheidung wie eine Hochzeit feierte und fortan der Liebe aus dem Weg ging, bricht für die Kellnerin Teresa mit einigen seiner Grundsätze. Seine erotischen Freundschaften, wie jene mit der Malerin Sabina, führt er aber weiter. Teresa verläßt ihn in Zürich, wo sich die beiden, inzwischen verheiratet, nach dem russischen Einmarsch in Prag, niedergelassen haben. Sie kehrt in ihr Heimatland zurück, er folgt ihr, verliert seine Stellung und arbeitet als Fensterputzer, später als Lastwagenfahrer in einem Dorf fern von Prag. Das Glück endet wiederum in der Katastrophe – Tomas und Teresa sterben bei einem Verkehrsunfall nach einem Tanzabend. Der Roman Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins verschaffte Milan Kundera den internationalen Durchbruch. Milan Kunderas Roman mutet wie ein kühnes intellektuelles Feuerwerk an, in welches sich immer wieder auch die Raketen des Sentiments und der Sinnlichkeit mischen.
Autorenporträt
Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
Kundera, Milan tschech.-frz. Schriftsteller *1.4.1929 Brünn Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, 1984 Milan Kundera ist im Westen der wichtigste Repräsentant der tschechischen Gegenwartsliteratur. Liebe und Politik bilden die zentralen Themen seines erzählerischen Werks. 1929 in Brünn geboren, schlug Kundera sich nach dem Krieg als Arbeiter und Jazzmusiker durch, bevor er sich der Literatur zuwandte. 1948 trat er in die Kommunistische Partei ein, wurde aber bereits zwei Jahre später wegen „individualistischer Neigungen“ ausgeschlossen. Er studierte in Prag Philosophie und Filmwissenschaft und lehrte anschließend an der Filmhochschule in Prag. Kundera debütierte 1953 mit dem Gedichtband Der Mensch, ein weiter Garten, er veröffentlichte in den 50er Jahren zudem Essays und Theaterstücke. Bekannt wurde er duch die Erzählungen Lächerliche Lieben, entstanden und veröffentlicht zwischen 1963 und 1968. Sein erster Roman Der Scherz (1967) war eine Abrechnung mit dem Stalinismus und ein geistiger Vorbote des Prager Frühlings, an dem Kundera als führendes Mitglied des Schriftstellerverbandes Anteil hatte. Nach dem gewaltsamen Ende des Prager Experiments erhielt Kundera in der CŠ SSR bis zur politischen Wende Berufs- und Publikationsverbot. 1975 erhielt Kundera einen Lehrauftrag der Universität Rennes und blieb in Frankreich. Vier Jahre später entzog ihm die tschechoslowakische Regierung als Reaktion auf Das Buch vom Lachen und Vergessen (1979), in dem er das Regime von Gustav Husák kritisierte, die Staatsbürgerschaft. Mit seinen Büchern, u.a. Das Buch der lächerlichen Liebe (1963-70) lehnt sich Kundera gegen einen orthodoxen Kommunismus auf und lässt einen Hang zum Philosophieren erkennen. Kundera lebt heute als französischer Staatsbürger in Paris. Er schreibt auf Tschechisch und Französisch. Biografie: K. Chvatik, Die Fallen der Welt. Der Romancier Milan Kundera, 1994