„Wenn ich gewusst hätte, dass das Saint-Exupéry war, hätte ich niemals geschossen, niemals“, zitierte die Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ aus einem Buch über Saint-Exupérys Verschwinden, das diese Woche in Frankreich erscheinen soll.
Der Bruder des verstorbenen Sängers Ivan Rebroff, Horst Rippert, hat als Pilot im Zweiten Weltkrieg höchstwahrscheinlich den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry abgeschossen.
„Es ist in der Nähe von Toulon passiert“, sagte der 88-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. „Er flog unter mir. Ich war über der See auf einem Aufklärungsflug.“ Er habe das französische Hoheitszeichen am Flugzeug gesehen, sei eine Kurve geflogen und habe sich hinter den französischen Flieger gesetzt, dann habe er ihn abgeschossen.
Der 1900 geborene Pilot und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry ist vor allem durch seinen Roman „Der kleine Prinz“ von 1943 berühmt geworden. Weltweit verkaufte sich das Buch mehr als 80 Millionen Mal. „Der kleine Prinz“ ist die Geschichte eines Piloten, der nach einer Bruchlandung einem vom Himmel gefallenen goldhaarigen kleinen Prinzen begegnet, der ihn zum Leben auf der Erde befragt. Obwohl der Autor die Erzählung für Kinder geschrieben hatte, wurde sie mit ihrer philosophischen Betrachtung der Welt auch bei Erwachsenen beliebt. Saint-Exupéry brach am 31. Juli 1944 zu dem Flug auf, von dem er nie zurückkehrte.
Seither gab es zahlreiche Spekulationen über die Umstände seines Verschwindens. Das am kommenden Donnerstag in Frankreich erscheinende Buch über die Recherchen von Luc Vanrell, einem französischen Taucher, und Lino von Gartzen, der einen Verein zur Suche vermisster Flugzeuge gründete, soll das Drama nun endgültig aufklären. Die beiden Autoren hatten bei ihren Untersuchungen Ivan Rebroffs Bruder ausfindig gemacht. Rippert soll zu von Gartzen gesagt haben: „Sie können aufhören zu suchen, ich habe Saint-Exupéry abgeschossen.“
Quelle: Spiegel
Immer wieder dasselbe : die Unterschichtenkultur rottet die Hochkultur aus….
Que savons-nous, sinon qu’il est des conditions inconnues qui nous fertilisent? Où loge la vérité de l’homme?
– Antoine de Saint-Exupéry, Terres des Hommes
@Tinius, das verstehe ich nicht.
@Christian : Das war ein böser Scherz, der sich darauf bezieht, daß der Bruder eines Schlagersängers einen wichtigen, niveauvollen Schriftsteller ins Jenseits befördert… (und Anspruchsvolles generell im Brei der Unterhaltungsindustrie – Bücher, TV, Musik – unterzugehen droht).
Auf dieser Seite gibt es einen tollen, reich bebilderten Bericht von Lena und Lino von Gartzen über die Vorgeschichte des Absturzes (Abschusses?), die Entdeckung des Wracks und die Tauchgänge.
Ob der Rippert glaubwürdig ist, kann man aber immer noch mit Fug und Recht bezweifeln, denn lt. Wikipedia fanden sich an dem Wrack weder Spuren eines Abschusses noch eines Luftkampfes:
„On April 7, 2004, investigators from the French Underwater Archaeological Department confirmed that the plane was, indeed, Saint Exupéry’s. The wreckage showed traces of neither shooting nor aerial combat.“
Vielleicht möchte sich ja nur ein kleiner Wicht wichtig machen, der so lange im Schatten seines prominenteren Bruders stand…
@Don: vielen Dank für deinen Kommentar!
Er wirft allerdings mehr Fragen als Antworten auf.
Ich verstehe z.B. nicht, wieso ein deutscher Flugzeugmotor bei den verteilten Flugzeugwrackteilen von Exupéry gefunden wurde? Konnte die Fortsetzung der Story nicht finden. Wenn er gerammt wurde und dabei ein deutsches Flugzeug mit abgestürzt ist, könnte das die Erklärung dafür sein, warum keine Spuren eines Abschusses gefunden wurden, oder? Auf der anderen Seite will mir aber überhaupt nicht einleuchten, warum dieser Horst Rippert mit 88 Jahren zugeben sollte, dass er Expuéry abgeschossen hat, wenn er nicht um seinen Seelenfrieden bangt. Denn anders kann ich mir nicht erklären, warum er sich in seinem hohen Alter derart unbeliebt machen sollte. Na ja, und so sehr stand er doch gar nicht im Schatten seines prominenten Bruders schließlich war er lange Jahre Sportreporter beim ZDF und das ist ja nun auch kein Allerweltsjob.
@tinius: das war wirklich sehr böse von dir, aber langsam gewöhne ich mich daran 😉
Meine Mutter hat Rebroff in der Rolle des Milchmanns Tevje im Musical Anatevka auf einer Tournee gesehen, frag mich nicht wann, aber ich war noch ziemlich jung, als sie „Wenn-ich-einmal-reisch-bin, dideldideldildum“ singend durchs Haus gestreift ist. Sie war völlig begeistert von dieser massigen Gestalt, damals zumindest 🙂
@Christian: ich habe ihn gleich verstanden 😉
@ Dolcevita:
Meinen Kommentar von 4:56 kannst du löschen, da sind nämlich ein paar Formatierungsfehler drin. Sag mir bitte hier Bescheid, wenn du ihn gelöscht hast, dann schicke ich ihn neu!
lg
Guten Morgen 🙂
Ich habe zwar keine Fehler gefunden, deinen Kommentar von 4.56 Uhr, (wann schläfst du eigentlich, Don?) aber wunschgemäß gelöscht.
Liebe Grüße und schönen Tag allerseits.
@ Dolcevita:
Die Fortsetzung der Gartzen-Story findest du hier (Teil 2) und hier (Teil 3). Die Dokumentation stammt allerdings aus dem Jahr 2006, noch bevor Lino von Gartzen im Rahmen seiner Recherchen über die damaligen deutschen Kampfpiloten auch mit Rippert Kontakt aufgenommen hat.
Rippert konnte nach eigenen Worten beim Abschuss nicht sehen, dass es „mein Freund“ (?) Exupéry war. Das habe er nach Kriegsende (!) erfahren, und „Ich dachte nur: traurig, traurig, traurig. Ich bedauere zutiefst, den von mir sehr verehrten Autor getötet zu haben.“ (Quelle).
Und dann hat der gute Mann über 60 Jahre mit dem Bewusstsein „traurig, traurig, traurig“ gelebt und hat erst im Juli 2006 gegenüber Gartzen und jetzt gegenüber dem ZDF und in Printmedien sein Gewissen erleichtert? Irgendwie kommt mir das seltsam vor; war er wirklich die ganze Zeit über so ein abgebrühter Hund? Möchte er jetzt nach dem Tode seines Bruders vorsichtshalber (und medienwirksam) seinen altersbedingten Frieden mit Gott machen? Fragen über Fragen…
Ich warte da mal die ZDF-Dokumentation und das Buch von Lino von Gartzen („Der Prinz, der Pilot und Saint-Exupéry“, erscheint im Herbst) ab, um mir ein konkreteres Bild zu machen. Nach diesem aktuellen Artikel von Lino von Gartzen in der FAZ (sehr lesenswert!) tendiere ich allerdings dazu, dass die Geschichte doch stimmt. Was bleibt, sind Ripperts widersprüchliche Aussagen über den Zeitpunkt seiner Erkenntnis, dass er es war, und die Frage nach den Motiven seines sehr späten Outings.
PS: Horst Rippert stand übrigens tatsächlich stets im Schatten seines „kleinen“ Bruders Hans-Rolf (der übrigens privat ein sehr sensibler und umgänglicher Typ war, mit dem ich 1996 nach seinem weihnachtlichen Auftritt in einer Kirche einen heftigen Zug durch die Gemeinde gemacht habe). Als Horst sich beim ZDF seine ersten nennenswerten Sporen als Sportmoderator verdiente, hat Hans-Rolf schon deutschlandweit Leute wie deine Mutter zum Dideldideldumsen gebracht…
Also war es der Motor eines Flugzeugs der Jagdgruppe Süd vom Typ Bf 109 F4, der da 60 Jahre zwischen den Flugzeugwrackteilen von Exupéry lag. Insofern ein Fahndungserfolg, als dass die Familie des verunglückten Piloten, der ja nur diesen einen Kampfeinsatz hatte, nun Gewissheit über seinen Verbleib hat.
Aus meiner Familie sind drei Personen im Krieg verschollen und auch wenn es mich nicht unmittelbar betrifft, weiß ich, wie schwer diese Ungewissheit für die Angehörigen ist. Das Schicksal von Expuéry scheint ja nun geklärt.
Ungeheuerlich ist allerdings die Aussage von Horst Rippert er habe seinen „Freund“ abgeschossen! Dass er sich überhaupt dazu bekannt hat, finde ich eher verständlich, denk mal an Günter Grass und sein Outing im letzten Jahr. Vermutlich gibt es in dieser Hinsicht noch sehr viele Geheimnisse, die in absehbarer Zeit gelüftet werden, oder auch nicht.
Bin auch gespannt auf die ZDF-Dokumentation und das Buch.
Vielen Dank, Don, für die ausführliche Recherche, das hat bestimmt viel Zeit gekostet.
Nur, was hat das mit Iwan Rebroff, seinem Kirchenauftritt und eurem heftigen Zug durch die Gemeinde auf sich? Fragen über Fragen 😉
Liebe Grüße
Einen Großteil der Recherche habe ich schon gemacht, nachdem ich zum ersten Mal was über Ripperts Äußerungen gelesen habe. Außerdem hat mich das Thema (ganz unabhängig von Rippert) schon seit Jahren interessiert, und die Gartzen-Doku hatte ich bereits vorher gelesen.
Ich wollte ursprünglich selbst einen Beitrag dazu schreiben, aber dann schlug die Fülle des Materials dermaßen über mir zusammen, dass ich es lieber gelassen habe, zumal immer wieder neue †“ teils widersprüchliche †“ Aspekte zu Ripperts Rolle und Äußerungen auf den Tisch kamen. Bevor ich mir also eine endgültige Meinung bilde, warte ich auch lieber noch ab, bis weitere Fakten publik werden.
Und den Gemeinde-Zug mit Iwan Rebroff habe ich deswegen erwähnt, weil dieser Riesenkerl tatsächlich eher ein „Softie“ war; er hätte eine solche heimliche Bürde wahrscheinlich nicht so lange mit sich rumschleppen können wie sein Bruder…
Dass dieser Riesenkerl tatsächlich eher ein †œSoftie† war, kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich habe ihn erst kürzlich in einem aufgezeichneten Interview gesehen, und da hat er viel weinen müssen.
Wann hast du denn zum ersten Mal von den Äußerungen Ripperts gehört, war das schon 2006, als der Artikel über die Bergung des Wracks erschien, bekannt oder im Gespräch?
Liebe Grüße
P.S.: warte sehnsüchtig auf das angekündigte Freestyle-Rätsel 😉
Ich habe zum ersten Mal Mitte 2007 was über Rippert gelesen, da wurde allerdings kein Name genannt, sondern es war – wenn ich mich recht erinnere – nur die Rede von einem jungen deutschen Kampfpiloten.
Und was das Freestyle-Rätsel betrifft: Da hast du natürlich Recht – erst drohe ich es vollmundig an, und dann komme ich nicht zu Potte… 😳
Aber um Ostern rum kannst du damit rechnen. Versprochen!
lg
Freue mich schon auf das Ostergeschenk von dir, Don, wird Zeit, dass wir hier mal wieder ein gutes Buch präsentieren!
Liebe Grüße
In der Süddeutschen gibt es auch einen http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/523/164062/ über ein Interview mit Gartzen. Erstaunlich, dass die Geschichte so lange geheim blieb und dann die Franzosen sie zuerst veröffentlicht haben…
aarrgghh, kann immer noch nicht richtig linken 😉
Der Gartzen tingelt jetzt aber auch überall rum… 😕
Dass es französische Medien waren, die das Thema zuerst aufgegriffen und ausgeschlachtet haben, wundert mich nicht: Schließlich war/ist Exupéry eine französische „Lichtgestalt“, das (deutsche) Jagdgeschwader 200 war in Südfrankreich stationiert, Luc Vanrell ist Franzose, die Tauchexpeditionen wurden von der französischen Regierung (Abt. für Unterwasserarchäologie) finanziert…
Irgendwie kommt mir das Ganze aber immer noch „spanisch“ vor: Gartzen und Rippert ergänzen sich prächtig in ihren Aussagen, ansonsten gibt es kaum Fakten und Belege. Also abwarten…
Das Buch zum Thema ist jetzt da (Der Prinz, der Pilot und Antoine de Saint-Exupéry – Das Rätsel um den letzten Flug). Die Dokumentation kommt am 30. November 2008 um 19.30 auf dem ZDF.