1966 verboten: Mephisto von Klaus Mann

Mephisto von Klaus Mann

Mephisto erschien 1936 im Amsterdamer Exilverlag Querido und wurde 1956 erstmals in Deutschland im Ostberliner Aufbau-Verlag verlegt. 1966 wurde seine Verbreitung in der BRD gerichtlich verboten, 1981 erschien trotz des Verbots eine Neuausgabe. Der Roman wurde zu einem Kultbuch: eine exemplarische Geschichte über Anpassung und Widerstand, Karrieredenken und künstlerische Moral.

Erzählt wird die Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen von 1926 an im Hamburger Künstlertheater bis zum Jahre 1936, als dieser es zum gefeierten Star des sogenannten Neuen Reiches gebracht hatte. Höfgen, der sich erst spät während der Zeit des Nationalsozialismus mit den Machthabern arrangierte und so zum Intendanten am Berliner Staatstheater ernannt wurde, flüchtete jedoch zunächst vor seinen zukünftigen Freunden nach Paris, da er Angst vor einer Verfolgung aufgrund seiner kultur-bolschewistischen Vergangenheit hatte. Ab diesem Zeitpunkt stellte Höfgen fest, dass er bereits einen Teil seiner „echten†œ Freunde wie seine Frau Barbara Bruckner und Frau von Herzfeld verloren hatte. Jedoch konnte er, zurück in Berlin, Lotte Lindenthal für sich gewinnen, die Frau des Fliegergenerals. Dieser hielt selbst große Stücke auf seinen Höfgen, seinen Spielball. Als leidenschaftlicher Schauspieler, dem die Rolle des Mephisto in Goethes Faust I wie auf den Leib geschnitten ist, erkannte der Opportunist Höfgen erst viel zu spät, dass er tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel – dem Mephistopheles – geschlossen hatte. Er war zu einem „Affen der Macht“ geworden, ein „Clown zur Zerstreuung der Mörder„. Er verlor die humanen Werte und teilte die Auffassungen des Regimes. Er ging sogar so weit, die Verhaftung seiner Geliebten anzustiften, der „Schwarzen Venus†œ, mit der er Sadomaso-Praktiken ausübte.

Klaus Mann bezog sich in seiner Darstellung auf den Schauspieler Gustaf Gründgens und dessen Karriere. Nach Gründgens Tod klagte sein Stiefsohn gegen die Publikation des Romans †“ und Mephisto wurde 1966 verboten. Der Persönlichkeitsschutz des verstorbenen Gründgens erschien den Richtern wichtiger als die Kunstfreiheit Manns. Erst 1981 durfte das Buch wieder erscheinen.

Klaus Mann wurde am 18. November 1906 als zweites Kind und ältester Sohn von Thomas Mann und seiner Ehefrau Katia in großbürgerlichen Verhältnissen in München geboren.
Die Beziehung zu seinem distanziert wirkenden Vater war stets ambivalent. Früh beklagte er in seinem Tagebuch „Z.†™s [Thomas Manns] völlige Kälte, mir gegenüber.“
Thomas Mann, der in der Familie „Zauberer†œ genannt wurde, formulierte jedoch kurz nach dem Tode von Klaus: „Wie viele Raschheiten und Leichtigkeiten seinem Werk abträglich sein mögen, ich glaube ernstlich, daß er zu den Begabtesten seiner Generation gehörte, vielleicht der Allerbegabteste war.“

Er begann seine literarische Laufbahn als „enfant terrible“ in der Zeit der Weimarer Republik, da er unter anderem Themen literarisch verarbeitete, die zur damaligen Zeit als Tabubruch galten. Als Gegner des Nationalsozialismus und Exilant wurde er 1943 US-amerikanischer Staatsbürger.
Am 21. Mai 1949 starb er nach einer Überdosis Schlaftabletten in Cannes. Tags zuvor hatte er noch Briefe an Hermann Kesten und an seine Mutter und Schwester geschrieben, in denen er von Schreibschwierigkeiten, Geldproblemen und deprimierendem Regenwetter berichtete
Die Neuentdeckung seines Werkes fand erst spät nach seinem Tod statt. Klaus Mann gilt heute als einer der wichtigsten Repräsentanten der deutschsprachigen Literatur und insbesondere der Exilliteratur nach 1933.

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