Literaturarchiv Marbach übernimmt NS-Bibliothek von Hans Grimm

Hans GrimmDas Deutsche Literaturarchiv Marbach hat die Bibliothek des Autors Hans Grimm übernommen, eine Sammlung vor allem nationalsozialistischer und deutschnationaler Literatur. Sie war nach dem Tod des Kulturhistorikers, der mit seinem Romans „Volk ohne Raum“ (1926) bekannt wurde und zu den NS-Vorzeigeschriftstellern zählte, zunächst in Familienbesitz geblieben und wurde dem Archiv nun zu Forschungszwecken als Stiftung übergeben.

Hans Grimm, geboren am 22. März 1875 in Wiesbaden, gestorben am 27. September 1959 in Lippoldsberg an der Weser, war ein deutscher Schriftsteller und Publizist.

Ab 1920 arbeitete Grimm an dem Roman Volk ohne Raum, der ihn bei seinem Erscheinen 1926 schlagartig prominent machen sollte. Darin propagiert er den Erwerb von Lebensraum als Lösungsstrategie für die wirtschaftlichen und politischen Probleme der deutschen Republik.

Der Roman entwickelt sich zu einem der meistverkauften Bücher der Weimarer Republik, sein Titel wird rasch zu einem geflügelten Wort. Der Slogan Volk ohne Raum bot sich als griffige Formel an, mit der alle sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Republik kausal auf einen vermeintlichen Raummangel zurückgeführt wurden. Grimms Roman und seine Rezeption wirkten als Resonanzverstärker einer Stimmung, die als „kollektive Klaustrophobie“ bezeichnet werden könnte, die wenig später von den Nationalsozialisten in ihren Vorstellungen vom „Lebensraum im Osten“ aufgegriffen wurde und schließlich im sog. Generalplan Ost umgesetzt wurde. Grimm gilt gar als ein Lieblingsautor Adolf Hitlers.

Hinzuzufügen ist jedoch, dass Grimm selbst nicht von Lebensraum im Osten träumte, sondern vielmehr vom klassischen Kolonialismus der Kaiserzeit („Der deutsche Mensch [braucht] Raum um sich und Sonne über sich“).

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia