Ab 10. Juli zeigt die Bayerische Staatsbibliothek in München in einer Ausstellung die Ottheinrich-Bibel †“ das älteste erhaltene illustrierte Neue Testament in deutscher Sprache.
Die Ottheinrich-Bibel ist eine der kostbarsten Bilderhandschriften der Welt. Die wohl um 1425/30 geschriebene und wahrscheinlich in Regensburg teilweise illuminierte Handschrift überliefert eine frühe deutsche Übersetzung des Neuen Testaments (sogenannte Augsburger Bibelhandschrift). 1530 bis 1532 ließ Ottheinrich (Pfalz) die vorgesehene Bildausstattung durch Matthias Gerung im Renaissance-Stil vollenden. Im Dreißigjährigen Krieg nach Gotha gelangt, wurde der riesige Band in den 1860er Jahren in acht Einzelbände zerlegt. Drei Bände (I, II und VII) erwarb 1950 die Bayerische Staatsbibliothek.
Die restlichen fünf Bände wurden im März 2006 vom Eigentümer, der Herzog-von-Sachsen-Coburg-&-Gotha’schen-Kunststiftung kurz vor der geplanten Eintragung in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes aus Deutschland nach Großbritannien gebracht und sollten am 4. Dezember 2007 bei Sotheby’s in London zur Versteigerung kommen. Kurz zuvor wurden sie vom Freistaat Bayern für die Bayerische Staatsbibliothek erworben.
Erster nachgewiesener Eigentümer war Ottheinrich, der im Dezember 1530 den ersten Vertrag mit Matthias Gerung schloss, um die Illumination des kostbaren Codex zu vollenden. Ottheinrich nahm den Band nach Heidelberg mit. Im November 1622 entführte Kurfürst Maximilian von Bayern die Bibel nach München. Bei der schwedischen Besetzung Münchens 1632 nahm König Gustav Adolf von Schweden mit anderen Handschriften das Stück an sich. Er übergab es später Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, von dem es an dessen Bruder Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha überging. Von etwa 1647 ab befand es sich in der Bibliothek von Schloss Friedenstein in Gotha. Fünf der acht Bänden gingen 1936 an das Kurpfälzische Museum in Heidelberg im Tausch gegen zwei Cranach-Gemälde (die seit 1945 verschollen sind). 2003 wurden diese Bände der Herzog-von-Sachsen-Coburg-&-Gotha’schen-Kunststiftung zurückgegeben. Mit anderen Kulturgütern brachten Familienangehörige des ehemals regierenden Hauses 1945 die in Gotha verbliebenen Teile der Bibel in ihren Besitz. Sie wurden 1950 an die Bayerische Staatsbibliothek verkauft, für die 2007 dann auch die anderen Teile erworben werden konnten.
Illustration der Apokalypse durch Gerung, Blatt 294 recto
†œDie Ottheinrich-Bibel†œ , 10. Juli bis 10. August, Bayerische Staatsbibliothek, München (Schatzkammer, Ludwigstr. 16) †“ Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9†“17 Uhr, Do 9†“20 Uhr, Sa/So 13†“17 Uhr. An Feiertagen geschlossen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Quelle: Bayerische Staatbibliothek, Wikipedia