Ich harre aus im Land und geh, ihm fremd,
Mit einer Liebe, die mich über Grenzen treibt,
Zwischen den Himmeln. Sehe jeder, wo er bleibt;
Ich harre aus im Land und geh ihm fremd.
(von Barbara Köhler aus Rondeau Allemagne, geschrieben 1988)
Der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik 2008 der Stadt Cuxhaven geht an Barbara Köhler. Die Experimente der 49-jährigen Autorin (Deutsches Roulette, Blue Box) mit der Grammatik entfachten „ein produktives Verwirrspiel“ aus Stimmen, Klängen und Sprachwitz, so die Jury.
Barbara Köhler, geboren 1959 in Burgstädt, wuchs im sächsischen Penig auf und besuchte in Plauen die Oberschule, an der sie auch ihr Abitur ablegte. Danach ließ sie sich zur Facharbeiterin für textile Flächenherstellung ausbilden, arbeitete dann aber in Karl-Marx-Stadt als Altenpflegerin und als Beleuchterin am städtischen Theater.
Zwischen 1985 und 1988 absolvierte sie ein Literaturstudium am Literaturinstitut Johannes R. Becher. Zu dieser Zeit lebte sie auf dem Kaßberg. Erste Werke Köhlers erschienen in Zeitschriften, zwei Jahre war sie anschließend am Bezirksliteraturzentrum Karl-Marx-Stadt wissenschaftlich aktiv.
Nach der Wiedervereinigung wurde Köhler arbeitslos und versuchte sich deshalb als freie Autorin. Sie veröffentlichte 1991 ihren ersten Gedichtband Deutsches Roulette, schrieb für diverse Zeitungen und verfasste Essays sowie Katalogbeiträge zur bildenden Kunst. Seit 1994 lebt Barbara Köhler in Duisburg.
Die formal sehr unterschiedlichen Gedichte Köhlers lassen das Ich im sprachlichen Raum als übergeordnetes Thema erkennen. Seit 1996 erzeugt sie auch Textinstallationen, beispielsweise im November 1997 die Ausstellung „words for windows 2†œ im Landtag Nordrhein-Westfalen.
Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird am 13. Dezember verliehen. Frühere Träger des seit 2002 verliehenen Preises waren Peter Rühmkorf, Robert Gernhardt und Wolf Biermann.
Quelle: Süddeutsche Zeitung