Jean-Marie Gustave Le Clézio, seltener LeClézio, geboren am 13. April 1940 in Nizza, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen französischen Schriftsteller.
Heute wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Er wurde ihm als „dem Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation“ verliehen, lautet die Begründung der Jury.
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sagte in einem Interview mit der Tagesschau, er sei „enttäuscht, weil Philip Roth den Preis seit vielen Jahren verdient hätte“. Erneut sei der US-Autor aber leer ausgegangen. Zum Werk Le Clézios könne er sich nicht äußern. Er habe noch keines seiner Bücher gelesen. „Er soll ein seriöser Autor sein“, sagte Reich-Ranicki.
Nicht ganz so diplomatisch äußerte sich Sigrid Löffler nach der Bekanntgabe gegenüber dem MDR. Sie zeigte sich überrascht und befremdet über die „einigermaßen bizarre Wahl“. Le Clézios Romanen bescheinigte Löffler „Monotonie und Langweiligkeit“. Das habe viele Leser und auch sie selbst immer abgeschreckt. Löffler verwies darauf, dass seit 1985 kein Franzose mehr den Literaturnobelpreis gewonnen habe, und vermutete: Die Entscheidung müsse „etwas mit der französischen Literatur zu tun haben“.
Horace Engdahl, der seit 1999 das Amt des Ständigen Sekretärs der Schwedischen Akademie inne hat und in dieser Funktion jedes Jahr im Oktober den Namen des Nobelpreisträgers für Literatur verkündet, hatte im Vorfeld in einem Interview kurz für Aufruhr gesorgt. Darin soll Engdahl gesagt haben, die europäische Literatur sei der amerikanischen weit überlegen. Darauf war in den Medien spekuliert worden, dass der Literaturnobelpreis dieses Jahr an einen Europäer gehen würde.
Mit Le Clézio hat zwar tatsächlich ein Europäer den Preis zugesprochen bekommen, gleichzeitig ist der Autor über seine Herkunft auch mit Afrika verbunden. Zudem hat er Jahre in Asien und Amerika verbracht und ist auch heute noch oft auf Reisen.
Sein Vater stammt von der Insel Mauritius, die einst französische und britische Kolonie war. Im Alter von acht Jahren zog Le Clézio zusammen mit der Familie nach Nigeria, wo der Vater während des Zweiten Weltkriegs als Arzt arbeitete. Le Clézio wuchs zweisprachig, englisch und französisch auf. Im Jahr 1950 kehrte die Familie nach Nizza zurück.
Le Clézio studierte am Collège littéraire universitaire in Nizza und promovierte in Literaturwissenschaften. Er hat unter anderem an den Universitäten Bangkok, Mexiko City, Boston, Austin und Albuquerque gelehrt.
Bekannt wurde Le Clézio mit dem Erscheinen von Das Protokoll (Procès-verbal), für das er im Jahr 1963 den Prix Renaudot bekam, nachdem das Buch bereits für den Prix Goncourt nominiert gewesen war.
Seitdem sind über dreißig Bücher von Le Clézio erschienen, darunter Erzählungen, Romane, Essays, Novellen und zwei Übersetzungen indischer Mythologie. 1980 erhielt er für Wüste (Désert) den von der Académie Française ausgeschriebenen Prix Paul-Morand.
In seinen Buch „Der Afrikaner„, das im vergangenen Jahr auf deutsch übersetzt wurde, schildert Le Clézio seinen Vater, den afrikanischen Kontinent sowie seine eigene Kindheit. Demnächst erscheint in Frankreich Le Clézios neustes Werk „Ritournelle de la faim„.
Amazon hat so gut wie keinen Titel von Le Clézio gelistet, noch nicht, denn das wird sich sicherlich sehr bald ändern, und so mancher Leser verschafft sich hoffentlich einen eigenen Eindruck über Le Clézios Romane. Der Verlag Das Wunderhorn sowie Reclam haben schon reagiert und mitgeteilt, dass sie bereits im November zwei Werke des diesjährigen Literaturnobelpreisträgers veröffentlichen. Und auch bei KiWi sind neun Titel kurzfristig wieder lieferbar.
Der Hanser Verlag will 15.000 bis 20.000 Exemplare von dem Buch „Der Afrikaner“ nachdrucken. Bisher wurden bei Hanser rund 2.000 Exemplare verkauft. „Da das Buch auf besonderem Papier mit vielen Fotos gedruckt ist, ist der Nachdruck aufwändiger“, sagte Hanser-Pressesprecherin Christina Knecht auf Nachfrage des Börsenblattes.
Seine Kurzbiographie zumindest liest sich alles andere als langweilig!
Herzlichen Glückwunsch zum Literaturnobelpreis.
Quellen: Tagesschau, Wikipedia, NZZ, Börsenblatt Foto: Flickr
MRR wird sich gewißlich irren, da „Ein Ort fernab der Welt“ Thema im „Literarischen Quartett“ gewesen ist. Seine Enttäuschung, daß es wieder nicht Roth oder Updike waren, teile ich ein wenig, ohne aber LeClezio die Auszeichnung zu mißgönnen, dazu ist er sprachlich und stilistisch zu gut. Ich habe einige Bücher von ihm gelesen. Vieles von ihm ist vergriffen, Neuauflagen aber sind geplant. Bei den regulär lieferbaren Büchern – „Revolutionen“ und „Der Afrikaner“ kommt es aber derzeit aufgrund der hohen Nachfrage zumindest im stationären Buchhandel zu Lieferverzögerungen…. LG tinius
hi tinius,
dachte mir, dass du ihn kennst! 😉
Mir sagt der Autor ehrlich gesagt gar nix, aber ich will etwas von ihm lesen. Welches seiner Bücher würdest du mir empfehlen, hast du eine Rezension über eines seiner Werke geschrieben und auf dein Blog gestellt?
LG
P.S.: MRR wird halt auch älter… 😉
Nein, zu der Zeit, als ich LeClezio gelesen habe, hatte ich noch kein Blog. Das erste Buch von ihm fiel in meine Buchhandelsausbildung – relativ viel Geld, Kollegenrabatt = etliche Tüten mit neuen Büchern im Monat. 😉 Bei jokers.de gibt es zwei herabgesetzte Bände : „Revolutionen“ und „Fisch aus Gold“. Beide kenne ich zwar noch nicht, aber sofern sie die noch liefern können, gehst Du damit das geringste Risiko ein…. Die Gebrauchtbücher bei amazon schießen derzeit in ungeahnte Höhen, die neuen preisgebundenen, darunter eben „Revolutionen“ kenne ich nicht…. . Sofern Du billig oder überhaupt rankommst, wäre „Der Goldsucher“ vermutlich ein guter Einstieg. jokers
na ja, mein Lieber, die Lage wird sich wieder beruhigen und in absehbarer Zeit wird alles von ihm auf dem Markt zu vernünftigen Preisen verfügbar sein, aber vielen Dank für deine Empfehlungen. Vielleicht versuche ich es mit dem „Goldsucher“.
Schönen Tag und liebe Grüße 😉