Stille Erzählung: Manon, Tänzerin von Antoine de Saint-Exupéry

Manon, Tänzerin: Eine Erzählung und 13 Liebesbriefe von Antoine de Saint-Exupéry

Zwei Bändchen versammeln bislang unbekannte Texte von Antoine de Saint-Exupéry. Neben Liebesbriefen an Natalie Romanow und seine ehemalige Verlobte Louise de Vilmorin ist die frühe Erzählung „Manon, Tänzerin“ jetzt erstmals auf Deutsch zu lesen.

manon-tanzerinKurzbeschreibung
Manon, Tänzerin“ ist die erste Erzählung Saint-Exupérys und wurde Mitte der 20er Jahre, noch vor „Sudkurier“, geschrieben.
„Ich bin für die Männer geschaffen“, sagt Manon. Die Männer brauchen sie, nutzen sie aus. Mit einem seriösen Mann versucht sie aus diesem Alltag zu entfliehen, kehrt aber verstoßen und verloren zurück.
Der Erzählung folgen 6 Briefe an Louise de Vilmorin und 7 an Natalie Paley.
Louise de Vilmorin ist seine frühere Verlobte, mit der er trotz Heirat und weiterer Bekanntschaften sich weiterhin verbunden fühlte. Natalie Paley war eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und eine frühere enge Bekannte Antoine de Saint-Exupérys.
Die Atmosphäre dieser Schriften ist gedämpft, morbide und depressiv. Das Thema ist, mit vielen ihrer Facetten, die Liebe. Gemeinsam ist diesen Schriften aber auch ein lyrischer Ton, der aus der morbiden Atmosphäre entsteht und von der erotischen Dimension inspiriert wird.

Nach Meinung der FAZ-Rezensentin Anja Hirsch ist diese stille, unbehauene Erzählung die eigentliche Attraktion.

Die gebundene Ausgabe umfasst 107 Seiten, sie ist  im März 2009 im Rauch Verlag erschienen und kostet  9,90 Euro.

Über den Autor
Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Er verlor früh den Vater und wurde von der Mutter auf dem Schloss de La Mole erzogen. Er war Schüler in einem Jesuitenkolleg, später Architekturstudent in Paris, Soldat bei der Luftwaffe, Handelsvertreter. In den zwanziger Jahren wurde er Flieger und flog die Strecke Toulouse-Casablanca-Dakar. Im September 1939 wurde Saint-Exupéry Pilot in einer Aufklärer-Staffel, im Dezember 1940 ging er nach Amerika, 1943 kam er an die Front in Nordafrika. Am 31.7.1944 startete er vom Flughafen Borgo auf Korsika zu seinem letzten Aufklärungsflug. Er ist nie zurückgekehrt. Das Wrack seiner Maschine wurde im Jahr 2000 auf dem Grund des Mittelmeers bei Marseille geortet und 2004 gehoben und identifiziert.

Anfang 1943 brachte er in New York zwei kürzere Texte heraus: Lettre à un otage („Brief an eine Geisel“) und Le petit prince (Der kleine Prinz). Le petit prince, der langfristig sein bekanntester Text werden sollte (bis heute wurde das Werk weltweit in über 140 Sprachen übersetzt), ist eine märchenähnliche Erzählung um einen in der Wüste notgelandeten Flieger, der hier auf einen kleinen Jungen trifft, den es von einem Asteroiden auf die Erde verschlagen hat. Der reale und surreale Elemente mischende Text liest sich insgesamt wie eine verzweifelte Auseinandersetzung des Autors mit der ihn bedrückenden Situation des geknebelten Frankreichs, seinem Unbehagen im utilitaristisch denkenden Amerika und nicht zuletzt seinem schlechten Gewissen gegenüber seiner in Frankreich zurückgelassenen Frau †“ der „Rose†œ des „kleinen Prinzen†œ.

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