Ab September 2010 erscheinen in der von der Münchner Literaturagentin Silke Weniger neu gegründeten „edition fünf“ Bücher von Frauen zum (Wieder-)Entdecken – Bücher, die allzu schnell vom Buchmarkt verschwunden sind und unbedingt wiederentdeckt gehören.
Im ersten Programm sind die Autorinnen Kate Chopin, Irmtraud Morgner, Malin Schwerdtfeger, Joyce Johnson sowie eine Anthologie mit Erzählungen vertreten.
Die Herausgeberinnen Karen Nölle und Christine Gräbe haben literarische Schätze aufgespürt, teilweise neu bearbeitet und mit Nachworten anderer Expertinnen (und eines Experten) versehen. Künftig werden sie jeden Herbst ein Paket aus fünf lesenswerten Titeln schnüren. Die eigensinnigen und klugen Texte erscheinen im hochwertigen Gewand und sollen die Leserinnen glücklich und die Literaturwelt reicher machen.
„Vielleicht braucht ein konventionell erzogener weiblicher Mensch die Chance, sich gegen die Strömung der Sitten irgendwann freizuschwimmen†œ, schrieb Irmtraud Morgner. Und so ist es eine Schwimmerin, die das Cover der neuen Ausgabe von „Hochzeit in Konstantinopel†œ ziert. Der frech fantastische Roman über eine realsozialistische Hochzeitsreise, die keine ist, ist nun nach vielen Jahren wieder lieferbar. Im zwanzigsten Todesjahr der Autorin erscheint er in der neu gegründeten edition fünf.
Das Freischwimmen in all seinen Facetten bildet den Mittelpunkt des ersten Programms. In drei Romanen, einem Selbstzeugnis und einer Anthologie loten Autorinnen aus, wie Frauen sich die Welt erobern. Der Aufbruch ist die literarische Klammer der Texte, die ein ganzes Jahrhundert weiblicher Lebensentwürfe umspannen.
Das Erwachen von Kate Chopin
Kurzbeschreibung
Kate Chopin (1859 – 1904) hatte zunächst scheinbar alles, was ein Frauenherz begehren kann: einen in jeder Hinsicht großzügigen Ehemann, sechs gesunde Kinder und ein hübsches Haus in einem der vornehmen Viertel von New Orleans. Doch dann starb ihr Mann, und die junge Witwe fing an zu schreiben.
Als ihr Roman ‚Das Erwachen‘ 1899 erschien, erregte er ebenso großes Interesse wie breiteste Ablehnung. Gerühmt wurde ihre makellose stilistische Kunst, verurteilt aber wurde die ‚traurige Geschichte einer Dame aus den Südstaaten, die tun wollte, wonach ihr der Sinn stand. Sie wollte es nicht nur, sie tat es auch, mit verheerenden Folgen.‘ Zeitgenössische Kritiken verurteilten die detaillierte Schilderung der mannigfaltigen und gleichzeitigen Liebesaffären einer Ehefrau und Mutter. Tatsächlich aber geht es Kate Chopin um die Darstellung eines weiblichen Bewußtwerdungsprozesses.Eine Frau wagt den Versuch, ihre Pflichten als Gattin und Mutter gegen individuelle Freiheit und Selbstbestimmung einzutauschen.
Café Saratoga von Malin Schwerdtfeger
Kurzbeschreibung
Malin Schwerdtfegers erster Roman erzählt vom Erwachsenwerden, von Liebe und Freundschaft, in einem neuen, wildpoetischen, unverwechselbaren Ton. Für die beiden Schwestern Sonja und Majka, zwei Mädchen in der Pubertät, ist die polnische Halbinsel Hel in ihren Sommerurlauben ein Ort der Abenteuer und Erweckungen, besonders das Café Saratoga, das ihr Vater von der steinalten Tante Apolonia übernimmt. Das Meer, die eigenen Körper, die Männer, die Landschaft werden entdeckt, mit Sorge, Lust und Schrecken beobachtet, die Komik und das Verhängnis der Liebe frühzeitig registriert. Aber was für die Mädchen Hel ist, ist für den Vater, der mit seiner kindischen, vitalen Verrücktheit alle, auch die von ihm geschiedene Frau, an sich kettet, Westdeutschland. Eines Tages, die Familie hat deutsche Vorfahren, kann Tata ausreisen. Die ganze Familie, auch die schimpfend-kränkelnde Mutter Lilka, folgt. Sonja, die Ich-Erzählerin, wird in diesen Jahren, angefeuert von ihrem Vater, den sie abgöttisch liebt, zögerlich zur Frau, und wieder verändert sich die Welt. Nur der verrückte Tata, den man auch als Leser einfach lieben muss, bleibt sich ewig gleich. Malin Schwerdtfegers erster Roman erzählt mit poetischer Rasanz, mit kluger Komik und feiner Beobachtungsgabe vom Erwachsenwerden, von polnischen und deutschen Mentalitäten, von scheiternden Ehen und bedingungsloser Liebe, von Freundschaft und Aufbruch.
Zaunköniginnen: Erinnerungen von Joyce Johnson
Kurzbeschreibung
New York in den 50er-Jahren. Joyce Johnson kehrt ihrem bürgerlichen Elternhaus den Rücken und bricht auf, um eine abenteuerliche Existenz als Dichterin zu führen. Doch in der Bohème der jungen Beatpoeten werden den Frauen allenfalls kleine Nebenrollen zugedacht. Joyce Johnson erinnert sich an ihre frühe Rebellion gegen den Muff und die Spießigkeit der fünfziger Jahre. Zu Unrecht wurde sie vor allem als Geliebte des Beatpoeten Jack Kerouac wahrgenommen †“ dabei waren die beiden nur zwei Jahre ein Paar. Ihre Erinnerungen, auf Deutsch schon einmal unter dem Titel „Warten auf Kerouac†œ erschienen, erhalten in der edition fünf den Namen „Zaunköniginnen†œ.
Hochzeit in Konstantinopel von Irmtraud Morgener
Kurzbeschreibung
Nichts ist, was es scheint, auf dieser Reise, die nicht nach Konstantinopel geht, sondern an die Adria. In die Flitterwochen, obwohl das Paar aus Ostberlin noch gar nicht verheiratet ist. Am Ende landet Bele, die ihrem Verlobten Abend für Abend Geschichten erzählt, vor allem bei sich selbst.
Irmtraud Morgener (1933 bis 1990), geboren in Chemnitz, Schriftstellerin und Germanistin, lebte in Ostberlin. Anfangs begeisterte Sozialistin, verwarf sie später ihre frühen Bücher. Mit „Hochzeit in Konstantinopel“ fand sie 1968 ihre eigene Stimme: sinnlich, frech, stilistisch brillant.
Heldinnen des Glücks: Sieben Geschichten vom Aufbruch von Alice Munro, Felicitas Hoppe, Margriet de Moor, Charlotte Perkins Gilman, Anna Banti, Sarah Kirsch und Jane Bowles
Aufbruch heißt in jeder dieser Erzählungen etwas anderes: Da bietet sich ein Nachbar als Heiratskandidat an, bei einer Sommerreise tun sich Abgründe auf, im Kino werden Lebenswege resümiert und ein ganzes Dorf von Dienstmädchen macht sich auf, das Glück zu finden.
Die Autorinnen erzählen eigenwillige Geschichten vom Weg durchs Leben †“ und davon, wie unterschiedlich das Glück aussehen kann.
Silke Weniger: „Mit der edition fünf möchte ich einen Beitrag zur Wahrnehmung des literarischen Schaffens von Frauen leisten.†œ
Karen Nölle: „Innere Welten teilen heißt ihnen Realität verleihen. Uns interessiert, wie Frauen denken, fühlen und darüber schreiben.†œ
Christine Gräbe: „Wir machen Bücher, die wir selbst uns im Regal oder auf dem Nachttisch wünschen. Bücher zum Selberlesen und Verschenken.†œ
Quelle: editionfuenf.de
Gute Idee,
muß ich mir mal angucken.
LG
Henny
hi Henny,
schön, dass du uns mal wieder besuchst! 😉 Und ja, ich bin von der Idee und von der Umsetzung auch ganz begeistert. Ich habe Café Saratoga von einigen Jahren gelesen und könnte dir auch heute noch viel über das Buch erzählen. D.h. die Geschichte ist sehr eindringlich und ich kann sie dir wirklich empfehlen, falls du mal wieder von Krimis genug hast. 😉 Die anderen Titel kenne ich leider nicht, aber das ändert sich bestimmt bald.
Liebe Grüße!