Seitensprung der Sisterhood – Kerstin unter Drachen

Seitensprung der Sisterhood

Kapitel 1
Kerstin unter Drachen

Wie lange der Flug schon gedauert hatte, wusste Kerstin nicht. Drago und sie waren schon kurz nachdem sie an Bord gegangen waren eingeschlafen. Nun hatte sie Dragos Stimme geweckt und verschlafen öffnete sie die Augen. Es hörte sich an, als würde er Selbstgespräche führen. Da wurde ihr bewusst, dass er telefonierte. Nachdem er bemerkt hatte, dass Kerstin aufgewacht war, verabschiedete er sich kurz und knapp und drehte sich zu ihr.
„Ah, er hat mit seiner Schwester telefoniert“, dachte sie.
„Ja, das habe ich“, beantwortete er ihre Gedanken und zwinkerte ihr dabei zu. An die Gabe des Gedankenlesens hatte Kerstin sich noch immer nicht richtig gewöhnt. Sie streckte sich und hatte plötzlich das Verlangen nach einem großen Pott Kaffee. Mit kleinen Tassen konnte sie nichts anfangen. Gerade als sie Drago bitten wollte ihr eine zu besorgen, kam jemand mit einem Tablett voller kleiner Köstlichkeiten aus dem vorderen Teil der Kabine. Und es duftete nach Kaffee. Kerstin wurde ganz kribbelig. Als sie tatsächlich eine große Tasse Kaffee in den Händen hielt, zeigte sich ein breites glückliches Grinsen auf ihrem Gesicht. Drago lachte laut.
„Was?†œ, fragte sie leicht irritiert.
„Du siehst einfach himmlisch aus, wenn du dich über so etwas Banales wie eine große Tasse Kaffee freust. Ich wusste nicht, dass du so leicht zufrieden zu stellen bist“, neckte er sie. Kerstin ließ sich aber nicht ärgern und streckte ihm nur die Zunge raus. Das war nicht sehr damenhaft, aber ungemein befreiend. Drago lachte wieder. Nachdem sie den ersten Schluck genossen hatte, blickte sie Drago ernst an. Jetzt oder nie, dachte sie im Stillen, schließlich blieb ihr nicht mehr viel Zeit bis zur Landung und bislang war er ihren Fragen nach seiner Familie stets ausgewichen.
„Okay, mein Schatz. Dann erzähl mir doch bitte ein bisschen von deiner Familie und von Neuseeland. Was muss ich beachten. Welches Fettnäpfchen sollte ich besser aus lassen?†œ Sie wusste aus Erfahrung, wenn es irgendwo ein Fettnäpfchen gab, traf sie es bestimmt. Drago lehnte sich in seinem Sitz zurück und blickte aus dem Fenster. Kerstin versuchte seine Gedanken zu lesen, aber er verbarg sie vor ihr. Und das gefiel ihr nicht. Nervös nahm sie einen weiteren Schluck Kaffee. Aber er antwortete noch immer nicht.
„Oh, mein Gott, ist es so schlimm mit mir, dass du nicht weißt, wo du anfangen sollst?“ Leichte Panik stieg in ihr auf. Drago drehte sich zu ihr und nahm ihre Hand.
„Nein, eigentlich sind da keine Fettnäpfchen, in die du treten könntest. Ich möchte dich nur darum bitten, dass du dich nicht zu sehr erschreckst.“ Kerstin schaute ihn verdutzt an. Er konnte die kleinen Fragezeichen in ihren Augen förmlich sehen.
„Nun, es ist so“, begann er, „dass meine Familie seit Anbeginn in einem Vulkan lebt. Er heißt Taranaki. Nun ja, …und sie leben dort so wie sie geboren wurden – also in Drachengestalt. Es ist der einzige Ort, an dem sie sie sich so geben können wie sie möchten.†œ Er machte eine kleine Pause, um Kerstin Gelegenheit für einen Aufschrei oder Ähnliches zu geben, aber sie war völlig sprachlos. „Natürlich wissen einige Bewohner in dem angrenzenden Tal Bescheid†œ, fuhr er fort, „aber sie akzeptieren meine Familie wie sie ist und profitieren von unserer Stärke und genießen unseren Schutz. Ich hoffe, du kannst das verstehen …?“ Sprachlos starrte Kerstin ihn an. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, sagte sie nur:
„Okay, das verstehe ich.“ In Wirklichkeit verstand sie natürlich gar nichts. Sie wusste zwar, dass Drago einer Drachenfamilie entstammte, aber auf die Idee, dass sie es nun mit leibhaftigen Drachen zu tun bekommen sollte, wäre sie nie gekommen. Ermutigt durch Kerstins cooler Reaktion und sichtlich erleichtert, erzählte Drago also weiter.
„Wir zeigen uns äußerst selten einem Menschen in Drachengestalt. Aber auch bei uns gibt es ein paar Exemplare die, nennen wir es mal …unverbesserlich …sind. Dazu gehören meine Brüder, mein Vater und mein Cousin.

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Ich glaube, man könnte sie mit Eigenbrötlern in der Menschenwelt vergleichen.“ Kerstin musste lachen, sie glaubte ihm natürlich kein Wort.
„Ach so, nach dem Motto, entweder du akzeptierst mich wie ich bin, oder du lässt es ?“
„Ja, so ungefähr. Was ich dir damit eigentlich sagen wollte, ist, erschreck dich bitte nicht, wenn dir bei der Begrüßung ein Drache seine Pranke reicht.“ Kerstin strahlte Drago an und gedanklich ließ sie ihn wissen, dass es für sie kein Problem war. Ganz im Gegenteil, sie freute sich inzwischen richtig darauf endlich Dragos ungewöhnliche Familie kennenzulernen. Dargo war offensichtlich ein riesiger Stein vom Herzen geplumpst. Er strahlte sie an, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie leidenschaftlich. Durch die kleinen Fenster des Flugzeugs trafen die ersten Sonnenstrahlen in die Kabine. Beide schauten hinaus und hießen den sich ankündigenden Morgen willkommen. Es war atemberaubend zu sehen, wie sich die Sonnenstrahlen durch die dicken Wolken brachen. Durch einige Lücken in der Wolkendecke konnten sie plötzlich Wälder und Felder erkennen. Genau in diesem Moment erklang über den Lautsprecher die Aufforderung sich anzuschnallen. Kerstin atmete tief durch, denn so langsam wurde sie doch wieder nervös.
Als sie gelandet waren, wartete am Ende der Rollbahn eine große Limousine; genauer gesagt ein Hummer. Kerstin blieb der Mund offen stehen. Sie hatte ja schon viele schöne Autos gesehen, aber dieses war ein besonderes Exemplar. Vor ihnen stand ein original H2 Brabus. Überall glänzte Chrom. Die 28 Zoll Felgen steckten in 325/35er Schlappen. Der Motor lief als sie darauf zu gingen. Sie konnten förmlich die Kraft des 6,2 Liter V8 Motors mit seinen gestärkten 480 PS knurren hören. Die FOX-Sport-Auspuffanlage tat sein übriges dazu. Ein Geräusch, das bei Kerstin in der Magengegend ein angenehmes Kribbeln freisetzte. Drago schob die immer noch verdutzte Kerstin in Richtung Auto und öffnete eine der Flügeltüren, während einer der Angestellten das Gepäck im Heck verstaute. Drago musste über Kerstins Gesicht lachen.
„Ah, also nicht nur mit Kaffee kann man dich zufrieden stellen, sondern auch mit schicken Autos?†œ Aber Kerstin beachtete ihn gar nicht. Auch der Innenraum war ein Traum. Ein cremeweißer Teppich mit Trivlemuster bedeckte den Boden. Farblich dazu passend waren die Pilot-Sitze in Alcantara überzogen. Zwischen den Sitzen waren kleine Tischchen angebracht, die genügend Platz boten, um
Getränke abzustellen. Für angenehmes Licht sorgten eine beleuchtete Bar und ein glitzernder Sternenhimmel.

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Diverse Displays und eine Anlage mit Subwoofer-Lautsprechern rundeten das luxuriöse Ambiente ab. Im Hintergrund war Linkin Park zu hören.
„Äh, wie viel Watt hat die Anlage?“ Eigentlich eine überflüssige Frage, aber Kerstin wollte es genau wissen.
„Oh“, sagte Drago, „ich glaube, so um die 1360 Watt“. Wow, mehr als sie erwartet hatte. Langsam setzte sich der Wagen fast schwebend in Bewegung. Das Fahrwerk war so gut gefedert, dass man keine Bodenwelle spürte. Selbst der Champagner, der in Gläsern bereitgestellt war, schwappte nicht über.
„Das nenn ich mal ein ausgewogenes Fahrgefühl†œ, sagte Kerstin voller Ehrfurcht und strich dabei mit den Fingerspitzen abwesend über den Sitz.
„Hast du dich denn immer noch nicht sattgesehen an dem Ding… ähm … ich meine Auto?“, fragte Drago etwas schnippisch. Als Kerstin Drago ansah, musste sie laut lachen.
„Hey, du bist doch wohl nicht eifersüchtig auf ein Auto? Entschuldige, ja, du hast recht, aber es ist schon sehr lange her, dass ich so einen traumhaften Wagen gesehen habe. Ich habe doch nun mal eine Schwäche für schöne Autos.“ Drago verdrehte die Augen.
„Na klasse, dann werde ich wohl Luft sein, wenn du erst in unsere Garage gesehen hast… Kerstin horchte auf.
„Ihr habt noch mehr Meisterwerke wie dieses hier?“ Ihre Augen glänzten.
„Ja, haben wir. Oh man, hätte ich doch nur nichts gesagt“, antwortete Drago völlig genervt. Kerstin rückte ein Stück näher an Drago heran und legte ihre Arme um seinen Hals. Er nutzte die Gelegenheit und zog sie auf seinen Schoß.
„Sorry, ich wollte dich nicht nerven, wie kann ich das nur wieder gutmachen?“, sagte Kerstin und schaute ihm dabei tief in die Augen. Drago nahm Kerstins Gesicht in seine Hände und küsste sie innig. Sie spürte eine leichte Hitze in sich aufsteigen und küsste ihn leidenschaftlich zurück. Seine Hände wanderten forschend ihren Rücken entlang und verursachten eine leichte Gänsehaut. Kerstin spürte förmlich wie sich jedes einzelne Härchen aufstellte. Plötzlich wurde die Wagentür aufgerissen, die  fast aus den Angeln flog. Völlig überrascht starrten beide hinaus. Ein Schrei war zu hören und jemand kam in das Wageninnere gestürmt.

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Kerstin war im Begriff sich eine einigermaßen gute Verteidigungsposition suchen, als Drago plötzlich laut auflachte. Erstaunt sah sie ihn an und folgte dann seinem Blick zur Wagentür. Da stand doch tatsächlich ein kleiner Drache vor ihnen. Ob männlich oder weiblich ließ sich auf Anhieb nicht so genau sagen. Nicht größer als 1,50 Meter schimmerte er giftgrün, eine orangefarbene Federboa zierte seinen dünnen Hals. Er hatte kleine Flügel, die von der Größe her überhaupt nicht zu dem Rest seines massigen Körpers passten. Mitten im Hummer stehend, nahm er die Position eines albernen US-Talkmaster an, streckte die Hände in die Höhe und rief voller Begeisterung:
„Tadaaa… unser Drago ist wieder da.“ Dabei quietschte er voller Begeisterung und lachte laut. Dann kam er auf Drago und Kerstin zugestürmt, sodass der ganze Wagen anfing zu wackeln. Dass er die beiden in einem ganz intimen Moment gestört hatte, schien er gar nicht bemerkt zu haben. Er hatte nur noch Augen für Drago. Etwas unsanft schob er seinen kleinen massigen Körper an Kerstin vorbei und nahm Drago in seine kurzen massigen Arme. Er quietschte wieder so laut, dass Kerstin sich die Ohren zuhalten musste.
„Oh Drago, bist du endlich mal wieder zu Hause. Hast dich die ganze Zeit nicht gemeldet, du böser Junge. Aber jetzt bist du endlich wieder da †“ wie schööön.“ Er ließ Drago gar nicht zu Wort kommen. Sanft aber bestimmt schob Drago den kleinen Drachen von sich und strahlte ihn an.
„Na, Gunther, meine kleine Tucke. Alles gut im Vulkan?“, fragte Drago. Gunther plusterte seine Bäckchen auf.
„Du sollst mich doch nicht immer so nennen“, antwortete der Drache und boxte Drago in die Rippen. Die vertraute Art der beiden ließ Kerstin schmunzeln. Dann spürte sie Gunthers Blick auf sich und wurde sofort wieder ernst. Er neigte den Kopf zur Seite und forderte Kerstin mit einer Handbewegung auf, sich einmal im Kreis zu drehen. Etwas widerstrebend tat sie es. Als sie ihre Pirouette beendet hatte, strahlten sie zwei riesige bernsteinfarbene Augen an. Kerstin hatte so eine leichte Vorahnung von dem, was jetzt passierte. Sofort legte er seine kleinen Arme um ihre Taille und drückte sie so stark an sich, das Kerstin das Gefühl hatte zu ersticken. Sie erwiderte seine Umarmung, wobei sie sich etwas nach unten beugen musste, da ihr der Drache gerade bis unter die Brust reichte. Die winzigen Stacheln seiner Frisur kitzelten an ihrer Nase. Sie blickte auf das sehr blonde Haar und dann zu Drago. Der zuckte nur mit den Schultern und wartete darauf, dass Gunther sich endlich von Kerstin löste. Aus Erfahrung wusste er, dass es keinen Zweck hatte die unendliche Freude der kleinen Frohnatur zu unterbrechen. So war Gunther nun mal, nichts und niemand vermochte es ihn aus seiner Stimmung reißen. Er hatte immer ein Lächeln und auf den Lippen und plapperte gern wie ein Wasserfall. Endlich ließ Gunther von Kerstin ab und wandte sich wieder an Drago.
„Oh, sie ist so süß. Ein bisschen dünn vielleicht aber, mein Gott, ist die süüüß“, quietschte er wieder. „Hach, wir werden bestimmt gute Freunde, nicht wahr?†œ Erwartungsvoll schaute er Kerstin an und diese konnte nur bestätigend nicken.
„So, nun wollen wir aber reingehen. Die anderen warten auch schon, und du weißt, dass deine Mutter es hasst, wenn man sie warten lässt. Husch, husch.†œ Erst jetzt hatte Kerstin die Möglichkeit sich um zusehen. Der Wagen hatte direkt vor einer Höhle gehalten. Ein riesiges Holztor, das bestimmt 10 Meter in die Höhe ragte und mit imposanten Schnitzereien verziert war, versperrte den Weg. Auf dem Holz waren verschiedene Kampfszenen zu sehen, bei denen Kerstin nicht erkennen konnte, aus welcher Zeit sie stammten. Drago bemerkte ihr Interesse und sagte:
„Das haben unsere Vorfahren anfertigen lassen. Immer wenn einer von ihnen aus einem Kampf zurückgekehrt war und seine Geschichten erzählt hatte, begannen einige der Zimmermannsleute mit den Schnitzereien. Du siehst also einen Teil unserer Familiengeschichte an dem Tor.

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Kerstin hatte seinen Worten gelauscht und war noch immer dabei die kunstvollen Schnitzereien zu betrachten, als Gunther plötzlich zu schnattern begann:
„Wenn die Süße jetzt nicht langsam ihren zarten Hintern in Richtung Eingangshalle schiebt, dann werde ich wirklich böse.“ Dabei versuchte er ein strenges Gesicht aufzusetzen, was ihm aber in Anbetracht seines Aufzugs mit der Federboa nicht ganz gelang.
„Oh Himmel, wir können später noch gucken. Aber wenn wir zu spät zum Dinner kommen, kriegen wir mächtig Ärger mit Tante Margret. Das ist Dragos Mutter. Und glaub mir, Schätzchen, das möchte niemand.“ Kerstin musste grinsen.
„Was macht sie dann? Schickt sie uns ohne Mittagessen ins Bett?“ Gunther drehte sich abrupt zu ihr um.
„Pscht, lass sie das bloß nicht hören. Meine Tante ist noch ein Drache aus der alten Generation. Sie legt sehr viel Wert auf Pünktlichkeit und Etikette. Also, keine Ellenbogen beim Essen auf den Tisch und es wird nicht geschlürft mit der Suppe. Die Unterhaltung wird auf ein Minimum beschränkt und, ach ja, wenn Tante Magret mit dem Essen fertig ist, sind auch alle anderen fertig. Verstanden?“ Kerstin verdrehte die Augen und sah Drago an.
„Das ist jetzt nicht sein Ernst, oder? Sag mir, dass er das nicht ernst meint.“ Drago presste seine Lippen so fest aufeinander, dass nur noch ein kleiner, weißer Strich zu sehen war. Dann brachen Gunther und er in schallendes Gelächter aus. Kerstin war völlig irritiert.
„Was?†œ, fragte sie.
„Das war nur ein Scherz. Natürlich ist meine Mutter eine Drachendame der alten Dekade, aber so staubige Ansichten hat sie nun doch nicht. Gunther macht sich da immer einen Spaß draus. Er und sein Freund George lieben es so ihre Späßchen zu treiben.“ Kerstin blieb der Mund offen stehen.“ Sein-Freund ? Du meinst Gunther ist wirklich…
„Schwul, vom anderem Ufer, eine Tucke – keine Transe, hast du damit ein Problem?“, fragte Gunther leicht gereizt.
„Nein, nein, ich bin nur überrascht“, sagte Kerstin schnell. Und um Gunther davon zu überzeugen, dass ihr das wirklich nichts ausmachte, beugte sie sich zu ihm runter und gab ihm einen dicken Kuss auf die Stirn. Woraufhin er wieder anfing zu quietschen.
„So, das wäre geklärt“, sagte Kerstin, „und nun möchte ich den Rest der Familie kennenlernen.“ Drago nahm ihre rechte Hand, weil an der linken schon Gunther hing, und zusammen gingen sie durch das riesige Tor in eine Halle, deren Ausmaß man kaum beschreiben konnte. Das Tor war schon eindrucksvoll, aber die Halle war gigantisch. In die Wände des Vulkansteins waren lebensgroße Figuren von Drachen, aber auch von menschlichen Gestalten gehauen. Wieder stand Kerstin sprachlos staunend mit großen Augen da.
„Das ist so etwas wie unsere Ahnentafel. Andere haben Gemälde, wir haben Skulpturen.“
Kerstin studierte Dragos Gesicht, aber er schien es diesmal wirklich ernst zu meinen.
„Wow†œ, brachte sie gerade noch heraus, als Gunther sie schon an der Hand zupfte.
„Können wir jetzt weiter oder fällst du gleich in Ohnmacht, bei so viel Familiengeschichte?“, dabei zog er sie schon weiter durch die imposante Halle, deren viele verschieden große Türen auf ein weiteres großen Innenleben deuteten. Der Boden war aus schwarzem Marmor, brennende Fackeln an den Wänden sorgten für ein angenehmes Licht.
Dann standen sie vor einer Flügeltür, hinter der ein angeregtes Gemurmel zu hören war. Kerstin atmete noch einmal tief durch, woraufhin Drago und Gunther gleichzeitig ihre Hände drückten, ganz so, als wollten sie ihr Mut machen. Als die Türen sich öffneten verstummte das Gemurmel und Kerstin sah in einen Saal voller Drachen und Menschen.

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„Oha†œ, dachte Kerstin und versuchte nicht ganz so wie ein Fisch an Land zu gucken. Es gelang ihr nur nicht, und Gunther amüsierte sich über ihren Gesichtsausdruck so sehr, dass er laut anfing zu lachen. Er verstummte jäh, als Drago ihn kräftig in den Arm kniff. Alle im Saal drehten sich zu den Ankömmlingen um, und Kerstin sah in viele lächelnde aber auch in skeptisch dreinschauende Gesichter. Das verkleinerte ihr Unbehagen nicht gerade.
Ein Drache in edler, stahlgrauer und mit zarten Stickereien verzierter Robe kam langsam auf sie zu. Sein Hals zierte ein überdimensionales, kostbares Collier und Kerstin wusste sofort, dass das nur Dragos Mutter sein konnte. Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass eine so große Gestalt so graziös schreiten konnte. Hinter ihr hielt sich ein Drache mit einem Smoking-Jackett.
„Das wird dann wohl sein Vater sein?†œ, dachte sie als beide Drachen vor ihnen stehen blieben. In ihren Gesichtern zeigte sich keinerlei Regung. Kerstins Pulsschlag hatte sich auf eine ungesunde Höhe beschleunigt. Sie spürte ein Rauschen in ihren Ohren und wünschte sich, dass ihre Schwestern jetzt bei ihr wären. Angie hätte bestimmt einen passenden Spruch auf den Lippen gehabt, um sie ein wenig aufzuheitern und Doc und Lilli hätten ihr Mut gemacht. Aber so stand sie jetzt alleine mit Drago und einem vor Ehrfurcht erstarrtem Gunther auf der ersten Stufe einer wunderschönen Treppe. Diese hatte Kerstin in ihrer Aufregung zuvor noch gar nicht wahrgenommen.
Im Saal war es mucksmäuschenstill. Kerstin bekam sofort einen trockenen Mund. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihre Hände fingen an zu schwitzen.
Das, was Kerstin für Dragos Mutter hielt, guckte ihr für den Bruchteil einer Sekunde tief in die Augen und Kerstin erschrak.
Sie konnte die Stimme des Drachen hören und es war ganz bestimmt nicht die Stimme, die Kerstin erwartet hatte.
Sie klang sehr rauchig und tief, fast so, als wenn zu viel Whisky und Zigaretten im Spiel waren. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass, wenn sie die Gedanken ihres Gegenübers hörte auch ihr Gegenüber ihre hören konnte. Kerstin wurde knallrot. Da war wieder eins von diesen kleinen hinterlistigen Fettnäpfchen. Dragos Mutter fing laut an zu lachen und zog Kerstin an sich. Auch Dragos Vater lachte. Es war im Gegensatz zu dem Lachen seiner Frau ein ganz normales Männerlachen und erst da begriff auch Drago, dass alles gut war. Kerstin war so überrascht, dass sie am längsten brauchte um zu verstehen, was hier vor sich ging. Noch immer ärgerte sie sich selbst, ihre Gedanken nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.
„Meine Liebe, so ein tolles Kompliment hat mir noch niemand gemacht†œ, sagte Dragos Mutter und lächelte ihr aufmunternd zu, „ich danke dir und heiße dich in unserer Familie auf das herzlichste willkommen. Entschuldige bitte, dass ich dich auf die Probe gestellt habe, aber das ist meine Art Menschen kennenzulernen. Ich werde es dir in einer ruhigen Minute noch etwas genauer erklären.“ Kerstins Lächeln als Antwort verunglückte ein wenig, und Gunther schmiss sich auf die Treppe und hielt sich den Bauch vor Lachen.

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Ein ernst drein schauender junger Mann, vielleicht so Mitte zwanzig, kam auf Gunther zu und schaute ihn böse an. Sofort hörte Gunther auf und stand auf. Seine von Lachtränen feuchten Augen, guckten verlegen drein.
„Gunther, ich weiß ja, dass es dir wahnsinnig viel Spaß macht die Leute aufs Korn zu nehmen, aber das hier geht zu weit. Ich möchte, dass du dich bei Kerstin entschuldigst“, sagte der junge Mann. Gunther guckte ihn missmutig, ja sogar ein wenig trotzig an und zog einen leichten Schmollmund. Trotzdem drehte er sich zu Kerstin, verneigte sich ein wenig und murmelte eine Entschuldigung. Der junge Mann räusperte sich kaum hörbar.
„Ach so, ja, also das hier, mit einer Handbewegung zeigte Gunther auf den jungen Mann, „ist George. Er ist mein Freund, Partner und manchmal mein schlechtes Gewissen. Eigentlich für jeden Spaß zu haben, aber heute etwas unpässlich…“ Weiter kam Gunther nicht, weil George ihn in den Schwitzkasten nahm. Nun begann eine wilde Rangelei. Drago verdrehte die Augen und richtete das Wort an seine Eltern.
„Mum, Dad, ich freu mich wieder zuhause zu sein. Und ich danke euch für diesen tollen Empfang. Auch dafür, dass ihr Kerstin von ganzem Herzen in unsere Familie aufnehmt.“ Dragos Mum nahm Kerstins Gesicht vorsichtig in ihre großen Klauen und gab ihr einen für ihre Verhältnisse zärtlichen Kuss auf die Stirn. Das war das erste Mal, dass Kerstin an diesem Abend aufatmen konnte. Es folgte ein großer Begrüßungsmarathon. Dragos Mutter Margret und seinen Vater Alexander kannte sie nun. Jetzt warteten noch Onkel Edwin und Tante Berta, beide in Menschengestalt. Onkel Edwin war der Bruder von Dragos Mutter und eine stattliche Erscheinung. Er trug einen Frack, der ruhig eine Nummer größer hätte sein dürfen. Um seinen Bauch hatte er eine grüne Schärpe gebunden, die alles in Form zu halten versuchte. Seine Frau hatte eine zierliche Figur, aber der Händedruck hätte von einem Holzfäller stammen können. Kerstin versuchte danach unbemerkt ihre Hand auszuschütteln.
Tante Berta trug ein cremeweißes Kleid. Es zierte viele Stickereien in der gleichen Farbe. Ein kleiner Stehkragen und der taillierte Schnitt betonte ihre schlanke Figur. Sie trug ebenfalls eine grüne Schärpe. An ihnen vorbei drängelte sich Cousine Melinda. Ein zartes Wesen mit einem Porzellangesicht. Sie trug ein smaragdfarbenes weit ausgestelltes Samtkleid mit verspielten Rüschen am Dekolleté. Es passte wunderbar zu ihren Augen, die Kerstin überaus arrogant und kühl musterten. Sie schüttelten sich kurz die Hände.
„Okay†œ, dachte Kerstin, „wir werden wohl keine Freundinnen.†œ Melinda drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in der Menge der Gäste.Hilflos schaute Kerstin zu Tante Berta. Diese zuckte aber nur mit den Schultern.
„Melinda wird sich schon wieder beruhigen. Sie ist oft etwas schüchtern.“
„Natürlich, schüchtern†œ, dachte Kerstin und blickte dabei zu Drago. In seinen Gedanken konnte sie hören, dass er sich das Lachen verkniff. Das gab ihr ein klein bisschen Sicherheit. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Drachen, der sich hinter einem jungen Mann versteckte. Drago ging auf beide zu und umarmte erst den jungen und dann den kleinen Drachen. Lächelnd drehte er sich zu Kerstin um und stellte ihr die beiden als Carl und Sui vor. Seine Geschwister. In Gedanken teile Drago ihr mit, dass Sui wirklich sehr schüchtern war, und dass er ihr den Grund später erklären wollte. Kerstin nickte ganz leicht und lächelte Sui an. Diese guckte sie mit großen unsicheren Augen an und versuchte es ihrerseits mit einem Lächeln. Ein wenig verkrampft, aber wenigstens ein Anfang.
Nachdem Kerstin die wohl wichtigsten Leute von Dragos Sippe kennengelernt hatte, schwirrte ihr der Kopf. Hoffentlich konnte sie sich die ganzen Namen merken. Um sie ein bisschen abzulenken, nahm Drago ihre Hand und führte sie zur Tanzfläche. Eng an aneinander geschmiegt bewegten sich beide zu der Musik. Drago brach als erster das Schweigen.

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„Ich bin wirklich stolz auf dich. Du hast die Situation mit Bravor gemeistert.“ Ein wenig verlegen schaute Kerstin in Dragos Augen und lächelte. Sie spürte das starke Verlangen mit ihm allein zu sein. Gerade in dem Moment als sie es ihn sagen wollte, unterbrach Gunther ihren Tanz.
„So, jetzt bin ich dran. Ihr habt noch die ganze Nacht.“ Breit grinsend nahm er Kerstins Hand ohne eine Antwort abzuwarten. Auch das leise Knurren von Drago beeindruckte ihn nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt nur noch Kerstin. Da es ein langsamer Tanz war, war es Kerstin leicht unangenehm, dass Gunther sie so dicht an sich drückte. Aber ihm war es egal.
„Weißt du eigentlich, dass ich meinen Cousin schon lange nicht mehr so glücklich gesehen habe. Seit, ach keine Ahnung, wie vielen Jahren“, sprach er in ihren Bauch. Da er ihr ja nur bis knapp unter die Brust ging, waren sie bestimmt ein lustiges Paar. Kerstin räusperte sich.
„Er macht mich auch glücklich und ich liebe ihn wie noch niemanden zuvor. Und so langsam fange ich an, seine Familie zu mögen“, sprach sie und wuschelte Gunther durch seine sorgfältig gestylten Haare.
„Hey, mach mir die Friese nicht kaputt. Hast du eigentlich eine Ahnung wie viel Zeit…..“, aber weiter kam er gar nicht. Drago packte ihn unter den Armen und stellte ihn auf die andere Seite der Tanzfläche. Mit einem finsteren Blick zeigte er Gunnar, dass die Zeit um war. Gunther streckte Drago die Zunge raus und warf Kerstin einen Kussmund zu. Dann verschwand er in der Menge.
Es war ein rauschendes Fest auf dem ausgelassen getanzt wurde. Mal modern, mal nach ganz altem Stil, der Kerstin überhaupt nicht vertraut war. Dann wurde zu Tisch gebeten. Das Abendessen war ein Gedicht. Und auch nicht ganz das, was Kerstin erwartet hatte. In einem Nebensaal, den Kerstin zuvor gar nicht bemerkt hatte, war eine riesige Tafel mit erlesenem Porzellan und Silber gedeckt. Die dazu gestellten Wein und Wassergläser funkelten im Einklag mit einem gigantischen Kronleuchter, der über der ganzen Szene hing. Zur Vorspeise gab es drei verschiedene Suppen – eine Krabbensuppe an Kressenschaum, eine Drachensuppe mit viel Chilli und eine Kartoffelsuppe. Letztere war die Leibspeise von Dragos Vater.
Danach gab es einen kleinen gemischten Salat.
Als Hauptgang wurde Spießbraten, Spanferkel und zu Kerstins großem Erstaunen Wiener Schnitzel mit vielen verschiedenen Soßen serviert.
Als Beilage gab es Reis, Kartoffeln, Nudeln, Kroketten und Gratin.
Dazu wurde verschiedenes Gemüse angeboten.
In noch größeres Erstaunen wurde Kerstin versetzt, als sie sah, wie jeder Gast sein Essen selber auf dem Teller anrichtete. Drago erklärte ihr, dass seine Mutter ganz gerne selbst bestimmte, was und wie viel sie aß und deswegen vor vielen Jahren diese Regel aufgestellt hat.
Anfangs stieß die Regel auf Unverständnis bei den anderen Familienmitgliedern. Aber Margret interessierte es nicht. Sie sagte dazu nur:
„Wem es nicht gefällt, braucht ja nicht kommen, dann gibt es weniger zu Spülen“. Als Drago Kerstin das erzählte, leuchteten seine Augen voller Liebe und Wärme zu seinen Eltern. Kerstins Bewunderung und Sympathie für Dragos Eltern wurde immer größer. Als sie ganz kurz zu ihnen hinüberschaute, warfen ihr beide ein freundliches Lächeln zu. Augenblicklich wurde Kerstin rot. Wieder hatte sie vergessen, dass beide ebenfalls Gedanken lesen konnten. Drago fing an zu Lachen und aus Reflex piekste Kerstin ihn mit ihrer Gabel in den Oberschenkel.

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Sie versuchte, finster zu gucken, musste am Ende dann aber doch schmunzeln und beschloss, sich durch ihre eigene Ungeschicktheit nicht den Abend verderben zu lassen.
Als sich das Dinner langsam dem Ende näherte, dachte Kerstin, sie müsste platzen. So viel und so gut hatte sie schon lange nicht mehr gegessen. Aber das Dinner war ja noch nicht vorbei.
Es gab noch Nachtisch und Kerstin wäre am liebsten aus dem Saal geflüchtet.
Als die Dienerschaft mit den kleinen Wägelchen voller süßer Leckereien den Saal betrat, wurde ihr fast übel – aber eben nur fast.
Es gab Schokoladenkuchen mit dicker Schokoglasur, fünfzehn verschiedene Eissorten, wahlweise mit Soße oder mit Sahne, verschiedene Puddingsorten mit oder ohne Obst und den Lieblingskuchen von Kerstin und ihren Schwestern – Käsekuchen. Bei dem Anblick musste sie unweigerlich an Angie, Lilli und Doc denken und fragte sich, ob es ihnen gut ging. Sie nahm sich fest vor, allen so schnell wie möglich eine SMS zu schicken. Sie hatte eigentlich schon viel zu lange nichts mehr von ihnen gehört. Ein leichtes ungutes Gefühl beschlich sie. Drago bemerkte, dass sich Kerstins Stimmung geändert hatte und musterte sie neugierig.
„Nicht jetzt. Später“, teilte sie ihm per Gedankenübertragung mit. Sie wollte die Stimmung am Tisch nicht zerstören.
Nach dem Dessert konnte es Kerstin kaum noch in dem überfüllten Saal aushalten.
Drago schien es genauso zu gehen, denn er machte den Vorschlag, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Mehr als erleichtert stimmte Kerstin zu. Durch eine kleine Tür gelangten sie in einen schmalen Flur, der zu den Außentüren führte. Draußen war die Luft angenehm klar und warm. Beide atmeten tief durch und genossen die Ruhe, die sie augenblicklich umgab. Der Garten glich einem Park. Umgeben von einigen Statuen, befand sich in der Mitte ein mächtiger Springbrunnen. Die Büsche und Sträucher in der Anlage waren kunstvoll beschnitten und eingerahmt von Blumenrabatten. Als Kerstin zum Nachthimmel sah, erblickte sie unzählige kleine funkelnde Sterne, die ihre Bilder zur Schau stellten. Drago legte zärtlich seinen Arm um ihre Taille, und Kerstin schmiegte sich an ihn. Zärtlich küsste er ihren Hals. Sie genoss die Berührung, da sie allem Anschein nach alleine waren. Sie schaute ihm tief in die Augen.
„Wow, das waren viele neue Eindrücke, die ich da sammeln durfte“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Doch Drago war offensichtlich nicht zum Sprechen aufgelegt. Seine Küsse wurden leidenschaftlicher, und Kerstin spürte wieder dieses Prickeln, welches sie immer überkam, wenn sie mit Drago zusammen war. Sie spürte eine Gänsehaut der Erregung auf ihrem Körper. Auch Dragos Erregung war deutlich zu spüren. Leicht neckend biss Kerstin in seine Lippe. Seine Hände glitten an ihrem Rücken entlang. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände.
„Ich liebe dich“, sagte er mit solcher Inbrunst, dass Kerstin leicht erschauerte.
„Ich liebe dich auch“, hauchte sie zurück.
„Oh, und ich liebe euch beide“, hörten sie plötzlich, und schon kam George hinter einer Hecke hervor. Kerstin und Drago stöhnten gleichzeitig auf.
„Hat man vor dir eigentlich nie seine Ruhe?“, schimpfte Drago. Aber George reagierte darauf nur mit amüsiertem Lächeln.
„Meinst du wirklich, jetzt wo wir Kerstin in unserer Familie haben, könnte ich Ruhe geben? Endlich ist mal jemand da, mit dem ich über Klamotten und Schminke und Gott und Welt ratschen kann. Wir können zusammen Kaffee trinken. Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit ich mit ihr verbringen kann, aber ich werde mir jede Minute stehlen, die ich kriegen kann“, gab er trotzig zurück. Kerstin musste bei so vielen ehrlichen Gefühlen schlucken.

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„Ach komm her, du kleine Nervensäge“, sagte sie zu ihm und nahm ihn liebevoll in ihre Arme.
George kuschelte sich an sie und strahlte über das ganze Gesicht.
„Weißt du was, George, ich bin sehr froh, deine Freundin sein zu dürfen.“ Georges Augen wurden groß wie Untertassen. Er quiekte laut auf und schmiss sich sofort wieder in ihre Arme. Drago zuckte nur mit den Schultern und verdrehte die Augen.
„Meinetwegen. Aber nicht 24 Stunden am Tag und schon gar nicht jetzt“, raunzte Drago den kleinen Drachen an. Kerstin lächelte besänftigend, und versprach George, dass sie sich sehr gerne mit ihm am nächsten Morgen zum Frühstück treffen wollte. Sie vereinbarten eine Uhrzeit, und dass George sie von ihrem Zimmer abholen sollte, damit sie sich nicht verlief. George platze fast vor Stolz, doch als er Dragos leichtes Knurren hörte, verstand er die Drohung. Noch einmal schlang er seine kleinen dicken Arme um Kerstin und verschwand ohne Drago eines Blickes zu würdigen. Kerstin sah ihm grinsend nach. Augenblicklich zog Drago sie in seine Arme zurück.
„Dir ist schon klar, dass du George jetzt nicht mehr los wirst? Er wird mehr an dir kleben, als dein eigener Schatten.“
„Sag mal, du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Das darf doch nicht wahr sein! Hey, lass ja meinen neuen Freund in Ruhe“, antwortete sie mit gespieltem Ernst. Drago sah sie ungläubig an. Und schon musste Kerstin lachen.
„Mal schauen, ob du in drei Tagen auch noch lachst“, gab er schelmisch zurück. Diese Überlegung hatte Kerstin auch schon beschäftigt, aber das wollte sie im Moment nicht zugegeben.
„Wo haben wir eben aufgehört?“, fragte Drago und bevor Kerstin antworten konnte, küsste er sie. Es war ein sehr langer Kuss voller Begehren. Mühsam löste er sich von ihr.
„Lass uns in unser Zimmer gehen. Noch eine Unterbrechung und ich kann für nichts mehr garantieren“, raunte er in ihr Ohr. Wieder bekam Kerstin eine Gänsehaut.
„Ich möchte auch keine Störung mehr. Können wir irgendwie in unser Zimmer kommen ohne gesehen zu werden?“ Vorfreude blitzte in ihren Augen.
„Hey, ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne diese Gemäuer wahrscheinlich besser als seine Erbauer“, gab Drago geheimnisvoll zurück. Er nahm sie an die Hand und führte sie zu einem Rosenbusch. Interessiert beobachtete Kerstin wie Drago das Spalier anfasste und dann nach vorne zog. Sein Grinsen dabei war schon fast spitzbübisch.
„Darf ich bitten, my Lady?“ Mit einer tiefen Verbeugung reichte er ihr die Hand. Dann zog er sie in einen Tunnel, den sie zuvor gar nicht gesehen hatte. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie das gleiche Mauerwerk wie in der Eingangshalle. Winzige Lichtquellen verliefen auf dem Fußboden. Kerstin umfasste Dragos Hand etwas fester.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er und Kerstin erkannt den leichten Spott in seiner Stimme.
„Hab ich auch gar nicht“, gab sie leicht schnippisch zurück. Drago musste lachen.
„Nein, natürlich nicht. Komm jetzt, sonst zeige ich dir noch hier unten, was ich eigentlich oben alles mit dir machen will.“ Seine Worte klangen wie ein Versprechen und sie hatte das Gefühl, dass der Tunnel nie enden würde. Sie wusste zuletzt nicht mehr, um wie viele Ecken sie gebogen waren, aber sie hatte bemerkt, dass es einen leicht bergauf ging. Endlich gelangten sie an eine Tür.
„Erschreck´ dich jetzt bitte nicht“, sagte Drago und sah sie verschwörerisch an. Das war jetzt nicht sehr beruhigend, aber sie atmete noch einmal tief durch und versuchte sich davor zu wappnen, was da kam. Drago drehte an dem Türknopf und die Tür sprang auf.

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54 Gedanken zu „Seitensprung der Sisterhood – Kerstin unter Drachen

  1. Erste!
    Super Kerstin, toller Anfang. Gefällt mir sehr gut. Da bin ich ja mal gespannt, wie Dragos Männerverwandtschaft so aussieht. Da wäre ich gerne dabei.
    @Dolce
    Wieder ein Klasse Bild gefunden.

  2. Zweite!
    Ja wirklich super gemacht Kerstin!!!! 😀 Schöner Anfang!!! Jetzt will ich aber mehr wissen.
    Und der Drache gefällt mir auch.

  3. wow supercool Kerstin.. uuuuuuuuuh ein Drachen-Nudisten-Camp quasi….. wer weiss vllt haben die ja das FKK erfunden 😉
    is doch sehr schön geworden.

  4. hihi – ich habe mich beim Lesen auch köstlich amüsiert – habe mir vorgestellt wie Kerstin einem ausgewachsenen Drachen die Hand schüttelt – hm… dabei fällt mir auf, sind das nun Exhis oder Nudhis? Wahrscheinlich eher das zweite, gell 😆
    LG

  5. Na, wartet mal ab, vielleicht haben die Drachen ja einen Lendenschurz an. Wie heißen die dann? Schurzhis?

  6. wahrscheinlich reicht ein Kartoffelsack 😆
    wir müssen warten was Kerstin sagt, ich bin mir mit den Nudisten absolut nicht sicher, dann würde nämlich der Folgesatz nicht passen, oder? Na ja, wir werden sehen. 😉
    LG

  7. Ach, kann man da so schön seine Phantasie spielen lassen. Bin mal gespannt, ob der Kerstin die nackten Drachen gefallen. Oder vielleicht haben die ja Drachenkleider, maßgeschneidert.

  8. Gilt das überhaut als nackt? sind meine katzen auch nackt??? hmmm ich glaube da besteht Diskussionsbedarf 😆

  9. Drachenkleider? Nee, wie soll das denn aussehen… ey, dann ist mein Hund ja auch nackt! Mh, der ist dann aber ein Nudhi.

  10. Schön das ihr soooviel Spass inne Backen habt.
    Ich hab mir da nen Wolf geschrieben und nicht weiter nach gedacht.
    Aber ihr hab recht…..
    Wie könnten die aussehn? Also nackig….hmm…?
    Nää, Drachen haben doch Schuppen..oder nicht.
    Obwohl…hahahaa…stellt euch das mal mit Bikini
    und Boxershort vor…hahahaha…..aaahhhhhh….
    Ich krieg die Bilder nicht aus“m Kopf….hahahahahaa.. 😀

  11. Siehste Kerstin, deine Geschichte regt absolut die Phantasie an. Einfach geil. Wie werden die schon aussehen, schuppig,nackig und knackig! Hey und Drachen haben doch am Bauch keine Schuppen, sondern einen tollen Drachen-Waschbrettbauch, oder?

  12. Is das dann kratzig sone schuppige haut? oder fühlt sich das eher wie ne Schlange an? Kerstin erzähl mal 😆

  13. Ups, das nenne ich mal „Inflagranti Hoch 3“. Klasse Teil, kurz und heftig. Ich sehe das Auto geradezu vor mir, so ein Hammerteil. Auf diese Garage wäre ich auch mal gespannt. Und dann stellt man sich auf eine MMMMHHHH-Szene ein und denkt, mensch die Kerstin lässt endlich mal wieder eine raus, und dann, Peng wird man aus dem Traum gerissen, stark. Ich bin ja sowas von neugierig, wer uns da so gestört hat.
    Gefällt mir sehr gut, Super Kerstin.

  14. Oha, was für ein Auto!!!! Suuuuper Kerstin!!! Schön gemacht. Hahahaha, jetzt bin ich aber mal gespannt, wer da für diese fiese Störung verantwortlich ist!!!!! 😀
    Ach ja der Drago. Ich sag ja, nur so um 2-5 Ecken… 😉

  15. Wow klasse auto und dann noch caught in the act haha hammer 😉 ey wer reisst denn da so die tür auf? Ohje seine Mutter? Ob die Familie dann immer so ist? Hoffentlich haben die abschließbare Türen.
    Echt cool geworden Kerstin

  16. Freut mich das es euch gefällt.
    Dolce,danke mal wieder für die tollen kleinen Änderungen.
    Das ein oder andere hätte mir auch so einfallen können…
    *klatschdiehandvorstirn….aber gut das wir dich haben.
    Nur bei der „..mmmmhhhh-Szene“ hätte ich ein bischen mehr gelassen.
    Das war eigendlich so beabsichtigt. Für die Spannung.
    Aber ist ok, Du entscheidest was Veröffendlicht werden darf und was nicht.
    Nicht das wir Ärger kriegen.
    Soo,dann wolln wir mal gucken wer da stört… 😀

  17. hi Kerstin, der Spannungsbogen soll ja aufgebaut werden, was schreibst du denn auf Seite 10, wenn du schon auf Seite 3 dein ganzes Pulver verschießt? 😉 Nein, ich finde ehrlich gesagt, noch etwas weniger wäre auch mehr als genug gewesen wäre. Du beschreibst ganz detailliert das Auto, aber wer fährt es und wohin fährt es, wie spät ist es, wie lange werdet ihr unterwegs sein. Was machen Drachen, die eigentlich auch in Drachengestalt leben, mit einem Fuhrpark – passen die da überhaupt rein? Fragen über Fragen, gell! 😉 Fantasygeschichten müssen ja auch im Handlungsablauf zumindest einigermaßen logisch aufgebaut sein. 😆 Oder nicht?
    Liebe Grüße

  18. Ja Dolce, du hast ja recht.
    Und die anderen Fragen werde ich auch noch beantworten.
    Soll ich den Text noch etwas anders schreiben?
    Einfügen wer fährt`? Und wohin?
    Und die Sache mit den Drachen und ihrem Fuhrpark hatte ich mir
    schon überlegt. Ist eigendlich ganz simpel.
    Danke für deine Hilfe, Dolce.

  19. huhu liebe Kerstin!!! 😉
    Nein, du musst nix umschreiben – das waren ja nur so meine Überlegungen und die gehören nicht zwingend in deinen Roman 😉 Man merkt allerdings, dass ihr ganz schön aufeinander fixiert seid in den Abläufen der Handlungen. Alle seid ihr erst mit Flugzeug unterwegs und dann erwarten euch die tollsten Autos – dabei hätte zumindest Drago doch vielleicht auch selber fliegen können… 😆
    Aber letztendlich bleiben es ja eure Geschichten und ich will da wirklich nicht so viel drin rumrühren. 😉 Habe oben die Stelle mit dem Exhi ein bisschen geändert – schau mal, ob es dir so besser gefällt oder ob du noch eine andere Idee dafür hast.
    Schönen Sonntag und liebe Grüße @ all meine lieben Ladies 😉

  20. mit einem Trommelwirbel möchte ich verkünden:
    Kerstin ist online mit fast drei neuen Seiten!!! 😆 Wer hätte das gedacht? Wow, da hat dich die Muse aber kräftig erwischt, liebe Kerstin. Schön, dass du jetzt auch eine Textdatei geschickt hast! Vielen Dank.
    Angielein, deinen neuen Part habe ich auch bekommen, er folgt in Kürze 😉
    So long, meine Lieben… viel Spaß mit Kerstin und Dragos Family…

  21. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!!!!!!!!!!!!!!!! ENDLICH!!!!!
    Hahahahah der Gunther is ja ne Marke!!! 😆
    Ich krieg mich nicht mehr ein…hahahahah. Ganz toll Kerstin!!! Suuuuper!! Und so viiiiiiel zu lesen!!!! 😀

  22. Einfach nur geil! Voll der Hammer! Superteil Kerstin!
    Ich liebe Gunther! Mit dem musst du mich dann unbedingt mal bekannt machen. Vielleicht komme ich ja mal später mit Nando auf Besuch.

  23. Woooooooow Kerstin ich bin beeindruckt. Und kann mich der Gunther-Fanwelle nur anschliessen. Wirklich Hammer Fortsetzung. Haha wir sind schon n paar was ? 😉

  24. Freut mich das es euch gefällt.
    Jaa, der Gunther ist schon so eine Nummer für sich.
    Danke Dolce,für die kleinen Veränderungen.
    Mal schaun wie lange ich jetzt wieder brauche.
    Ich freu mich jetzt auf Angies Teil.

  25. Woooow Kerstin! Hahaha, kleine Fressorgie, was?! Toll, ganz toll! Jetzt habe ich Hunger auf Käsekuchen! 😀
    Die Drachenfamilie scheint ja sehr nett zu sein, bis auf diese Melinda. Jetzt bin ich aber mal gespannt wie es weitergeht. 😉

  26. aaahahahah Gunther und George… lecker Essen, hammer Nachtisch und ein Cliffhanger… ein ungutes Gefühl… oooooh ooooooooh hoffentlch ist mal nichts passiert… die hat doch nen es is was passiert Detektor. Klasse Kerstin ich sehe dich mit rotem Kopf dort sitzen, schön dass es auch bei dir weitergeht.

  27. huhu, ja, habe auch Hunger bekommen letzte Nacht 😉 wow, Kerstin, so detailliert hast du ja noch nie geschrieben, obwohl ich natürlich auch gerne gewusst hätte, wie ihr beiden, also Drago und du so ausgesehen habt. Danke, dass du eine Word-Datei geschickt hast. Bin gespannt, wie es weiter geht 😉
    Liebe Grüße

  28. ..hahahha…Danke ihr lieben.
    Dolce,keine Ahnung wie ich auf soviel Details zusammen bekommen habe.
    Irgendwie war da einen Stimme die mich gelockt hat…oder gezwungen?
    Naja,jedenfalls hab ich bis Nachts um halb drei vorm PC gesessen.
    Und wie gesagt.ICH BIN NOCH NICHT MAL BEI DER MMHHH-SZENE !!.
    Aber ich habe wenigstens etwas fertig…hihihi
    Dolce,sag bescheid wann ich dir wieder was schicken soll.
    Und DANKE noch mal für das Feedback.

  29. cool! 😉 schick mir am besten eine nächste Seite – bei Schriftgröße 10 sind das dann eh schon zwei 😉 nein, kannst mir ruhig mehr schicken, aber ich brauche wohl ein bisschen Zeit dafür..
    LG

  30. aaaaaaah cool endlich gings weiter. Man what a nachtisch und eine neue beste Freundin hahahahaha sehr schön… so jetzt fragt man sich, wovor soll sie nicht erschrecken? Hat er vllt ein rosafarbenes kleinmädchenprinzessinnen Kinderzimmer??? hahaha omg.
    Echt schön Kerstin da bin ich jetzt schon wieder gespannt wie es weitergeht 😀

  31. Ja ja ja …es geht weiter! Sehr schön. Ey, Dragos Spielzimmer? Eisenbahn? Mini-Legoland? Hahahaha… 😀

  32. …hahahaha, ne nix der gleichen.
    Früher hätte ich es als das Zimmer des Grauens bezeichnet 😀
    Schön das es euch gefällt.
    Freu mich jetzt erst mal auf eure Fortsetzungen…..

  33. Solang dort keine schlüpper mit rallye-streifen rumliegen kanns so schlimm schonnicht werden oder? hahahahahaha omg

  34. Zimmer des Grauens? mmh.. Aussenposten vom Zahnarzt? Begehbarer Schuhschrank? Folterkammer?
    Rallystreifen…oha. Ich kenne das nur unter Moccafalte hahahaha. Bah!
    Aber auch schön romantisch… hach, knutschen unterm Sternenhimmel… 😀

  35. Angie die Falte ist einKörperteil… der streifen ist eine sichtbare Spur vorzugsweise in doppelripp rechtseingriff 😉

  36. LOch in der Erde`??? AH Take that poster? oder die anderen wie hiessen die ah Backstreet boys. OH oder war Drago Cheerleader? oooooooooder wohnt er wie Poldi in einem Vulkan? … mhm jetzt möchte ich das aber gern wissen… ein tipp bitte kerstin

  37. ha ha das sind echt tolle ideen … hast echt gut geschrieben kerstin…. das macht jetzt erst recht lust auf mehr.. bin gespannt…gruss an alle

  38. Danke Marci,
    das schlimme daran ist..es ist so offensichtlich, das da keiner so schnell
    drauf kommt. Aber hinterher hört man ganz viele Hände,
    wie sie vor die Stirn klatschen….. 😀

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