Das oberste Berufungsgericht in Ankara machte am Mittwoch den Weg für eine Schadensersatzklage gegen Orhan Pamuk frei.
Nachdem 2006 die Klage gegen den Literaturnobelpreisträger wegen „Beleidigung des Türkentums“ eingestellt wurde, muss er nun erneut mit einem Prozess rechnen. Dieses Mal geht es um Geld. Kläger ist unter anderem der Anwalt Kemal Kerincziz (Kerincziz sitzt derzeit wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in der ultranationalistischen Ergenekon-Terrorbande im Gefängnis), der Pamuk schon 2005 vor Gericht gebracht hatte.
Die Kläger fühlen sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt, weil Pamuk gesagt haben soll, in der Türkei seien eine Million Armenier und 30 000 Kurden umgebracht worden und kaum einer rede darüber.
Zunächst hatten ungeordnete Gerichte die Klage als unbegründet verworfen.
Das Istanbuler Forschungsinstitut Tesev hatte in dieser Woche erst einen Bericht über die türkische Justiz vorgestellt, demnach zufolge die Justiz noch immer eine Bestätigung von nationalistisch und autoritär geprägten Kreisen ist. Von Tesev befragte Richter sagten, das Recht sei ihnen egal, wenn ihr Land in Gefahr sei.
Quellen: Süddeutsche Zeitung, Foto: Flickr