Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Preis für ihr gesellschaftspolitisches Engagement

Die Schriftstellerin Juli Zeh erhält den Gerty-Spies-Literaturpreis 2009 der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für politische Bildung. Die 34-jährige Autorin werde unter anderem für ihr gesellschaftspolitisches Engagement geehrt, sagte der Direktor der Landeszentrale, Dieter Schiffmann. In ihren Büchern habe sich Zeh für die Kriegsopfer in Bosnien-Herzegowina eingesetz und sich kundig mit Themen wie Datenschutz (siehe hierzu: Juli Zeh klagt gegen biometrischen Reisepass), so in ihrem jüngsten Roman „Corpus Delicti“. Die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises findet am 10. September in Mainz statt. Der Preis ist nach der Schriftstellerin Gerty Spies (1807-1997) benannt.

corpus-delictiKurzbeschreibung Corpus Delicti. Ein Prozess

Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier „Methode“ genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.Juli Zeh entwirft in Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur im Jahr 2057. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerspflicht geworden. Die „Methode“ verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.

Corpus Delicti handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand? Juli Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft, die wir immer weniger bestimmen können.

Die gebundene Ausgabe von Corpus Delicti umfasst 272 Seiten und ist im Schöffling Verlag für 19,90 Euro erschienen.

Über die Autorin

Juli Zeh, geboren 1974 in Bonn, wurde für ihre Bücher, die inzwischen in 28 Sprachen übersetzt sind, vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis (2002), dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Per Olov Enquist-Preis (2005), dem Jürgen-Bansemer-und-Ute-Nyssen-Dramatiker-Preis (2008), dem Prix Cévennes (2008) und dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009) ausgezeichnet.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

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