Unheiliger Engel von Andrea Mertz

Sergej Nikolaj Kasamarov ist ein charismatischer und erfolgreicher Geschäftsmann in Hamburg. Er ist unermesslich reich und sieht sehr gut aus. Kein Wunder, dass ihm die Frauen willig zu Füßen liegen und er sie nur aufzuheben braucht. Doch sie bedeuten ihm nichts, bis die hübsche Elaine Jäger seinen Weg kreuzt. Als er des Mordes verdächtigt wird und alles auf ihn als Täter hinweist, tritt die Kommissarin in sein Leben und in sein Herz. Elaine ist gezwungen gegen ihn zu ermitteln, obwohl sie befangen ist, denn auch sie hat sich in ihn verliebt. Magisch voneinander angezogen versuchen sie den dunklen Mächten zu trotzen, die ihre Hände im Spiel haben. Sergej umgeben viele Geheimnisse, seine Unsterblichkeit ist nur eines davon.

Den wahren Täter kennt nur nur Sergej. Die bösartige Hexe Anna Petrova, die ihm schon in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht hat, scheint in die Sache verwickelt zu sein. Sie lässt ihre dämonischen Schergen auf seine wenigen Freunde los, um Sergej endgültig an ihre Seite zu zwingen.

Ohne zu wissen, wer er in Wirklichkeit ist, ist Sergej dazu verdammt unter den Menschen zu leben, die ihm eigentlich verhasst sind. Er weiß nur eines, er ist unsterblich, altert nicht und hat besondere Kräfte, die er gut verbergen muss, um nicht aufzufallen. So wandert er durch die Jahrhunderte. Dabei ist er immer auf der Suche nach dem Warum und immer wieder gezwungen, sich nach einigen Jahren eine neue Existenz zuzulegen.

Die Geschichte um Sergej, sein Leben und Wirken auf Erden, seine Vergangenheit, seine widersprüchlichen Gefühle und seine Wandlung ist so faszinierend beschrieben, dass Elaine dagegen etwas verblasst und ein bisschen in den Hintergrund gedrängt wird. Aber das mindert das Lesevergnügen letztlich nicht. Denn wer kann es schon mit einem unsterblichen Mann aufnehmen, der viele Jahrhunderte auf der Erde mitten unter den Menschen lebt. Sein wahres Ich ist so tief in ihm verborgen, dass er selbst nichts von seiner wahren Identität ahnt. Die Erinnerung an sein früheres Leben wurde ihm genommen – und zwar von niemand Geringerem als dem Erzengel Michael. Dieser gewährte ihm einst eine letzte Chance, als er ihn auf die Erde verbannte um der endgültigen Vernichtung zu entgehen.

Anna, eine von Machtgier besessene Hexe, möchte sich Sergejs Dämon, der in ihm lauert, zu Nutze machen und zwingt ihn bei einem Ritual diesen zu entfesseln. Elaine ist die einzige, die es schafft diesen Dämon in Schach zu halten. Sie ist es auch, die ihm Halt und Zuversicht gibt, um Anna endgültig zu vernichten. Doch bis dahin sind noch einige Hürden zu überwinden.

Alles dreht sich um Sergej, er steht in diesem Roman eindeutig im Vordergrund. Elaine ist eigentlich nur schmückendes Beiwerk, gewinnt aber im weiteren Handlungsverlauf mehr Beachtung, besonders am Ende, als es zum großen Showdown in Rumänien kommt.

Die Geschichte um Engel und Dämonen, Gut und Böse, Freundschaft und Liebe ist von der Autorin sehr anschaulich und spannend geschrieben – flüssig und gut zu lesen. Besonders hat mir der Prolog gefallen. Er weckte gleich meine Neugierde und mein Verlangen nach mehr.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für diese anschauliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Taschenbuchausgabe „Unheiliger Engel“ von Andrea Mertz umfasst 224 Seiten und ist im Juli 2012 für 14,90 Euro im Sieben Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung
Arrogant, geheimnisvoll, skrupellos und gefährlich.
Sergej Nikolaj Kasamarov kultiviert seinen sagenhaften Ruf als schwerreicher Geschäftsmann und notorischer Playboy. Auf seine besonderen Fähigkeiten und Kräfte hat er lange verzichtet und im Laufe der Jahrhunderte gelernt, mit seiner Unsterblichkeit umzugehen, zu tarnen, und keine unnützen Gefühle zu investieren.
Als seine alte Feindin und rassige Hexe Anna, sowie die attraktive Polizeikommissarin Elaine Jäger in sein geordnetes Leben treten, überschlagen sich die Ereignisse. Er wird des bestialischen Mordes beschuldigt und verhaftet. Sergej muss nicht nur seine tiefen Gefühle und Sehnsüchte für Elaine in den Griff bekommen und seine Unschuld beweisen, sondern auch den Kampf gegen Anna und ihre dämonischen Gesellen aufnehmen. Doch die größte Gefahr für die Menschheit ist er selbst.

Über die Autorin
Das Licht der Welt erblickte Andrea Mertz 1969 im malerischen Menden/Sauerland. Sie schlug nach dem Abitur eine langjährige kaufmännische Laufbahn ein und arbeitete zuletzt als Assistent Manager und Innendienstleitung Export im Vertrieb von Medizinprodukten.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit blieb Andrea Mertz jedoch ihrer eigentlichen Passion, dem kreativen Schreiben, immer treu, verfasste einige Gedichte und Kurzgeschichten. 2011 erschien ihre erste Romanreihe mit dem Titel „Der schwarze Lord“ in einem Berliner Verlag.

Aktuell lebt Andrea Mertz mit ihrer Familie sowie einer „tierischen“ Rasselbande am Rande des Sauerlandes. Das Schreiben nimmt einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein.

Weitere Informationen über die Autorin finden sich auf ihrer Autorenhomepage bei Facebook.

Menschen wie wir: Aliide Truu, die Ungeliebte in Fegefeuer von Sofi Oksanen

Aliide Truu, geboren 1925, wächst zusammen mit ihrer 5 Jahre älteren Schwester Ingel in West-Estland, in der Nähe von Haapsalu/ Lihula, auf. Die Eltern bewirtschaften einen Bauernhof. Beim sonntäglichen Kirchgang schlägt die Liebe in Aliide ein wie ein Blitzschlag. Hans, ein junger blonder Este, verliebt sich an dem Tag ebenfalls unsterblich. Aber leider nicht in Aliide, sondern in ihre Schwester Ingel. Nach diesem Zusammentreffen ist nichts mehr wie es war. Ingel und Hans werden heiraten und 1940 Tochter Linda bekommen. Aliide bleibt vorerst alleine und muss dem kleinen Glück zusehen. Dabei ist sie neidisch auf Ingel. Ihre einzige Sehnsucht ist es, Hans für sich zu gewinnen. Folgerichtig muss das Glück gestört werden. Das Zauberwässerchen, das die Schwangerschaft verhindern soll, kommt leider zu spät. Und auch das eigene Blut, das in Hans´ Essen gemischt wird, führt nicht dazu, dass Hans sich in sie verliebt. Auch Linda hat unter Aliide zu leiden. Wenn sie das Kind beaufsichtigen muss, kneift sie es heimlich und piekt es mit einer Nadel und das Geschrei beschert ihr heimliche Genugtuung (S. 127).

Als Russland 1944 Estland besetzt und Hans´ Leben aufgrund seiner politischen Einstellung in Gefahr gerät, entwirft sie einen Plan. Hans soll als gestorben gelten, aber ein Versteck im Haus haben. Selbst als Aliide mehrfach von den Russen verhört und gefoltert wird, verrät sie nichts. Innerlich zerbricht sie darüber. Sie erkennt, dass sie nur überleben wird, wenn sie kollaboriert. Um ihrer Sicherheit wegen heiratet sie 1948 Martin, den Parteifunktionär. Er verschafft ihr eine Stelle als Kontrolleurin. Sie treibt die Kinderlosigkeitsgebühr ein.

Von Martin erfährt sie 1949, dass Ingel und Linda deportiert werden sollen. Aliide denkt dabei nur an Hans, den sie weiter beschützen will. Er ist ihr Lebenselixier. „Denn nur Hans bewirkte, dass die Dinge eine Bedeutung bekamen. Nur durch Hans existierte Aliide†œ, (S. 211). Währenddessen ist das Objekt der Begierde ahnungslos und verharrt in seinem Versteck unter dem Bauernhaus. Hans ist in Gedanken immer bei seiner Frau und seiner Tochter. Von der Welt isoliert flüchtet er sich in Tagträume, während Aliide vergeblich darauf wartet, dass er erkennt, dass sie „zu allem bereit war und die Kraft hatte, endlos weiterzumachen, durch einen einzigen Blick. Obwohl Aliide jetzt der einzige Mensch in Hans` Leben war, sah er sie trotzdem nicht an. Eines Tages würde sich das ändern müssen.†œ(S. 211).

Schmerzlich muss Aliide erfahren, dass Liebe nicht zu erzwingen ist. Es reicht nicht die Rivalin auszuschalten, den Angebeteten zu isolieren, sich ihm dienbar zu machen. Nichts was sie für das Keimen dieser Beziehung getan hat, ist von Erfolg gekrönt. Dabei hätte sie es eigentlich wissen müssen, denn wie sagte ihr bereits Maria Kreel: „Aus der Erde der Verzweiflung wachsen schlechte Blumen.†œ (S. 129).

1951 wähnt sich Aliide ihrem Ziel, der von ihr geplanten gemeinsamen Zukunft mit Hans, ganz nahe. Hans soll mit gestohlenem Pass nach Tallinn flüchten. Aliide will die Scheidung von Martin beantragen und ihm folgen. Das neue Kleid und die Schuhe stehen schon bereit. Die Situation eskaliert, als Aliide erkennen muss, dass Hans ganz andere Pläne hat. Er möchte in den Wald und sich dem bewaffneten Widerstand anschließen. In seinem Tagebuch hat er seine Wut und seinen Hass auf Aliide dokumentiert. Er wünscht ihr den Tod. Der tritt ein, aber nicht für Aliide, sondern für Hans. Bis ins Mark verletzt, da alle Opfer sinnlos waren (…alles lag in Scherben. All die Mühe! All die Energie!, S. 348) wird Aliide zu seiner Mörderin. Sie vernichtet ihre Zukunft und muss erkennen, dass auch ihr Leben in der Vergangenheit nur dem einen Ziel, dem Leben mit Hans, untergeordnet, zum Scheitern verurteilt war. Und sie erkennt, dass es ohne Hans kein Verhör, in dem sie zu seinem Schutz höchste Qualen erlitt, gegeben hätte (Sie wären kein einziges Mal verhört worden, sie hätten ihre Ruhe gehabt…S. 349). So wird ihr ihre emotionale Abhängigkeit zum Verhängnis.

Ihr Fegefeuer kann sie erst überwinden, als sie auf die Enkelin von Ingel und Hans trifft. In Zara erkennt sie einen Menschen, der ebensolche Qualen der Folter und Erniedrigung erdulden musste. Sie stellt sich auf ihre Seite und erschießt die Peiniger. Danach beschließt sie, das Haus anzuzünden und sich neben Hans in sein Grab unter die Dielenbretter zu legen.

Kurzbeschreibung
Das international gefeierte Meisterwerk über Liebe, Verrat und Angst – vor allem vor der Gewalt der Männer.
Wer Äußerstes erlebt hat, ist auch Äußerstes zu tun im Stande – das zeigt dieser vielfach ausgezeichnete und hoch spannende Roman über zwei Frauen, die sich wie zufällig begegnen und die doch eine gemeinsame Geschichte verbindet.
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zu Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein.
Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen – das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen.
Sofi Oksanen gelang mit diesem Roman, der in mehr als 25 Ländern erscheint und gerade in den USA gefeiert wird, der große Wurf. Atemlos vor Spannung liest man über das Schicksal zweier Frauen, die ganz unterschiedliche und im Kern doch vergleichbare Erfahrungen machen: Egal welches politische System auch herrscht, Opfer sind immer die Frauen.

Die gebundene Ausgabe von Fegefeuer von Sofi Oksanen umfasst 395 Seiten und ist im August 201o bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Gerlinde für diese detaillierte Analyse der Hauptfigur Aliide Truu in diesem außergewöhnlichen Roman.

Team Zero 03 – Heißkaltes Geheimnis von Eva Isabella Leitold [Rezension]

Paige Prescott lebt mit ihrem fünfjährigen Sohn Dean bei dem Herzchirurgen Jim Hendriks, der zwei Jahre zuvor das Leben ihres Sohnes gerettet hat. Doch der Arzt behandelt Paige unmenschlich, er unterdrückt und überwacht sie. Als er eine folgenschwere Entscheidung trifft ohne Paige mit einzubeziehen, fasst sie sich ein Herz und flüchtet mit ihrem Kind vor ihm.

Auf dem Weg zu Verwandten nach Kanada legt sie einen Zwischenstopp in dem unheimlichen Ort Crawford ein. Dort begegnet ihr Lieutenant Chogan Stafford. Chogan, der sich in eine Blockhütte in den Wald zurückgezogen hat, um sich seinen inneren Dämonen zu stellen oder sich ihnen zu ergeben, versucht seine Vergangenheit zu bewältigen. Er war fünf Jahre lang gezwungen für eine militärische Organisation zu arbeiten. Das Ziel der Organisation war es, mutierte Elitesoldaten zu züchten. Nachdem er gemeinsam mit dem Team Zero die Pläne der Organisation durchkreuzt hat, versucht er nun, in der Welt wieder Fuß zu fassen. Er hilft Paige und ihrem kleinen Sohn. Der telepathisch begabte Mann stellt fest, dass auch Paige eine übernatürliche Gabe besitzt. Sie ist eine Lichtbringerin, ein Mensch, der reine Liebe in sich trägt. Als sie sich näher kennenlernen, fühlen beide sich unweigerlich zueinander hingezogen.

Währenddessen wird auf dem Grundstück des Sommerhauses von Jim Hendriks die ermordete Tochter eines Abgeordneten gefunden und das Team Zero kommt zum Einsatz. Josy und die Team-Mitglieder arbeiten an dem Fall und stoßen auf immer mehr Ungereimtheiten, die auf einen psychopathischen Serienmörder hinweisen. Als Paige sich entschließt, nicht vor ihrer Vergangenheit davon zu laufen, sondern sich ihrem Ex-Geliebten zu stellen, nimmt Chogan zum Team Zero Kontakt auf. Doch dann wird Paige entführt…

Die Geschichte startet ohne große Umschweife und bereits ab der ersten Seite ist man mit Paiges Schicksal verbunden. Ihre Flucht ist so nervenaufreibend, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Die vielen Schwierigkeiten, die sie auf ihrem Weg erfährt, sorgen für anhaltende Spannung und und man hofft inständig, es möge sich alles zum Guten für sie wenden. Umso mehr als sie auf Chogan trifft und man erfährt, welchen inneren Kampf er ausfechten muss. Besonders mitfühlend ist die Geschichte um den schutzbedürftigen Dean beschrieben, den man einfach gern haben muss und der in seiner kindlichen Art auch unbewusst ein wenig zwischen Paige und Chogan vermittelt.

Mir hat dieser dritte Teil der Team-Zero-Reihe bisher am besten gefallen. Einige Szenen sind so dramatisch erzählt, dass man beim Lesen den Atem anhält. Ich habe die richtig düsteren und unheimlichen Momente ebenso genossen wie die sinnlichen und leidenschaftlichen.  Für alle, die bereits die ersten Teile der Reihe gelesen haben, sind die Einblicke in die Ermittlungen um die Mordserie wieder hoch brisant. Hier trifft man bekannte Team-Mitglieder oder erfährt als Neueinsteiger Wissenswertes über sie. Eva Isabella Leitold lässt ihre Protagonisten Detective Josephine Silver und Special Agent William Turner aus Team Zero 01 †“ Heißkaltes Spiel sowie die Psychologin Dr. Cassandra Hart und den Trainer der Spezialeinheit Jeff Macintosh aus Team Zero 02 – Heisskaltes Verlangen zunächst genauso ratlos im Dunkeln tappen wie den Leser. Die Autorin lenkt uns gekonnt auf die falsche Spur und erst am Ende löst sich der Faden, der schlüssig durch das Buch gezogen ist.

Ich bin neugierig, welches Mitglied des Teams im nächsten Teil die Hauptrolle spielen wird. Wer die ersten beiden Teile gelesen hat, wird diesen hier lieben.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Doc Jane für diese schöne ausführliche Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Die Taschenbuchausgabe von Team Zero 03 – Heißkaltes Geheimnis umfasst 216 Seiten und ist im Juni 2012 für 14,90 Euro im Sieben Verlag erschienen.

Kurzbeschreibung
Nach zwei qualvollen Jahren gelingt es Paige Prescott, sich mit ihrem fünfjährigen Sohn Dean aus den Fängen des Herzchirurgen Jim Hendriks zu befreien. Dieser rettete einst ihrem Sohn das Leben und verlangte im Gegenzug ihre Zuneigung und ihren Körper. Paige ahnt nicht, dass auch ihre Gabe dafür verantwortlich war, dass sich ihre Wege kreuzten. Sie ist ein Lichtbringer †“ ein Mensch der reine Liebe in sich trägt und das zieht die Dunkelheit magisch an. Lieutenant Chogan Stafford hat genug von den Menschen und möchte seine leidvolle Vergangenheit hinter sich lassen. Seine seelischen Wunden sind tief und so zögert er zunächst, als Paige und ihr Sohn seine Hilfe brauchen. Als er jedoch erkennt, dass Paige Narben in sich trägt, die in ihm ein Echo hervorrufen, ändert er seine Meinung und setzt somit eine Lawine an Geschehnissen frei, die ihm abermals alles abverlangen.

Dämonenerbe 02 – Prophezeiung von Mara Laue [Rezension]

Die Halbdämonen Bronwyn und Devlin haben nur noch wenig Zeit bis zur alles entscheidenden Wintersonnenwende, um das Rätsel der Vajramani-Prophezeiung zu lösen. Eine Reise nach Indien soll Licht in das Dunkel um die fehlenden Fragmente der Prophezeiung bringen. In Indien überschlagen sich die Ereignisse, und immer neue Rätsel lassen das Paar fast verzweifeln, besonders als ihre tiefe Liebe zueinander auf eine harte Probe gestellt wird.

Es geht endlich weiter mit dem sympathischen Protagonistenpaar Devlin und Bronwyn. Schnell findet man den Anschluss an den ersten Teil und ist sofort mitten im Geschehen. Indiens Kultur mit all ihren Mythen und bedeutungsvollen Legenden, vielarmigen Göttern und verschollenen Tempeln ist teilweise Schauplatz der Handlung um den Schlangenkult und einer möglichen Apokalypse.

Auf der Suche nach Antworten treffen Bronwyn und Devlin dort auf den fragwürdigen Yapu, einen Diener von Kadru und Kashyapa, den Stammeltern aller Nagas und Naginis und Hüter der Patala Tore, die unter keinen Umständen geöffnet werden dürfen. Patala ist der Palast unter dem Meer, in dem die Nagas und Nagini wie in einem goldenen Käfig leben, dessen Tore aber vor vielen Jahrhunderten verschlossen wurden. Yapu konfrontiert die beiden mit Fakten, die nahezu unglaublich sind und wieder neue Fragen aufwerfen.

Bronwyn und Devlin werden gejagt und können niemandem mehr trauen. Denn nicht nur Dämonen und fanatische Mönche, sondern auch die bisher friedlichen Hüter der Waage, die eigentlich Menschen mit paranormalen Fähigkeiten schützen, wollen ihren Tod. Es kann nicht gut enden, wenn sich die Gemäßigten mit Fanatikern zusammenschließen, um das vermeintlich unheilvolle Dämonenpaar zu vernichten. Doch zum Glück gibt es in den eigenen Reihen Zweifler, die deren Motive in Frage stellen.

Sogar das FBI wird auf die beiden Halbdämonen aufmerksam und mischt sich ein. Eine Spezialabteilung des FBI, das DOC-Department of Occult Crimes unter der Leitung von Cecilia O´Hara, deren Mitglieder alles Menschen mit paranormalen Fähigkeiten sind, setzt ihren fähigsten Mann Special Agent Wayne Scott auf Bronwyn und Devlin an.

Und dann ist da noch Gressyl, ein Dämon durch und durch – oder doch nicht? Er ist eigentlich eine Randfigur, schon aus dem ersten Band bekannt, und eine Art Bodyguard für Bronwyn. Er hat die wohl markanteste Veränderung im Lauf dieser Geschichte durchgemacht und wird zu einem echten Sympathieträger. Ihn umgibt offensichtlich ein Geheimnis, das hoffentlich im nächsten Teil gelüftet wird.

Trotz vieler einschneidender Ereignisse, die Bronwyn in nur wenigen Wochen nach ihrem 33ten Geburtstag durchleben muss, bleibt sie sich selbst und ihrer menschlichen Natur treu. Nur fällt es ihr zunehmend schwerer, Devlins dunkle, dämonische Seite, die immer mehr von ihm Besitz zu ergreifen scheint, zu akzeptieren. Um ihrer Liebe noch eine Chance zu geben, stellt sie ihn vor ein Ultimatum und es wird ziemlich kompliziert mit den beiden. Ihre Liebe und ihr großes Verantwortungsgefühl sorgen dafür, dass die Welt nicht im Chaos versinkt – allerdings bleibt ihnen nur wenig Zeit bis zur Wintersonnenwende…

Spannend und unglaublich interessant gestaltet die Autorin Mara Laue in ihrem wunderbar flüssigen Schreibstil die Suche nach dem fehlenden Fragment und nach Antworten auf mystische Rätsel. Sie führt den Leser immer tiefer in die Welt der Dämonen, Prophezeiungen und Wahrheiten. Selbst die Randfiguren sind so liebevoll und hervorragend ausgearbeitet, dass ich dem dritten Teil regelrecht entgegenfiebere. Ich hatte mich sehr auf die Fortsetzung der als Trilogie angelegten Reihe gefreut, da mir der erste Teil schon außerordentlich gut gefallen hat, und wurde in keinster Weise enttäuscht.

Mara Laue hat in diesem Roman alle Weichen gestellt für einen spannenden und rasanten Showdown im dritten und letzten Teil, der hoffentlich nicht all zu lange auf sich warten lässt. Anzumerken ist noch, dass man den ersten Teil unbedingt gelesen haben sollte.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Angie für diese begeisterte Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Dämonenerbe 02 – Prophezeiung von Mara Laue“ umfasst 234 Seiten und ist als Taschenbuch im Mai 2012 im Sieben Verlag für 14,90 Euro erschienen.

Kurzbeschreibung
Sie sind dazu ausersehen, das magische Tor zu öffnen, das den Dämonen den Weg in die Welt öffnet. Doch die beiden Halbdämonen Bronwyn und Devlin haben andere Pläne. Fest entschlossen, das Tor für immer zu versiegeln, suchen sie in Indien nach der Vajramani-Prophezeiung. Die Reise nach Indien wird zu einer enormen Belastung der noch jungen Liebe. Um ihren Feinden zu entkommen, müssten sie ihre magischen Kräfte vereinen, doch Bronwyn schreckt vor diesem ultimativen Test ihres Vertrauens zurück und steht vor einer schweren Entscheidung. Denn die Kraft ihrer Liebe entscheidet darüber, ob sie Devlins Seele retten und sich damit auch die alte Prophezeiung zum Wohl der Menschen erfüllen kann.

Über die Autorin
Mara Laue (Jahrgang 1958), begann im Alter von 12 Jahren mit dem Schreiben. Auf erste Veröffentlichungen in Schülerzeitungen folgten ab 1980 Fantasy- und Science-Fiction-Storys, Kriminal- und andere Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Fanzines sowie verschiedene Sachartikel zu diversen Themen. 1999 wurde ihr erstes (inzwischen vergriffenes Lyrik-) Buch veröffentlicht. Seit 2005 arbeitet sie als Berufsschriftstellerin und schreibt hauptsächlich Krimi/Thriller, Science Fiction, Okkult-Krimis, Dark Romance, Fantasy und Lyrik.

Im Jahr 2012 gewann sie ein „Tatort-Töwerland“-Literaturstipendium für den Kriminalroman „Brocksteins letzter Vorhang“ (erscheint 2013).

Mara Laue ist Mitglied der „Mörderischen Schwestern – Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen“ und im „Syndikat – Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur“. Nebenbei unterrichtet sie kreatives Schreiben in Workshops und Fernkursen und schreibt als Ghostwriterin Biografien und Firmenchroniken. Wenn ihr das Schreiben die Zeit dazu lässt, arbeitet sie im Nebenberuf als Künstlerin und Fotokünstlerin und hat gegenwärtig eine Ausstellung pro Jahr.

Erschreckend realistischer Öko-Thriller: Tödlicher Staub von Massimo Carlotto [Rezension]

Mit der neunköpfigen sardischen Schriftsteller-und Journalisten-Gruppe „Mama Sabot“ recherchierte der italienische Schriftsteller Massimo Carlotto unter anderen auf der Mittelmeerinsel Sardinien im militärischen Sperrgebiet Polgono Interforze Salto di Quirra †“ Capo San Lorenzo zu seinem neuen Thriller über radioaktive Nanopartikel in der Luft und die davon ausgehende Gesundheitsgefährdung. Derartige Partikel entstehen bei Waffentests und führen binnen kürzester Zeit zu Ablagerungen in Knochen, Nieren, Leber und Lunge, um sich später in bösartige Tumore zu verwandeln.

Carlotto spannt um seine Hauptfigur Pierre Nazzari, der als Deserteur von der Militärpolizei gesucht wird und den eine paramilitärische Organisation in der Hand hat, ein Geflecht aus politischen Interessen an diesen Tests. Zur gut zahlenden Kundschaft gehören neben der Mafia die regionalen Sicherheitsdienste sowie die Polizei und Industriekonzerne.

Nazzari wird auf die junge Tierärztin Nina angesetzt, die unter Lebensgefahr an Hand von mysteriösen Erkrankungen bei Schafen und Ziegen die Auswirkungen dieser Nanopartikel untersucht. Dabei geraten beide immer tiefer in den Sumpf der Machtspiele zwischen Militär und Mafia, welche auf dem Rücken der Umwelt ausgetragen werden.

Bis zum Showdown bleibt unklar, wer für wen wann und wie am besten erpressbar ist und wer am Ende die Zeche dieser Verstrickungen bezahlt…

Extrem schnell und schnörkellos erzählt Massimo Carlotto seine Story. Spannend und ohne große Nebenhandlungen werden die Akteure und Handlungsstränge immer geschickter miteinander verwoben und aufeinander zugeführt. Das Ergebnis ist großes Krimikino, nicht literarisch ausschweifend, sondern erschreckend realistisch recherchiert.

Carlotto, einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens, fasst mit seinem aktuellen Werk erneut Fuß auf dem hart umkämpften deutschen Krimimarkt. Bereits seine Vorgänger „Arrividerci amore, ciao“ (Tropen 2007) und „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes“ (Tropen 2008) sorgten für interessante Abwechslung im hiesigen Alpen- und Heimatkrimi-Sammelsurium.

„Tödlicher Staub“ ist mit einem wohltuend neuen Thema absolut empfehlenswert – abseits der bereits ausgetreten Pfade bisheriger Öko-Thriller.

Der Lesekreis bedankt sich bei Volker für die ausführliche Buchbesprechung und beim Tropen Verlag für die freundliche Überlassung eine Rezensionsexemplares.
„Tödlicher Staub“ (Orig. Titel: Perdas de Fogu, erschienen 2008) umfasst 160 Seiten und ist Mai 2012 im Verlag Tropen bei Klett Cotta erschienen.

Wie aktuell und realistisch die Thematik des Krimis ist, zeigt auch der lesenswerte Artikel: „Das vergiftete Paradies.“ Auf Sardinien testen Militär und Rüstungsfirmen Waffen. Anwohner sterben an Krebs, Kinder werden ohne Finger geboren. Jetzt ermittelt ein Staatsanwalt wegen Mord. taz.de am 22. November 2011

Kurzbeschreibung
Carlottos spannender und actionreicher Roman deckt die kriminellen Machenschaften von Mafia und Politik, Militär und Industrie auf.
Radioaktiver Müll an den Traumstränden Sardiniens: vom Öko-Skandal zum spannenden Krimi. Jahrelang haben Massimo Carlotto und elf investigative Journalisten und Autoren geforscht und einen Öko-Skandal offengelegt. „Tödlicher Staub“ ist ein aufregender Thriller und zugleich ein wütender Aufschrei gegen die schmutzigen Machtspiele von Mafia und Militär.
Pierre Nazarri wird als Deserteur von der Militärpolizei gesucht. Er ist erpressbar und muss die Drecksarbeit für eine dubiose, paramilitärische Organisation machen, die ihn auf die junge Tierärztin Nina angesetzt hat. Die Nachforschungen, die die junge Frau im Zusammenhang mit einer Reihe mysteriöser Erkrankungen und Missbildungen bei Schafen und Ziegen macht, scheinen ein paar einflussreichen Persönlichkeiten zu weit zu gehen. Pierre Nazarri wird als Deserteur von der Militärpolizei gesucht. Er ist erpressbar und muss die Drecksarbeit für eine dubiose, paramilitärische Organisation machen, die ihn auf die junge Tierärztin Nina angesetzt hat. Die Nachforschungen, die die junge Frau im Zusammenhang mit einer Reihe mysteriöser Erkrankungen und Missbildungen bei Schafen und Ziegen macht, scheinen ein paar einflussreichen Persönlichkeiten zu weit zu gehen.

Über den Autor
Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der linken Bewegung wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute in Sardinien.Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, lebt in Berlin, übersetzt Prosa und Theaterstücke aus dem Französischen, Norwegischen und Italienischen, zuletzt vor allem Jean Echenoz, Yasmina Reza, Jon Fosse, Erlend Loe und Louis-Ferdinand Céline.

Leseprobe © Tropen bei Klett Cotta
MERCANTI DI LIQUORE Ein Schwarm Rebhühner flatterte auf, als der kleine Geländewagen vorüberkam. Nina bremste ab, um auf eine Piste einzubiegen, die sich in der Macchia verlor. Der Stachelginster kratzte an den Seiten des Wagens entlang. Am liebsten hätte sie die Klimaanlage ausgestellt, die Fenster geöffnet und die Düfte des Sommers ungehindert hereingelassen, aber es hatte seit mindestens drei Monaten nicht mehr geregnet, und die Reifen wirbelten dicke weiße Staubwolken auf. Sie fuhr an einer von schwärzlichen Kiesadern durchzogenen Wand aus Kalkstein entlang, dann steil bergab durch ein ausgetrocknetes Bachbett. Ihre Fahrt endete vor einem rostigen Tor.

Der alte Balloi erwartete sie umgeben von seinen Hunden im Schatten einer Steineiche. Er nickte ihr zu und ging langsam zu dem verlassenen Schafstall hinüber. Die Schafe brachte er bei diesen Gelegenheiten immer weg. Nina wartete, bis der Hirte den Eingang erreicht hatte, erst danach stieg sie aus dem Wagen, öffnete die Ladeklappe und holte eine Plastikkiste heraus. Balloi nahm seine Baskenmütze ab und wischte sich mit einem sauberen weißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war wie aus Holz geschnitzt. Tiefe Falten, von der Zeit und den Mühen eines Lebens gezogen, das keine Erholungspausen kennt. Wie sein Vater und der Vater seines Vaters.

„Es ist das vierte, Frau Doktor“, sagte er leise. Nina nickte. Sie zog ein paar Banknoten aus der Hosentasche und reichte sie ihm.

„Wie geht es den anderen?“ Der Hirte zuckte mit den Schultern.

„Ich glaube, gut. Sie wissen ja, ich gehe da nicht so nah ran.“

„Ich schaue nachher mal nach ihnen.“

Sie betrat den Stall und betrachtete den winzigen, am Boden liegenden Kadaver. Als Erstes machte sie ein paar Aufnahmen, dann bettete sie ihn in die mit Trockeneis gefüllte Kiste. Balloi war weggegangen, genau wie die anderen Male, als wollte er nichts mit der Sache zu tun haben. Nina lud die Kiste ein, nahm ihre Tasche und lief zu einer kleinen Einzäunung. Zufrieden mit dem, was sie dort sah, machte sie rund zwanzig Minuten lang Notizen. Im Schritttempo rollte sie durch das Tor hinaus. Der Hirte wanderte einen Pfad entlang, den Rücken ihr zugewandt. Nur die Hunde drehten sich um und starrten dem Geländewagen nach, bis die Macchia ihn verschluckt hatte.

Auf dem schmalen schwarzen Asphaltband der Provinzstraße mit ihren scharfen Kurven betrachtete sie die träge kreisenden weiß-roten Flügel der Windkraftanlagen. Eigentlich hätte sie den Inhalt der Kiste sofort zu Hause in der Kühltruhe verstauen müssen, doch nachdem sie rasch überschlagen hatte, wie lange das Trockeneis hielt, beschloss sie, sich den Luxus eines Bades zu leisten.

Der Strand war menschenleer… Fortsetzung der Leseprobe