Februar 2009: Wüste von Jean-Marie Gustave Le Clézio

Am 07. Februar 2009 besprechen wir den Roman Wüste von dem Literaturnobelpreisträger 2008 Jean-Marie Gustave Le Clézio.

Jean-Marie Gustave Le Clézio, seltener LeClézio, geboren am 13. April 1940 in Nizza, ist ein französischer Schriftsteller.

Sein Vater stammt von der Insel Mauritius, die einst französische und britische Kolonie war. Im Alter von acht Jahren zog Le Clézio zusammen mit der Familie nach Nigeria, wo der Vater während des Zweiten Weltkriegs als Arzt arbeitete. Le Clézio wuchs zweisprachig, englisch und französisch auf. Im Jahr 1950 kehrte die Familie nach Nizza zurück.

Le Clézio studierte am Collège littéraire universitaire in Nizza und promovierte in Literaturwissenschaften. Er hat unter anderem an den Universitäten Bangkok, Mexiko City, Boston, Austin und Albuquerque gelehrt.

Bekannt wurde Le Clézio mit dem Erscheinen von Das Protokoll (Procès-verbal), für das er im Jahr 1963 den Prix Renaudot bekam, nachdem das Buch bereits für den Prix Goncourt nominiert gewesen war.

Seitdem sind über dreißig Bücher von Le Clézio erschienen, darunter Erzählungen, Romane, Essays, Novellen und zwei Übersetzungen indischer Mythologie. 1980 erhielt er für Wüste (Désert) den von der Académie Française ausgeschriebenen Prix Paul-Morand.

In seinen Buch †œDer Afrikaner†œ, das im vergangenen Jahr auf deutsch übersetzt wurde, schildert Le Clézio seinen Vater, den afrikanischen Kontinent sowie seine eigene Kindheit. Demnächst erscheint in Frankreich Le Clézios neustes Werk †œRitournelle de la faim†œ.
Wüste von Jean-Marie Gustave Le Clézio

Kurzbeschreibung
Nach dem Tode ihrer Mutter lebt die junge Marokkanerin Lalla in der Obhut einer Tante in den Slums einer Stadt am Meer. Ihre Zeit verbringt Lalla am Strand oder am Rande der Wüste, beobachtet dort Tiere und Pflanzen. Der stumme Hirte Hartani ist ihr Gefährte und Vertrauter. Immer wieder träumt Lalla von den blauen Männern, dem Nomadenvolk der Tuareg, mit deren Geschichten und Legenden sie groß geworden ist. Als die 17jährige mit einem ungeliebten Mann verheiratet werden soll, flieht sie nach Marseille und arbeitet in einem billigen Hotel. Das Elend der nordafrikanischen Einwanderer, die Armut, in der sie leben, die Brutalität der Großstadt machen Lalla immer bewusster, dass sie ein Kind der Wüste ist, nur dort leben kann. Auch als sie von einem Fotografen entdeckt wird, der, fasziniert von der dunklen Schönheit des Mädchens, ihre Bilder auf den Titelseiten der großen Illustrierten veröffentlicht, will sie nicht in Marseille bleiben. Sie kehrt in ihr Land zurück, wo sie sich den blauen Männern, ihren Vorfahren, näher fühlt. Dort bringt sie das Kind zur Welt, das sie von Hartani erwartet.
J.M.G. Le Clézio hat in seinem Roman die Schönheit der Wüste Sahara mit der »Wüste« Marseille kontrastiert, auf kunstvolle Weise die Geschichte der Tuareg mit der Lallas verknüpft. Das Buch nimmt gefangen durch die Ursprünglichkeit Lallas, die wilde Fremdartigkeit der Tuareg, verzaubernde Naturbeschreibungen und eine ungewöhnlich poetische Sprache.

Warum ich schreibe – Le Clézios Dankesrede zum Literturnobelpreis – FAZ vom 08.12.2008

Dezember 2008: Der kleine Bruder von Sven Regener

Mainstream ist angesagt bei uns im Lesekreis: Am 06. Dezember besprechen wir zur üblichen Zeit Der kleine Bruder von Sven Regener.

Am 27.11. präsentiert Sven Regener übrigens um 21 Uhr in München in der Muffathalle Der kleine Bruder.

Kurzbeschreibung
Der kleine Bruder ist der lang erwartete Mittelteil der Lehmann-Trilogie von Sven Regener

„Neues Leben hin, neues Leben her, dachte Frank, es sollte nicht mit der Fahrt durch einen langen, dunklen Tunnel beginnen. Oder vielleicht doch, dachte er, als in der Ferne die hell strahlende Grenzkontrollstelle auftauchte wie ein frisch gelandetes Raumschiff. Oder vielleicht gerade doch.“

Berlin-Kreuzberg, November 1980: Im Schatten der Mauer gedeiht ein Paralleluniversum voller Künstler, Hausbesetzer, Kneipenbesitzer, Kneipenbesucher, Hunde und Punks. Bier, Standpunkte, Reden, Verräterschweine †” alles ist da. Nur eins fehlt: jemand, der alles mal richtig durchdenkt †” Frank Lehmann aus Bremen. Nachdem seine WG dort vom Gesundheitsamt geschlossen wurde, das Zimmer bei seinen Eltern zum Fernseherreparieren benötigt wird und er nach kühnem Ausbruch aus dem Wehrdienst noch keinen Plan hat, fährt er erst mal nach Berlin †” zu seinem großen Bruder Manni, der dort als Künstler lebt und eine große Nummer ist. Dachte er. Doch Manni ist weg. Weder sein Vermieter Erwin Kächele noch dessen Nichte Chrissie oder sein Mitbewohner Karl haben eine Ahnung, wo Manni steckt. Außerdem nennen sie ihn nicht Manni, sondern Freddie. Und haben sofort eine konkrete Idee davon, was Frank zu tun hat: Anstelle seines Bruders an einem kurzfristig anberaumten Krisenplenum teilnehmen.

Damit beginnt eine lange Nacht, in der Frank Lehmann lernt, dass in einer Welt, in der alle Künstler sein wollen, nichts notwendigerweise das ist, als das es erscheint, und in der er mehr über seinen Bruder erfährt, als er wissen will, aber nie das, wonach er fragt.

Und mit einer Nacht ist es nicht getan, denn wie sagt Karl, der Typ, den Frank auf Anhieb nicht mag und der sein bester Freund werden wird: „Das ist wie in der Geisterbahn. Jetzt sind alle eingestiegen, und der Bügel geht runter, und dann müssen das auch alle bis zu Ende mitmachen …“

Sven Regener, geboren am 1. Januar 1961 in Bremen, ist deutscher Musiker und Schriftsteller. Bekannt wurde er durch die Band Element of Crime und seine Romane Herr Lehmann und Neue Vahr Süd.

Regener wuchs in der Neuen Vahr und in Blockdiek in Bremen auf. Nach dem Abitur studierte er Musikwissenschaften in Hamburg und Berlin. Das Studium brach er später ab. Seit 1971 spielt er klassische Gitarre, seit 1976 Trompete, seit 1985 Klavier und auch E-Gitarre. 1982 nahm er seine erste LP mit der Band Zatopek auf. 1984 stieß er zur Band Neue Liebe, einer Art Funk-Punk-Band. 1985 gründete er die Berliner Band Element of Crime mit, für die er seitdem fast alle Liedtexte schreibt, singt sowie Gitarre und Trompete spielt.

2001 veröffentlichte Regener seinen ersten Roman Herr Lehmann, in dem er das Leben des Barkeepers Frank Lehmann in Berlin-Kreuzberg beschreibt. Das Buch ist mit einer verkauften Auflage von über einer Million Exemplaren sehr erfolgreich. Regener verfasste auch das Drehbuch für Leander Haußmanns gleichnamige Verfilmung mit Christian Ulmen in der Titelrolle, wofür ihm der Deutsche Filmpreis in Gold und der Deutsche Drehbuchpreis verliehen wurde. 2004 erschien sein zweiter Roman Neue Vahr Süd, ein Prequel zu Herr Lehmann, der das Leben des Frank Lehmann 1980 in Bremen und bei der Bundeswehr beschreibt. Am 1. September 2008 erschien der dritte und letzte Band Der kleine Bruder, in dem detailliert über die ersten zwei Tage und gerafft über die ersten Monate von Frank Lehmanns Leben in Berlin im Jahr 1980 erzählt wird.

Quellen: Wikipedia, Eichborn Verlag Foto: Flickr

Oktober 2008: Am Strand von Ian McEwan

Kurzbeschreibung Am Strand von Ian McEwan
Das Schlimmste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindest für Edward und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit, Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das Schicksal der Liebenden – für immer.

Juli 1962. Edward und Florence sitzen, frisch verheiratet, in ihrer Flitterwochensuite am Strand von Chesil Beach und essen zu Abend. Beide können nicht verbergen, wie nervös sie der Gedanke an die nahende Hochzeitsnacht macht. Noch ist nicht die Epoche, in der man offen über Sex spricht. Jene Nacht aber wird das Leben der Liebenden verändern, wird sie einander so nah bringen und so fremd werden lassen, wie sie sich das nie vorgestellt hatten. Abermals erzählt Ian McEwan von einem Ereignis, nach dem nichts mehr ist, wie es war. In brillanter Sprache, temporeich, atmosphärisch, unerbittlich präzise und gleichzeitig voller Gefühl schildert er eine Schicksalsnacht – und ihre Vor- und Nachgeschichte. Eine Leseprobe beim Diogenes Verlag befindet sich hier

Ian Russell McEwan, geboren am 21. Juni 1948 in Aldershot, England, ist ein britischer Schriftsteller. Als Sohn eines Berufssoldaten (Aldershot ist ein Militärstützpunkt) wuchs Ian McEwan infolge der Versetzungen seines Vaters unter anderem in Singapur und Libyen auf. Er studierte englische und französische Philologie an der University of Sussex in Brighton, wo er mit dem Bachelor of Arts in englischer Literatur abschloss. Während seines anschließenden Studiums zur Erlangung des Master of Arts in englischer Literatur an der University of East Anglia in Norwich besuchte er bei den Romanautoren Malcolm Bradbury und Angus Wilson einen Kurs in kreativem Schreiben. Später unterrichtete er selbst an der University of Sussex. Seit dem Erfolg der Kurzgeschichtensammlung Erste Liebe, letzte Riten (1975) lebt er als freier Schriftsteller. Im Laufe seiner Karriere wurde McEwan mit nahezu allen bedeutenden Preisen für englischsprachige Literatur ausgezeichnet.

Ian McEwan ist in zweiter Ehe mit der Journalistin Annalena McAfee verheiratet und lebt in London. Mit seiner ersten Ehefrau Penny Allen hat er zwei Söhne.

Im Jahr 2000 wurde er von der britischen Königin Elizabeth II. zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt.

2002 erfuhr McEwan, dass er einen leiblichen Bruder hat, der von der Mutter während des Zweiten Weltkriegs zur Adoption freigegeben wurde, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit dessen und McEwans Vater verheiratet war. Nachdem ihr erster Ehemann aber verstorben war, heiratete die Mutter drei Jahre später ihren vorherigen Liebhaber, und Ian wurde sechs Jahre nach seinem Bruder geboren. Erst nach ihrem Tod verriet die Schwester von McEwans Mutter das Familiengeheimnis.

2007 wurde McEwans Roman Abbitte von dem britischen Regisseur Joe Wright verfilmt. In der gleichnamigen Kinoproduktion spielen Keira Knightley und James McAvoy die Hauptrollen.

Quelle Foto: Flickr

Wir treffen uns zur üblichen Zeit am 11. Oktober bei Gina und Tobi.

August 2008: Der Liebhaber von Marguerite Duras

Marguerite Duras, geboren am 4. April 1914 in Gia Dinh , Vietnam (damals franz. Indochina) als Marguerite Donnadieu, gestorben am 3. März 1996 in Paris, war eine französische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Filmregisseurin.

Als Tochter eines Lehrerehepaars wuchs sie in Vietnam auf und ging 1932 mit 17 Jahren nach Frankreich, um in Paris Jura und Politikwissenschaft zu studieren. 1940 schloss sie sich einer Résistancegruppe von Buchhändlern an, wodurch sie Zugang zum rationierten Papier hatte. Ihr Ehemann Robert Antelme, der ebenfalls in der Résistance aktiv gewesen war, wurde von der Gestapo verhaftet und nach Dachau verschleppt. 1944 trat Duras dem Parti communiste français bei, protestierte gegen die Behandlung von Schriftstellern in der Sowjetunion, was zu ihrem Parteiausschluss 1950 führte.

Ihr Erstlingsroman, Les impudents (1943), wurde von der Öffentlichkeit mehr oder weniger übersehen. Bereits ihr zweites Werk jedoch, Un barrage contre le Pacifique (1950), war ein Erfolg und brachte ihr beinahe den Prix Goncourt ein. Internationale Bekanntheit erlangte sie schließlich 1959 mit dem Drehbuch zu dem Film Hiroshima, mon amour.

Ihre Romane waren immer wieder autobiographisch geprägt, so z. B. L’amant (1984, dt. Der Liebhaber) oder L’amant de la Chine du Nord (1991, dt. Der Liebhaber aus Nordchina). In beiden Werken beschrieb sie ihre turbulente Kindheit und frühe Liebeserfahrungen im Indochina der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Autorin war auch im Theaterbereich tätig und verfasste 1965 z. B. das Drama La musica. In den 70er und frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts trat sie auch als Filmregisseurin in Erscheinung – wobei sie nicht nur bereits erschienene eigene Texte (India Song, 1975; Les enfants, 1984) auf die Leinwand brachte, sondern auch eigenständige Arbeiten für das Kino produzierte (Le Camion, 1977). Während dieser Zeit erschienene literarische Publikationen von Duras standen immer im Zusammenhang mit ihrem filmischen Schaffen – L’amant ist die erste wieder „rein“ literarische Publikation nach dieser Phase.

Charakteristisch für die Werke der Duras ist eine große Schlichtheit in Vokabular und Satzbau, die sich zudem auszeichnet durch zahlreiche Ellipsen, Anspielungen, Unausgesprochenes, das jedoch im Hintergrund steht, und fragmentarisch zusammengefügte Sätze. Ihr Gesamtwerk ist keiner der großen literarischen Strömungen des 20. Jahrhunderts zuzuordnen.

Gegenüber der Tendenz, Duras wegen der häufigen Wiederholung von Motiven und Topoi in ihren zahlreichen Büchern für eine oberflächliche Schriftstellerin zu halten, hilft ein Blick in das kurze Interview mit Leslie Kaplan von 1988, in dem Duras einiges zu ihrer eigenen Schriftstellerei, aber auch ihre Meinung über das entfremdete Leben in der Neuzeit äußert.

Der Wahnsinn selbst ist auf ewig offen für den Verlauf des Wahnsinns. … Das Nichts ist sich selbst gegenüber offen. … Ich glaube, das Offene schafft sich selbst gegenüber einen religiösen Raum. Ich habe an dem Horror teil, aus dem das ganze besteht, aber ich spüre es nicht. Das könnte eine Definition der Arbeiterklasse sein. Die Fabrik ist eine Art Luftschiff, wo innerhalb und außerhalb das gleiche Luftmaterial ist, mit einem winzigen Unterschied jedoch. Dieser Unterschied ist die Unendlichkeit des Menschen, der neun Stunden am Tag Kabel herstellt, ohne es zu spüren. … Wie das Gedicht kommt dieser Gedanke aus dem Grund der Zeiten, aus einer Art fundamentaler Wiederholung, derjenigen des Lebens, aus einer Art ozeanischer Ewigkeit, die jene des Todes wäre, verneint und erfaßt durch die Zeit….

Diese Unendlichkeit des Menschen war letztlich ihr Thema.

Der Liebhaber Über den Inhalt
Der Liebhaber (französischer Originaltitel L’amant) ist eine autobiografische Erzählung von Marguerite Duras aus dem Jahr 1984. Das Werk wurde im gleichen Jahr mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.
Die Geschichte spielt in der französischen Kolonie Indochina, dem heutigen Vietnam am Anfang der 1930er Jahre. Duras schildert die Geschichte eines zu Beginn 15-jährigen französischen Mädchens, das in Südostasien aufgewachsen ist, von der Begegnung auf einer Mekong-Fähre mit einem 17 Jahre älteren Mann, bis zur Abreise nach Europa anderthalb Jahre später, Zeitsprünge in das Paris des Zweiten Weltkriegs eingeschlossen.

Die sexuelle Beziehung zu diesem reichen und von seinem Vater abhängigen Chinesen, die keine Liebesgeschichte ist, ist die Klammer, die das Stück nach außen zusammenhält, aber bei Weitem nicht die Erzählung dominiert. Tatsächlich spielen Familienmitglieder und Freundinnen eine mindestens ebenso wichtige Rolle:

* die von der Tochter als wahnsinnig bezeichnete Mutter (der Vater ist bereits verstorben), die die Beziehung ihrer Tochter zu dem Chinesen nicht zur Kenntnis zu nehmen scheint,
* der ältere Bruder, zur Bosheit neigend und von der Mutter vergöttert, der als Erwachsener versagen wird, sowie
* der jüngere Bruder, der vom älteren bedroht, von der Mutter nicht beschützt wird und seiner Schwester als einzige Verbündete hat und in jungen Jahren stirbt
* Mitschülerinnen in Vietnam und Bekannte in Paris, denen nicht unbedeutende Teile der Geschichte gewidmet werden, ohne dass ein tieferer Zusammenhang zur versuchten Selbstanalyse der Familie aufgebaut würde.

Der Liebhaber ist eine knapp 100-seitige Collage aus Erinnerungsfetzen der Autorin zur Zeit ihres Erwachsenwerdens (die bei der Niederschrift über 50 Jahre her war), in Abschnitte gegliedert, die zum Teil nur wenige Zeilen, höchstens aber zwei Seiten lang sind, zwischen denen in der Regel Sprünge in Zeit und Raum vollzogen werden, die keinen kontinuierlichen Erzählstrang ergeben.

Marguerite Duras nannte ihre Erzählung „das leichteste Buch, das ich jemals geschrieben habe†œ. Sie wurde auch ihre erfolgreichste.

August 2008: Ein letzter Sommer von Steve Tesich

Ein letzter SommerKurzbeschreibung
East-Chicago, 1969: Daniel Price, der 18jährige Held und Ich-Erzähler, schließt zusammen mit seinen Freunden Larry und Billy die Highschool ab. Die unbeschwerten Tage sind gezählt: Die Zukunft warte auf sie, wird den drei Freunden gesagt, aber sie haben keine Ahnung, wo. Vor ihnen liegt ein Sommer der Entscheidungen und viel schneller als erwartet trennen sich ihre Wege – Billy wählt das ruhige Leben in East-Chicago, Larry die Revolte und Daniel bleibt zunächst unentschlossen – nur nicht, als er sich in die unergründliche Rachel verliebt. Sie ist für ihn das Versprechen einer großen weiten Welt, die Flucht aus den Konflikten seiner schönen, exotisch anmutenden Mutter mit seinem krebskranken, verbitterten Vater. Doch Daniels Liebesglück ist überschattet von einem Familiengeheimnis Rachels, das ihn immer tiefer in den Sog seiner widersprüchlichen Gefühle zieht.

Steve Tesich schildert in „Ein letzter Sommer“ die Komplexität des Erwachsenwerdens – poetisch, liebevoll und mit analytischem Blick. Im Zentrum stehen jugendliche Hoffnungen, ambivalente Gefühle und eine kraftvolle Liebesgeschichte, die das Leben des Helden verändern: Daniel geht aus diesem letzten Sommer der unterschiedlichsten Empfindungen zwischen Tod und unerfüllter Sehnsucht wie neugeboren hervor und tritt, ausgestattet mit dem nötigen Rüstzeug, in die Welt hinaus.

Über den Autor
Steve Tesich, geboren am 29. September 1942 als Stojan TeСić in Uоice, Jugoslawien, gestorben am 1. Juli 1996 in Sydney, Kanada, war ein amerikanischer Schriftsteller und Drehbuchautor.

Er kam im Alter von vierzehn Jahren nach East Chicago, Indiana/USA und studierte russische Literatur an den Universitäten von Indiana und Columbia. Tesich schrieb zahlreiche Stücke und Drehbücher, u. a. das mit einem Oscar ausgezeichnete Drehbuch für den Film Vier irre Typen, Wir schaffen alle, uns schafft keiner und für Garp und wie er die Welt sah. Tesichs Roman, Abspann, erschien 1999 (und noch einmal 2006) auf Deutsch. Sein Erstling Summer Crossing erschien 1982, die deutsche Übersetzung Ein letzter Sommer erschien 2005 beim Schweizer Verlag Kein & Aber. Steve Tesich starb 1996 im Alter von 53 Jahren an einem Herzschlag.

2005 hat das serbische Ministerium für die Diaspora einen Stojan Stiv TeŠ¡ić-Literaturpreis ins Leben gerufen, welcher einmal jährlich an serbischstämmige Schriftsteller verliehen wird, welche ihre Werke in einer anderen Sprache veröffentlichen.