Juni 2005: Idioten. Fünf Märchen – Jakob Arjouni

Cover IdiotenKurzbeschreibung
Fünf moderne Märchen über Menschen, die sich mehr in ihren Bildern vom Leben als im Leben aufhalten, die den unberechenbaren Folgen eines Erkenntnisgewinns die gewohnte Beschränktheit vorziehen, die sich lieber blind den Kopfeinrennen, als einen Blick auf sich selber zu wagen – Menschen also wie Sie und ich. Davon erzählt Arjouni lustig, schnörkellos, melancholisch, klug.

Über den Autor
Jakob Arjouni (mit bürgerlichem Namen Jakob Bothe, geb. Michelsen), geboren am 8. Oktober 1964 in Frankfurt am Main, ist ein deutscher Schriftsteller.

Arjouni veröffentlichte nach abgebrochenem Studium mit 22 Jahren seinen ersten Roman Happy Birthday, Türke!. Später folgte sein erstes Theaterstück Die Garagen. Bekannt geworden ist er als Autor der Kayankaya-Kriminalromane, welche mittlerweile in über zehn weiteren Sprachen erschienen. 1987 erhielt er den Baden-Württembergischen Autorenpreis für das deutschsprachige Jugendtheater für sein Theaterstück Nazim schiebt ab und 1992 den Deutschen Krimi-Preis für Ein Mann ein Mord.

Jakob Arjouni wohnte während seines Studiums mehrere Jahre in Berlin und lebt heute in Ginestas im Languedoc (Frankreich).

Arjouni über Arjouni
„1964 in Frankfurt am Main geboren, aufgewachsen in Frankfurt und Oberroden. Mit zehn auf ein Internat im Odenwald. Mit zwölf zum ersten Mal †ºRote Ernte†¹ von Hammett gelesen †“ nicht alles verstanden, aber begeistert. Von vierzehn bis achtzehn regelmäßige Fahrten ins Frankfurter Bahnhofsviertel zum Pool-Billard. Sergio-Leone-Filme gesehen. Nach dem Abitur nach Montpellier, Südfrankreich. Abgebrochenes Studium. Zweieinhalb Jahre Arbeit als Kellner, Badeanzug- und Erdnußverkäufer. Ersten Roman geschrieben, †ºHappy Birthday, Türke!†¹, und erstes Theaterstück, †ºDie Garagen†¹. Mit zweiundzwanzig nach Berlin auf eine Schauspielschule. Schnell abgebrochen. Studium an der Freien Universität. Noch schneller. Hugo, Faulkner und Irmgard Keun gelesen. Roman †ºMehr Bier†¹ geschrieben, Theaterstück †ºNazim schiebt ab†¹, Roman †ºEin Mann, ein Mord†¹. Beruf gefunden. Umzug nach Paris. Theaterstück, †ºEdelmanns Tochter†¹. Zurück nach Berlin. Roman, †ºMagic Hoffmann†¹.“

Themen seiner Werke
Arjounis Werke haben meist zeitgenössische Probleme zu Thema und spielen in Umgebungen, die ihm bekannt sind. Der Protagonist seiner Krimis, der Detektiv Kemal Kayankaya, lebt in Arjounis Heimatstadt Frankfurt am Main. Kayankaya, obwohl als Adoptivkind in einer deutschen Familie aufgewachsen, wird aufgrund seines türkischen Aussehens oft mit Rassismus konfrontiert, den er mit viel Wortwitz und Sarkasmus bloßstellt. Kismet, ebenfalls ein Kayankaya-Krimi, hat den jugoslawischen Bürgerkrieg zum Thema. In Magic Hoffmann, Hausaufgaben und Edelsmanns Tochter wird steigender Nationalismus, Geschichtsverdrängung und Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland thematisiert.

Sein neuestes Buch, Chez Max, spielt im Paris des Jahres 2064. Er entwickelt in diesem Roman die Vision einer Gesellschaft, in der in Folge der Terroranschläge am 11. September 2001 jeder vorsorglich überwacht wird, damit Sicherheit garantiert sei. Damit erinnert das Szenario von Chez Max an das von George Orwell in 1984.

Trivia
Da er der Sohn des bekannten Dramatikers Hans Günter Michelsen ist, erfolgte die Veröffentlichung von Happy Birthday, Türke! unter dem Nachnamen seiner damaligen Ehefrau. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, dass Arjouni wie sein Held Kayankaya „1964 als Sohn türkischer Gastarbeiter in Frankfurt geboren†œ

Mai 2005: Die Wand – Marlen Haushofer

Der erste Satz:
Heute, am fünften November, beginne ich mit meinem Bericht.

Die WandKurzbeschreibung
Die namentlich nicht benannte Erzählerin in Die Wand reist mit ihrer Kusine und deren Ehemann zum Wochenende auf eine Jagdhütte. Während das Ehepaar dann des Abends noch in die Gaststätte eines nahegelegenen Dorfes zieht, bleibt die Erzählerin und Protagonistin allein in der Hütte, um am nächsten Morgen festzustellen, dass sie immer noch alleine ist. Auf ihrer Suche nach den beiden bemerkt sie, dass sie durch eine unsichtbare Wand von der Außenwelt abgeschnitten wurde.

Während ihrer Exkursionen stellt die Heldin des Romanes nun fest, dass ein nicht weiter bezeichnetes Unglück wahrscheinlich alle, zumindest aber alle ihr durch die Wand sichtbaren Lebewesen getötet hat, sie mithin durch die Wand geschützt und gleichzeitig eingesperrt ist. Da das Areal, das von der Wand umschlossen wird, sich aber über ein ganzes Tal hinaus erstreckt, lernt die so Isolierte nun allmählich, sich von den verbliebenen Vorräten und den Erzeugnissen des Waldes und der Felder zu ernähren. Zu der Sorge um ihre eigene Existenz kommt dabei bald die Sorge um verschiedene Tiere, die ihr zulaufen: Ein Hund, eine Katze und eine Kuh gesellen sich zu der Erzählerin, die aus der Retrospektive dann auf verbliebenen Kalenderblättern ihre Geschichte für eine vielleicht nicht mehr vorhandene Nachwelt zu überliefern versucht.

Gegen Ende erscheint auf der Alm, die die Frau als Sommerquartier bezogen hatte, ein Mann. Dieser erschlägt jedoch, vollkommen willkürlich, den Stier und den Hund. Die Frau sieht sich daraufhin gezwungen den Mann zu erschießen. Trotz dieser Katastrophe klingt der Bericht vorsichtig optimistisch aus, so heißt es unter anderem: Seit heute früh weiß ich sicher, daß Bella ein Kalb haben wird. Und, wer weiß, vielleicht wird es doch wieder junge Katzen geben. Die Hauptperson verschiebt also einen möglichen Ausbruch aus dem Tal. Die Munition geht jedoch absehbar zu Ende, ebenso wie die Möglichkeit Feuer zu machen (Zündhölzer). Über das weitere Schicksal der Icherzählerin ist nichts bekannt.

Würdigung
Haushofers Roman, der in höchstem Maße interpretationsoffen ist, wurde schon immer in vielfältiger Weise gelesen. Er kann als eine radikale Zivilisationskritik verstanden werden, die den Menschen wieder in die Natur zurück versetzt, ihm die Kulturgüter, wie den am Haus langsam zuwachsenden Mercedes, als ebenso überflüssig wie unsinnig entzieht, und ist hierin hinsichtlich der Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen ebenso positiv wie negativ gestimmt. Überlebt die Erzählerin doch zumindest eine gewisse Zeit – über ihr mögliches Ende ist nichts überliefert – und belegt darin Anpassungsfähigkeit wie auch die Möglichkeit einer gerade im Minimalismus sich findenden moralischen Position, so negiert dieses Konzept aber, dass die Menschheit sich zumindest dem Anschein nach bereits vernichtet zu haben scheint.

Hierhin gehört auch, dass der einzige weitere Überlebende der Spezies Mensch ein überaus rücksichtloses Exemplar ist, das, kaum eingeführt, auch schon von der Protagonistin erschossen werden muss. Spätestens hierin gerät die dann doch eher negative Utopie dann aber auch zu einem emanzipatorischen Frauenroman, der die implizite Kritik am gewaltbereiten Patriarchat nicht nur in der Entwicklung der Heldin durchführt, sondern darin auf die Spitze treibt, die zumindest innerhalb des von der Wand umschlossenen Mikrokosmos letzte Möglichkeit zur Paarung, Fortpflanzung und Rettung des Fortbestandes der Menschheit in toto auszuschließen.

Über diese Perspektiven der Interpretation hinaus lässt sich Haushofers Roman aber auch als eine bis auf das Ende versöhnliche Geschichte vom friedlichen Zusammenleben von Mensch und Tier, vom Menschen in der Natur lesen und bekommt in manchen Passagen sogar Züge einer Katzengeschichte, deren Schicksal immer wieder detailliert verfolgt wird (und in gewisser Weise dann in dem Kinderbuch Bartls Abenteuer seine Fortsetzung fand). Insgesamt bleibt Haushofers Roman so eine in einfacher, kaum je zu Pathos neigender Sprache dargebotene Utopie, die zwischen Kritik und Versöhnung zu oszillieren scheint und vielleicht gerade darum das beliebteste Werk der Autorin ist.

Über die Autorin
Marlen Haushofer, geborene Marie Helene Frauendorfer, geboren am 11. April 1920 in Molln, gestorben am 21. März 1970 in Wien, war eine österreichische Schriftstellerin.

Marlen Haushofer wurde als Tochter eines Revierförsters und einer Kammerzofe im oberösterreichischen Molln-Frauenstein geboren. Von 1934 an besuchte Haushofer das Internat der Ursulinen in Linz, auf dem sie 1940 die Reifeprüfung ablegte. Haushofer studierte nach einer kurzen Phase des Arbeitsdienstes ab 1940 Germanistik in Wien und später (ab 1943) in Graz. 1941 heiratete sie den Zahnarzt Manfred Haushofer, mit dem sie später nach Steyr zog. Der Ehe, die 1953 geschieden und 1957 erneuert wurde, entstammt der Sohn Manfred, einen zweiten, älteren unehelichen Sohn namens Christian brachte sie in die Ehe mit.

Ab 1946 publizierte Haushofer kleinere Erzählungen in Zeitschriften. Ein erster Erfolg gelang ihr jedoch erst 1952 mit der Novelle Das fünfte Jahr, das dem Titel entsprechend ein Jahr im Heranwachsen eines Kindes namens Marili in nüchterner Nähe beschreibt. Der Roman Die Wand, der 1962 veröffentlicht wurde, ist wahrscheinlich Haushofers wichtigstes Werk. Die hierin beschriebene Welt eines isolierten Lebens im Wald, einer in der Katastrophe entstandenen Idylle wurde aber trotz der früh gelobten Qualitäten ebenso wie alle anderen Werke der Autorin vergessen. Lediglich die Kinderbücher bildeten hiervon eine, für die Rezeption jedoch unbedeutende, Ausnahme. Erst Frauenbewegung und Frauenliteraturforschung erkannten dann allmählich die Bedeutung des sich immer wieder mit der Rolle der Frau in der Männergesellschaft auseinandersetzenden Werkes und erlaubten so eine erneute Rezeption.

Am 21. März 1970 verstarb die an Knochenkrebs erkrankte Dichterin nach einer Operation in Wien im Alter von 49 Jahren.

März 2005: Der wunderbare Massenselbstmord – Arto Paasilinna

Cover Der wunderbare MassenselbstmordKurzbeschreibung
Denkst du an Selbstmord? Hab keine Angst, du bist nicht allein. Wir sind noch mehr, die wir die gleichen Gedanken und sogar erste Erfahrungen haben. Schreib einen kurzen Bericht über dich und deine Lebenssituation, vielleicht können wir helfen. Die freundlichen Zuschriften bitte postlagernd an die Hauptpost Helsinki, Kennwort „Gemeinsamer Versuch“.So lautet ein auch für finnische Verhältnisse ungewöhnlicher Anzeigentext, der auf überraschendes Interesse stößt. Niemals hätte der gescheiterte Unternehmer Olli Rellonen mit so vielen potenziellen Selbstmördern gerechnet, als er ausgerechnet den Tag des Mittsommerfestes wählt, um sein Leben zu beenden. Hält er es doch für Zufall, dass er in der abgelegenen Scheune, die er für das finale Ereignis ausgewählt hat, auf einen Unbekannten trifft, der ihm mit einer Schlinge um den Hals zuvorzukommen droht. Man kommt ins Gespräch, und es entsteht die Idee, auch anderen die Möglichkeit des Gedankenaustauschs zu bieten. Aus dem Vorhaben entwickelt sich ein konkreter Plan: Ein Bus wird gechartert, um an einsamer Stelle gemeinschaftlich das Leben zu beenden. So besteigen die unternehmungslustigen Selbstmordkandidaten guten Mutes das gemietete Gefährt †“ und starten ihre einzigartige Reise ohne Wiederkehr…

Über den Autor
Arto Paasilinna, geboren am 20. April 1942 im finnisch-samischen Kittilä, ist einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wird häufig als „Meister des skurrilen Humors†œ bezeichnet und wurde für seine Bücher mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. So bekam er z. B. den Air Inter Prize in Bordeaux 1998 und den Premio Letterario Giuseppe Acerbi im Jahre 1994.

Seine Eltern Väinö Paasilinna (ehem. Gullstén) und Hilda Maria (Maija), geb. Niva, arbeiteten bei der Polizei. Paasilinna ist Vater von zwei Kindern, Jyrki Petteri (* 1964) und Janne (* 1967). Er lebt heute im südfinnischen Espoo-Westend nahe Helsinki.

Er absolvierte eine Ausbildung bei einer Zeitung und arbeitete dann als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Er hat bisher 33 Romane veröffentlicht, von denen viele verfilmt wurden. Seine Bücher wurden in 42 Sprachen übersetzt.

Die finnische Literaturkritik beachtete ihn lange Zeit nicht, was sich erst änderte, als Paasilinnas Romane auch international, zuerst in Frankreich, populär wurden. Seine Sprache ist einfach, direkt und geprägt durch unverblümt-kräftigen und manchmal schwarzen Humor. Besonderes Augenmerk widmet er seinen Landsleuten und ihren Eigenarten.

Paasilinna pflegt bereits seit vielen Jahren eine regelmäßige Veröffentlichungspolitik, nach der pro Jahr ein Buch erscheint, meist im finnischen Herbst. Sein Verleger: „Der jährliche Paasilinna ist ein Element des finnischen Herbstes, so wie die fallenden Birkenblätter.†œ Mehr als ein Dutzend Romane erschienen in deutscher Übersetzung, einige auch als Hörbücher. Sein bisher erfolgreichstes Buch ist Jäniksen vuosi (Das Jahr des Hasen); es wurde ins Französische, Estnische, Japanische, Niederländische, Englische, Deutsche, Tschechische, Albanische, Isländische, Schwedische, Italienische, Spanische, Hebräische, Ungarische, Dänische, Kroatische, Griechische, Lettische, Litauische, Norwegische, Polnische, Slowenische, Russische und Galizische übersetzt.

Der Autor Erno Paasilinna und der Politiker und Europaabgeordnete Reino Paasilinna sind Brüder von Arto Paasilinna.

Januar 2005: Was ich liebte – Siri Hustvedt

Cover Was ich liebteKurzbeschreibung
„Was ich liebte“ erzählt von sexuellen und künstlerischen Lebensentwürfen, von Familien, Eltern und Kindern. Alles beginnt 1975 im New Yorker Stadtteil SoHo, wo der Kunsthistoriker Leo Hertzberg in einer Galerie ein Bild des jungen Malers Bill Wechsler kauft. Es ist ein Frauenakt, der jedoch den rätselhaften Titel „Selbstporträt“ trägt. Bald ziehen Leo und Bill mit ihren Frauen und neugeborenen Söhnen in ein Haus. Ihre Freundschaft ist bestimmt von der Suche nach ihrer Identität. Doch keine Erkenntnis der Welt kann sie auf die Schicksalsschläge vorbereiten, die ihr Leben für immer verändern.

Über die Autorin
Siri Hustvedt, geboren am 19. Februar 1955 in Northfield, Minnesota, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin.

Hustvedt ist Tochter einer Norwegerin und eines Norwegischprofessors. Sie wuchs zweisprachig auf. Seit sie vierzehn Jahre alt war, wollte sie Schriftstellerin werden und während ihrer Highschool-Zeit schrieb sie Gedichte. 1981 heiratete Siri Hustvedt den acht Jahre älteren Schriftsteller Paul Auster, welchen sie ein Jahr zuvor kennen gelernt hatte. Sie studierte Literatur und machte 1986 ihren PhD an der Columbia University. Das Paar lebt in Brooklyn mit seiner 1987 geborenen Tochter Sophie und Austers Sohn aus erster Ehe, Daniel. Hustvedts bekannteste Romane sind Die Verzauberung der Lily Dahl (1992) und Was ich liebte (2003). Ihr jüngstes Werk ist der Roman The Sorrows of an American (deutscher Titel: Die Leiden eines Amerikaners), der im März 2008 erschien.

November 2004: Die Freistatt – William Faulkner

DieFreistatt1Kurzbeschreibung
Die reiche und verwöhnte Studentin Temple Drake gerät nach einem Autounfall mit ihrem betrunkenen Galan in die Hände von Schwarzbrennern und Gangstern.
William Faulkner gelingt es, die Faszination des Bösen mit unheimlicher Unmittelbarkeit darzustellen. Eine vernichtende Gesellschaftskritik.

WilliamFaulknerÜber den Autor
William Cuthbert Faulkner, geboren am 25. September 1897 in New Albany, Mississippi, USA, gestorben am 6. Juli 1962 in Oxford, Mississippi; eigentlich William Falkner, war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger 1949.

Die meisten von Faulkners Geschichten spielen im fiktiven Yoknapatawpha County mit der Hauptstadt Jefferson, dem das reale Oxford in Mississippi zu Grunde liegt, wo er seit seinem fünften Lebensjahr aufwuchs. Heute findet man dort am County Courthouse eine Gedenktafel. Faulkner erzählt die Geschichte des Landes und seiner Familien †“ der Benbow, Chickasaw, Compson, De Spain, Gowrie, Grenier, Habersham, Hawk, McCaslin, Sartoris, Snopes, Stevens, Sutpen und Varner †“ von der Zeit, als nur Indianer dort lebten, bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Faulkner wuchs als William Falkner in Mississippi auf. Sein Urgroßvater, William Clark Falkner, war eine wichtige Figur in der Geschichte des Bundesstaates Mississippi. Er war Colonel in der Armee der Konföderierten, gründete eine Eisenbahnlinie und ist Namensgeber der Stadt Falkner im nahegelegenen Tippah County. Seine wichtigste Leistung war vielleicht jedoch das Verfassen mehrerer Romane und anderer Texte, womit er eine literarische Tradition in der Familie begründete. Vielleicht war Colonel Falkner das Vorbild für Colonel John Sartoris in den Texten von William Faulkner. Die Veränderung seines Nachnamens liegt an dem Versehen eines Verlegers; der Autor korrigierte es nicht und entschied sich, den neuen Namen zu übernehmen. In seinen späteren Jahren zog Faulkner nach Hollywood, um Drehbuchautor zu werden. Er schrieb unter anderem das Drehbuch von Raymond Chandlers The Big Sleep (dt. Tote schlafen fest) und Ernest Hemingways To Have and Have Not (dt. Haben und Nichthaben), welche beide unter der Regie von Howard Hawks verfilmt wurden. Faulkner begann eine Affäre mit der Sekretärin von Hawks, Meta Carpenter. (In dem Film Barton Fink von Joel und Ethan Coen aus dem Jahr 1991 wird diese Affäre zusammen mit Faulkners Alkoholproblemen anschaulich verarbeitet.)

Faulkner war bekannt für sein Alkoholproblem; Zeit seines Lebens war er Alkoholiker. Beim Schreiben seiner Werke stand er aber nicht unter Alkoholeinfluss. Den Gerüchten zufolge waren Faulkners Alkoholexzesse besonders nach größeren Erfolgen besonders drastisch. Eine Anekdote beschreibt, wie er nach Zuerkennung des Nobelpreises für Literatur 1949 besonders viel trank, während er seine Abfahrt nach Stockholm erwartete. Sein Neffe brachte ihm einen Drink und erzählte ihm von seinen jüngsten Erfolgen in einem Football-Spiel, das am selben Tag stattfand wie Faulkners geplante Reise zur Preisverleihung. Trotz seines Rausches erkannte Faulkner, dass man ihn über das tatsächliche Datum der Reise belogen hatte um sicherzustellen, dass er bei der Preisverleihung nüchtern wäre, woraufhin er heftig weiter trank bis zum tatsächlichen Datum.

Bei der Preisverleihung hielt er eine der großartigsten Reden, die je von einem Preisträger gehalten wurden. Er sagte u. a. I decline to accept the end of man…Man will not only endure, but prevail… (dt.: Ich lehne das Ende der Menschheit ab…Die Menschheit wird nicht nur Bestand haben, sondern siegen…). Faulkner spendete sein Preisgeld für eine Stiftung zur Unterstützung von Nachwuchsautoren, die heute den PEN/Faulkner Award for Fiction vergibt.

Faulkner war von 1957 bis zu seinem Tod im Jahre 1962 durch Thrombose in Folge eines Reitunfalls an der University of Virginia beschäftigt. Er wurde auf dem Saint Peter Cemetery, Oxford, Lafayette County, Mississippi beigesetzt.

Wirkung in Deutschland

Anders als die Bücher Ernest Hemingways waren Faulkners Werke in Deutschland ab 1933 nicht verboten. Bereits 1935 erschien beispielsweise die Übersetzung Licht im August, begeistert aufgenommen von Gottfried Benn. Größere Wirkung entfaltete Faulkner bei der deutschen Leserschaft jedoch erst in der Nachkriegszeit: seine Arbeit beeinflusste wesentlich das Schaffen Heinrich Bölls, Alfred Anderschs und Uwe Johnsons.