Ausser Dienst – Eine Bilanz von Helmut Schmidt

Am 12. September erschien im Siedler Verlag „Ausser Dienst – Eine Bilanz“ von Helmut Schmidt. Laut Wikipedia ist dies sein 22. Werk. In den nächsten Monaten erscheinen weitere Werke in Zusammenarbeit mit Richard von Weizsäcker in der Serie „Die Deutschen und ihre Nachbarn“. Am 23. Dezember feiert Helmut Schmidt seinen 90. Geburtstag, und die Vorbereitungen für die „Schmidt-Festspiele“ laufen auf Hochtouren. Am 21. September wird das neue Buch im Hamburger Thalia Theater vorgestellt, einen Tag später ist Schmidt bei Beckmann, der auch an einem Film zum Geburtstag arbeitet. Es wird eine Sendung geben mit Ulrich Wickert, noch einen Film von Gunter Hofmann und einen weiteren von Katharina Trebitsch. Die Zeit plant zwei Beilagen. Die Stadt Hamburg richtet ihm noch im Dezember ein Fest aus.

Das neue Buch „Ausser Dienst – Eine Bilanz“ ist eine lesenswerte Mischung aus Grundkurs Politik, Erinnerungen und Einschätzungen, religionsphilosophischer Meditation mit einem bemerkenswerten Kapitel, in dem Schmidt über die eigenen Fehler nachdenkt. Wie alle anderen Bücher ein Bestseller von dem Mann, der in Umfragen nach wie vor zum „weisesten“, neuerdings auch zum „coolsten“ Deutschen gekürt wird.

Kurzbeschreibung
„Wenn es um Prinzipien der Politik und der Moral geht oder um das eigene Gewissen, dann ist man niemals außer Dienst.“ – Die Bilanz eines großen Staatsmannes.

In seinem Buch über die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt beschreibt Helmut Schmidt die umwälzenden historischen Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Kriegs, er macht sich Gedanken über die gegenwärtige Politik und die Zukunft Deutschlands, und er spricht über sehr Persönliches: über prägende Kriegserfahrungen, über eigene Fehler und Versäumnisse, seinen Glauben und das Lebensende.

Helmut Schmidt zählt zu den großen Figuren der deutschen Politik, über die Parteigrenzen hinweg verkörpert er für viele Deutsche den idealen Staatsmann schlechthin. 25 Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler zieht er nun Bilanz – und er äußert sich gewohnt deutlich zu zentralen Fragen unserer Zeit. So geißelt er die globalen Verwerfungen des Raubtierkapitalismus und er appelliert an die Moral der Eliten in unserem Land. Welchen Leitbildern soll man folgen? Kann man aus der Geschichte lernen? Wie erwirbt man politische Klugheit? Immer wieder kreisen die Gedanken des Autors um das schwierige Selbstverständnis der Deutschen, um ihre oft unheilvolle Rolle in der Geschichte und ihre Zukunft innerhalb der Europäischen Union. Eingestreut sind aber auch höchst private Reflexionen und Bekenntnisse. Helmut Schmidts Bilanz ist ein lebendiges Buch voller Gedanken und Erinnerungen, sorgfältiger Analysen und kleiner Anekdoten, ein Buch, das als die Summe eines reichen Politikerlebens gelten kann. 90. Geburtstag am 23. Dezember 2008!

Bilanz des Pragmatikers – Appell an die politische Vernunft
Der erste Satz in Helmut Schmidts persönlicher Bilanz ist Programm: „Gegen Ende des Lebens wollte ich einmal aufschreiben, was ich glaube, im Laufe der Jahrzehnte politisch gelernt zu haben“. Dieses Werk ist folgerichtig Lagebericht und scharfsinnige Analyse zugleich, aber auch ein Appell an den gesunden Menschenverstand und den Einsatz der Vernunft.

Was das Buch wohltuend unterscheidet von vergleichbaren Lektüren wie beispielsweise Helmut Kohls oder Gerhard Schröders Memoiren ist das Fehlen von persönlicher Abrechnung oder kleinkritteliger Rechtfertigung. Hier teilt ein Elder Statesman seine Erfahrungen, seinen Sachverstand und auch sein Weltbild mit dem Leser mit dem Ziel, diesen zu sensibilisieren für eine Auseinandersetzung mit den gegebenen Zusammenhängen, seien sie ökonomischer oder kultureller Natur, und ihn zu wappnen gegen den um sich greifenden Opportunismus: „Ein Politiker muß nicht alles sagen was er weiß, aber was er sagt muß seine Wahrheit sein“ – und nicht das was den Massen oder dem Zeitgeist gefällt.

Sollte dieses Buch sein letztes sein (was eigentlich undenkbar wäre), so liegt hier das Vermächtnis eines großen Mannes auf dem Büchertisch – in exakt dem Stil in dem er sich uns in der Erinnerung präsentiert: Pragmatisch, hanseatisch-nüchtern, ungebrochen klar. Und höchst erkenntnisreich.

Eine unbedingte Leseempfehlung eines Rezensenten bei Amazon.

Leseprobe beim: Siedler Verlag

Gebundene Ausgabe: 450 Seiten, erschienen im Verlag: Siedler (12. September 2008), 22.95 Euro

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia, Amazon

Buch-Stöckchen: 10 Bücher als persönliche Empfehlung

Read it! heißt das Blog von Marcel, das seine Leser und Leserinnen heute dazu auffordert 10 Bücher zu benennen, die man/frau unbedingt gelesen haben sollte.

Ehrlich gesagt fällt es mir immer wahnsinnig schwer so eine Liste aus dem dem Ärmel zu schütteln, da sich mein Leseverhalten und vor allem auch meine Vorlieben für Bücher ständig ändern. Aber je länger ich darüber nachdenke, um so besser gefällt mir die Idee eine Momentaufnahme zu starten. Jetzt bin ich um mein Bücherregal geschlichen und habe mir folgende Titel notiert:

Der menschliche Makel von Philip Roth (hoffe ja, er bekommt in diesem Jahr den Literaturnobelpreis 😉 )

Die Wand von Marlen Haushofer

Was ich liebte von Siri Hustvedt

Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien

Menschenkind von Toni Morrison

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera

Die Blechtrommel von Günter Grass

Buddenbrooks von Thomas Mann

Der Gott der kleinen Dinge von Arundhati Roy

Fräulein Smillas Gespür für Schnee von Peter Høeg

Homo faber von Max Frisch

Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell

Nun könnte ich ewig fortfahren, belasse es aber bei dieser Liste und werfe die Idee als Stöckchen verpackt an einige aus meiner Blogroll.

Denke da speziell an Maren von der Biblomanie, Eva von SEANNE.AT, Nina von der libromanie, an tinius von ReadingEase, dessen Liste mich sehr interessieren würde, an anne von The Island Weekly, die uns hoffentlich einen amerikanischen Einblick in die Literatur gewährt, an Die Sprachspielerin, in der Hoffnung, dass sie so vielleicht durch einen Rückblick neue Impulse gegen ihre derzeitige Schreibblockade bekommt, natürlich an Henny Hidden, meine hochgeschätzte Krimilady, an Gabi und Joachim vom Blog Lauter Lesenswertes, weil sie gute, anregende Literatur und Sachbücher weitab vom Mainstream empfehlen und an Don Farrago, der uns bestimmt eine Liste mit fantastischen Klassikern bescheren kann.

Dies ist absolut keine Pflichtveranstaltung, also bitte nur mitmachen, wenn ihr tatsächlich Lust und Zeit dazu habt. Natürlich kann sich auch jeder das Stöckchen nehmen, der nicht aufgelistet ist.

Viel Vergnügen!

Quelle Foto: Flickr

Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2008 – die Jury hat gewählt

„Die Jury hat mit Engagement und großer Leidenschaft um die Shortlist gerungen. Es wurde diskutiert, geworben, verworfen und verteidigt †“ in einer höchst anregenden, konstruktiven Art und Weise, ganz wie es sich für eine offene literaturkritische Auseinandersetzung gehört†œ, sagt Jury-Sprecher Rainer Moritz. „Das Ergebnis, die Shortlist, vertritt keine einheitliche thematische oder stilistische Linie; sie zeigt, wie die Jury hofft, vielmehr die reichhaltige Bandbreite dessen, was deutschsprachige Autorinnen und Autoren 2008 an sehr lesenswerten Romanen vorgelegt haben.†œ

Die sieben Jurymitglieder haben in den letzten fünf Monaten insgesamt 161 Titel gesichtet, die zwischen dem 1. Oktober 2007 und dem 17. September 2008 erschienen sind. Die folgenden sechs Titel sind für die Shortlist nominiert, einer davon wird den Deutschen Buchpreis 2008 erhalten. Die Preisverleihung findet am 13. Oktober 2008 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Heute, ab 12 Uhr, werden die Titel der Shortlist im Lesesaal der FAZ für Kritiker und Leser zur Diskussion gestellt.

Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten (Suhrkamp, September 2008)

Kurzbeschreibung
Das Zeitalter, das wir kennen, ist längst eingeschlafen. Wo einmal Europa war, gibt es nur noch drei labyrinthische Städte, die eher gewachsen sind, als daß sie erbaut wurden. Die Welt gehört den Tieren. Fische streiten über Sodomie, Theologinnen mit Habichtsköpfen suchen in Archiven nach Zeugnissen der Menschheit, und Cyrus Golden, der Löwe, lenkt den Staat der drei Städte. Als ein übermächtiger Gegner die neue Gesellschaft bedroht, schickt er den Wolf Dimitri als Diplomaten aus, im einstigen Nordamerika einen Verbündeten zu suchen. Die Nachtfahrt über den Ozean und in die tiefen Stollen der Naturgeschichte lehrt den Wolf Riskantes über Krieg, Kunst und Politik und führt ihn bis an den Rand seiner Welt, wo er erkennt, »warum den Menschen passiert ist, was ihnen passiert ist«. Der Roman Die Abschaffung der Arten steht in der Tradition großer spekulativer Literatur über Niedergang und Wiedergeburt der Zivilisation von Thomas Morus, Voltaire und Mary Shelley über H. G. Wells und Jules Verne bis hin zu Stephen King und William Gibson. Wenn Charles Darwin Krieg der Welten geschrieben hätte, vielleicht wäre ein Buch wie dieses dabei herausgekommen: ein abenteuerliches Liebeslied, eine epische Meditation über die Evolutionstheorie und der waghalsige Versuch, Fossilien von Geschöpfen freizulegen, die noch gar nicht gelebt haben.

Sherko Fatah: Das dunkle Schiff (Jung und Jung, Februar 2008)

Kurzbeschreibung
Ein junger Iraker gerät unter die Gotteskrieger und flieht nach Deutschland. Ein kluger Abenteuerroman, der mit Spannung zeigt, wie ein kleines Leben von großen Umwälzungen erfaßt wird.
Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Kerim, von Beruf Koch, der sich aus dem irakischen Grenzland auf die beschwerliche und gefährliche Reise nach Europa macht. Von früh an der Idee verfallen, sich zu verwandeln, hat er noch andere Gründe für seine Flucht, war er doch unter die Gotteskrieger geraten und mit ihnen durch das Land gezogen, bevor er sich von ihrem Weg der Gewalt lossagte. Kerim, bemüht, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, kann, obwohl er in dem fremden Land auch Zuwendung und sogar seine erste Liebe findet, die Vergangenheit nicht abschütteln, vielmehr scheint diese sich fortwährend auf ihn zuzubewegen.
In diesem Roman geht es nicht um den Islam, sondern um den Extremismus, der viele Erscheinungsformen haben kann, um seine Verführungsmacht und die Folgen. Extremismus entsteht nicht in einem Kopf, sondern unter realen Lebensbedingungen. So ist Kerims Geschichte die eines kleinen, konkreten Lebens inmitten großer Umwälzungen, und sein spirituelles wie auch
seine realen Abenteuer sind nicht so außergewöhnlich, wie sie aus europäischer Sicht scheinen mögen. Viele haben sich wie er auf den Weg gemacht, viele sind auch wie er verstrickt worden, wenn schon nicht immer aus nachvollziehbaren Gründen, so zumindest doch auf eine Weise, welche auch die besten Nachrichtenbilder uns nicht zeigen können.

Iris Hanika: Treffen sich zwei (Droschl, Januar 2008)

Kurzbeschreibung
Man weiß nicht, wann sie es tut, und man weiß nicht, wo es sein wird, aber eines ist gewiss – irgendwann schlägt die Liebe zu: „Was da jetzt geschehen ist, das ist eine Fuge im Leben oder ein Riß durch die Zeit oder ein Bruch in der Welt, was auch immer.“ Hier geschieht es zweien, die schon seit geraumer Zeit allein durchs Leben zu gehen gewohnt sind, und es trifft sie wie aus heiterem Himmel: er hat die wunderbarsten Augen der Welt, und sie ist so schön, dass er glaubt, er habe Halluzinationen. Der Zustand hält natürlich nur wenige Tage an. „Was für ein Blödsinn das alles, dieses Gemache und Getue. Daß man nicht einfach normal sein konnte! Daß das alles immer so kompliziert sein muß.“ Es muss, und sei’s nur zum Nutzen der Literatur und zur Erhöhung des Lesevergnügens. „Treffen sich zwei“ ist ein Liebesroman für Erwachsene und ein Heimatroman aus Berlin-Kreuzberg. Er handelt vom Begehren und von den Ängsten, vom Berufsleben eines Systemberaters und den Zuständen einer begnadeten Hysterikerin. Sexratgeber kommen zum Einsatz, Musik, Songtexte und klassische Stellen über die Liebe, dazu Alkohol und Eigenurin-Therapien. Iris Hanika ist eine liebevolle und unbestechlich genaue Beobachterin des Gefühlshaushalts von uns Zeitgenossen; und ihr Witz, ihre Genauigkeit und sprachliche Eleganz demonstrieren mit leichter Hand, warum dieses älteste Thema der Literatur uns allen so am Herzen liegt.

Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen (Hanser, Februar 2008)

Kurzbeschreibung
Wilbur, gerade mal 1,50 Meter groß, ist wirklich kein Glückskind: Seine irische Mutter stirbt bei der Geburt, sein schwedischer Vater macht sich aus dem Staub, und sein erstes Zuhause ist der Brutkasten. Erst als seine Großeltern ihn nach Irland holen, erfährt er, was Heimat ist. Doch das Glück währt nicht lang: Sein bester Freund kommt in die Erziehungsanstalt, und seine Großmutter Orla stirbt bei einem Unfall. Auch wenn er gern so stark wäre wie Bruce Willis: Er ist und bleibt ein Verlierer. Erst die charmante Aimee bringt ihm etwas anderes bei: Wilbur muss endlich lernen, zu leben – ob er will oder nicht. Rolf Lappert hat einen großen Roman über das Erwachsenwerden eines kleinen, an der Welt verzweifelnden Jungen geschrieben, der durch seine bezwingende Komik mitreißt.

Ingo Schulze: Adam und Evelyn (Berlin Verlag, August 2008)

Kurzbeschreibung
Die Frauen lieben Adam, weil er ihnen Kleider schneidert, die sie schön und begehrenswert machen. Adam liebt schöne Frauen. Wenn sie erst seine Kleider tragen, begehrt er sie alle, und abgesehen davon liebt er Evelyn. Die ertappt ihn eines heißen Augusttages 1989 in flagranti mit einem seiner Geschöpfe. Statt mit Adam fährt Evelyn gemeinsam mit einer Freundin und deren Westcousin nach Ungarn an den Balaton. Adam setzt sich mit seinem alten Wartburg dem roten Passat auf die Spur. Für Evelyn würde er bis ans Ende der Welt fahren – und vielleicht muss er das auch, denn Ungarn will die Grenze gen Westen öffnen. Plötzlich ist die verbotene Frucht greifbar, und alle müssen sich entscheiden. In der Ausnahmesituation jenes Spätsommers 1989, dem Schwebezustand plötzlicher Wahlfreiheit, entdeckt Ingo Schulze die menschliche Urgeschichte von Verbot und Verlockung, Liebe und Erkenntnis und nicht zuletzt der Sehnsucht nach dem Paradies. Doch wo ist das zu finden? In der Verheißung des Westens, der Ungebundenheit eines endlosen Feriensommers am Plattensee oder doch im vertrauten Amtsstubenduft einer frisch geöffneten Brotkapsel und dem eigenen Garten? Im Spiel mit dem biblischen Mythos von Adam und Eva gelingt Ingo Schulze eine grandiose Tragikomödie. Mit seinem ironisch gebrochenen Begriff vom Sündenfall findet er eine Chiffre für den Eintritt in unsere heutige Welt.

Uwe Tellkamp: Der Turm (Suhrkamp, September 2008)

Kurzbeschreibung
Hausmusik, Lektüre, intellektueller Austausch: Das Dresdner Villenviertel, vom real existierenden Sozialismus längst mit Verfallsgrau überzogen, schottet sich ab. Resigniert, aber humorvoll kommentiert man den Niedergang eines Gesellschaftssystems, in dem Bildungsbürger eigentlich nicht vorgesehen sind. Anne und Richard Hoffmann, sie Krankenschwester, er Chirurg, stehen im Konflikt zwischen Anpassung und Aufbegehren: Kann man den Zumutungen des Systems in der Nische, der »süßen Krankheit Gestern« der Dresdner Nostalgie entfliehen wie Richards Cousin Niklas Tietze – oder ist der Zeitpunkt gekommen, die Ausreise zu wählen? Christian, ihr ältester Sohn, der Medizin studieren will, bekommt die Härte des Systems in der NVA zu spüren. Sein Weg scheint als Strafgefangener am Ofen eines Chemiewerks zu enden. Sein Onkel Meno Rohde steht zwischen den Welten: Als Kind der »roten Aristokratie« im Moskauer Exil hat er Zugang zum seltsamen Bezirk »Ostrom«, wo die Nomenklatura residiert, die Lebensläufe der Menschen verwaltet werden und deutsches demokratisches Recht gesprochen wird.
In epischer Sprache, in eingehend-liebevollen wie dramatischen Szenen entwirft Uwe Tellkamp ein monumentales Panorama der untergehenden DDR, in der Angehörige dreier Generationen teils gestaltend, teils ohnmächtig auf den Mahlstrom der Revolution von 1989 zutreiben, der den Turm mit sich reißen wird.

Quelle: Deutscher Buchpreis

Frederic R. Jameson erhält den mit 4,5 Millionen Kronen dotierten Holberg-Preis 2008

Der Literaturtheoretiker Frederic R. Jameson erhält den mit 4,5 Millionen Kronen (555 000 Euro) dotieren Holberg-Preis 2008. Der 74-Jährige habe „herausragende Beiträge zum Verständnis der Beziehung zwischen sozialen Formationen und kulturellen Ausdrucksformen geleistet“, hieß es zur Begründung.

Der Internationale Holberg-Gedenkpreis (norwegisch Holbergprisen) wird von der norwegischen Universität Bergen für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Theologie, Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften verliehen, und ist nach dem norwegisch-dänischen Schriftsteller Ludvig Holberg (1684†“1754) benannt. Er wurde 2004 erstmals vergeben.

Finanziert wird der Preis von einer 2003 gegründeten Stiftung. Zweck ist es, das soziale Bewusstsein für die Bedeutung der Geistes- und Sozialwissenschaften zu steigern und insbesondere das Interesse der jüngeren Menschen an diesem Fachgebiet anzuregen.

Fredric Jameson, geboren 1934 in Cleveland, Ohio, ist ein US-amerikanischer politischer Marxist, Literaturkritiker und -theoretiker. Er ist der William A. Lane Professor an der Duke University.
Jameson studierte in München, Berlin und an der Yale University. Er promovierte über Jean-Paul Sartre bei Erich Auerbach.

Jamesons Neo-Marxismus, mit der Betonung auf soziale und historische Totalität, ist stark beeinflusst von der Immanenten Kritik Hegels, sowie der Arbeit von Georg Lukács, Ernst Bloch, Theodor Adorno, Walter Benjamin, Herbert Marcuse und Sartre in den marxistischen politischen und literarischen Gedanken. Er ist sehr bekannt als ein Theoretiker der Postmoderne, als eine Beschreibung der Bedingungen am Ende des 20. Jahrhunderts, obwohl er keineswegs ein „Post-Moderner†œ ist.

In den 50er-Jahren machte er in den USA den dort bislang unbekannten westlichen undogmatischen Marxismus bekannt und hatte somit Anteil an der Entwicklung der neuen Linken in den Vereinigten Staaten.

Jamesons bekannteste Arbeiten sind „The Political Unconscious†œ, „Postmodernism: The Cultural Logic of Late Capitalism†œ, und „Marxism and Form†œ. Er hat Bücher über Politik, Kultur und Literatur veröffentlicht. Auf Deutsch erschien 2004 von ihm „Mythen der Moderne†œ (engl. A singular modernity).

In deutsche Übersetzung erschienen folgende Werke von Jameson:

Das politische Unbewußte. Literatur als Symbol sozialen Handelns; Reinbek b. Hamb.: Rowohlt 1988
Spätmarxismus. Adorno oder Die Beharrlichkeit der Dialektik; Hamburg: Argument 1991
Lust und Schrecken der unaufhörlichen Verwandlung aller Dinge: Brecht und die Zukunft; Hamburg: Argument 1998
Mythen der Moderne; Berlin: Kadmos 2004 [keine Übersetzung, sondern eine dt. Originalpublikation auf Basis von Vorlesungen an der Universität Essen]

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia, Foto: Flickr

Rick Wright – Keyboarder und Gründungsmitglied von Pink Floyd ist tot

Rick Wright – Keyboarder und Gründungsmitglied von Pink Floyd ist tot.

Richard Wright, besser bekannt als Rick Wright wurde am 28. Juli 1943 in London geboren.  Er war Gründungsmitglied und Keyboarder der Rockband Pink Floyd.

Rick Wright besuchte die elitäre Haberdashers-Schule und entwickelte ein reges Interesse für antike griechische Architektur. So entschloss er sich, nach der Schule Architektur zu studieren. Er schrieb sich am Regent-Street-Polytechnikum ein, wo er seine späteren Bandkollegen Nick Mason und Roger Waters kennenlernte.

Rick Wright brachte sich das Klavierspielen selbst bei. Seine Spielweise war vor allem vom Jazz beeinflusst. Aber auch die klassischen Werke Bachs und Beethovens spielten für ihn eine wichtige Rolle. Seine kompositorischen Ideen waren stark von ungewöhnlichen, farbenreichen und komplexen Harmoniewechseln geprägt, die Einflüsse aus dem modernen Jazz wie aus der Romantik zeigten. Das zeichnet Stücke wie den letzten Teil von Shine On You Crazy Diamond (Part 9), The Great Gig In The Sky, Us And Them, Burning Bridges und Summer ’68 aus.

Im Gegensatz zu David Gilmour war Rick Wright nach eigenen Angaben nie ein Rhythm’n Blues-Fan. Einflüsse aus dieser Stilistik haben folglich auch keine Spuren in seinen Kompositionen hinterlassen.

Seit 1964 spielten Roger Waters, Nick Mason und Rick Wright in verschiedenen Bands zusammen. 1965 schließlich kam Syd Barrett hinzu und man nannte sich künftig The Pink Floyd Sound, später einfach nur noch Pink Floyd.

Wright gehörte bis 1981 zur Band. Bereits bei den Aufnahmen zum Album The Wall wurde er wegen mangelnder eigener Beiträge und wachsender bandinterner Spannungen von Waters zunehmend aus der Gruppe gedrängt. Auf der anschließenden Tournee war er nur noch als Angestellter, nicht mehr als Pink Floyd-Bandmitglied, dabei. Auf dem folgenden Pink Floyd-Album, The Final Cut (1983) fehlte Wright schließlich gänzlich.

Roger Waters verließ die Gruppe nach The Final Cut, woraufhin das Fortbestehen von Pink Floyd lange Zeit fraglich war. 1987 veröffentlichten David Gilmour und Nick Mason jedoch gemeinsam das Pink Floyd-Album A Momentary Lapse of Reason, auf dem Richard Wright wieder als Gastmusiker auftrat. Auf der folgenden Tour wurde er wieder als vollwertiges Bandmitglied geführt. Auf dem 1994 veröffentlichten, nach wie vor letzten Pink Floyd-Studio-Album The Division Bell finden sich die stärksten Einflüsse Wrights seit dem 1975 veröffentlichten Album Wish you were here.

Nach der letzten Pink Floyd-Tour im Jahr 1994 arbeitete Wright an seinem ersten Solo-Album seit seinem 1978 erschienenen Debut Wet Dream. Das gemeinsam mit Anthony Moore (der bereits bei einigen Stücken auf A Momentary Lapse of Reason und The Division Bell die Texte mitverfasst hatte) geschriebene Broken China erschien schließlich 1996. In Interviews zu dieser Zeit erklärte er, dass er gern auf Tour gehen würde und darüber hinaus davon ausgehe, dass auch Pink Floyd alsbald wieder ins Studio gehen würden. Beides bestätigte sich nicht. Auf der 2000er-Tour von Wrights ehemaligem Band-Kollegen Roger Waters trafen sich die beiden erstmals seit fast 20 Jahren wieder, vermittelt durch Keyboarder Jon Carin, der in Waters‘ Band war und zuvor bereits auf den beiden Pink Floyd-Touren ohne Waters 1987 und 1994 mit Gilmour, Wright und Mason zusammen gespielt hatte. Das Treffen war laut Wright jedoch sehr kurz und unpersönlich.

Das erste musikalische Lebenszeichen seit 1996 gab Wright 2002 von sich, als er bei den wenigen Auftritten, die sein Pink Floyd-Kollege David Gilmour in diesem Jahr absolvierte, als Gastmusiker auftrat und den Titel Breakthrough von seinem Solo-Album Broken China darbot. Eine Aufnahme hiervon findet sich auf der 2002 veröffentlichten DVD David Gilmour in Concert.

Im Juli 2005 stand Wright erstmals seit 24 Jahren wieder gemeinsam mit Roger Waters auf der Bühne, als Pink Floyd sich im Rahmen des Londoner Live 8-Konzerts einmalig in der klassischen Besetzung wiedervereinigten.

Im Jahr darauf war er festes Bandmitglied auf David Gilmours Solo-Tournee.
Eine Anfrage von Roger Waters, nach Beendigung der Gilmour-Tournee als Gast in Magny Cours bei einem seiner Konzerte aufzutreten, lehnte Wright mit dem Hinweis ab, dass er selbst Aufnahmeverpflichtungen für sein kommendes Soloalbum habe.

Quelle: Wikipedia