Jürgen-Bansemer-und-Ute-Nyssen-Dramatikerpreis geht an Juli Zeh

Der neu geschaffene Jürgen-Bansemer-und-Uter-Nyssen-Dramatikerpreis wird in diesem Jahr erstmalig an Juli Zeh verliehen. Die Schriftstellerin erhält die Auszeichnung für ihr Theaterstück „Corpus delicti, das im vergangenen Jahr bei der RuhrTriennale uraufgeführt wurde. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis soll alljährlich vergeben werden und zur weiteren Professionalisierung bereits gespielter deutschsprachiger Bühnenautoren sowie zur Förderung fremdsprachiger Dramatiker in deutscher Übersetzung beitragen.

Die Verleihung findet am 08. Mai im Schauspiel Köln statt.

Weltfrauentag 2008 – Investing in Women and Girls

„Die Fantasie der Männer reicht bei Weitem nicht aus, um die Realität Frau zu begreifen.†œ

Anna Magnani (1908†“1973), italienische Schauspielerin

WeltfrauentagDer Internationale Frauentag (International Women’s Day) oder Weltfrauentag wird weltweit von Frauenorganisationen am 8. März begangen. Er entstand im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Dabei ist heute teilweise umstritten, auf welche Traditionen sich der Gedenktag bezieht.

Das Motto der Vereinten Nationen im Jahr 2008 lautet Investing in Women and Girls. Die Herstellung von Chancengleichheit und deren Finanzierung in den einzelnen Ländern soll angestrebt werden. Entsprechend kündigte die Bundesfrauenkonferenz der deutschen Gewerkschaft Verdi Veranstaltungen zum Thema „Frauen verdienen mehr“ an. Unter anderem sollen gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit sowie Mindestlöhne angemahnt werden.

Zur Erklärung des Datums werden je nach Quelle verschiedene Ereignisse herangezogen. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne jedoch ein bestimmtes Datum zu favorisieren. Einige Monate später wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz der erste Frauentag gefeiert. Mit der Wahl des Datums wurde der revolutionäre Charakter des Frauentags hervorgehoben, denn der Vortag, der 18. März, war der Gedenktag für die Gefallenen während der Märzrevolution 1848. Außerdem hatte auch die Pariser Commune 1871 im März begonnen. Weiterlesen

Juror Harald Schmidt entschied sich für Alice Schwarzer als Preisträgerin für Börne-Preis

Ludwig BörneFrankfurter Bürger hatten die Stiftung 1993 gegründet. Seitdem wird der Ludwig-Börne-Preis alljährlich an deutschsprachige Autoren verliehen, die im Bereich des Essays, der Kritik und der Reportage Hervorragendes geleistet haben. Das soll an den Frankfurter Schriftsteller, revolutionären Demokraten und politischen Journalisten Ludwig Börne (1786†“1837) und die erstaunliche Aktualität seines Werkes erinnern.

Über den Preisträger entscheidet ein vom Stiftungsvorstand der Stiftung benannter Preisrichter, ein sogenannter Juror, in alleiniger Verantwortung. Er hält auch die Laudatio für den Preisträger des mit 20.000 Euro dotierten Preises.

Bei der Vergabe des diesjährigen Ludwig-Börne-Preises entschied sich der TV-Moderator Harald Schmidt für Alice Schwarzer. Er würdigte Schwarzer als „personifiziertes Sturmgeschütz der Gleichberechtigung“. Seit über 30 Jahren führe Schwarzer die Emma-Redaktion „als eine Art Vatikan der Frauenbewegung“. Sie tue dies mit Witz und Humor.

Die Auszeichnung wird am 04. Mai in der Frankfurter Paulskirche überreicht.

Juli Zeh klagt gegen biometrischen Reisepass beim Bundesverfassungsgericht

Juli ZehUnter der Überschrift Finger weg, Otto!hat die Zeit einen Artikel über Juli Zehs Klage gegen den biometrischen Reisepass veröffentlicht. Ihr Vorwurf: Der Ex-Bundesinnenminister Otto Schily war befangen.

Für Juli Zeh sei es, abgesehen von den zahlreichen Missbrauchsmöglichkeiten, die der „ePass“ eröffne, schlicht „eine entwürdigende Vorstellung“, ihre Fingerabdrücke abgeben zu müssen wie eine Kriminelle.

Es sei nicht auszuschließen, dass der damalige Innenminister Otto Schily (SPD) bei der Entscheidung für denePasseigenen wirtschaftlichen Interessen gefolgt ist, schreibt die 33-jährige Rechtswissenschaftlerin und Autorin (Schilf, Spieltrieb, Adler und Engel) in ihrer Klage. Schily sitze im Aufsichtsrat der Biometric Systems AG, die im Bereich der Grenzkontrolle durch biometische Erkennung arbeite.

Vom Nutzen Viktorianischer Trauerkleidung von Mary Kingsley

Mary Kingsley folgte bei der Wahl ihrer Expeditionstracht dem Grundsatz:“… man hat nicht das Recht, in Afrika in Sachen herumzulaufen, für die man sich zu Hause schämen würde“. Deshalb trug sie einen bodenlangen, stabil gefütterten Wollrock, ergänzt durch ein steifes, enges und hochgeschlossenes Mieder, so wie es sich eben für viktorianische Trauerkleidung schickte (wegen des Todes Ihrer Eltern).

Leseprobe aus „Die grünen Mauern meiner Flüsse. Aufzeichnungen aus Westafrika.“ © Deutscher Taschenbuchverlag 1992

Während ihrer Wanderung mit ein paar Eingeborenen durch den Busch hatte sie sich angewöhnt, in den Pausen ihrer schnelleren Begleiter, schon ein Stück vorauszugehen:

Mary Kingsley2Gegen fünf Uhr ging ich voraus und traf auf den angekündigten Pfad, auf dem ich weitergehen sollte. Er war nicht leicht zu erkennen, aber wenn man aufpaßte, konnte man ihm folgen. Dann brach er ab, führte aber jenseits eines Gebüschs wieder ziemlich deutlich weiter. Ich nahm eine Abkürzung und lag im nächsten Moment zwischen etlichen scharfen Stacheln ungefähr fünfzehn Fuß unter der Erdoberfläche auf dem Grund einer Großwildfalle. Das sind die Augenblicke, wo die Segnungen eines guten, festen Rocks so richtig zur Geltung kommen. Hätte ich mich an die Ratschläge vieler Leute in England gehalten und mich für männliche Kleidung entschieden, wäre ich jetzt bis auf die Knochen durchbohrt gewesen. Das Ende also. So aber saß ich, abgesehen von einer Menge Schrammen, dank der Stoffülle meines Rocks vergleichsweise gemütlich auf neun Ebenholzstacheln von gut 12 Inches Länge und rief frohgemut um Hilfe. Als erster kam der Duke [einer ihrer Begleiter, sie beschreibt ihn als Mann“mit den Manieren eines Herzogs und den Angewohnheiten eines Abfalleimers“]
und schaute über den Rand der Grube. „Hol eine Liane und zieh mich raus“, sagte ich. Er knurrte und setzte sich auf einen Balken. Der Passagier kam als nächster. ‚Tot?“ fragte er. „Nicht sehr“, klärte ich ihn auf. „Hol eine Liane und zieh mich raus“. „Kann nicht“, sagte er und setzte sich auf einen Balken. Schließlich kamen Kiva und Wiki. Wiki ging los, um diejenige Liane auszuwählen, mit der als einziger eine englische Lady herausgezogen werden darf: Sie war genau auf meinen Teint, mein Alter, meine Größe und diese besondere Grube abgestimmt. Von der Zeit zu schließen, die er dafür brauchte, schienen derartige Exemplare hier rar zu sein.“
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