KrimiZEIT-Bestenliste August 2013

NeuPlatz 1 : Zügellos von Dominique Manotti

ZügellosKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 17. Juni 2013 im Argument Verlag (286 Seiten, 18,00 €)
Als auf der Rennbahn von Longchamp eine Informantin des Drogendezernats ermordet wird, verschlägt es Commissaire Daquin und seine Fahnder ins Pferdemilieu. Schnell wird klar, dass die Verquickung von Reitsport und Drogen weit über den notorischen Kokainkonsum der Jockeys hinausgeht. Atemlos, erotisch und blutig: Manotti zeigt den gemeinsamen Nenner von internationalem Drogenhandel und Immobilienspekulation.Drei einstige Jungrevolutionäre haben es nach Paris geschafft und Karriere gemacht. Agathe Renouard und ihr Protégé Nicolas Berger leiten die PR-Abteilung eines Versicherungskonzerns. Christian Deluc ist Berater im Élysée. 1989 kommen sie sich überraschend in die Quere: Die Mitterrand-Ära versöhnt die politische Linke mit der kapitalistischen Profitrationalität, die Korruption boomt. Und die erwartete Öffnung des Eisernen Vorhangs weckt die Gier auf neue Märkte und schnelle Gewinne.
Für Commissaire Daquin vom Pariser Drogendezernat überschlagen sich die Ereignisse: Rennpferde sterben auf mysteriöse Weise, auf Pariser Partys tauchen sagenhafte Mengen Koks auf. Als beim Pferderennen eine Informantin ermordet wird, ermitteln Daquin und sein Team im Reitermilieu. Dann stirbt der smarte Nicolas Berger bei einer Autoexplosion.

Platz 2 : Leichendieb von Patricia Melo

LeichendiebKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 23. April 2013 im Verlag Tropen Bei Klett-Cotta
Alles beginnt mit einer Ohrfeige vom Chef.
Als die Geschlagene sich jedoch deswegen umbringt, wirft der Vorstand einer Telefonmarketingfirma alles hin. Doch sein neues Leben reißt ihn in einen Strudel der Kriminalität im Drogensumpf Brasiliens.
Der neue Roman von Patrícia Melo: schonungslos und abgebrüht. Ein Päckchen Kokain liegt neben der Leiche eines jungen Mannes. Der Finder beschließt, es zu verkaufen, und verstrickt sich damit in eine Welt aus Betrug und Erpressung. Um zu überleben, muss er bald schon eine Menge Geld auftreiben. Mit einem perfiden Plan macht er sich an die schwerreichen Eltern der Leiche heran. Patricia Melos „Leichendieb“ ist ein spannender Thriller, der den Leser die moralischen Bedenken eines Mannes nachempfinden lässt, dessen kriminelle Handlungen sich wie eine Lawine steigern. Patrícia Melo bietet nicht nur ein bestechend genaues Porträt der Rauschgift-Mafia in Lateinamerika, sondern auch den Beweis, dass es manchmal nur eines winzigen Auslösers bedarf, um das Leben eines Menschen aus der Bahn zu werfen: In jedem steckt der Keim für das Böse.

Platz 3 : Osama von Lavie Tidhar

OsamaKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 20. Mai 2013 bei Rogner & Bernhard
Gewinner World Fantasy Award 2012 In einer Welt, in der Terrorismus nur in der Fantasie existiert, sucht ein Mann nach dem Schöpfer von Osama bin Laden. Joe ist ein Detektiv, wie er in vielen Büchern steht: wortkarg, hart im Nehmen, mit einer Vorliebe für Whiskey und einer Schwäche für schöne Frauen. Als eine solche ihn beauftragt, den Autor der Groschenromanserie Osama bin Laden aufzuspüren, beginnt ein ebenso gefährlicher wie undurchschaubarer Fall. Auf der Suche reist Joe um die Welt, ermittelt im Pariser Halbweltmilieu, in Londoner Privatclubs und Opiumhöhlen und auf einer Osama-Fan-Convention in New York. Auf seinen Fersen: die brutalen Agenten einer unbekannten Behörde. Wer Joe hilft, stirbt. Die Hure in Paris, die sich vor seinen Augen auflöst, der Privatdetektiv in London, der erschossen wird. Doch je näher Joe dem Autor kommt, desto größer wird das Rätsel um ihn, und Fragen drängen sich auf, die Joe lieber nicht stellen würde: Ist wirklich alles in den Osama-Romanen nur Fiktion? Und: Ist er selbst der, der er zu sein glaubt? Mit Osama hat Lavie Tidhar einen Thriller über Terrorismus und Selbstbetrug geschrieben, der dem Leser langsam aber sicher den Boden unter den Füßen entzieht.

Platz 4 : Gun Machine von Warren Ellis

Gun MachineKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 13. Mai 2013 im Heyne Verlag
100 Opfer. 100 Waffen. 1 Killer.
Detective Tallow hat einen richtig miesen Tag: Erst muss er mitansehen, wie sein Partner von einem Irren niedergeschossen wird, dann entdeckt er zufällig ein verrammeltes Apartment, das bis zur Decke mit Waffen vollgestopft ist. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass jede einzelne davon einen Menschen getötet hat †“ und keiner dieser Morde wurde je aufgeklärt. Hunderte Fälle, die bereits bei den Akten lagen, müssen somit neu aufgerollt werden. Tallow soll sich der Sache annehmen. Doch der geheimnisvolle Killer ist nach wie vor aktiv …

NeuPlatz 5 : Der katholische Bulle von Adrian McKinty

Der katholische BulleKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 17. Juni 2013 im Suhrkamp Verlag (384 Seiten, 19,95 €)
Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Detective Sergeant Sean Duffy ist neu in der Stadt, und gleich bei seinem ersten Fall †“ der Suche nach einem Serienkiller †“ muss er sich ins Zentrum des Terrors begeben. Sean Duffy ist wahrscheinlich der einzige katholische Bulle in ganz Nordirland, denn es ist 1981, und »katholisch sein« steht vor allem für eins: IRA. Die Paramilitärs haben der Polizei den Krieg erklärt, nehmen sie, wo es nur geht, unter Beschuss, jagen Polizeiautos in die Luft. Ihnen gilt Duffy als Verräter. Doch auch unter den Kollegen in Carrickfergus, einem Vorort von Belfast, wohin er nach seiner Beförderung gerade erst versetzt wurde, muss sich der junge Polizist sein Ansehen erkämpfen. Entlang der Frontlinien ermittelt Duffy in zwei Mordfällen, hinter denen ein Serienkiller zu stecken scheint. Eines der Opfer stand in Verbindung mit den höchsten IRA-Kreisen, wo Duffy auf eine Mauer des Schweigens trifft, da jeder, der den Mund aufmacht, mit dem Schlimmsten rechnen muss …

NeuPlatz 6 : Vermisst: Avi Avraham ermittelt von Dror Mishani

VermisstKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 29. Juli 2013 im Zsolnay Verlag (352 Seiten, 17,90 €)
Cholon, nahe Tel Aviv: Ein 16-jähriger Junge ist spurlos verschwunden. Inspektor Avi Avraham glaubt zunächst nicht an ein Verbrechen, doch von Ofer fehlt jede Spur, und daran ändert sich auch in den folgenden Tagen nichts. Außer einem aufdringlichen Lehrer, der im gleichen Haus wie Ofer wohnt und ihm einst Nachhilfestunden gegeben hat, scheint niemand etwas zu wissen. Doch dann kommen plötzlich Briefe, Briefe des vermissten Jungen. Ein fesselnder und höchst beunruhigender Kriminalroman aus Israel, der eine zutiefst verstörende Normalität schildert.

NeuPlatz 7 : Bußestunde von Arne Dahl

BußestundeKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 14. Mai 2013 aus der Reihe: A-Team (Buch 10) im Piper Verlag
Der zehnte Fall für die legendäre Stockholmer A-Gruppe: Ein verschwundener Geheimdienstchef und eine Serie sadistischer Morde an jungen Frauen – Arne Dahl lässt Böses mit Bösem vergelten und beschert seinen Lesern das überraschende Finale seiner vielfach preisgekrönten Serie. Spätsommer in Stockholm, Sonntagnachmittag zwischen drei und vier: In dieser scheinbar friedvollen Zeit geschieht ein buchstäblich unsichtbares Verbrechen. Der schiere Zufall macht Lena Lindberg, ein Mitglied der A-Gruppe, zur ahnungslosen Zeugin. Während ihr Vorgesetzter Paul Hjelm den undankbaren Auftrag erhält, den verschwundenen Geheimdienstchef zu finden, stößt die A-Gruppe auf eine Serie sadistischer Morde an jungen Frauen. Doch nicht allein die Tatsache, dass auch Hjelms Tochter Tora ins Visier des Täters gerät, ist der Grund für die außergewöhnlichen Mittel, zu denen die A-Gruppe greift …

Platz 8 : Das Fest der Schlangen von Stephen Dobyns

Das Fest der SchlangenKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 28. Mai 2013 im C. Bertelsmann Verlag
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in der kleinen Stadt Brewster in Rhode Island: Auf der Säuglingsstation ist ein Baby verschwunden, und im Bettchen liegt eine Schlange. Dann wird ein Toter gefunden, ermordet und grausam skalpiert. Und wo kommen die Kojoten her, die nachts durch die Stadt streifen? Haben die seltsamen Hippies etwas damit zu tun? Betreiben sie einen Hexen- und Satanskult? Als auch noch eine Katze erhängt aufgefunden wird, gerät ganz Brewster in Panik.
Stephen Dobyns hat einen scharfen Blick für die Komplexität der menschlichen Natur und schafft es meisterhaft , das Bild einer verschlafenen Kleinstadt und ihrer Bewohner zu zeichnen. Er zeigt, dass der Schein oft trügt. Das Böse ist nichts Fremdes, es wohnt gleich nebenan.

NeuPlatz 9 : Empty Mile von Matthew Stokoe

Empty MileKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 1. April 2013 im Arche Verlag (464 Seiten, 24,95€)
Ein Roman wie die frühen Filme von David Lynch: Das beschauliche Oakridge im Norden Kaliforniens scheint eine Kleinstadt wie tausend andere zu sein. Doch hinter den gepflegten Hausfassaden lauert ein Abgrund aus Eifersucht, Verkommenheit und Gewalt. Acht Jahre hat Johnny Richardson versucht, den Schatten seiner Vergangenheit zu entkommen. Als er die Vergeblichkeit seiner Flucht einsieht, kehrt er in seinen Heimatort Oakridge im Vorgebirge der Sierra Nevada zurück. Hier hat Johnny seinen besten Freund mit einer Frau betrogen; hier ist seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen; und hier hätte er um ein Haar seinen kleinen Bruder ertrinken lassen, der seitdem geistig behindert ist. Jetzt ist Johnny zurück. Mehr schlecht als recht versucht er, in Oakridge Fuß zu fassen. Dann kauft sein Vater ein abgelegenes Grundstück am Fluss, das in der Gegend nur »Empty Mile« genannt wird. Er überschreibt es Johnny und verbietet ihm, es jemals zu verkaufen, komme, was wolle. Kurz darauf verschwindet der Vater spurlos. Während Johnny das Geheimnis von Empty Mile zu ergründen sucht, erwachen in Oakridge dunkle Kräfte: Eifersucht, Gier und Mordlust führen zu einem Reigen der Gewalt, bei dem sich die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele öffnen.

NeuPlatz 10 : Die Toten, die niemand vermisst von Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt

Die Toten, die niemand vermisstKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 1. Juli 2013 bei rororo (592 Seiten, 14,99€)
Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe. Ganz nah am Abgrund. Beruflich und privat. In den Bergen von Jämtland stürzt eine Wanderin ab. Sie überlebt. Jemand anderes hatte dafür weniger Glück: Aus der Erde vor ihr ragen die Knochen einer Hand. Die Polizei vor Ort birgt sechs Leichen, darunter die zweier Kinder. Alle per Kopfschuss getötet. Stockholm wird um Verstärkung gebeten, und Kommissar Höglund reist mit großem Tross in die Provinz. Doch die Ermittlungen stehen unter keinem guten Stern. Den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman plagen private Probleme, Spannungen belasten das ganze Team. Und auch der Fall entpuppt sich als kompliziert. Die Identität der Toten gibt Rätsel auf, niemand vermisst sie. Als Höglund und Bergman endlich auf eine brauchbare Spur stoßen, schaltet sich der schwedische Geheimdienst ein …
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Die KrimiZEIT-Bestenliste wird in der Kooperation Die ZEIT, und NordwestRadio von Tobias Gohlis als verantwortlichen Sprecher monatlich erstellt. Der Jury kommt es auf Qualität an. Monatlich wählen 18 auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie besonders viele Leser wünschen.

Die hier zu den einzelnen Büchern eingefügten Kurzbeschreibungen stammen von den Verlagen und geben nicht die Meinung der Jury wieder.

Quelle: ZEIT Online

Oktober 2013: Leichendieb von Patrícia Melo

LeichendiebIm Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse und dem diesjährigen Gastland Brasilien haben wir uns im Lesekreis entschlossen, am 26. Oktober 2013 den Roman „Leichendieb“ der brasilianischen Schriftstellerin Patrícia Melo zu besprechen. Wir treffen uns um 21 Uhr bei Gerlinde und Rainer.

Patrícia Melo wurde 1962 in São Paulo geboren. 1994 veröffentlichte sie ihren ersten Kriminalroman, seit 1998 schreibt sie auch Hörspiele und Drehbücher für Film und Fernsehen. Ihre Romane, von denen mehrere ins Deutsche übersetzt wurden, sind sozialkritische Geschichten über Kriminalität und Gewalt im großstädtischen Brasilien.
1998 wurde Melo mit dem Deutschen Krimipreis für „O Matador“ ausgezeichnet, für „Inferno„, ihrem vierten Roman, erhielt sie im Jahr 2001 den Prêmio Jabuti de Literatura, den bedeutendsten brasilianischen Literaturpreis. Die Times kürte Patrícia Melo zur „führenden Schriftstellerin des Millenniums“ in Lateinamerika.
Seit 2012 ist Patrícia Melo mit dem Dirigenten John Neschling verheiratet. Sie lebt in der Schweiz.
Die Jury der KrimiZeit-Bestenliste wählte Melos aktuellen Roman Leichendieb“ im Juli 2013 auf den ersten Platz.

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 23. April 2013 im Verlag Tropen Bei Klett-Cotta (201 Seiten, 18,95 €)
Wie ich zum Verbrecher wurde
Alles beginnt mit einer Ohrfeige vom Chef.
Als die Geschlagene sich jedoch deswegen umbringt, wirft der Vorstand einer Telefonmarketingfirma alles hin. Doch sein neues Leben reißt ihn in einen Strudel der Kriminalität im Drogensumpf Brasiliens.
Der neue Roman von Patrícia Melo: schonungslos und abgebrüht. Ein Päckchen Kokain liegt neben der Leiche eines jungen Mannes. Der Finder beschließt, es zu verkaufen, und verstrickt sich damit in eine Welt aus Betrug und Erpressung. Um zu überleben, muss er bald schon eine Menge Geld auftreiben. Mit einem perfiden Plan macht er sich an die schwerreichen Eltern der Leiche heran.
Patricia Melos „Leichendieb“ ist ein spannender Thriller, der den Leser die moralischen Bedenken eines Mannes nachempfinden lässt, dessen kriminelle Handlungen sich wie eine Lawine steigern. Patrícia Melo bietet nicht nur ein bestechend genaues Porträt der Rauschgift-Mafia in Lateinamerika, sondern auch den Beweis, dass es manchmal nur eines winzigen Auslösers bedarf, um das Leben eines Menschen aus der Bahn zu werfen: In jedem steckt der Keim für das Böse.

Stolen Mortality von Jennifer Benkau [Rezension]

Stolen MortalityIn dem kleinen schottischen Ort Glen Mertha leben die Brüder Junias und Jamian Bryonts als Wächter. Durch einen folgenschweren Fehler Junias wird Jamian, der die Schuld aus Liebe zu seinem Bruder auf sich nimmt, vom Kienshi-Senat gezwungen seine Sterblichkeit aufzugeben. Und wäre diese Strafe nicht schon hart genug, taucht zur gleichen Zeit die Vampirin Laine mit einem sehr speziellen Auftrag ihres Erschaffers Jonathan auf.

Zwischen Laine und Jamian baut sich nach ihrer ersten spektakulären Begegnung eine seltsame Vertrautheit auf, die beide um Kopf und Kragen bringen kann. Nicht nur, dass sie aus zwei sehr gegensätzlichen Welten stammen, über ihnen schwebt zusätzlich die dunkle Wolke einer rätselhaften Prophezeiung, die unabwendbar scheint.

Die Kienshi sind Wächter der besonderen Art. Sie sorgen dafür, dass die Vampire in Schach gehalten werden und nicht über die Stränge schlagen. Um ihnen überlegen zu sein, sind sie mit besonderen Kräften ausgestattet. Die üblichen Probleme Heranwachsender bleiben auch den Brüdern, die vor ihrer Zeit gezwungen wurden erwachsen zu werden, nicht erspart. Besonders da Junias seine wahre Bestimmung und seine Fähigkeiten vor den Menschen, insbesondere seinen Mitschülern, die in ihm ein vermeintliches Opfer ihrer Gemeinheiten sehen, verbergen muss. Nur die sympathische Amy lässt sich nicht beirren und freundet sich mit ihm an. Auch als sie die Wahrheit über Junias erfährt, hält sie fest zu ihm.

Doch in der Welt der Kienshi ist nicht alles so rosig wie es auf den ersten Blick scheint. Sie sind zwar schnell und stark, müssen aber um zu überleben die Lebenskraft der Menschen und Vampire anzapfen. Und es scheint so, als spiele jemand im Kienshi-Senat ein falsches Spiel, das das Leben der Brüder für immer verändern könnte.

Laine gehört zu einer Gruppe Vampire, die sich keiner Regel unterwirft und den Senat der Kienshi mit ihren Gesetzen nicht anerkennt. Sie lebt frei nach ihrem Gusto. Doch ihr Auftrag, der sie nach Schottland führt, wirft für sie einige Fragen auf. Besonders nachdem sie Jamian kennengelernt hat und sie sich langsam an ihr menschliches Dasein, das nach ihrer Verwandlung sehr lange im Dunkeln gelegen hat, zu erinnern beginnt.

Jennifer Benkau entführt den Leser in dieser eindrucksvollen Geschichte in die wunderschöne Landschaft Schottlands. Mit ihrem unvergleichlichen Schreibstil lässt sie diesen herrlichen Flecken Erde bildlich vor den Augen der Leser entstehen. Die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Laine und Jamian ist wunderschön von ihr in Szene gesetzt, alle Akteure in diesem mit einigen dramatischen Elementen durchzogenen Roman sind sehr gut ausgearbeitet.

Dieser Roman braucht keine rasante Aktion um den Leser zu fesseln, er besticht durch einprägsame emotionale Worte, eine langsam aufbauende Spannung und einigen verblüffenden Wendungen. Obwohl mir als Romantikerin ein anders Ende lieber gewesen wäre, muss ich nach einigen Überlegungen zugeben, dass dieser Ausklang eigentlich wunderbar zu der leicht melancholischen und mystischen Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht, passt. Natürlich geht es auch manchmal ziemlich blutig und brutal zur Sache, wie es eben in einem Vampirroman üblich ist.

Trotzdem bleibt in mir ein Gefühl der Unzufriedenheit zurück – im positiven Sinn. Denkbar ist nämlich, dass die Autorin den Leser nur an einem kleinen, wenn auch ziemlich prägnanten Abschnitt im Leben der Brüder Jamian und Junias Bryonts, hat teilnehmen lassen. Vielleicht ist dieses Buch ja der Auftakt zu einer Fortsetzung – einem 2. Band? Denn diese interessante Geschichte bietet noch so viel Potenzial, viele Fragen sind ungeklärt. Ich wäre auf jeden Fall an einer Fortsetzung sehr interessiert. 😉

Der Lesekreis bedankt ganz herzlich bei Angie für diese schöne Buchbesprechung und beim Sieben Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 28. Juni 2013 im Sieben Verlag (360 Seiten)
Jamian Bryonts steht mit dem Rücken zur Wand. Um seinen jüngeren Bruder zu schützen, nimmt er die Schuld für einen Fehler auf sich, den er nicht begangen hat, und unterwirft sich einem ewigen Fluch: Mittels eines Giftes raubt der Senat der Vampirjäger ihm die Sterblichkeit. Doch warum gerade diese diabolische Strafe für ihn gewählt wurde, stellt Jamian vor ein Rätsel. Und was hat es mit der Vampirfrau Laine auf sich, die zeitgleich in seinem schottischen Dorf auftaucht und über Gesetze nur lacht? Klar ist nur eins- sie ist die Letzte, der Jamian vertrauen darf. Denn Laine hat einen tödlichen Auftrag.

Über die Autorin
Jennifer Benkau ist Jahrgang 1980, was ihr selten jemand abkauft. Sie lebt mit Ehemann und ein paar Kindern, Hunden, Katzen, lauter Musik und vielen hundert Büchern in einem chaotischen Haus im Rheinland, wo sie so einige der peinlichsten Schriftsteller-Klischees erfüllt. Zu ihren Veröffentlichungen gehören die Nybbas-Trilogie und Phoenixfluch im Sieben Verlag sowie die Dark-Canopy-Dilogie und Himmelsfern bei script5. Jennifer Benkau ist die Preisträgerin des DeLiA 2013 für den besten Liebesroman 2012.

Unter „Jennifer Benkau“ finden sich alle Neuigkeiten der Autorin auf Facebook.

 

August 2013: In den Häusern der Barbaren von Héctor Tobar

Am 31. August 2013 besprechen wir in unserem Lesekreis den Roman „In den Häusern der Barbaren“ von Héctor Tobar. Wir treffen uns um 21 Uhr bei Hanne. Sollte es regnen, bei Christian und Heike.

Hector TobarDer 50-jährige US-amerikanischer Romancier und Journalist Héctor Tobar beleuchtet in seinen Arbeiten das Verhältnis zwischen Lateinamerika und den Vereinigten Staaten. Tobar ist der Sohn von Einwanderern aus Guatemala. Er studierte an der University of California, Santa Cruz und absolvierte das MFA-Programm in Kreativem Schreiben der University of California. Nachdem er die Büros der Los Angeles Times in Mexico-Stadt und in Buenos Aires geleitet hat, schreibt er nun wöchentliche Kolumnen für die Zeitung. Für ihre Berichte über die Unruhen in Los Angeles 1992 erhielt das Team der LA Times mit Héctor Tobar den Pulitzer-Preis im Jahr 2005. Die Zeitschrift Hispanic Business zählte Tobar 2006 zu den 100 einflussreichsten Hispanics in den Vereinigten Staaten. Die amerikanischen Literaturkritiker vergleichen Héctor Tobar mit Charles Dickens und Tom Wolfe. „In den Häusern der Barbaren“ (Originaltitel: The Barbarian Nurseries) ist sein Debütroman. Er erschien im Jahr 2011 in den USA.

In den Häusern der BarbarenKurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 10. September 2012 im Piper Verlag (496 Seiten)
Der rasante Gesellschaftsroman hat es in sich: Als das wohlhabende Paar Thompson nach einem heftigen Ehestreit plötzlich verschwindet und die Kinder allein zurücklässt, sieht sich das Hausmädchen gezwungen, auf eigene Faust Hilfe zu suchen …

Der Blick aus dem Garten geht direkt auf den majestätischen Pazifik. Die Familie Thompson kommt gut zurecht. Nein, angebrachter wäre wohl zusagen: Sie kamen gut zurecht. Inzwischen hat auch sie die Krise erreicht, zwei ihrer Hausangestellten sind bereits entlassen. Einzig Aracelli Ramirezist noch übrig. Und deshalb trifft es Aracelli, als nach einem schrecklichen Streit zwischen Señor Scott und Señora Maureen plötzlich niemand mehr fürdie Kinder da ist. Das Ehepaar ist spurlos verschwunden, und so greift dietatkräftige und fantasiebegabte Aracelli zum letzten Mittel †“ sie steigt mitden beiden Jungen in den Bus, um mit ihnen und einer bestenfalls vagen Ahnung nach dem Großvater zu suchen, den sie in einem der schlechteren Viertel von Los Angeles vermutet. Was sie den Jungen als Abenteuer verkaufenwill, setzt eine tragische Kette von Ereignissen in Gang …

Quelle Foto: Wikipedia/Lizenz 3.0 – © 2011 Larry D. Moore

Vom Tod und von der Liebe: 13. LiteraturBrunch der Münchner BücherFrauen am 15.09.2013

Vom Tod und von der LiebeUnter dem Motto „Vom Tod und von der Liebe“ veranstalten die Münchner BücherFrauen am 15. September 2013 ihren diesjährigen LiteraturBrunch.

Die drei Autorinnen Linda Benedikt, Barbara Bronnen und Daniela Krien lesen aus ihren aktuellen Romanen und diskutieren im Anschluss mit der Moderatorin Olga Mannheimer.

Eine kurze Geschichte vom SterbenLinda Benedikts Prosadebüt „Eine kurze Geschichte vom Sterben“ ist ein ergreifender Monolog über das Abschiednehmen und eine schmerzhafte Liebeserklärung zugleich. Eine Tochter begleitet ihre Mutter beim Sterben. Was beiden bleibt, ist eine letzte kurze Woche. Es geschieht kaum etwas in diesen sieben Tagen, quälend langsam und eintönig vergeht die Zeit und doch verändert sich alles.

Liebe bis in den TodWar es wirklich Liebe bis in den Tod, als der 80jährige Emanuel Forster an jenem strahlenden Herbsttag seine schwerkranke Frau erschoß? War es Mitleid? Oder gar Selbstmitleid? Und warum wählte er selbst nicht auch den Freitod, wie er es seiner Frau versprochen hatte? War es Totschlag oder Tötung auf Verlangen? Mit diesen diffizilen Fragen und welch zunehmende Bedeutung der Freitod und die Beihilfe dazu in unserer älter werdenden Gesellschaft hat geht es in Barbara Bronnes Roman „Liebe bis in den Tod„. Ein Buch, das sich nicht scheut, Fragen zu stellen, und nachdenklich stimmt.

Irgendwann werden wir uns alles erzählenIn ihrem literarischen Debüt „Irgendwann werden wir uns wiedersehen“ schildert Daniela Krien eine Liebesgeschichte von archaischer Wucht, die Zeitgeschehen und Existentielles auf zwingende Weise miteinander verschränkt. Eine allgegenwärtige Sinnlichkeit beherrscht diesen intensiven Text, der eine ländliche, ebenso schöne wie düstere Welt entstehen lässt und einen Sog entwickelt, der bis zum dramatischen Ende alles mit sich reißt.

Ort: Stragula, Westend
Bergmannstr. 66, München

Datum: 15. September 2013, 12:00 Uhr
Einlass zum Brunch ab 10:30 Uhr
Eintritt: 9 Euro / für BücherFrauen 7 Euro